Schutz für Gartenschläfer
Laufzeit: 2013 bis 2014
Tagsüber wird man sie nur sehr selten sehen. Denn Gartenschläfer (Eliomys quercinus) sind die meiste Zeit nachtaktiv. Tagsüber schlafen sie oft in Baumhöhlen alter Bäume, die sie auch für die Aufzucht ihrer Jungen nutzen. Anders als ihr deutscher Name vermuten lässt, leben Gartenschläfer überwiegend in Laub- und Nadelwäldern mit einer vielfältigen Bodenvegetation mit Moosen, Beerensträuchern und felsigen Strukturen.
Durch die nachtaktive Lebensweise des Gartenschläfers ist über seine Verbreitung in Oberfranken relativ wenig bekannt.
Foto: Sven Büchner
Seit den 1970er-Jahren hat sich das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Europa halbiert und ist auf wenige isolierte Bereiche zusammengeschrumpft. Da die Bundesrepublik im Kern des verbliebenen Verbreitungsgebietes liegt, hat Deutschland eine besondere Verantwortung, um den bedrohten Gartenschläfer zu schützen. In den oberfränkischen Naturparken Fichtelgebirge und Frankenwald befinden sich wichtige Vorkommen.
Um genaue Aussagen über die Population im nordostbayerischen Raum treffen zu können, werden Bestandserhebungen und Lebensraumanalysen durchgeführt.
Nistkästen, Fotofallen und Klebestreifen bringen neue Erkenntnisse
Zum Nachweis von Gartenschläfern haben sich spezielle Nistkästen bewährt. Während der Projektlaufzeit wurden insgesamt 50 Nistkästen ausgebracht, davon 20 im Frankenwald bei Nordhalben und Tettau und 30 in den Gipfelzonen des hohen Fichtelgebirges.
Erwischt! In einem Nistkasten konnte ein Gartenschläfer entdeckt werden.
Foto: Hannes Küspert
Zusätzlich wurden einfache Erfassungsröhren angebracht. In diese sind Öffnungen an der Längsseite geschnitten und mit einem Klebeband verdeckt, die neugierigen Tiere streifen dann vorbei und lassen einzelne Haare zurück. Durch mikroskopische Untersuchung der Haare können die Gartenschläfer eindeutig identifiziert werden und ein Vorkommen im Gebiet belegt werden.
Auch nach Abschluss des Biodiversitätsprojektes im Jahr 2014 konnten mit Gemeinwohlleistungen, Ausgleichs- und Ersatzgeldern, aus Mitteln des bayerischen Landschaftspflege- und Naturparkprogramms sowie aus Spenden der Hoppe-Naturschutzstiftung Ahrensburg bis heute weitere 70 Nistkästen in den Blockhalden, Felsbereichen und Steinbruchrändern von Schnee- und Kornberg, Platte und der Kösseine aufgehängt werden. Die Betreuung vor Ort übernahm der Naturpark-Gebietsbetreuer Eckardt Kasch. Die Arbeiten zeigen, dass es noch geeignete Lebensräume für die Gartenschläfer gibt: 90 Prozent aller Nistkästen, die im Bereich von Blockschutthalden oder Steinbruchrändern montiert wurden, werden nach ein bis zwei Jahren von der seltenen Bilchart als Sommerquartier bezogen. Die Kästen bieten somit geschützte Reproduktionsstätten für die kleinen Säuger und erlauben überdies eine Bestandserfassung und -kontrolle.
Wichtige Erkenntnisse brachten auch die Haarproben aus den Erfassungsröhrchen. Sie wurden von Lisa Reiprich im Rahmen einer Bachelorarbeit und Fritz Brockhaus im Rahmen einer Masterarbeit unter Aufsicht von Frau Prof. Dr. Heike Feldhaar am Lehrstuhl für Tierökologie II der Universität Bayreuth genetischen Analysen unterzogen. Demnach gibt es große Unterschiede zwischen den Bilchen, die auf dem Schneeberg respektive auf der Platte vorkommen – obwohl diese beiden Gipfel nur fünf Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind. Anhand dieser neuen Kenntnisse über die Verbreitung und den Lebensraumanspruch des Gartenschläfers werden nun Konzepte entwickelt, um die beiden Populationen durch Brücken stärker zu verbinden und ihrer genetischen Isolation entgegenzuwirken.
Blockhalden gehören zu den typischen Lebensräumen des Gartenschläfers (Eliomys quercinus).
Foto: Gudrun Frohmader-Heubeck
Flyer, Poster und Vorträge informieren die Öffentlichkeit über die eher unbekannte Tierart.
Initiator/Träger:
Regierung von Oberfranken
Werkvertragsnehmer:
Gudrun Frohmader-Heubeck, Ronald Ledermüller
Kooperationspartner
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Bayerische Staatsforsten mit den Forstbetrieben Fichtelberg, Selb, Waldsassen, Nordhalben und Rothenkirchen
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Ehrenamtliche Helfer
Fichtelgebirge und Frankenwald mit ihren Gebietsbetreuern
Landschaftspflegeverbände im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, Weidenberg und Umgebung, Landkreis und Stadt Hof und Frankenwald Landkreis Kronach
Universität Bayreuth
Untere Naturschutzbehörden im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, Kulmbach, Kronach, Hof und Bayreuth
Landkreise:
Wunsiedel, Bayreuth, Kulmbach, Kronach, Hof
Ansprechpartner:
Gerhard Bergner
Regierung von Oberfranken
Weitergehende Informationen
Interne Links
Externe Links
Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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