Schutz des Feldhamsters in Franken
Laufzeit: ab 2002
In Unterfranken und angrenzenden Bereichen des nordwestlichen Mittelfrankens liegt das einzig verbliebene Verbreitungsgebiet des Feldhamsters in Bayern.
Einst Schädling – heute vom Aussterben bedroht
Ursprünglich ist der Feldhamster (Cricetus cricetus) ein Steppenbewohner, der in Mitteleuropa in weitläufigen Ackerlandschaften mit tiefgründigen Löß- und Lößlehmböden häufig war. Inzwischen ist der Feldhamster in Bayern vom Aussterben bedroht, der Erhaltungszustand in der kontinentalen biogeografischen Region ungünstig mit negativem Trend. Im Süden von Würzburg ist aktuell ein starker Einbruch der Bestände zu beobachten. So findet man Feldhamster lediglich noch in den fränkischen Gäulagen von Schweinfurt bis Uffenheim sowie am Main von Miltenberg bis Aschaffenburg. In Schwaben und Oberfranken ist die Art bereits ausgestorben.
Die Besiedlungsdichten sind innerhalb der vergangenen Jahrzehnte überall stark zurückgegangen. Vor 50 Jahren wurde die Verfolgung des damals in der Landwirtschaft als Schädling gefürchteten Feldhamsters noch mit Prämien belohnt. Das ist längst Vergangenheit: Die immer intensivere Landnutzung, die schwindende Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft sowie die Zerschneidung und der Verlust seiner Lebensräume durch Bauprojekte haben den einstigen „Schädling“ zur vom Aussterben bedrohten Art avancieren lassen. Dem Feldhamster droht, auch seine letzten Rückzugsgebiete in der deutschen Agrarlandschaft zu verlieren.
Intensive Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr – Bedrohung für Feldhamster
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landwirtschaft stark verändert und die frühere kleinteilig strukturierte Kulturlandschaft ist vielerorts einer monotonen, immer artenärmer werdenden Agrarsteppe gewichen. Immer frühere Erntetermine und immer schnellerer Umbruch der Felder nach der Ernte verkürzen die Zeitspanne, in der der Feldhamster Nahrung auf dem Acker vorfindet, und verringern die Flächen, in denen er Schutz vor Fressfeinden findet.
So wird die Spanne zwischen Erntezeit und dem Beginn des Winterschlafs immer größer - und die Chancen, ausreichend Nahrung für die Winterruhe einzutragen und sich zu verstecken, werden für den Feldhamster immer schlechter. Bessere Erntetechniken verschärfen den Nahrungsmangel in der zweiten Jahreshälfte zusätzlich.
Immer größere Schläge, immer weiter ausgedehnte Monokulturen erschweren dem Feldhamster das Ausweichen auf andere Nahrungs- und Schutzflächen, wenn diese Flächen abgeerntet sind. Tiefes Pflügen zerstört die Hamsterbaue, vor allem die dicht unter dem Boden liegenden Baue der Jungtiere. Bei Erntearbeiten in den Abend- und Morgenstunden, wenn der Feldhamster aktiv ist, wird so manches Tier direkt getötet. Zudem kommt es im Raum Würzburg vor allem durch Siedlungserweiterungen und Straßenbau zu einem erheblichen dauerhaften Verlust von Lebensräumen und deren Zerschneidung.
Aktionsplan zum Erhalt des Feldhamsters
Fortlaufende Kartierungen in Randbereichen des Verbreitungsgebiets und das regelmäßige FFH-Monitoring, verbessern den Kenntnisstand über die Verbreitung und den Erhaltungszustand in den Teilpopulationen. Sie dienen zudem als Grundlage zur Verbesserung der Lebensbedingungen des bedrohten Nagers. Als besonders förderlich hat sich das sogenannte Drei-Streifen-Modell erwiesen: Dabei werden auf benachbarten Streifen von jeweils fünf bis zwölf Metern Breite das Getreide sehr spät geerntet, Luzerne angebaut sowie Blühmischungen angesät. Hierdurch wird ausreichend Schutz und Nahrung geboten. Auf diesen Flächen können im Vergleich zum umgebenden, intensiv genutzten und strukturarmen Agrarlandschaft sehr hohe Hamsterbaudichten erreicht werden. Die bisherigen Erfolge können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis dato die Erreichung eines günstigen Erhaltungszustands noch in weiter Ferne liegt. Um diesem Ziel näher zu kommen, soll 2019 in einem Aktionsplan ein umfassendes Konzept für den künftigen Feldhamsterschutz erarbeitet werden. Langfristig wird angestrebt, den aktuellen Bestand zu erhalten, die einzelnen Teilpopulationen zu vernetzen und ehemals besiedelte Räume wieder zu besiedeln. Dies kann nur durch ein gemeinsames und sehr zeitnahes Handeln aller Verantwortlichen aus Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen realisiert werden.
Initiator/Träger:
Regierung von Unterfranken
Kooperationspartner:
Bayerische Kulturlandstiftung
BIO-Büro Schreiber
Fabion
Landesbund für Vogelschutz Geschäftsstelle Veitshöchheim
Landschaftspflegeverband Würzburg
Netzwerk für Natur und Umwelt (NEFNE)
Landkreise:
Stadt Würzburg, Würzburg, Schweinfurt, Kitzingen, Neustadt-Aisch
Ansprechpartnerin:
Dr. Thomas Keller, Regierung von Unterfranken
Regierung von Unterfranken
Weitergehende Informationen
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