Vorkommen der Busch-Nelke stabilisieren
2009 bis 2018
Magerwiesen sind ein wichtiger Lebensraum für heimische Tier- und Pflanzenarten: Kreuzotter (Vipera berus), Zauneidechse (Lacerta agilis), Schneeheide (Erica carnea), Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) und auch die Busch-Nelke (Dianthus seguieri) bevorzugen nährstoffarme Böden. Durch starke Düngung und intensive Bewirtschaftung von Grünflächen ist der Anteil von Magerrasen deutlich zurückgegangen und damit auch der Lebensraum für eine Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten.
Auch die heimische Busch-Nelke findet sich auf Magerwiesen und kann daher als Indikator für diesen wertvollen Lebensraumtyp gelten. Aufgrund der immer intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung findet die intensiv pink blühende Wildpflanze ihr Auskommen heute nur noch an mageren Waldrändern und entsprechend hageren Standorten etwa entlang von Bahnstrecken. Als Relikt halboffener Kulturlandschaften ist die europaweit stark gefährdete Busch-Nelke auf eine extensive Nutzung oder Pflegemaßnahmen angewiesen.
Magerrasen erfassen und vernetzen
Um die stark gefährdete Busch-Nelke zu erhalten, wurde 2001 zunächst ein Artenhilfsprojekt gestartet. Durch die kartografische Aufnahme von Biotopen und Wuchsorten wurden Zentren der biologischen Vielfalt in den Landkreisen München, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach erfasst. Beeinträchtigte Magerwiesen konnten durch individuell angepasste Pflegemaßnahmen wiederbelebt werden.
Ab 2009 begannen im Rahmen des Biodiversitätsprogramms Bayern Bemühungen zur langfristigen Sicherung und Vernetzung lokaltypischer Magerrasen. Bahnlinien mit ihren Dämmen bieten sich als ideale Verbindungsachsen für die Vernetzung an. Aus diesem Grund werden artenreiche Magerflächen entlang der Bahnlinien München-Bad Tölz und Holzkirchen-Kreuzstraße, in den angrenzenden Wäldern und in beziehungsweise am Rand von landwirtschaftlich genutzten Flächen nach naturschutzfachlichen Vorgaben der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) gepflegt.
Neophyten zurückdrängen
Die Arbeiten erfolgen in Kooperation mit der Deutschen Bahn, der Forstdienststelle Grünwald, privaten Eigentümern und Gemeinden. Ausgewählte Flächen werden im August, Feuchtflächen im September gemäht; das anfallende Mähgut wird abtransportiert. Dabei werden schnittempfindliche Arten, wie beispielsweise alte Exemplare des Regensburger Geißklees, vorher markiert und geschont. Wichtig ist der Erhalt alter Waldränder aus Fichten und Eichen bei Durchforstungen.
Die Regeneration von Magerrasen durch Mähgutübertragung aus intakten Flächen und die Wiederansiedlung der Busch-Nelke durch Ansaat und Auspflanzen von Nachzuchten sind weitere Projektinhalte. Konkurrenzstarke Arten, insbesondere Neophyten werden zurückgedrängt, um die Populationen der Zielarten weiter zu stabilisieren.
Weitere typische Arten der Magerrasen, darunter vor allem Raupenfutter- und Eiablagepflanzen bedeutsamer Schmetterlingsarten, werden gezielt gefördert. Dazu kommt die Anlage von Rückzugshabitaten für Reptilien sowie Erhalt und Förderung lokal bedeutsamer Ameisenpopulationen.
Betreuung der Flächen dauerhaft sichern
Die Flächen werden nach Möglichkeit durch Pacht, Ankauf oder im Rahmen des Ausgleichs gesichert. Die Projektfinanzierung erfolgt ab 2019 über den Bayerischen Naturschutzfonds und die Landkreise Bad Tölz, Miesbach und München. Im Landkreis Miesbach beteiligen sich bereits seit Projektbeginn auch ehrenamtliche Helfer aktiv am Schutz der Busch-Nelke. Dieses Positivbeispiel macht nun Schule: als Ergänzung zu den naturschutzfachlichen Eingriffen soll ab 2019 im gesamten Projektgebiet ein ehrenamtliches Betreuungsnetzwerk aufgebaut werden, um eine kontinuierliche Beobachtung der Magerflächen sicherzustellen und die Pflegemaßnahmen bei Bedarf zu unterstützen.
Initiator:
Regierung von Oberbayern
Träger:
Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, München-Land und Landschaftspflegeverband München-Land
Werkvertragsnehmerin:
Gabriela Schneider
Kooperationspartner:
Bayerische Staatsforsten, Forstdienststelle Grünwald
Deutsche Bahn AG
DB Netz und DB Fahrwegdienste
Gemeinde Oberhaching
Maschinenring Wolfratshausen
Landkreise:
Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, München-Land
Ansprechpartner:
Christiane Mayr
Regierung von Oberbayern
Weitergehende Informationen
Interne Links
Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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