Schutz für Bachmuschel & Co.
Bayerns Bachmuschelbestände sind in den letzten Jahrzehnten aus zahlreichen Regionen verschwunden, doch bedingt durch die verbesserte Wasserqualität haben sich auch einige Bestände bereits erholen können. Trotz dieses großen Erfolgs ist die Bachmuschel noch immer vom Aussterben bedroht. Ein mittelfränkisches Biodiversitätsprojekt hat sich den Schutz der Bachmuschel (Unio crassus) und weiterer heimischer Großmuschelarten in den Gewässern rund um Aisch, Regnitz, Wörnitz und Altmühl zum Ziel gesetzt. Neben der Bachmuschel werden hier die Aufgeblasene Flussmuschel (Unio tumidus), die Malermuschel (Unio pictorum), die Abgeplattete Teichmuschel (Pseudanodonta complanata) und die Gewöhnliche Teichmuschel (Anodonta anatina) berücksichtigt.
Vom Schweinefutter zur geschützten Art
Mitte des vergangenen Jahrhunderts war die Bachmuschel so zahlreich, dass sie als Futter für Enten und Schweine verwendet wurde. Seitdem sind die Bestände um über 90 Prozent zusammengebrochen. Die Gründe dafür sind schnell genannt: Die Verschlechterung des Lebensraums durch eingeleitete Abwässer, intensive landwirtschaftliche Nutzung bis an den Gewässerrand und der Ausbau von Gewässern sind wesentlich verantwortlich für den kritischen Zustand.
Heute ist die Bachmuschel eine streng geschützte Art. Sie steht auf der Roten Liste Bayerns in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“. Dies gilt auch für die Abgeplattete Teichmuschel, die erst vor kurzem in der Wörnitz wiederentdeckt wurde. Anfang der 1990er-Jahre galten beide Arten in Mittelfranken als ausgestorben.
Muscheln in heimischen Gewässern sichern
Im Rahmen eines Biodiversitätsprojektes werden Fließgewässer wieder "muscheltauglich" gemacht. Dazu werden Uferstreifen aus der intensiven Nutzung herausgenommen, um die Nährstoff- und Sedimenteinträge in Gewässer zu verringern, und befestigte Ufer- und Sohlbereiche von Gewässern naturnah zurückgebaut.
Wichtig für Muscheln sind Gehölze entlang der Gewässer. Deren Beschattung verringert eine Erwärmung der Gewässer. Im kalten Wasser ist mehr Sauerstoff gelöst und Lichtmangel bremst das Wachstum von Fadenalgen, deren Zersetzung im Sommer viel Sauerstoff verbraucht.
Vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken und der Flußmeisterstelle im Wasserwirtschaftsamt Ansbach werden dazu mehrere Hundert standortgerechte Gehölze, wie Schwarzerle und verschiedene Weidenarten, in den Uferbereichen der Bachmuschelbäche angepflanzt.
Elementar für die erfolgreiche Fortpflanzung und Ausbreitung aller bayerischen Großmuschelarten sind gute Bestände einheimischer Fischarten, die ohne Wanderhindernisse den Bach von der Mündung bis in den Oberlauf passieren können, da sich die Muschellarven in einer kurzen Lebensphase an die Kiemen bestimmter Fischarten anheften - ein Verbreitungsmechanismus für Muscheln. Um die Durchgängigkeit der Gewässer für sogenannte Wirtsfische zu verbessern, werden Wehre und Abstürze zu rauen Rampen und Fischaufstiegshilfen umgebaut.
Die Bemühungen zum Schutz der mittelfränkischen Muschelvorkommen haben bereits Früchte getragen: Seit Beginn des Biodiversitätsprojektes im Jahr 2008 haben sich einige der ehemals kleinen Restvorkommen vergrößert. Erfreulicherweise haben sich darüber hinaus sogar an vormals verwaisten Stellen Bachmuscheln neu- oder wiederangesiedelt. Vom Schutz der Bachmuschel und deren Lebensräumen profitieren viele andere seltene und gefährdete Tierarten, die an Fließgewässer gebunden sind, zum Beispiel Fische, wie die Elritze (Phoxinus phoxinus) und das Bachneunauge (Lampetra planeri), der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) oder die Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum) - eine Libelle.
Initiator/Träger:
Regierung von Mittelfranken
Werkvertragsnehmer:
Sigrid Baurmann
Landschaftspflegeverband Mittelfranken e. V. (Claudia Beckstein, Doris Hofmann)
Dagmar Nitsche
Kooperationspartner:
Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken
Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Uffenheim und Weißenburg in Bayern
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
Bezirk Mittelfranken, Fischereifachberatung
Bund Naturschutz in Bayern e. V., Kreisgruppe Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim
Gemeinden in den Projektgebieten
Grundstückseigentümer, Landwirte und Privatpersonen
Jäger und Fischereiberechtigte
Life+-Projekt „Wälder und Waldwiesentäler am Steigerwaldrand bei Iphofen“
Landratsämter Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Weißenburg-Gunzenhausen und Fürth
Lokale Aktionsgruppe Südlicher Steigerwald
Muschelkoordinationsstelle Bayern
Wasserwirtschaftsämter Ansbach und Nürnberg
Landkreise:
Ansbach, Erlangen-Höchstadt, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Weißenburg-Gunzenhausen
Ansprechpartnerin:
Andrea Kerskes
Regierung von Mittelfranken
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Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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