Schutz für hochgefährdete Farn- und Blütenpflanzen in Niederbayern
Entlang eines Quellbachs im Nationalpark Bayerischer Wald wächst ein Restbestand des Weichen Schildfarns (Polystichum braunii). Es sind nur noch etwa ein Dutzend Wildpflanzen. Allein in Niederbayern kommen über 100 andere Farn- und Blütenpflanzenarten vor, die ähnlich stark gefährdet sind und die ohne gezielte Hilfe in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich aussterben werden.
Die Gründe für den Artenrückgang sind zahlreich: Der Wandel in eine industriell geprägte Landwirtschaft, wofür Feuchtgebiete trockengelegt wurden und Düngemittel und Herbizide eingesetzt werden, hat wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen verschwinden lassen. Auch andere traditionelle Nutzungen wurden aufgegeben, schwer zu bewirtschaftende Flächen fielen brach oder wurden aufgeforstet. Auch der Ausbau der Flüsse hat Artenvielfalt vernichtet.
Diese Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass Pflanzenarten, wie der Weiche Schildfarn (Polystichum braunii), Öllgaards Flachbärlapp (Diphasiastrum oellgaardii) oder der Rautenblättrige Gold-Hahnenfuß (Ranunculus rhombilobus), bayernweit vom Aussterben bedroht sind. Für 15 besonders gefährdete Pflanzenarten Niederbayerns werden in diesem Biodiversitätsprojekt die Vermehrungskultur sowie die Pflanzung oder Ansaat vor Ort mit differenzierten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zur langfristigen Erhaltung der Bestände kombiniert.
Für die Spatzenzunge (Thymelaea passerina) – eine inzwischen sehr seltene Acker-Pflanze – werden Flächen erworben oder gepachtet. Ein Feldflora-Reservat für Kalkscherben-Äcker wurde eingerichtet und die traditionelle Bewirtschaftung, die mit den Bedürfnissen der seltenen Ackerwildkräuter in Einklang steht, wiederaufgenommen.
Die in Deutschland nur noch bei Passau mit wenigen Exemplaren vorkommende Zottige Wolfsmilch (Euphorbia villosa) wurde auf weiteren geeigneten Flächen wiederangesiedelt und somit der Bestand deutlich vergrößert.
Gärtnereien packen mit an
Mit der Umsetzung der Arbeiten sind qualifizierte Büros beauftragt. Sie sammeln mit Ausnahme-Genehmigung der Regierung von Niederbayern im Gelände das Vermehrungsgut und organisieren die Pflege der Flächen. Die Samen und Topfpflanzen für Freilandarbeiten werden durch die Stadtgärtnereien Straubing und Passau sowie die Botanischen Gärten in Regensburg und Erlangen vermehrt.
Grundlegendes Ziel ist, die Pflanzen auf geeigneten Lebensräumen anzusiedeln und langfristig zu sichern. Diese müssen auf Grundstücken liegen, über die dauerhaft verfügt werden kann. Dafür konnten während der zweijährigen Laufzeit des Biodiversitätsprojekts in den Landkreisen Kelheim, Landshut, Rottal-Inn und Regen insgesamt sieben Grundstücke mit einer Gesamtfläche von drei Hektar erworben und damit dauerhaft als Wuchsorte für bedrohte Arten gesichert werden. Seit 2014 wird die Umsetzung der Ziele über botanische Artenhilfsprogramme der Regierung von Niederbayern weitergeführt.
Initiator/Träger:
Regierung von Niederbayern
Werkvertragsnehmer:
Agentur und Naturschutzbüro Blachnik (Nürnberg)
Büro für angewandte Geobotanik und Landschaftsökologie (Dormitz)
Büro Landschaft + Plan Passau
Dr. Josef Dachs (Deggendorf)
Friedrich Fürnrohr (Seubersdorf)
Kooperationspartner:
Botanische Gärten der Universitäten Erlangen und Regensburg
Gärtnerei „Grün und Gut“ Landshut
Gärtnerei Klose-Dichtl Triftern
Stadtgärtnerei Passau
Stadtgärtnerei Straubing
Landkreise:
Deggendorf, Dingolfing-Landau, Freyung-Grafenau, Kelheim, Landshut, Passau, Regen, Rottal-Inn
Ansprechpartner:
Dr. Willy Zahlheimer und Oliver Dibal
Regierung von Niederbayern
Weitergehende Informationen
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Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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