Schutz für Kiebitz und Großen Brachvogel in Schwaben
Laufzeit: ab 2015
Noch vor 30 Jahren war der Kiebitz (Vanellus vanellus) auch auf bayerischen Wiesen und Feldern weit verbreitet. Jedoch geriet die Art, wie alle Feld- und Wiesenbrüter, vor allem im letzten Jahrzehnt stark in Bedrängnis. Die immer intensivere Landwirtschaft, die Umstellung auf Wintergetreide, immer frühere und dichter aufeinander folgende Mahdtermine sowie der Biogas-Boom und der Anbau von Silage-Mais führten zu quantitativen und qualitativen Lebensraumverlusten. Der Kiebitz ist deshalb flächendeckend stark zurückgegangen; nur noch einzelne Gebiete in Schwaben weisen nennenswerte Populationen auf. Um wenigstens die übriggebliebenen Bestände zu erhalten, wurde von 2013 bis 2015 das „Kiebitz-Soforthilfe-Programm“ als ein Biodiversitätsprojekt der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben eingerichtet. Diesem folgte als weiteres Biodiversitätsprojekt und Artenhilfsprogramm das „Wiesenbrüter-Brutplatzmanagement Schwaben“.
Vom Wiesen- zum Ackerbrüter
Der Kiebitz ist ursprünglich ein Wiesenbrüter. Wegen des Rückgangs von lückigen und schütteren Feuchtwiesen muss er auf Ackerflächen ausweichen, die bei seiner Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten noch „blank“, das heißt nicht dicht bewachsen sind. Denn das Kiebitznest wird auf dem Boden gebaut. Durch die landwirtschaftliche Bearbeitung solcher Flächen während der Brutzeit – Striegeln, Grubbern, Einsaat, auch Ausbringen von Gülle oder Pestiziden – werden viele Gelege und Jungvögel zerstört.
Spätere Maisaussaat für Kiebitz & Co.
Im Rahmen des Biodiversitätsprogramms 2030 der Bayerischen Staatsregierung werden in sechs Wiesenbrüter-Kernlebensräumen in Schwaben Maßnahmen zum Schutz der Kiebitze getestet und umgesetzt: im Nördlinger Ries, Schwäbischen Donaumoos, im Donauried-Ost und Donauried-Mitte, im südlichen Mindeltal und im Wertachtal bei Lamerdingen.
Auch für den Großen Brachvogel wird in diesen Gebieten ein gezieltes Brutplatzmanagement betrieben. Dabei werden mit Nestern belegte Wiesenflächen von mindestens 40 x 40 qm aus der Bewirtschaftung genommen; zusätzlich wird der Brutplatz durch Elektrozäune vor Nesträubern geschützt.
Ziel ist es, durch die speziellen Bewirtschaftungsmaßnahmen eine Steigerung des Bruterfolgs von Kiebitz und Großem Brachvogel zu erreichen. Dadurch sollen die Bestände stabilisiert werden.
- Für den Kiebitz wird insbesondere ein Aussparen von Bewirtschaftungsfenstern um Nassmulden in Wiesen und landwirtschaftlich genutzten Flächen bis zum 30. Juni angestrebt. Auf diesen Flächen finden Kiebitze und weitere Feld- und Wiesenvögel sichere Nistplätze und ausreichend Nahrung für ihre Küken. Diese sehr erfolgreiche Kiebitz-Maßnahme ist jedoch in Trockenphasen wirkungslos und mitunter kann es zu einem starken Vegetationsaufwuchs in den Mulden kommen.
- Als weitere Maßnahme wird eine verspätete Maisaussaat ab 20. Mai bei Nestfunden und bei besonders geeigneten Flächen angewendet. Hierdurch können mehrere Nester beziehungsweise ganze Brutkolonien gesichert werden. Ab Ende Mai sind die jungen Kiebitze ausreichend mobil oder schon flügge und können flüchten. Diese erfolgreiche Kiebitz-Maßnahme auf Ackerflächen kann ganze Brutkolonien miteinbeziehen. Neben dem Schutz mehrerer Kiebitz-Brutpaare birgt sie auch einen Vorteil für die Lebensraumgemeinschaft und weitere Arten der Agrarlandschaft wie Wachtel, Rebhuhn, Feldlerche und Wiesenschafstelze. Das synchronisierte Nutzungsbild in der Landschaft wird unterbrochen. Dadurch wird für die Feldvögel eine günstige Heterogenität in der Landschaft geschaffen. Ein vorteilhaftes Nutzungsmosaik entsteht. Häufig siedeln sich Nachbruten von Kiebitzen auf diesen Flächen an.
- Eine weitere Möglichkeit ist ein Ausstecken von Nestzonen und ein spindelförmiges Umfahren der Gelege bei der Bewirtschaftung etwa 10 Meter vor und 10 Meter hinter dem Nest mit Auslassung eines Bewirtschaftungsdurchgangs. Hierdurch erhöht sich der Schlupf- und Bruterfolg der Kiebitze in den Kernlebensräumen Schwabens. Das Ausstecken von Nestzonen wird häufig in Zusammenhang mit weiteren Kiebitz-Maßnahmen angewendet. Ein Problem bleibt das erhöhte Prädationsrisiko.
- Eine Stabilisierung der Kiebitz-Bestände kann durch die angewendeten Maßnahmen auf Ackerflächen erreicht werden.
Naturschutz Hand in Hand mit Landwirten vor Ort
Gemeinsam mit den Landwirten wird erarbeitet, welche Teilflächen – vor allem nasse Senken – ganz aus der Nutzung genommen werden können und wo Ackerflächen beispielsweise durch verrottetes Mulchgut für die Bodenbrüter aufgewertet werden können. Neben dem Kiebitz als Hauptzielart des Biodiversitätsprojekts profitieren auch Vogelarten wie Feldlerche (Alauda arvensis) und Wiesenschafstelze (Motacilla f. flava) von der verzögerten Bewirtschaftung. Für die etwas geringeren Erträge werden die Landwirte entschädigt.
Im Rahmen des Projektes werden erfolgreich die Landwirte als Partner des Naturschutzes in den schwäbischen Wiesenbrütergebieten eingebunden. Sie sind „Biodiversitäts-Produzenten“, die für ihre Biodiversitäts-Leistungen auch eine Anerkennung durch eine Wiesenbrüter-Plakette erhalten.
Initiator:
Höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben
Träger/Kooperationspartner:
Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos e. V.
Donautal-Aktiv e. V.
Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg e.V.
Landschaftspflegeverband Landkreis Augsburg e.V.
Landschaftspflegeverband Günzburg e.V.
Landschaftspflegeverband Ostallgäu e.V.
Landschaftspflegeverband Unterallgäu e.V.
Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben e.V.
Gebietsbetreuung:
Bund Naturschutz e.V. Kreisgruppe Donau-Ries
Landkreis Donau-Ries
Rieser Naturschutzverein e.V.
Schutzgemeinschaft Wemdinger Ried e.V.
Landkreise:
Aichach-Friedberg, Augsburg, Dillingen an der Donau, Donau-Ries, Günzburg, Ostallgäu, Unterallgäu
Ansprechpartnerin:
Margarete Siering, Regierung von Schwaben, Sachgebiet 51 – Naturschutz,
margarete.siering@reg-schw.bayern.de
Tel.: 0821/327-2224
Fax: 0821/327-12224
Regierung von Schwaben
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