Regenwürmer helfen gegen Hochwasser
(Universität Jena, Andreas Zehm) Krautige Pflanzen und hohe Regenwurmdichten verbessern die Porenstruktur des Bodens und damit die Wasseraufnahme. Bei Extremniederschlägen helfen sie, den Oberflächenabfluss zu senken. In der Praxis bedeuten die Ergebnisse, dass durch artenreiches Grünland und eine gezielte Förderung der Bodenfauna vorbeugender Hochwasserschutz betrieben werden kann.
Der Boden ist das wichtigste Auffangbecken für Niederschlagswasser und stellt die Verbindung zum Grundwasser her, so die Auswertungen eines Langzeitversuchs zur Rolle der biologischen Vielfalt von Grünland. Dabei hängt die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens neben sich großräumig ändernden physikalischen Bodeneigenschaften entscheidend vom Pflanzenbewuchs sowie dem Vorkommen von Regenwürmern ab, die maßgeblich die Porenstruktur des Bodens beeinflussen. Vor allem Poren mit einem Durchmesser größer als etwa ein Zehntel Millimeter (Makroporen) sind für den Abfluss beziehungsweise die Aufnahme des Niederschlagswassers wichtig. Gerade vertikal angelegte Regenwurmgänge ermöglichen einen besseren Wasserdurchfluss durch die oberen Bodenschichten, wodurch die Infiltration gerade bei starken Niederschlägen positiv beeinflusst wird.
Gleichzeitig bilden Leguminosen in der Regel dicke Pfahlwurzeln aus, die parallel zur Bildung von Makroporen beitragen können, während Gräser dagegen sehr feine, verzweigte Wurzeln haben, die vorhandene Poren eher verschließen und so das Eindringen von Niederschlagswasser in den Boden verhindern. Die Wurzeln der Pflanzen beeinflussen nun wiederum die Regenwurmdichte, da sich Regenwürmer wohl bevorzugt dort aufhalten, wo es auch Leguminosen gibt, was den Effekt auf die Wasseraufnahme zusätzlich verstärkt.
Im Rahmen des Klimawandels rechnen die Autoren mit einer zukünftig zunehmenden Bedeutung der Vegetationsdecke und der Bodenfauna, um Starkregen abzupuffern. Die Auswirkungen der biotischen Effekte können dabei so stark sein, dass sie sogar den Bodenstruktur-Einfluss überlagern können. Daher müssen zukünftig bei der Analyse der hydraulischen Bodenbedingungen – im Gegensatz zu den bisherigen Modellen, die stark auf leicht zu erhebenden Bodeneigenschaften beruhen – die biotischen Bedingungen stärker berücksichtigt werden.
In der Praxis bedeuten die Ergebnisse, dass durch artenreiches Grünland und eine gezielte Förderung der Bodenfauna vorbeugender Hochwasserschutz betrieben werden kann.
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Fischer, C. et al. (2014): How do earthworms, soil texture and plant composition affect infiltration along an experimental plant diversity gradient in grassland?– PLOS One, DOI: 10.1371/journal.pone.0098987; www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0098987.
Zitiervorschlag: Universität Jena & Zehm, A. (2014): Regenwürmer helfen gegen Hochwasser. – ANLiegen Natur 36/2, S. 16; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/regenwuermer/.