Aktuelles zur Entwicklung des Eschentriebsterbens
Monika Offenberger
Aktuelles zur Entwicklung des Eschentriebsterbens
In ganz Europa wird das von einem Pilz verursachte Eschentriebsterben beobachtet. Ein kleiner Prozentsatz der befallenen Bäume zeigt eine erhöhte Widerstandskraft gegen die Krankheit und lässt hoffen, dass künftig eine weniger anfällige Eschengeneration entsteht. Die erstmalige Sequenzierung des vollständigen Genoms der Esche könnte zum Verständnis der Resistenzmechanismen beitragen. Ziel ist es, widerstandsfähige Bäume zu finden und in Zukunft gezielt zu vermehren.
Eine ökologische Studie aus England führt den enormen Wert der Esche für eine Vielzahl weiterer Arten vor Augen. Waldschutzexperten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) haben die Situation in Bayern analysiert und Handlungsanweisungen für Waldbesitzer zusammengestellt.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 39/1 (2017): 6 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,8 MB).
Sehr geehrte Frau Offenberger,
mit Interesse habe ich ihren Bericht über das Eschentriebsterben gelesen. Ich bin in meinem Auwaldrevier mit 16.000 fm Eschenholz betroffen. Richtigerweise schreiben Sie, dass etwaige Resistenzen nur mit Naturverjüngung sinnvoll zu erzielen sind.
Leider sind die Restriktionen im Bayerischen Jagdgesetz nicht dazu angetan, den Rehwildbestand auf ein waldverträgliches Maß zu begrenzen. Ich denke dabei nur an einen Schützen, der bei der diesjährigen Drückjagd einen Rehbock erlegt hat und nach einer Anzeige durch meinen Nachbarn 228,50 € Strafe bezahlen musste. Oder an die Begrenzung der Jagdzeit auf Rehwild bis 15.Januar, satt wie bei Rot- und Damwild bis 31.Januar. Gerade in den tiefen Lagen haben wir immer seltener Schnee bei dem die Jagd besonders effektiv ausgeübt werden kann.
Ich bin ich mir darüber im Klaren, dass Ihnen die Problematik bewusst ist, diese sollte aber wesentlich deutlicher herausgestellt werden.
Wie dramatisch die Situation im Auwald ist zeigt die Auswertung des FFH-Gebietes „Donau mit Jurahängen zwischen Leitheim und Neuburg“ 7232-301.
Baumart Altbestände Verjüngung
Esche 55,2 % 8,7 %
Stieleiche 7,7 % 0,04 %
Ulmen 0,4 % 0,9 %
Winterlinde 2,0 % 1,2 %
Traubenkirsche 1,0 % 57,6 %
Der Kommentar zu diesem Thema: „Merkliche Wildschäden, die jedoch eine ausreichende natürliche Verjüngung von Lebensraumtypischen Baumarten ohne Schutzmaßnahmen erlauben.“ Dieser Kommentar wurde von mir bei der Anhörung beanstandet, aber aus guten Gründen nicht geändert, obwohl dies schriftlich zugesagt wurde.
Mit freundlichen Grüßen
S t e f a n K o l o n k o
Sehr geehrter Herr Kolonko,
Sie sprechen ein ernstes Problem an, das leider, wiewohl seit Jahrzehnten bekannt, vom Großteil der Förster schöngeredet wird: den Wildverbiss in unseren Wäldern. Zu hohe Rehbestände behindern vielerorts in allen Waldtypen die Naturverjüngung und betreffen neben verschiedenen Laubbaumarten insbesondere die Tanne, der künftig als Ersatz für die von der zunehmenden Erderwärmung bedrängten Fichte eine bedeutende Rolle im Mischwald zukommen wird. Die von Ihnen genannten Zahlen im Auwald sind dramatisch, der Kommentar dazu geradezu zynisch. Die Zahlen geben Anlass zur Sorge, dass die Naturverjüngung der durch das Eschentriebsterben stark geschwächten Esche durch den Wildverbiss ernsthaft gefährdet wird. Außerdem machen sie ein weiteres Problem sichtbar, nämlich den invasiven Charakter der Traubenkirsche, welche nicht nur äußerst wuchskräftig, sondern überdies verbissresistent ist. Die zunehmende Ausbreitung dieses Neophyten wird von vielen Förstern mit Sorge betrachtet; die Waldbaurichtlinie der Berliner Forsten nennt bereits 1992 folgende Zielsetzung im Umgang mit diesem Problem „Die Spätblühende Traubenkirsche muss aus ökologischen und waldbaulichen Gründen aus den Beständen verdrängt werden, damit sich Wälder entwickeln können, die einen horizontalen und vertikalen Strukturreichtum besitzen, mit standortheimischen Baum- und Straucharten bestockt sind und eine entsprechend dem Standort und dem Bestandesalter gut entwickelte Krautschicht aufweisen“, heißt es dort. Eine stärkere Bejagung zur Senkung der Verbisschäden ist also doppelt wichtig, um die Naturverjüngung der bedrohten Esche und ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Traubenkirsche zu gewährleisten.
Mit freundlichen Grüßen,
Monika Offenberger
Sehr geehrte Frau Offenberger,
mittlerweile wird das Verbissproblem nur mehr von einem sehr kleinen Teil der Förster schöngeredet. Ein großer Teil ist frustriert, da die Politik die notwendigen Anpassungen an ein modernes Jagdgesetz nicht vollzieht und der Aufwand zur erfolgreichen Jagd unverhältnismäßig groß ist.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Kolonko