Genbank Bayern Arche
Simone Tausch, Martin Leipold, Christoph Reisch und Peter Poschlod
Genbank Bayern Arche – ein Beitrag zum dauerhaften Schutz gefährdeter Pflanzenarten in Bayern
Aufgrund des fortschreitenden Rückgangs der Artenvielfalt und dem zunehmenden Aussterben bedrohter und stark gefährdeter Pflanzenarten ist der Ex situ-Schutz (außerhalb des eigentlichen Lebensraumes in Genbanken oder Erhaltungskulturen) neben dem In situ-Schutz (im Lebensraum) von zunehmender Bedeutung. Während die genetische Vielfalt der Nutzpflanzen bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Genbanken gesichert wird, ist die Bedeutung von Genbanken für Wildpflanzen in Deutschland erst seit Anfang dieses Jahrtausends erkannt worden. 2010 wurde der Ex situ-Schutz in der Globalen Strategie zum Schutz der Pflanzen verankert.
Die Genbank Bayern Arche wurde im Jahr 2009 gegründet, um Saatgut von 344 Sippen der Prioritätenliste für den botanischen Artenschutz in Bayern und weitere 239 Sippen des Alpenraums am Lehrstuhl für Botanik der Universität Regensburg sicher einzulagern.
Neben der Besammlung, der Aufarbeitung und Einlagerung des Saatguts werden dessen Qualität und Lebensfähigkeit kontrolliert sowie die keimungsökologischen Ansprüche untersucht. Von ausgewählten Arten wird nach einem standardisierten Verfahren die Alterung der Samen überprüft. Aktuell sind in der Genbank 530 Pflanzensippen von 950 Fundorten eingelagert. Darunter 92 in Bayern vom Aussterben bedrohte Arten, das heißt jede zweite Art dieser Kategorie wurde bislang zumindest einmal besammelt. Eine Übersicht aller eingelagerten Sippen findet sich unter URL 1 (2015).
Zusätzlich wurde für prioritäre Arten eine Erhaltungskultur im Botanischen Garten der Universität Regensburg etabliert. Aktuell befinden sich 124 bayerische Arten in Erhaltungskultur, 60 davon aus den Beständen der Genbank. Diese Kulturen dienen einerseits der Öffentlichkeitsarbeit, andererseits der Vermehrung von Saatgut. Sowohl Samen als auch Jungpflanzen werden zur Verfügung gestellt, um Populationen zu stützen, neu zu etablieren sowie Lebensräume zu restituieren.
Auch wenn der In situ-Schutz oberste Priorität hat, spielen Genbanken in Zukunft als zusätzliches Hilfsmittel im Naturschutz eine wertvolle Rolle. Als zusätzliche „Lebensversicherung“ können sie nicht nur den fortschreitenden Artenverlust aufgrund fehlender oder unwirksamer In situ-Schutzmaßnahmen verhindern, sondern könnten ein Werkzeug bei der Eingriffsfolgenbewältigung darstellen.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 37/1 (2015): 10 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,7 MB).