Heimische Hecken fördern
(Gabriele Kaiser, Amrei Noä/Markt Feucht) Der Markt Feucht fördert heimische Hecken in privaten Gärten. Wer seine nichtheimische Hecke entfernt und mit heimischen Arten wie Haselnuss, Liguster oder Ginster ersetzt, bekommt 50 Prozent der Kosten erstattet.
Folgendes ereignete sich kürzlich im mittelfränkischen Feucht: Ein Reihenhaus im Ort, umgeben von einer Thujahecke, die weit in den Gehweg wuchs und an einer Einmündung auch die Sicht für Autofahrer stark einschränkte. Also wurden die drei Eigentümer von der Gemeindeverwaltung aufgefordert, die Thuja zurückzuschneiden. Bei einer Ortsbesichtigung kam im Gespräch die Einsicht, dass der Rückschnitt notwendig war. Gesagt – getan. Leider sah die zwei Meter hohe Thujahecke danach alles andere als ansehnlich aus.
Aber es gab einen Ausweg: das „Förderprogramm: heimische Hecken“ des Marktes Feucht. Es unterstützt Bürger, die ihre nichtheimische Hecke entfernen und an ihre Stelle eine heimische setzen. Die drei Eigentümer des Reihenhauses entschlossen sich zu einer Gemeinschaftsmaßnahme. Im Spätherbst wurde die Thujahecke beseitigt. Zu Tage trat ein alter, schöner, sehr gut erhaltener Holzzaun. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass auf der gegenüberliegenden Seite sehr sympathische Menschen wohnten, mit denen die Eigentümer nun durch den offenen Blick zum Nachbargrundstück ins Gespräch kamen. Im Frühjahr wurden dann die neuen, eineinhalb Meter hohen Pflanzen per Lkw angeliefert. Der Fahrer lud die Palette auf der Straße vor dem Grundstück ab, holte sich eine Unterschrift und verschwand. Was nun? Zum Glück halfen die „neuen“ Nachbarn tatkräftig mit, in Windeseile alle Pflanzen in die Gärten zu transportieren. Als Dank gab es nach der Neupflanzung eine Einweihungsparty für die neue Hecke!
Hecken zum Nachbarn trennen nicht mehr, sie verbinden jetzt. Das ist die Erfahrung des Bauamtes, das das „Förderprogramm: heimische Hecken“ zusammen mit dem Umweltbeirat des Marktes Feucht 2017 ins Leben gerufen hat.
Mit diesem Programm kann nach und nach der alte Bestand an nichtheimischen Hecken dezimiert werden – so die Hoffnung. Für die hiesige Fauna ist zum Beispiel die beliebte Thuja eine besondere Herausforderung. Vögel, Insekten und Regenwürmer haben in der Thujahecke keinen leichten Stand. Durch ihren extrem dichten Wuchs kann in regenschwachen Zeiten Wasser nur schwer in den Boden gelangen, Regenwürmer ziehen sich in tiefere Erdschichten zurück und fallen als Nahrung für den Vogel aus. Zudem haben Vögel im dichten Blätterwerk Schwierigkeiten, ein Nest zu bauen.
Das möchte der Markt Feucht mit dem Förderprogramm durchbrechen. Wer eine nichtheimische Hecke entfernt und stattdessen eine heimische Hecke pflanzt, bekommt 50 Prozent der Kosten für die neuen Pflanzen ersetzt. Um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger dafür zu gewinnen, wurde ein Flyer entwickelt, in dem viele heimische Pflanzen aufgelistet sind; Beispiele sind Haselnuss, Liguster, Hainbuche, Holunder oder Ginster. Zu finden ist der Flyer „Förderprogramm: heimische Hecken“ in digitaler Form auf www.feucht.de unter der Rubrik „Bürgerservice/Flyer & Broschüren“.
Er enthält einen Antrag, der beim Markt Feucht eingereicht wird. Hier müssen Art und Länge (denn die Förderung erfolgt nur, wenn die Hecke mindestens drei Meter lang ist) der vorhandenen Hecke angegeben werden sowie die Information, welche neue Hecke gepflanzt werden soll. Ferner ist dem Antrag ein Foto der bestehenden Bepflanzung beizulegen. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten nach der Prüfung der Unterlagen eine Bestätigung, dass der Heckenersatz gefördert wird. Nach Abschluss der Maßnahme reichen sie die Rechnung ein und bekommen die anteiligen Kosten erstattet.
Im Grunde eine einfache Sache. Die Schwierigkeit besteht darin, das Programm bekannt zu machen und das Verständnis für den Sinn dieser Förderung zu wecken. Hierfür ist viel Öffentlichkeits- und Überzeugungsarbeit erforderlich, wie zum Beispiel regelmäßig erscheinende Presseartikel oder Mund-zu-Mund-Propaganda. Der Flyer ist auch im ortsansässigen Garten- beziehungsweise Baumarkt ausgelegt. Erfahrung, ob dadurch das Programm bekannter wird, gibt es bisher innerhalb der kurzen Zeit noch nicht. Bei direktem Kontakt mit Landschaftspflegern macht der Markt Feucht aktiv auf das Förderprogramm aufmerksam. Ob das Angebot jedoch angenommen wird, hängt immer vom jeweiligen Eigentümer ab. Der unmittelbare Kontakt ist jedoch sehr hilfreich.
Konrad Rupprecht, Erster Bürgermeister des Marktes Feucht: „Das Programm läuft zwar eher langsam an. Es muss erst die Einsicht für den Sinn dieser Förderung wachsen – und das dauert. Aber wir sind zuversichtlich, dass das ‘Förderprogramm: heimische Hecken’ langfristig erfolgreich sein wird und dass in der Zukunft in Feucht mehr heimische als nichtheimische Hecken zu sehen sind.“
Mehr:
Flyer „Förderprogramm: heimische Hecken“; www.feucht.de/cms.new/uploads//2017/Buergerservice%202017/Flyer%20Broschueren/170816_Heimische%20Hecken_web.pdf.
Kaiser, G. & Noä, A. (2018): Heimische Hecken fördern. – ANLiegen Natur 40/2; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/heimische_hecken/.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 40/2 (2018): 2 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 0,6 MB).