In Dubio pro Betula – Plädoyer für mehr Toleranz gegenüber der Moorbirke in Mooren
Stefan Müller-Kroehling
In Dubio pro Betula – Plädoyer für mehr Toleranz gegenüber der Moorbirke in Mooren
Die Moorbirke ist eine kälteadaptierte Baumart, deren Lebensräume neben der Taiga Nordeuropas in Mitteleuropa vor allem Moore und Blockhalden umfassen. Anders als die nur in gestörten Mooren auftretende Sandbirke ist sie in intakten Mooren bereits ursprünglich beheimatet, vor allem in den sauren Bruchwäldern der Niedermoore und am Moorrand. Sie trägt hier erheblich zur habitattypischen Artenvielfalt bei, da zahlreiche Moorbewohner verschiedener Tiergruppen an Birken in Mooren gebunden sind. Die Steuerung eines zu starken Birken-Aufwuchses in entwässerten Mooren sollte stets über den Wasserhaushalt und nicht über ein „Entkusseln“ erfolgen. Vorhandene Moorbirken reagieren empfindlich auf eine erfolgreiche Wiedervernässung und einen Torfmoosaufwuchs renaturierter Moore, während Entkusselungen keinen nachhaltigen positiven Erfolg zeigen. Ein neues Verständnis der Wertschätzung und des richtigen Umganges mit Moorbirken in Mooren ist notwendig.
Summary
Downy birch is a cold adapted tree species inhabiting the northern Taiga as well as peatlands and scree slopes in Central Europe. In contrast to silver birch, which only inhabits disturbed bogs, downy birch is a native species to peatlands, especially to acidic mires and the borders of bogs. It contributes significantly to habitat specific biodiversity of these habitats, since many peatland species of various groups are attached to birch. Regulation of undesirably strong birch growth in drained peatlands should be achieved through hydrological restoration rather than through cutting down the birch trees. Existing birch trees react sensitively to successful rewetting and peat moss growth in rewetted bogs, while the effect of cutting does not sustain itself. A new understanding and appreciation of the role of downy birch in our bogs and mires is necessary (translated by the editors).
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 41/1 (2019): 10 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 1,2 MB).
Ich teile die Meinung von Herrn Müller-Kroehling und gehe noch einen Schritt weiter, nämlich dass auch andere (Problem-)Pflanzen, speziell Gehölzpflanzen wie Pulverbaum sowie Kleinsträucher wie Vaccinien über den Moorwasserhaushalt zu steuern sind. Und da wo sie hingehören, soll man sie auch stehen und sich entwickeln lassen.
Danke für diesen interessanten Kommentar, der eine wichtige Ergänzung darstellt. Ich teile diese Einschätzung. Zumal auch der Faulbaum und die genannten Zwergsträucher nicht wirklich „Problempflanzen“, sondern Zeigerpflanzen sind, die auch zum natürlichen Artinventar der Moore gehören. Sie können über den Torfmoosaufwuchs und damit über den Wasserhaushalt gesteuert werden, in den Mooren, wo das vom aktuellen Torfrelief her möglich ist. Eine weitere Gemeinsamkeit mit der Moorbirke ist ferner, dass auch an jenen Gehölzen etliche moortypische und seltene Arten vorkommen, sie also auch zur Biodiversität in den Mooren beitragen. Und wenn Faulbäume herausgeschnitten werden, kommt meist ein umso dichteres Faulbaumdickicht nach.