Angewandter Artenschutz: Managementstrategien zur Offenhaltung degradierter Hochmoorflächen des Schönramer Filzes durch Beweidung
Das Schönramer Filz zählt aufgrund seines Arteninventars zu den für den Naturschutz besonders wertvollen Moorkomplexen Oberbayerns. Sein Wert für die Erhaltung moortypischer Arten und seine Großflächigkeit waren wesentlich für die Aufnahme in die bayerische Gebietskulisse für das Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerk. Daraus resultiert eine auch europaweite Verantwortung zur Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der durch Grabensysteme und Torfabbau in weiten Teilen degradierten Hochmoorflächen.
Im Jahr 2000 wurde ein Forschungsprojekt initiiert mit dem Ziel, die naturschutzfachliche Bedeutung solcher Flächen für ausgewählte Wirbellosengruppen am Beispiel des Schönramer Filzes zu ermitteln und durch Hinzuziehung von Untersuchungsergebnissen und Geländeerfahrung aus anderen Mooren zu ergänzen. Die Ergebnisse der Bestandserhebungen zeigen, dass die degradierten Hochmoorflächen hochgradig schützenswerte Zoozönosen aufweisen, welche sich aus Arten der ursprünglichen Hochmoor-Biozönosen, aber auch aus thermophilen beziehungsweise xerophilen Spezies zusammensetzt. Nach gängigen naturschutzfachlichen Bewertungsmaßstäben kommt den unbewaldeten Flächen des Schönramer Filzes eine für einige Artengruppen landes- bis bundesweite Bedeutung für den Artenschutz zu, deren Bestandserhaltung maßgeblich von der Offenhaltung degradierter Hochmoorflächen abhängt.
Ein weiteres zentrales Ziel der Untersuchungen im Schönramer Filz ist daher die wissenschaftliche Begleitung der Versuche zur Offenhaltung degradierter Hochmoorflächen mittels Beweidung. Dazu wurde auf verschiedenen 5.000 qm großen Versuchsflächen Umtriebs-Koppelbeweidung mit jeweils fünf Bayerischen Waldschafen oder Moorschnucken sowie drei Ziegen durchgeführt. Die Beweidungsdauer pro Parzelle beträgt zwischen zwei und vier Wochen. Neben vegetationskundlichen Erhebungen wurde mit einer Methodenkombination aus Bodenfallen, Käscher- und Handfängen das Artenspektrum der Laufkäfer, Landwanzen, Schmetterlinge, Heuschrecken sowie teilweise der Spinnen erfasst.
Die Ergebnisse der Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine gut organisierte, leichte Beweidung als Möglichkeit zur Offenhaltung recht vielversprechend sein kann, zumindest für Moorheideflächen mit nur initialer Gehölzentwicklung. Allerdings sind negative Begleiterscheinungen für wertgebende Arten nicht vollständig auszuschließen. Da nach der bisherigen Versuchsdauer nur erste Tendenzen erwartet werden können, standen diese Fragen in der zweiten Projektphase im Vordergrund.
Bearbeiter:
Markus Bräuifuplan GbR
Schleißheimer Str. 156
80797 München
Weitergehende Informationen
Interne Links
- Beweidung und Naturschutz in Bayern
- Almen aktivieren – neue Wege für die Vielfalt
- Schutzmaßnahmen für Ameisenbläulinge
- Ursachenanalyse: Warum verschwindet der Hochmoorgelbling?
- Faunistische Erhebungen in renaturierten Mooren
Externe Links
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