Veranstaltung "Gewässer in der Stadt" (Juli 2013)
Einführungsvortrag von Prof. Jürgen Breuste.
Foto: Matthias Lampert, ANL.
Bei seiner Einführung führte Prof. Jürgen Breuste eindrücklich den Spannungsbereich zwischen Nutzen und Risiken von Gewässern im urbanen Raum vor Augen. Ein besseres ökologisches Verständnis urbaner Gewässer, zielgerichtete Informationen für die Bevölkerung, aber vor allem angepasste Landnutzungskonzepte sind für ihn die wichtigsten Eckpfeiler eines zeitgemäßen Gewässermanagements.
Planungsziele und planerische Herangehensweisen wurden im ersten Vortragsblock thematisiert. Dr. Thomas Korte von der Emscher-Genossenschaft stellte das Projekt „Emscherumbau“ vor und kommt in seinem Vortrag zu dem Schluss, dass die kulturellen Ökosystemdienstleistungen, wie Erholung, Freizeit und Umweltbildung, bei urbanen Gewässerentwicklungsprojekten im Vordergrund stehen sollten.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat Prof. Antje Stokman 50 europäische Fluss-Stadt-Projekte hinsichtlich ihrer wasser- und städtebaulichen Rahmenbedingungen analysiert, die zugrunde liegenden Entwurfsstrategien herausgearbeitet und einen Maßnahmenkatalog erstellt. Die aus dem Forschungsprojekt hervorgegangene Publikation gibt einen Überblick über innovative Gestaltungsansätze und dient sowohl Planern als auch Laien als Planungs- und Kommunikationshilfe im Entwurfsstadium.
Integrale Planungsansätze, interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Einbindung aller Akteure vor Ort sind wesentliche Voraussetzungen für den Projekterfolg. Dies wurde bei der Präsentation des Flussraumkonzeptes Regensburg als Teil des Projekts „Hochwasserschutz Regenburg“ deutlich. Referenten waren Heinrich Fischer vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg und der Planer des Flussraumkonzeptes Max Wehner vom Planungsbüro Team 4 Landschafts- und Ortsplanung.
Der letzte Vortragsblock beschäftigte sich mit der Bedeutung des Menschen bei urbanen Gewässerprojekten. Ullrich Illing vom Stadtplanungsamt München erläuterte wie sich der Umgang mit der innerstädtischen Isar in München über die Jahrhunderte gewandelt hat. Den Fluss ökologisch aufzuwerten, einen funktionstüchtigen Hochwasserschutz zu realisieren und die aktuellen Bedürfnisse der Bevölkerung einer Großstadt zu berücksichtigen waren Ziele, die im Projekt „Isarplan“ gleichzeitig realisiert werden konnten.
Neue Wege der Kommunikation und Partizipation stellte Nicolas Liebig vom Landschaftspflegeverband Augsburg am Beispiel des Projekts „Neue Bäche und Kanäle in Augsburg“ vor. Dabei beeindruckten vor allem das große Engagement des Landschaftspflegeverbandes und die Fülle der Projekt- und Umweltbildungsideen, die auch den Einsatz neuer Medien einschließen.
Zum Abschluss empfahl Prof. Stefan Heimann von der Beuth Hochschule für Technik, Berlin, das Gewässernetzwerk „Fließgewässer im urbanen Raum – Flur“. Das Netzwerk ermöglicht Mitgliedern die Nutzung einer umfassenden Projekt- und Expertendatenbank, vermittelt Kontakte und Projektpartner, ist Ansprechpartner für Fragen und bietet auf seiner Website ein Diskussionsforum.
Nach einem von Matthias Lampert, ANL, geführten Stadtspaziergang wurden die Fachgespräche am Abend im Stieglkeller fortgesetzt.
Die Exkursion am 12. Juli 2013 führte zu Gewässern im Stadtgebiet von Salzburg und spannte den Bogen von Zeugnissen historischer Wasserbaukunst bis zur Kunst am Bau des gerade fertiggestellten innerstädtischen Wasserkraftwerks „Sohlstufe Lehen“.
Im Süden der Stadt Salzburg startete die Exkursion mit dem Besuch des seit 1899 in Betrieb genommenen und nach wie vor funktionstüchtigen Kraftwerks Eichetmühle und der Ausstellung „850 Jahre Almkanal“. Prof. Breuste erklärte anschaulich die historischen Erfordernisse für den Bau des Almkanals, der auf einer Gesamtlänge von 18 km seit dem frühen Mittelalter die Stadt Salzburg nicht nur mit Trink- und Brauchwasser, sondern auch mit Löschwasser versorgte. Hierzu war ein ausgeklügeltes System aus offenen und unterirdischen Kanälen und Stollen notwendig. Heute stehen andere Funktionen im Vordergrund, beispielsweise Erholung, Sport, Naturerfahrung, ökologische und stadtklimatische Funktionen. Historische und aktuelle Anforderungen an urbane Still- und Fließgewässer wurden auch an weiteren Standorten am Almkanal sowie am Leopoldskroner Weiher diskutiert.
Surfer auf der „Stehenden Welle“ im Almkanal.
Foto: Stefanie Riehl , ANL.
Im Auftrag der Stadt Salzburg erstellte das Büro „Keller-Damm-Roser“ ein Konzept für die Gestaltung der innerstädtischen Salzach in Salzburg zwischen dem Josef-Mayburger-Kai bis zum Überfuhrsteg. Dabei verfolgte das Büro das Ziel, bei Bewohnern, wie Besuchern der Stadt Salzburg das Bedürfnis zu wecken, „ihren“ Fluss wiederzuentdecken und erfahren zu wollen. Um den Fluss besser zu erschließen, schlagen die Planer vor, Treppenanlagen, Stege, Pontons oder Plattformen zu errichten. Weitere Ideen sind im Fluss installierte Objekte, Uferaufweitungen oder bewegliche Bühnen. Trotz der restriktiven Vorgaben zum Erhalt des bestehenden Hochwasserschutzes gelingt es den Planern, die Salzach zu inszenieren, die Aufmerksamkeit auf den Fluss zu lenken und Möglichkeiten zu schaffen, den Gebirgsfluss Salzach unmittelbar zu erleben. Wie Herr Mag. Ehrenbrandtner vom Magistrat der Stadt Salzburg erläuterte, steht die Realisierung der Maßnahmen allerdings noch aus.
Gestaltungsideen für die innerstädtische Salzach, Vortrag von Franz Damm.
Foto: Matthias Lampert, ANL.
Im Stadtzentrum wurde gerade das neue Kraftwerk „Sohlstufe Lehen“ fertiggestellt. DI Martin Pfisterer, Projektleiter der Salzburg AG, erläuterte die Planungsgeschichte und die vielfältigen Anforderungen an das innerstädtische Kraftwerksprojekt. Neben einer jährlichen Stromerzeugung von 81 Gigawatt dient das Kraftwerk auch der Sohlstabilisierung und einer Verbesserung des Hochwasserschutzes. Zur Wiederherstellung der biologischen Durchgängigkeit wurde sowohl ein technischer Fischpass errichtet, als auch ein Umgehungsbach geschaffen. Der neue Bach durchfließt das ebenfalls neu gestaltete Naherholungsgebiet „Glanspitz“ und dient gleichzeitig als Spiel- und Naturerfahrungsort.
Dr. Thomas Rücker (Institut für Ökologie) und DI Martin Pfisterer (Salzburg AG) erläutern das Kraftwerk „Sohlstufe Lehen“ und die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen.
Foto: Matthias Lampert, ANL
Ansprechpartnerin:
Stefanie Riehl
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 3: Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-51
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