6.1.1 Beweidung von trockenem, nährstoffarmem Offenland
Diese Seite ist Teil des Online-Handbuchs "Beweidung im Naturschutz".
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Zusammenfassung
Viele Magerrasen, Heiden und Sandhabitate wurden traditionell beweidet und können daher am besten erhalten werden, wenn diese Nutzung erhalten bleibt. Alternative Nutzungsformen, zum Beispiel hinsichtlich des Weidetiers, des Beweidungszeitpunkts und der Intensität der Nutzung, sind meist mit Änderungen im Artenspektrum beziehungsweise der Häufigkeit einzelner Arten verbunden.
Ist es das Ziel, an Mahd angepasste Pflanzengesellschaften durch Beweidung zu erhalten, kann dies durch eine Behirtung oder eine kurzzeitige Umtriebsweide erfolgen. Damit sind oftmals ein gut gemanagtes Beweidungsregime und eine fachgerechte Weidepflege verbunden. Bisher liegen Erfahrungen zur Beweidung mit Schafen, Rindern, Eseln, Pferden und Ziegen vor. Für eine konservierende Pflege ist meist eine kurzzeitige Beweidung mit hoher Besatzdichte sinnvoll. Auf produktiveren oder stark ruderalisierten Flächen sollte sie mehrmals im Jahr erfolgen, mit möglichst langen Weidepausen.
Die meisten Erfahrungen gibt es mit behirteten Schafherden sowie mit der Schafkoppelhaltung. Hierbei sollte die Beweidungsintensität räumlich und zeitlich uneinheitlich sein, wenn man ein breites Artenspektrum erhalten will. Eine zu einheitliche Pflege beeinträchtigt das Artenspektrum und die Habitatstruktur. Es sollten rund 10 bis 40 % der gesamten Weidefläche nicht beweidet und als Brachflächen (zum Teil im jährlichen Wechsel) erhalten werden.
Kann eine Veränderung der Vegetation toleriert werden, stellt die extensive Standweide mit Rindern oder Pferden (und gegebenenfalls Ziegen) eine kostengünstige Alternative dar. Auf diesem Weg können auf großen Flächen wesentliche Teile des charakteristischen Artenspektrums erhalten werden, wenn auch in veränderter floristischer Zusammensetzung. Auf kleinen Flächen ist jedoch eine floristische Verarmung wahrscheinlich.
Verbuschung nach Nutzungsaufgabe bedroht viele Trockenstandorte. Hier ein Kalkmagerrasen am Neusiedler See/Österreich.
Alle Fotos: Andreas Zahn.
Grundlegende Informationen
Unter trockenem Offenland werden beweidete oder gemähte Magerrasen auf basischem oder saurem Untergrund, Heiden, offene Sande und Sandmagerrasen verstanden. Die meisten dieser Lebensräume sind artenreich und von inzwischen zumeist selten gewordenen Pflanzen und Tieren besiedelt. In einigen Regionen sind derartige Trockenwiesen-Komplexe landschaftsprägend und zudem kulturhistorisch sehr bedeutsam (POSCHLOD 2015). Für den Erhalt der standorttypischen Biodiversität trockener, nährstoffarmer Offenlandhabitate ist eine extensive Beweidung einer Mahd oder dem Brachfallen vorzuziehen (MICHELS & WOIKE 1994). Die Beweidung magerer Trockenstandorte wird bereits im Landschaftspflegekonzept Bayern (Bände.II.1 Kalkmagerrasen, Bd.II.2 Dämme, Deiche, Eisenbahnstrecken, Bd.II.3 Bodensaure Magerrasen, Bd.II.4 Sandrasen) detailliert beschrieben. Im Folgenden werden die wichtigsten dort dargelegten Aspekte der Pflege durch Beweidung zusammengefasst und durch aktuelle Erkenntnisse ergänzt. Aussagen, die sich nicht auf das Landschaftspflegekonzept beziehen beziehungsweise davon abweichen, sind als Zitate gekennzeichnet.
Für die Beweidung trockenen Offenlandes können Schafe, Rinder, Yaks, Esel, Pferde, Ziegen und Schweine zum Einsatz kommen. Der Einsatz von Kameliden wie Alpakas oder Lamas ist aufgrund vieler positiver Eigenschaften denkbar, zu den naturschutzfachlichen Auswirkungen der Beweidung gibt es bislang aber nur sehr wenige Untersuchungen. Die Fortführung oder Anpassung der traditionellen Pflege ist in der Regel die beste Lösung für den Erhalt des trockenen, nährstoffarmen Offenlandes und seiner Lebensgemeinschaften. Weicht man davon ab, zum Beispiel durch einen Wechsel der Weidetierart, andere Nutzungszeiten oder eine Modifizierung der Nutzungsintensität, führt dies meist zu Änderungen im Artenspektrum beziehungsweise der Häufigkeit der einzelnen Arten.
Will man an Mahd angepasste Pflanzengesellschaften durch Beweidung erhalten, kann dies am ehesten durch eine Behirtung oder eine Umtriebsweide erreicht werden. Ideal ist eine kurze Beweidung mit hoher Besatzdichte zu den bislang angewendeten früheren Mahdzeitpunkten, die auch aus Sicht der Tierernährung optimal sind. Bei einem Koppelweiden-Umtriebsmanagement sollte sich die Zäunung an den Grenzen von Vegetationstypen orientieren. Dadurch lässt sich eine Unterbeweidung der weniger attraktiven Vegetation verhindern. Sind hochwüchsige oder durch Ruderalgräser geprägte Bereiche eingesprengt, sollten diese mehrfach und intensiv beweidet werden. Falls kleinflächige Koppeln errichtet werden müssen und eine zusätzliche Nachpflege (Nachmahd, Gehölzentfernung) erforderlich ist, kann der Aufwand erheblich sein, sodass die Beibehaltung der Mahd mitunter die kostengünstigere Lösung darstellt. Wie bei jeder anderen Beweidungsform sind regelmäßige Erfolgskontrollen unverzichtbar.
Trockene Hangweide, die durch Yakbeweidung (ab Juni) gepflegt und in einem artenreichen Zustand erhalten wird.
Kann man aus naturschutzfachlicher Sicht deutliche Veränderungen der Vegetation in Kauf nehmen, so kann eine sehr extensive Standweide mit Rindern, Yaks oder Pferden (und gegebenenfalls Ziegen zur Gehölzreduktion) von Frühjahr/Frühsommer bis Herbst oder auch eine Ganzjahresweide bei sehr geringer Besatzstärke (in der Regel kleiner als 0,5 Großvieheinheiten (GV)/ha) eine kostengünstige Nutzungsform darstellen. Zumindest auf großen Flächen lassen sich so wesentliche Teile des charakteristischen Artenspektrums erhalten, wenn auch in veränderter floristischer Zusammensetzung (LORENZ et al. 2010).
Auf kleinen Flächen ist eine floristische Verarmung wahrscheinlich, wenn auch nicht zwangsläufig: Im Harz konnten beispielsweise Borstgrasrasen im Mosaik mit trockeneren und feuchteren Habitaten auf einer 8 ha großen Koppel durch Rinderbeweidung in einem botanisch guten Zustand erhalten werden. Die Fläche wurde über 25 Jahre hinweg stets ab Juli für 8 bis 10 Wochen mit einer Besatzdichte von 1 GV/ha beweidet (THIERY & KELKA 1998). Im Gegensatz zur Umtriebsbeweidung oder Koppelweide führt die Standweide mit Schafen allerdings fast immer zu einer Verringerung des floristischen Artenreichtums (MICHELS & WOIKE 1994).
Mageres, trockenes Grünland wird oft durch Mahd genutzt. Solche Wiesen können durch Beweidung nur durch eine kurze, intensive Beweidung zu den traditionellen Mahdzeitpunkten erhalten werden.
Aus tierökologischer – wie auch aus vegetationskundlicher – Sicht sollten rund 10 bis 40 % der gesamten Weidefläche nicht beweidet und als jährlich wechselnde Brachflächen erhalten werden. In mehrjährigen Abständen sollten diese Brachen mitbeweidet und im Ausgleich dazu andere Flächenteile ausgezäunt werden, sodass stets unterschiedlich alte Brachen vorhanden sind. Jüngere Brachen (jünger als 3 bis 7 Jahre) sind oft besonders tierartenreich; ältere Brachen mit überständiger Vegetation dienen wiederum manchen Vogelarten als Brutstätte. Auf extensiven Standweiden entstehen solche kaum beweideten Vegetationsinseln in der Regel von allein. Auch Gehölzbestände (Einzelbäume, Gehölzinseln) sind sehr bedeutsam, ein Ziel des Beweidungsmanagements und vor Verbiss zu schützen. Andererseits fördert lokale Übernutzung (offener Boden) wärmeliebende Arten und Habitatspezialisten, wie zum Beispiel die Ödlandschrecken (Oedipoda; WALTHER 1995) und seltene Ameisenarten (BAUSCHMANN 2000). Um diese Tierarten zu fördern, sollten Teilflächen durchaus sehr intensiv, das heißt ab dem Frühjahr und mehrmals im Jahr, beweidet werden. Bei Koppel- und Umtriebsbeweidung kann die Intensität kleinflächig durch Salzlecksteine, (mobile) Unterstände oder Wasserstellen erhöht werden.
Generell führt eine kurze, frühe Beweidung (April) zu einer starken Reduktion der sich früher entwickelnden Gräser und Kräuter, was sich später entwickelnde Kräuter begünstigt; zudem wird die Gesamtaufwuchsmenge dadurch deutlich reduziert und es werden vergleichsweise viele Nährstoffe abgeschöpft. Gerade für Ruderalgrasbestände, die später kaum noch gefressen werden, ist so eine frühe Beweidung zu empfehlen. Folgt eine lange Weidepause von mindestens 8 Wochen, ermöglicht dies bodenbrütenden Vögeln (zum Beispiel dem Baumpieper – Anthus trivialis), nach der Störung nochmals mit der Brut zu beginnen (PEARSON et al. 2006).
Insgesamt sollte die Beweidungsintensität räumlich und zeitlich uneinheitlich sein, wenn ein breites Artenspektrum erhalten werden soll (BIEDERMANN et al. 2005; DOLEK 1994). So entstehen heterogene Vegetationsmuster, wenn Teilflächen eines Weidesystems regelmäßig früher oder später beweidet werden (GUTSER & KUHN 1998). Entsprechend werden auch unterschiedliche Tiergruppen gefördert (SCHMID et al. 2001). In Abhängigkeit von den Pflegezielen kann es zudem Sinn machen, die Beweidung nicht jedes Jahr in der gleichen zeitlich-räumlichen Reihenfolge durchzuführen. So tolerieren viele Orchideen, für die eigentlich eine späte Beweidung ab dem Hochsommer ideal ist, eine frühere Beweidung während der Blüte, wenn dies in mehrjährigem Abstand erfolgt (MICHELS & WOIKE 1994).
Daher ist in vielen Fällen ein wechselndes Beweidungsmuster unter Beachtung der Phänologie von Zielarten zweckmäßig. Auch eine Variation der Beweidungsintensität von Jahr zur Jahr kann förderlich für eine hohe Artenzahl sein, da jeweils unterschiedliche Arten begünstigt werden. So verjüngt sich zum Beispiel Heide nach intensiverer Beweidung. Danach sollte die Besatzdichte für einige Jahre wieder reduziert werden (SIEBEL & PIEK 2002). Ruderalisierte und eutrophierte Bereiche sollten anfangs früher und öfter beweidet werden (ZEHM 2004b).
An trockene Offenlandflächen angrenzende, lichte Eichen- und Kieferntrockenwälder sollten in Randbereichen in die Beweidung einbezogen werden, um sanfte Übergänge und hutewaldartige Strukturen zu erhalten. Diese Übergangsbereiche sind faunistisch besonders bedeutend (BOSCHI 2007; ELLIGSEN 1997).
Abgesehen von Lockfutter und Mineralien darf auf mageren Flächen nicht zugefüttert werden, damit ein Nährstoffeintrag vermieden wird. In diesem Zusammenhang spielt die Platzwahl für Wassertröge und Mineralsteine eine wichtige Rolle. Ratsam ist, sie auf naturschutzfachlich geringwertigen Teilflächen aufzustellen oder aber an Stellen, an denen eine verstärkte Aktivität der Tiere gewünscht ist (zum Beispiel zum Gehölzverbiss). Behirtete Schafe und Ziegen sollten nachts außerhalb naturschutzfachlich wertvoller Flächen gepfercht werden. Über Nacht geben sie besonders oft Kot ab, wodurch eine Aushagerung der tagsüber beweideten Fläche erreicht werden kann (BRENNER et al. 2004). Zu Beginn des Auftriebs koten die Tiere ebenfalls verstärkt ab. Daher sollte der Pferchplatz mindestens 100 m weit entfernt von den naturschutzfachlich wertvollen Flächen eingerichtet werden. Grundsätzlich sollten attraktive Ruheplätze (Unterstand, Windschutz, Aussicht, Salzlecke) abseits besonders wertvoller Teilbereiche angeboten werden.
Schädigung von Kleingehölzen durch Rinder und Ziegen im Umfeld eines Salzlecksteins.
Bei einer Erstbeweidung wertvoller Habitate betont ZEHM (2004b) die Wichtigkeit von Erfolgskontrollen. Er empfiehlt, Probeflächen in allen wesentlichen Vegetationstypen vor der Beweidung auszuweisen. Vegetationstypen, zu denen noch wenige Erfahrungen vorliegen, sollten zunächst nicht großflächig beweidet werden. Vielmehr ist eine Erweiterung erst nach positiven Erfolgskontrollen sinnvoll. Von Bedeutung ist auch ein exaktes Beweidungs-Protokoll mit flächenbezogenen Aufzeichnungen (Anzahl Weidetiere, Beweidungszeitraum, eingesetzte Rassen, Alter der Tiere).
Aufgrund der oftmals schlechten Futterqualität der Trockenhabitate (besonders später im Jahr), ist auf eine ausreichende Ernährung und die Tiergesundheit besonders zu achten. Das Vorhandensein „besserer“ Ausweichflächen, auch nach dem Hochsommer, ist in vielen Fällen eine Voraussetzung für langfristig tragfähige Beweidungskonzepte von Magerstandorten.
Fallbeispiel
Truppenübungsplatz Hohenfels (Oberpfalz)
Nach Angaben des Gebietskenners Georg Knipfer (mündlich) werden auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels zirka 8.000 ha Offenland (mageres Grünland, Halbtrockenrasen, Grünlandbrachen, durchsetzt von vielen Hecken und Gehölzinseln) durch sieben behirtete Schafherden unterschiedlicher Größe (insgesamt zirka 6.500 Mutterschafe sowie 30 bis 50 Ziegen pro Herde) von März bis Oktober beweidet. Bei der Weideführung bestehen keinerlei Einschränkungen hinsichtlich des Artenschutzes. Die Beweidung dient insbesondere der Flächenpflege, um die erforderlichen Voraussetzungen für militärische Übungen zu gewährleisten.
Folgende Vogelarten brüten seit Jahren erfolgreich auf den beweideten Flächen in landesweit bedeutsamen Beständen: Heidelerche (Lullula arborea), Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola). Aufgrund der Flächengröße und des Strukturreichtums sowie der relativ langen Umtriebszeiten kommen Wiesenbrüter mit den Schafherden gut zurecht. Besetzte Reviere werden von den Vögeln auch trotz relativ intensiver Beweidung nach Weiterzug der Schäfer wieder besetzt, selbst wenn es zum Verlust einzelner Gelege kommen kann. Zu den bemerkenswerten Insektenarten, die sich bei dieser Beweidungsform in hoher Dichte auf der Fläche halten, zählen unter anderem Warzenbeißer (Decticus verrucivorus), Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus), Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus), Feldgrille (Gryllus campestris), Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia), Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), Silberbläuling (Polyommatus coridon) und Zahnflügel-Bläuling (Polyommatus daphnis). Botanisch stechen individuenreiche Vorkommen von Kalkmagerrasenpflanzen, wie der Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und dem Gelben Zahntrost (Odontites luteus), hervor.
Informationen zum Gebiet unter: www.bfn.de/0311_landschaft.html?landschaftid=8103
(Stand: 17.05.2016).
Beweidung spezieller Lebensraumtypen
Kalkmagerrasen
Die unterschiedlichen Typen bayerischer Kalkmagerrasen (Trockenrasen und Halbtrockenrasen), ihre Flora und Fauna sowie ihre Pflege wurden bereits 1994 detailliert und regionalisiert im Landschaftspflegekonzept Bayern (LPK), Band II.1 Kalkmagerrasen dargelegt (QUINGER et al. 1994) . Bezogen auf die FFH-Lebensraumtypen betrifft dies die Typen:
- 5130 Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und Kalkrasen
- 6110 Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)
- 6170 Alpine und subalpine Kalkrasen
- 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco Brometalia)
- 6240 Subpannonische Steppen-Trockenrasen
Traditionell wurden Kalkmagerrasen durch Schafe (wüchsigere Standorte mancherorts auch durch Rinder) beweidet, wobei Behirtung üblich war. Auch die Mischnutzung von Mahd und Rinderweide kamen vor. Heute findet überwiegend eine reine Pflegebeweidung statt, bei der Fehler, wie eine extensive Nutzung durch lange Besatzzeiten in Kombination mit niedrigen Besatzdichten, häufig sind. Allerdings gibt es keine Pflegeform, die allen Zielarten gleichermaßen gerecht wird. Je nach Beweidungsintensität und Zeitpunkt werden unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten gefördert oder geschädigt. Ein wesentliches Kriterium für die Qualität der Pflege ist, ob sich auftretende Problemarten (Gehölze, herdenbildende Brachegräser, „Weideunkräuter“ oder Hochstauden) wirksam und ohne umfangreiche Zusatzarbeiten im Zaum halten lassen.
Grundsätzliche Empfehlungen für die Beweidungspraxis von Kalkmagerrasen sind:
- Eine Standbeweidung durch Schafe ist aus naturschutzfachlicher Sicht die schlechteste Beweidungsform (MICHELS & WOIKE 1994). Auch auf Standweiden mit Rindern oder Pferden ist mit dem Verlust charakteristischer Arten zu rechnen, wenngleich hier Erfahrungen auf großflächigen Weidesystemen fehlen.
- Die qualifizierte Behirtung (heute in der Regel in Form der stationären Hüteschäferei) stellt die am besten geeignete Pflege für traditionell beweidete Kalkmagerrasen dar.
- Koppelbeweidung mit Schafen, Ziegen, Rindern, Eseln oder Pferden (Wahl möglichst entsprechend der traditionellen Nutzung) stellt bei einem differenzierten Beweidungsregime (siehe unten) eine geeignete, wenn auch eher aufwendige Form der Magerrasenpflege dar. So kann die Beweidungsintensität kleinflächig den Notwendigkeiten angepasst werden.
- Ideal ist eine kurze (wenige Tage lange), aber vollständige/intensive Beweidung.
- Auf bisher gemähten Flächen sollte zum Zeitpunkt der früheren Mahdtermine beweidet werden, wenn man Änderungen in der Vegetationszusammensetzung möglichst gering halten will. Andererseits begünstigt eine gewisse jährliche Variation des Beweidungsregimes (Zeitpunkt, Intensität) die Artenvielfalt (vergleiche allgemeine Angaben oben).
- Aus faunistischer Sicht sollten Teilflächen und Säume nicht beziehungsweise nicht jährlich in die Beweidung einbezogen werden (jährlich wechselnde Brachen oder Saumstreifen).
- Zwischen zwei Weidegängen sollte in Abhängigkeit vom Aufwuchs ein Abstand von zirka 5 bis 12 Wochen eingehalten werden. Der Zeitraum ist so zu bemessen, dass wertvolle Vegetationsbestände die Samenreife abschließen können, was allerdings nicht unbedingt in jedem Jahr gewährleistet sein muss.
- Ist ein Nährstoffentzug erforderlich, sollte eine zusätzliche Mahd oder mehrfache (auch frühe) Beweidungsgänge erwogen werden.
- Bei der Neuetablierung von Weidesystemen sollte der Einsatz von Rindern anstelle von Schafen erwogen werden. Rinderweiden sind bei vergleichbarer Nutzungsintensität artenreicher (SCHIESS & MARTIN 2008), auch fressen sie weniger selektiv. Je nährstoffärmer die Flächen sind, umso mehr bietet sich an, Schafe gegenüber Rindern oder Pferden zu bevorzugen. Kleinflächen können auch mit Eseln beweidet werden (Zehm et al. 2015).
- Pferde eignen sich bei guter Weideführung, verursachen jedoch mitunter erhebliche Bodenerosion, was in manchen Fällen jedoch gewollt sein kann (Förderung von Pionierpflanzen und xerothermer Tierarten wie Ödlandschrecken). Auch eine extensive Ganzjahresbeweidung mit Pferden kann eine Option sein; Nach Köhler et al. (2013) lassen sich so zum Beispiel orchideenreichen Kalk-Halbtrockenrasen erhalten.
- Zur Eignung von Yaks und Kameliden liegen derzeit nur wenig publizierte Erfahrungsberichte zu den naturschutzfachlichen Auswirkungen der Beweidung vor. Während die Trittbelastung und das Fraßverhalten von Yaks dem der extensiven Rinderrassen ähneln, kann das der Kameliden eher noch mit dem der Schafe verglichen werden. Koppelbeweidung mit diesen Arten als Pflegeform ist denkbar.
- Ziegen verbeißen Gräser und Kräuter nicht immer in ausreichendem Umfang, sodass oft zu einer Mischung mit anderen Tierarten geraten wird. Es liegen aber auch sehr positive Erfahrungen mit reiner Ziegenbeweidung vor (SAITNER 2008; REISER & BINZENHOEFER 2007). Ohne Ziegen kann die Gehölzsukzession oft nur mit mechanischen Zusatzmaßnahmen eingedämmt werden.
- Ausgesprochene Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi) können innerhalb von Kalk-Trockenrasen oder Halbtrockenrasen mitbeweidet werden (die Fläche der Pioniervegetation erweitert sich unter Umständen durch Beweidung); allerdings kann sich intensiver Fraß und Tritt negativ auf wichtige Raupenfutterpflanzen, wie Fetthenne (Sedum), aber auch auf Flechten und Moose auswirken (Jedicke 2015); ein Monitoring dieses Vegetationstyps ist daher erforderlich.
Sie kann auf Kalkmagerrasen von April bis zum Jahresende erfolgen, wobei hinsichtlich des geeigneten Zeitpunkts sehr unterschiedliche Erfahrungen vorliegen. Je später beweidet wird, umso mehr Arten können ihren Reproduktionszyklus vollenden. Zugleich wird die Vegetation umso schlechter abgefressen, je älter sie ist. Eine gewisse Variation der Beweidung und eine genaue Beobachtung der Ergebnisse sind daher in den ersten Jahren einer Schafbeweidung erforderlich. Letztlich muss in Abhängigkeit von der Vegetationszusammensetzung ein passender Beweidungszeitpunkt gewählt beziehungsweise ein räumlich und zeitlich differenziertes sowie auch von Jahr zu Jahr variierendes Beweidungsregime vorgesehen werden.
Während ein kurzzeitiger Weidegang im Sommer für Flächen mit nur geringer Biomasseentwicklung ausreichend sein kann, sind bei stärkerem Aufwuchs zwei bis vier Weidegänge pro Jahr erforderlich (inklusive Vorweide im Frühjahr ab April beziehungsweise Nachweide im Herbst). Dadurch kann ein Nährstoffaustrag erreicht und die Bildung einer Altgrasauflage verhindert werden.
Als grober Richtwert gilt: 500 Mutterschafe benötigen auf Kalkmagerrasen täglich eine Weidefläche von zirka 1,5 Hektar (zirka 30 m² pro Mutterschaf und Tag). Bei 180 Weidetagen im Jahr entspricht dies bei einer zweimal beweideten Fläche zirka 4 Mutterschafen mit Lämmern pro ha. In der Realität steht jedoch oft nur eine fixe Anzahl an Schafen zur Verfügung, sodass es sich in der Praxis bewährt hat, dem Tierhalter keine Besatzdichte vorzugeben, sondern das Erscheinungsbild der Fläche nach der Beweidung und gegebenenfalls Anzahl und Zeit der Beweidungsdurchgänge festzulegen. Sieht man von Ausnahmefällen wie absichtlich unter- und überweideten Bereichen ab, können als Kriterien für das Erscheinungsbild gelten: Mindestens 70 % des Aufwuchses sollte gefressen (nicht nur niedergetreten) sein (MICHELS & WOIKE 1994); es darf sich keine Streufilzdecke bilden und auch von den Tieren wenig beliebte Dominanzbilder sollten ausreichend befressen sein.
Behirtete Schafherden stellen die traditionelle Nutzung auf vielen Trockenrasen und Heiden dar.
Im Falle einer behirteten Schafherde hängt der Erfolg der Magerrasen-Pflege entscheidend von der Hütetechnik und damit von der Qualifikation des Schäfers ab. Durch längere oder kürzere Verweilzeiten auf bestimmten Flächen und die Wahl der Rastplätze lassen sich Verbissintensität, Trittwirkung und Nährstofftransfer (Kot, Urin) steuern. Schafe nehmen vormittags, wenn sie noch hungrig sind, in "engem Gehüt" auch härtere, rohfaserreiche Pflanzenteile auf und verbeißen wenig schmackhafte Arten wie die Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum) stärker. Bei "weitem Gehüt" auf großer Fläche lässt sich dagegen zum Beispiel ein höherer Anteil blühender Pflanzen erhalten. Werden Flächen mit geringem Futterwert oder wenig schmackhafter Vegetation erst nach „besseren“ Arealen beweidet, wird der Aufwuchs zwar niedergetreten, jedoch kaum gefressen.
Das Mitführen von Ziegen in der Schafherde wirkt dem Verbuschungsdruck entgegen. Eine reine Schafbeweidung kann die Gehölzsukzession nicht ausreichend verhindern. Sind zum Beispiel 20 % der Fläche verbuscht, sollte nach RAHMANN (2010) das Verhältnis Ziege/Schaf etwa 1:9 betragen.
Eine sehr intensive Beweidung von Teilflächen, die zur Herausbildung einer lückigen Vegetationsdecke führt ("Steintriftheiden" mit 30 bis 40 % offenem Boden), schafft Habitate für wärmeliebende Arten. So betont WALTHER (1995) den faunistischen Wert von häufig (alle 3 Wochen) und mit hoher Besatzdichte beweideter Kalkmagerrasen.
Beweidungspläne
Das Bayerische Landschaftspflegekonzept empfiehlt, für größere Trockenrasen Beweidungspläne aufzustellen. Sie sollen dem Schafhalter als „Anleitung“ für die Beweidung dienen. Auf den Plänen werden jährlich die Beweidungsintensität von Teilflächen und die Zeitpunkte festgelegt. Beweidungspläne können sowohl für Hüte- als auch für Koppelhaltung aufgestellt werden. Sie wurden zwar für die Schafbeweidung auf Magerrasen entwickelt, könnten aber auch beim Einsatz anderer Weidetierarten und in anderen Lebensräumen hilfreich sein. Folgende Flächenkategorien können darin enthalten sein:
- Weiß: Keine Auflagen, nur der Weidebeginn zwischen Anfang Mai und Anfang Juni wird in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf anhand der Phänologie der Flächen (zum Beispiel Blühbeginn des Wiesensalbeis, Salvia pratensis) festgelegt. Mindestens 70 % der Gesamtfläche sollten in diese Kategorie fallen, um dem Hirten möglichst viele Freiheiten zu geben. Die Beweidung „weißer“ Flächen muss so intensiv sein, dass sich keine Streufilzdecken bilden.
- Grau: Beweidung im Winter und im zeitigen Frühjahr (März, April) möglich.
- Blau: Sehr intensive Beweidung, also häufig beziehungsweise mit hoher Besatzdichte (zum Beispiel zur Erhaltung von Steintriften, Geröllhängen oder zum Nährstoffaustrag); weitgehende Reduktion des Aufwuchses und Schaffung vegetationsloser Bodenstellen durch Tritt.
- Orange: Beschränkung des Weidezeitraumes (zum Beispiel von Orchideenstandorten, Verzicht auf Nachweide im Herbst).
- Grün: Sehr extensive Beweidung. Keine Vorgaben für den Weidezeitraum, jedoch nur mit einem Drittel oder Viertel der Intensität der weißen Bezirke beweiden (zum Beispiel von schwach produktiven Blaugrasrasen und Erdseggenrasen oder in Trockenwald-Bereichen).
- Rot: Keine Beweidung (zum Beispiel Quellfluren, jährlich wechselnde Brachen auf 10 bis 30 % der Fläche)
Entscheidend ist eine Erfolgskontrolle, um eine jährliche Fortschreibung der Pflegepläne zu ermöglichen. So sollte die Bestandsentwicklung von Zielarten verfolgt und der Umfang des Aufwuchses im Herbst (übernutzte Bereiche, Ausdehnung von Altgrasbeständen, Vordringen von Gehölzen, ungünstig verbissene Blütensäume) überprüft werden. Die Pläne müssen in Rücksprache mit dem Tierhalter ausgearbeitet werden, da sich zu kleinräumige Flächendifferenzierungen oder zu enge zeitliche Vorgaben in der Praxis oft nicht verwirklichen lassen. Zu klären sind insbesondere auch Fragen der Wasserversorgung, der Triebwege und der Pferchflächen sowie der zusätzlich zu den Pflegeflächen erforderlichen (nährstoffreicheren) Weiden. Für orange, grün und blau gefärbte Bezirke sollte eine Größe von einem Hektar nicht unterschritten werden.
In kleinen Gebieten (unter zirka 20 ha) sind differenzierte Pflegepläne schlecht umsetzbar. Je kleiner die Pflegeflächen sind, umso einfacher sollten die Pläne sein. Andererseits erübrigt sich die Ausweisung von Teilflächen mit besonderer Behandlung immer mehr mit zunehmender Flächengröße und standörtlicher Vielfalt. In ausgedehnten Trockengebieten entsteht meist automatisch ein Nutzungsmosaik, sodass sich das vollständige naturräumlich mögliche Struktur-Typen-Spektrum eines Kalkmagerrasen-Lebensraumes entwickelt. Landkreisübergreifende Konzepte, wie zum Beispiel im Rahmen von nepo-muk (Netzwerkprojekt Oberpfälzer Jura - Mensch, Umwelt, Kultur), erleichtern die Aufstellung von Beweidungsplänen (Landimpuls 2009).
Informationen unter: www.lpv.de/themen/biotopverbund/netzwerkprojekt-oberpfaelzer-jura-mensch-umwelt-kultur-nepomuk.html (Stand: 17.05.2016).
Sollen verbrachte Magerrasen mit verfilzter Altgrasdecke wieder in Pflege genommen werden, ist anfangs eine frühe (Juni), intensive, aber kurze Schafbeweidung vorteilhaft, um die Streuschicht zu reduzieren und einen starken Verbiss der dominanten Pflanzenarten herbeizuführen (MICHELS & WOIKE 1994). Insbesondere Kalkmagerrasen mit hoher Deckung der Fieder-Zwenke bedürfen einer intensiven Beweidung, die bereits früh im Jahr beginnen sollte. Mitunter sind zusätzlich „Instandsetzungsmaßnahmen“ wie Entkusselung (Beseitigung junger Gehölze) oder Auslichtung erforderlich (TAMPE 1995). Alternativ können die Flächen zur Beweidungsvorbereitung im Spätwinter gemulcht werden, was im Wesentlichen nur die Vegetationsstruktur und in Pflanzenstängeln überwinternde Insekten beeinflusst.
Will man Kalkmagerrasen mittels Koppelschafhaltung erhalten, ist zu beachten:
- Die einzelnen Koppeln sollten unterschiedlich intensiv beweidet werden, um unterschiedliche Vegetationsausprägungen zu erzeugen.
- Auf sehr mageren Flächen genügt eine Beweidung im Jahr, ansonsten können 2 bis 3 Weidegänge erforderlich sein.
- In größeren Koppeln werden unterschiedlich steile oder feuchte Bereiche verschieden intensiv beweidet (lokale Über- und Unternutzung), was den Strukturreichtum fördert, aus floristischer Sicht jedoch negativ sein kann. Schafe „übernutzen“ in hängigen Lagen meist den Oberhang. Deshalb empfiehlt es sich, die Bereiche horizontal zu zäunen (quer zum Hangverlauf). Je einheitlicher die Fläche innerhalb einer Koppel ist, umso gleichmäßiger erfolgt der Fraß.
- Nachts sollten die Tiere aufgrund der verstärkten Kotabgabe möglichst außerhalb floristisch wertvoller Flächen gehalten werden. Erfolgt die Beweidung auf einer Koppel über mehrere Tage, kann die nächtliche Pferchung auf einer Teilfläche von geringer floristischer Wertigkeit eine geeignete Lösung sein.
Die Beweidung der Koppeln sollte nach Angaben vieler Autoren mit hoher Besatzdichte kurz (wenige Tage) und intensiv vorgenommen werden (20 m²/Mutterschaf/24 Stunden; BIEDERMANN et al. 2005). Eine längere Beweidung wird aufgrund des selektiven Fraßes der Schafe vielfach kritisch gesehen und kann zudem zu kritischen Ernährungssituationen führen, wenn bereits alle wertvollen Futterressourcen gefressen sind, aber noch viel nährstoffarme Phytomasse auf den Flächen steht. Im Gegensatz dazu berichten BEINLICH et al. (2012) jedoch von der guten Entwicklung einer Halbtrockenrasenvegetation durch mehrwöchige Schafbeweidung mit Skudden. Drei 4,5 bis 6,0 ha große Koppeln werden einmal jährlich für jeweils etwa 6 Wochen beweidet, wobei die Reihenfolge von Jahr zu Jahr alterniert, was für den Erhalt einer reichen Vegetation entscheidend ist. In einem zweiten Fall weiden Skudden (zirka 1,7 GV/ha) nur spät im Jahr (September/Oktober) doch für längere Zeit (4 bis 6 Wochen) auf zirka1 ha großen Koppeln, wodurch sich ein orchideenreicher Halbtrockenrasen erhalten lässt. Längere Besatzzeiten und (wie im ersten Fall) größere Koppeln reduzieren Kosten, was für eine weitere Erprobung derartiger Beweidungsvarianten spricht.
Gekoppelte Schafe auf Trockenrasen. Schafe fressen gerne Blüten, sodass auf der Weidefläche kaum mehr blühende Pflanzen vorhanden sind.
RinderbeweidungRinder fressen im Vergleich zu Schafen weniger selektiv. Doch entstehen auf Rinderweiden eher Trampelpfade (Viehgangeln in hängigem Gelände), auf denen sich manchmal nur noch sehr trittfeste Arten halten können. Aus faunistischer Sicht ist eine solche lokale Übernutzung eher positiv zu bewerten. Auch sind Rinderweiden in der Regel pflanzenartenreicher als Schafweiden vergleichbarer Standorte (SCHIESS & MARTIN 2008). Bei Koppelbeweidung ist eine Verweildauer von mehreren Wochen akzeptabel. So berichtet QUINGER (2000) vom Erhalt anspruchsvoller Arten von Ragwurz (Ophrys), Zwergginster (Chamaecytisus), Ferkelkräuter (Hypochoeris), Knabenkräuter (Orchis) und Enzianen (Gentiana) auf einer 4,5 ha großen Weide am Hartschimmelhof bei Pähl (Landkreis Weilheim). Sie wird Mitte Juni für 3 Wochen mit 10 bis 20 Jungrindern bestoßen, im Herbst erfolgt eine zehntägige Nachweide.
Auf großen, heterogenen Flächen dürften auch bei noch längerer Beweidung viele Trockenrasenarten geeignete Wuchsorte finden. Aufgrund des minderwertigen Aufwuchses kommen für die Beweidung von Trockenrasen am ehesten Extensivrassen in Mutterkuhhaltung oder der Auftrieb von Jungrindern in Frage.
Die Besatzstärke auf Kalkmagerrasen sollte 1 bis 2 GV/ha nicht überschreiten und muss an die lokalen Verhältnisse angepasst werden. Auf sehr mageren Flächen ist von deutlich geringeren Werten (0,3 bis 0,8 GV/ha) auszugehen (OPPERMANN & LUICK 2002). Die Besatzdichte kann umso höher sein, je kürzer die Dauer der Beweidung ist. Als Kriterium für die richtige Beweidungsintensität kann das Erscheinungsbild der Fläche nach der Beweidung dienen: Die Weidereste (wenig verbissene Vegetation) sollten bei zirka 20 bis 30 % liegen. Eutrophierte Magerrasenflächen sollten im Juni mit hoher Besatzdichte (mehr als 3 GV/ha) beweidet werden, um selektiven Fraß zwischen frischem, rohproteinreichen und älterem, rohfaserreichen Aufwuchs zu unterbinden. Dieser frühe Termin gilt auch für Brachen mit verfilzter Streuauflage. Eine Nachweide im Herbst verhindert eine erneute Streufilzbildung (QUINGER 2000). Aus Gründen eines unverhältnismäßigen Arbeitsaufwandes sind kleine Koppeln nicht zweckmäßig. 4 bis 5 ha große Koppeln erwiesen sich in der Praxis als sinnvoll. Bei größeren Gebieten kann ein Weideplan hilfreich sein.
Erheblich weniger aufwendig als die Koppelhaltung ist die großflächige Rinderstandweide. Ob sich dadurch, wenn schon nicht die Vegetationszusammensetzung, so doch wesentliche Teile des Artenspektrums erhalten lassen (wie es in nährstoffarmen Feuchtgebieten der Fall ist), sollte überprüft werden. Zumindest bei spätem Auftrieb scheinen solche Modelle zu funktionieren. So erwies sich ein von Juli bis November bestoßener Halbtrockenrasen im Schweizer Jura auch nach langjähriger Nutzung als überaus artenreich (vergleiche Kasten Fallbeispiel: Rinderweiden in der Schweiz, Beispiel B). Sehr positive Erfahrungen wurden mit einer Rinderhutweide (Frühjahr bis Herbst) im Seewinkel (Österreich) gemacht. Hier entwickeln sich Weingartenbrachen in Richtung Halbtrockenrasen und vorhandene Halbtrockenrasen lassen sich gut erhalten (KORNER et al. 2008). KÖHLER & TISCHEW (2014) gehen davon aus, dass der Lebensraumtyp 6210 beim Auftreten auf großer Fläche (größer als 10ha) auch durch extensive Ganzjahresbeweidung mit Rindern erhalten werden könnte, wobei wichtige Effekte, wie die Reduktion der Streuschicht und die Schädigung von Gehölzen, im Winter erfolgen. Im Falle der Grubenfelder Leonie bei Amberg, werden neben anderen Lebensraumtypen auch Halbtrockenrasen durch Ganzjahresbeweidung mit Rindern und Pferden erhalten (BOLZ 2014).
Günstig ist oftmals eine Kombination von Rindern und Ziegen, da sich hierdurch der Aufwand für Entbuschungsmaßnahmen, die bei reiner Rinderbeweidung meist notwendig sind, deutlich reduzieren lässt.
Standweide mit Heckrindern auf Kalktrockenrasen im FFH-Gebiet Grubenfelder Leonie bei Amberg.
ZiegenbeweidungZiegenbeweidung ist als alleinige Pflegemaßnahme auf nicht verbuschten Trockenrasen unüblich. Ziegen bevorzugen strukturreiche Flächen mit einem hohen Gehölzanteil. Doch ist aus pflanzensoziologischer Sicht eine extensive Ziegenbeweidung eine geeignete Pflegevariante, vorausgesetzt, dass mindestens 20 % der Fläche mit Gehölzen bestanden ist (STAUB 2005). RAHMANN (2004, 2010) erzielt positive Resultate (Förderung der Kräuter gegenüber den Gräsern) mit einer Ziegen-Koppelbeweidung ab Mitte Mai. Die einzelnen Koppeln werden nach einem Rotationssystem jährlich zu unterschiedlichen Zeiten beweidet, wobei die Besatzdichte so gewählt wird, dass nach einer drei- bis vierwöchigen Beweidung der Aufwuchs weitgehend abgefressen ist. Trotz dieser Erfolge empfiehlt der Autor jedoch eine noch kürzere Weidedauer zwischen 10 und 20 Tagen pro Koppel mit einem Schwerpunkt der Beweidungszeit im Juni und Juli. Als grobe Faustzahl nennt er für sehr magere Trockenrasen eine Besatzdichte von 15 (bei 20 Tagen Weidedauer) bis 30 (bei 10 Tagen) Mutterziegen mit ihren Lämmern pro Hektar (das sind 2,25 bis 4,50 GV/ha). Auf einem guten Standort können doppelt so viele Tiere pro Hektar gehalten werden.
Durch kurze intensive Ziegenbeweidung (Mitte Juli für 2 bis 3 Wochen 2,5 GV/ha) ließen sich nach GUTSER & KUHN (1998) Buckelwiesen bei Mittenwald (Oberbayern) in einem botanisch sehr guten Zustand (besser als durch Schafbeweidung) erhalten, sodass die Ziegenweide von den Autoren als beste Lösung angesehen wird, wenn eine Mahd nicht länger möglich ist. Auf den zuvor brachgefallenen Flächen hatten sich nach 15 Jahren Ziegenbeweidung viele typische Arten der Halbtrockenrasen neu etabliert, darunter auch Orchideen und andere auffällige Blütenpflanzen (SAITNER 2008). Eine seit 2004 laufende Ziegenbeweidung im Naturschutzgebiet „Marsberg-Wachtelberg“ im Landkreis Würzburg (Koppelhaltung, 2 bis 3 Weidegänge, jeweils bis zu 3 Wochen, ab April) hat bis 2007 neben der Zurückdrängung der Gehölze zu einer starken Förderung wärmeliebender Charakterarten der Magerrasen und Trockenstandorte geführt (REISER & BINZENHOEFER 2007).
Am Kaiserstuhl hat sich Ziegenbeweidung als optimale Pflegemaßnahme für stark verbuschte und verfilzte, sehr steile Trockenrasen (Xerobrometum und versaumtes Mesobrometum globularietosum) erwiesen, die sich sehr positiv auf Flora und Fauna auswirkt (STAUB 2005). Dabei erfolgt eine kurze, intensive Beweidung (zirka 2 Weidegänge/Jahr, je 10 bis 14 Tage, zirka 25 Ziegen) auf 0,5 ha großen Koppeln (7,5 GV/ha), im Zeitraum Mai bis September/Oktober. Dazwischen wurden mindestens 8 Wochen Weidepause eingehalten. Das Mosaik aus zu unterschiedlichen Zeiten beweideten Koppeln sowie den umgebenden Mahdflächen und Brachen verlängerte im Gebiet das Blüten- und Nektarangebot und erhöhte die Blütenvielfalt. Andere Autoren raten jedoch eher zu größeren Koppeln, die dann von den Tieren heterogen beweidet werden, sodass ein Mosaik innerhalb der Koppel entsteht (PERRENOUD et al. 2006).
Ziegenkoppel auf einem verbuschenden Magerrasen in der Rhön.
Im Gegensatz zu den geschilderten Umtriebsweideformen berichten BEINLICH et al. (2012) von der erfolgreichen Pflege eines Kalkmagerrasens durch ganzjährige Ziegenbeweidung (1,25 GV/ha), die zur Abnahme der Gehölze und zur Förderung typischer Kräuter der Enzian-Schillergrasrasen (Gentiano-Koelerietum pyramidatae) führte, wobei im Unterschied zu Schafweiden während der ganzen Vegetationsperiode ein gutes Blütenangebot vorhanden ist. Zwar wird die Notwendigkeit einer besonders konsequenten Parasitenbekämpfung auf Standweiden angesprochen und auf die Eutrophierung der Umgebung der Schutzhütten hingewiesen, doch letztlich beurteilen die Autoren diese Pflegevariante positiv.
An den felsigen Hängen des unteren Saaletals (Sachsen-Anhalt) wird die Ziegenstandweide (7 bis 10 Tiere beziehungsweise 1,0 bis 1,5 GV/ha) von Frühjahr bis Herbst auf verbuschten Flächen zur Wiederherstellung von Trockenrasen erprobt. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend (TISCHEW et al. 2008; ELIAS et al. 2010, 2014). Gehölze werden wirksam reduziert, Gräser nehmen ab, Rohbodenbesiedler und auch gefährdete Xerothermrasenarten wie Felsen-Gelbstern (Gagaea bohemica) und Stängelloser Tragant (Astragalus exscapus) profitieren bisher. Die Autoren empfehlen trotz der positiven Erfahrung mit der Standweide letztlich eine Umtriebsweide, da diese zu einer Reduktion des Parasitenbefalls führt. Zudem lassen sich durch Weidepausen bestimmte Blühaspekte (zum Beispiel Frühsommeraspekt mit typischem Arteninventar) auf den einzelnen Weideflächen fördern.
Im Hinblick auf die Zurückdrängung von Gehölzen wird nach RAHMANN (2010) bei einer Verbuschung zwischen 40 und 60 % durch Ziegen eine gute Pflegeleistung erzielt, wobei ihre Ernährung noch ausgewogen ist. Die krautige Vegetation wird gut abgefressen, Blätter und junge Triebe in erreichbarer Höhe gut verbissen. Auf stärker verbuschten Flächen kann erwogen werden, die Gehölze zunächst auf den Stock zu setzen und nachzubeweiden. Selbst wenn die Ziegen dabei Gehölze nicht immer zum Absterben bringen, vermindern sie das Wachstum der Stockausschläge jedoch erheblich. Die Ziegenbeweidung sollte nach der Entbuschung so zügig wie möglich erfolgen, da frische Ausschläge am besten verbissen werden. Allerdings erweist sich die Kombination von Entbuschung und Beweidung oft als kosten- und zeitaufwendig (STAUB 2005). Eine Alternative ist die Beweidung im Herbst oder Winter, da Ziegen zu dieser Zeit besonders stark schälen und so viele Gehölze zum Absterben bringen. Gegebenenfalls kann eine Nachpflege (Beseitigung der geschädigten Gehölze nach 3 bis 5 Jahren Beweidung; STAUB 2005) sinnvoll sein. Ziegen verbeißen natürlich auch erwünschte Gehölze (Obstbäume), die gegebenenfalls manuell zu schützen sind. Zu bedenken ist zudem, dass bei Erfolg der Pflege, das heißt dem Rückgang des Gehölzaufwuchses, den Ziegen auf lange Sicht zu wenig Gehölznahrung zur Verfügung steht. Dann muss entweder die Besatzdichte reduziert (Ersatz von Ziegen durch andere Weidetiere) oder auf anderen Flächen ausgewichen werden.
Im Hinblick auf tierökologische Aspekte weisen DOLEK et al. (2001) darauf hin, dass mit Ziegen eine ausreichende Freistellung steiler Felsbereiche, auf denen die Futterpflanze des Apollofalters (Parnassius apollo), der Weiße Mauerpfeffer (Sedum album) wächst, am besten möglich ist.
PferdebeweidungPferde eignen sich aufgrund der Geländeverhältnisse (Felsen, Steilhänge) und des nur sehr geringen Aufwuchses in der Regel nicht für die Beweidung von Steppen- und Volltrockenrasen. Da Pferde auch älteren Aufwuchs fressen, können sie jedoch gut auf Halbtrockenrasen, die erst später im Jahr beweidet werden sollen, zum Einsatz kommen. SEIFERT et al. (2006) fassen die vorliegenden Kenntnisse zusammen: Geeignet ist eine Kurzzeitweide mit einem oder zwei Weidegängen, je nach Höhenlage. Der erste Weidegang im Zeitraum Mitte Mai bis Ende Juli (auf Zielarten wie Orchideen abstimmen!) sollte nur ein bis zwei Wochen andauern. Erfolgt ein zweiter Weidegang im Herbst, kann dieser etwas länger sein. Die Beweidung sollte nicht alljährlich im selben Rhythmus und auf denselben Flächen erfolgen. So kann auf eine Beweidung im Frühjahr ein Jahr Weideruhe oder ein Beweidungstermin im Hoch- beziehungsweise Spätsommer folgen. Alternativ ist auch das zeitweise Auszäunen von Teilflächen möglich. Die Besatzdichte sollte bei 3 bis 6 GV pro Hektar liegen (3 GV pro Hektar auf schwach produktiven Halbtrockenrasen, 6 GV auf wüchsigen, zu Glatthaferwiesen überleitenden Flächen). Bei brachliegenden, grasreichen und verarmten Halbtrockenrasen kann anfangs eine höhere Dichte (8 bis 9 GV pro Hektar) sinnvoll sein.
Auf traditionell beweideten Halbtrockenrasen ohne reiche Orchideenflora sind längere Beweidungszeiträume möglich, wobei sich ein anderes Artenspektrum einstellt, als bei kurzer Beweidung. Solche Weiden können nach SEIFERT at al. (2006) jährlich für sechs bis neun Wochen von Juni bis August mit einer Besatzdichte von 0,5 bis 1,5 GV pro Hektar beweidet werden (auf verarmten, nährstoffreicheren Brachen zunächst bis zu 2,5 GV/ha). Von einer noch früher im Jahr beginnenden Beweidung eines Habtrockenrasens berichten BEINLICH et al. (2012). Hier lassen sich Bestände dreier Enzianarten unter sechs- bis achtwöchiger Pferdebeweidung im Mai/Juni mit 0,5 bis 0,75 GV/ha optimal pflegen, wobei andere Pflanzenarten jedoch sehr verbissen werden. Bei solchen längeren Besatzzeiten entsteht ein faunistisch wertvolles Vegetationsmosaik (vergleiche allgemeine Angaben). Eine Weidepflege (Entbuschung, lokale Nachmahd) ist jedoch sporadisch erforderlich. Liegen Halbtrockenrasen kleinflächig in nährstoffreicheren Pferdeweiden, lassen sie sich meist gut in die Beweidung integrieren, ohne dass es zu Problemen durch Trittbelastung und Eutrophierung kommt (Ausnahme: zentral gelegene Flächen).
Konik-Pferde auf einem ganzjährig beweideten Kalktrockenrasen (FFH-LRT 6210*) im NSG/FFH-Gebiet „Tote Täler südwestlich von Freyburg.
Der Erhalt gehölzreicher Kalktrockenrasen (FFH-LRT 6210*) durch Ganzjahresbeweidung mit Konik-Pferden wird derzeit im NSG/FFH-Gebiet „Tote Täler südwestlich von Freyburg“ (Sachsen Anhalt) erprobt (LORENZ et al. 2011): Bereits nach einem Jahr zeigten sich positive Effekte. Im Sommer gemiedene Vegetationsstrukturen, wie Streuschicht und aufkommende Gehölze, wurden im Winter bevorzugt genutzt. Die Reduktion der Streuauflage führte zur Regeneration blütenreicherer Halbtrockenrasen in den weidesensiblen Dominanzbeständen der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) und Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum), wovon unter anderem Orchideen wie das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) profitieren. Der gezielte Verbiss von Orchideen konnte nicht nachgewiesen werden. Durch die Weidenutzung ist ein abwechslungsreiches Mosaik aus kurzrasigen und hohen kräuterreichen Beständen entstanden. KASTNER et al. (2014) schließen daraus, dass eine extensive ganzjährige Beweidung mit Pferden bei einer Besatzstärke von maximal 0,3 GVE/ha die lebensraumtypischen Arten und Habitatstrukturen des FFH-Offenlandlebensraumtyps 6210* erhält beziehungsweise diesen in einen günstigen Zustand überführen kann und dass in diesem Fall die ganzjährige Beweidung nicht zum Rückgang der Orchideenbestände führt. Demnach könnte eine Ganzjahresbeweidung oder eine Beweidung im Herbst/Winter mit Pferden eine im Vergleich zu den oben beschriebenen kurzen Beweidungszeiträumen weniger aufwendige Alternative darstellen.
Aufgrund des speziellen Fraßverhaltens (vergleiche Kapitel 7.3 Pferde) ist bei Pferdebeweidung eine erhebliche Verlagerung von Nährstoffen innerhalb der Weidefläche möglich. Auf zirka 10 bis 20 % der Gesamtfläche kann es zur Eutrophierung oder Ausmagerung kommen. Ausmaß und Lage der eutrophierten Bereiche müssen daher gegebenenfalls unter dem Aspekt des Arten- und Biotopschutzes überprüft werden. Beispielsweise könnte es notwendig werden, kleinflächige Standorte gefährdeter Arten zeitweilig durch Auszäunung oder Absammeln des Pferdemistes zu schützen oder Lägerfluren zu mähen. Eine Alternative kann auch die Kombination mit anderen Tierarten (Rinder, Ziegen) sein. BEINLICH et al. (2012) weisen darauf hin, dass junge bewegungsaktive Pferde (insbesondere Hengste) übermäßige Schäden an der Grasnarbe verursachen können.
Fallbeispiel
Rinderweiden in der Schweiz (MARTIN et al. 2008)
A) Chamblon (Les Brayes): Halbtrockenrasen im Schweizer Mittelland (520 m über NN)
Die 1,5 ha große Rinderweide an einem steilen Hang wird seit 14 Jahren nach Vorgaben eines Bewirtschaftungsvertrages naturschutzorientiert beweidet. Ab Mitte Mai weiden 3 Kühe während 2,5 Monaten, im Herbst werden rund 10 Jungrinder für einige Tage auf die Weidefläche getrieben (2,2/3,7 GVE/ha/ Auftrieb). Dadurch lässt sich verhindern, dass der Vegetationsbestand zu hochwüchsig in den Winter geht. Die Vegetation entspricht größtenteils einem typischen Halbtrockenrasen, welcher durch die zahlreich vorkommenden seltenen Arten zusätzlich aufgewertet wird. Die Weide stellt einen wertvollen Rückzugsraum für seltene und gefährdete Arten dar, unter anderem die Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum) und das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Einzelne Bäume wie Wacholder (Juniperus) und Totholz-Reste sowie mit artenreichen Büschen durchsetzte Teilflächen ergeben ein strukturell wertvolles Mosaik. Doch unterdrücken die Rinder das Gehölzwachstum nicht ausreichend. Alle 2 Jahre entbuscht der Bewirtschafter die Steilhänge mechanisch von Hand. Teilflächen werden mit dem eigenen Mulchgerät bearbeitet.
B) Mervelier (Les Pouches): Halbtrockenrasen im Schweizer Jura (990 m über NN)
Die 26 ha große Rinderstandweide wird seit 16 Jahren mit rund 30 Jungrindern von Anfang Juli bis November beweidet (0,6 GVE/ha/Auftrieb). Die Vegetation ist außerordentlich artenreich. Der kurzrasige Halbtrockenrasen, der auch Berg-Seggen-Bestände (Carex montana) beinhaltet, ist gleichmäßig mit sechs Orchideenarten durchsetzt. Ein Viertel der Weidefläche (im Bereich der Tränke) ist etwas nährstoffreicher. Durch die sehr extensive Beweidung kann in Verbindung mit regelmäßiger Entbuschung und mehreren Säuberungsschnitten an problematischen Stellen (Adlerfarn; Pteridium aquifolium) das Gleichgewicht von Arten- und Strukturreichtum erhalten werden. Der relativ späte Weidetermin begünstigt vermutlich das massenhafte Blühen der zahlreichen Orchideen. Er ist jedoch im Hinblick auf das Aufkommen von Adlerfarn zu überprüfen.
Sandhabitate
Auch bayerische Sandrasen-Lebensräume (Silbergrasfluren - Spergulo-Corynephoretum, Schwingelgrasrasen - Armerio-Festucetum, vegetationslose Sande und Dünen, Zwergstrauchgebüsche, Geißklee- und Ginstergebüsche - Genista), ihre Flora und Fauna sowie eine passende Pflege werden detailliert und regionalisiert im Landschaftspflegekonzept Bayern (LPK), Bd.II.4 Sandrasen dargestellt (QUINGER & MEYER 1995). Bezogen auf die FFH-Lebensraumtypen betrifft dies die Typen:
- 2330 Dünen mit offenen Grasflächen mit Silbergras (Corynephorus canescens) und Sand-Straußgras (Agrostis vinealis)
- 6120 Trockene, kalkreiche Sandrasen (Blauschillergrasrasen)
- 2310 Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista
- 4030 Trockene europäische Heiden
Die bayerischen Sandrasen entspringen wohl ausnahmslos Nutzungen (hauptsächlich Schafbeweidung) und "Devastierungen" in früheren Jahrhunderten und sind daher auf eine Pflege beziehungsweise Nutzung angewiesen. Dafür ist die extensive Beweidung oftmals am geeignetsten. Die Bodenverwundungen durch den Viehtritt bieten dem Wind neue Angriffsflächen für Sandumlagerungen, sodass unter Umständen charakteristische Habitatelemente wie offene Bodenstellen oder Hang- und Dünenanrisse entstehen.
Eine Schafbeweidung sollte kurzzeitig und in größeren zeitlichen Abständen (mehr als 6 Wochen (ZEHM 2004b) erfolgen. Während auf sehr mageren Flächen ein Weidegang ausreichend sein kann, empfiehlt sich auf produktiven Sandrasen eine auf einen oder wenige Tage beschränkte Beweidung mit hoher Besatzdichte bei 2 bis 3 Weidegängen pro Jahr. In den Monaten April, Mai, Juni und eventuell Juli führt dies meist zu zufriedenstellender Reduktion des Aufwuchses. Zusätzlich ist mitunter eine Nachweide im Herbst sinnvoll, um zu verhindern, dass der nachsommerliche Aufwuchs als Streufilzdecke im Winter die Bodenoberfläche bedeckt. Auf trockenen Standorten ist allerdings ein Nachwachsen der Vegetation nur bis etwa Juni zu beobachten (ZEHM 2004b).
Da Schafe in den ersten Tagen gezielt stickstoffreiche Pflanzen (Ruderalarten) fressen (STROH et al. 2002), kann bereits durch kurze, extensive Beweidung die Ruderalvegetation deutlich reduziert werden, während die Leitarten der Sand-Vegetation noch weitgehend verschont bleiben (ZEHM 2004b). Eine kurzzeitige Stoßbeweidung mit hoher Besatzdichte (gegebenenfalls mehrfach) ist dort notwendig, wo die Vegetationsdecke geöffnet werden soll. Nach ZEHM et al. (2004) lässt sich durch Beobachtung des Fraßverhaltens (Schafe selektieren stark, viele Leguminosen werden zuerst gefressen) der Zeitpunkt zum Umsetzen der Weidetiere ermitteln. Beginnt der Fraß von naturschutzfachlich wertvollen Sandarten (Indikator: zum Beispiel Blaugrünes Schillergras - Koeleria glauca), sollte die Koppel gewechselt werden (für Details zum Verbiss einzelner Pflanzenarten siehe STROH et al. 2002).
Fraß an naturschutzfachlich wertvollen Arten setzt in der Regel ein, wenn der Aufwuchs um 50% reduziert ist, der Umtrieb der Herde sollte spätestens bei einer Reduktion um 80 % erfolgen (ZEHM 2004b). Neben der Koppelhaltung ist auch der Einsatz einer behirteten Herde in engem Gehüt mit Nachtpferch außerhalb der Fläche möglich. Ziel ist ein Muster stark und weniger stark befressener Vegetationsbestände. Da Sand-Lebensräume wesentliche Rückzugsgebiete für zahlreiche seltene Hautflügler-Arten sind (beispielsweise Apoidea – Wildbienen oder Sphecidae – Grabwesepen) sollten blütenreiche Ruderalsäume geschützt werden, indem sie räumlich oder zeitlich ausgespart werden.
Aufgrund des unterschiedlichen Fraßverhaltens hat sich eine ergänzende Beweidung mit Eseln bewährt, die insbesondere zur Reduktion ruderaler Gräser führt (SÜSS 2005; ZEHM et al. 2015; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an37109zehm_et_al_2015_eselbeweidung.pdf). Da es zumeist kaum möglich ist, eine größere Anzahl von Eseln zur Beweidung zu bekommen, werden die Esel bislang vor allem in der Nachbeweidung eingesetzt. So bleiben auch auf intensiv durch Schafe beweideten Flächen zumeist größere Mengen von Ruderalgräsern und Rhizomen übrig, die gezielt durch Esel befressen werden. Dabei bleiben naturschutzfachlich wertvolle Arten (wie die europarechtlich geschützte Silberscharte (Jurinea cyanoides) zumeist weitgehend bis vollständig unbefressen (ZEHM et al. 2015). Durch die Kombination von Schafen und Eseln lassen sich monodominante Landreitgras-Bestände (Calamagrostis epigejos) in weniger als fünf Jahren in offene, artenreiche Sandvegetation überführen.
In größeren Gebieten sind Weidepläne (vergleiche Kasten) zweckmäßig, worin sich gegebenenfalls die Ansprüche bestimmter Zielarten (wie Vögel, Hymenopteren, Therophyten, Sand-Charakterarten) berücksichtigen lassen. In eutrophierten Sandrasen sollte die Weidedauer so lang oder intensiv gestaltet werden, dass Streufilzdecken vermieden werden. In diesen Bereichen ist eine Beweidung im Frühling und Frühsommer wichtig, da in diesem Zeitraum der Nährstoffentzug besonders hoch ist. Werden nur Schafe eingesetzt, ist zur Bekämpfung von Ruderalgräsern, die nach Juni kaum noch verbissen werden, eine Frühjahrsbeweidung nötig (ZEHM 2004b).
Beim Erhalt von Heiden auf Sandböden durch Schaf- und Ziegenbeweidung weist HARTEISEN (2003) darauf hin, dass Besenheide (Calluna vulgaris) erst im Hochsommer und Herbst stärker verbissen wird, während im Frühjahr und Frühsommer Gräser (hier Pfeifengras - Molinia caerulea) bevorzugt werden.
Will man Offensandstellen herstellen oder erhalten, sollte lokal sehr intensiv beweidet werden, um Bodenverwundungen und eine Remobilisierung des Sandes zu erreichen. Tendenziell führt Schafbeweidung außerhalb ganz initialer Sandrasen (wie Silbergrasrasen) eher zu einer geschlossenen Grasnarbe und nicht zu einer Reaktivierung von Flugsandflächen (Zehm, pers. Erfahrung). Benachbarte Wintergrün-Kiefernwälder und Eichen-Hutewälder sind in die Beweidung miteinzubeziehen und ein stark gestaffelter Waldrand und offener Lichtwald zu erzielen. In den kommenden Jahren ist hier allerdings stark auf das Vordringen von invasiven Neophyten zu achten. Besonders mit Mahonie (Mahonia aquifolium) und Götterbaum (Ailanthus altissima), Spätblühender Traubenkirsche (Prunus serotina, MARABINI 2014) aber auch Eschen-Ahorn (Acer negundo) und großflächig Robinie (Robinia pseudoacacia) ist zu rechnen.
Während eine Beweidung von Sandhabitaten allein durch Ziegen auf Dauer vermutlich nicht ausreichend ist, kann eine ergänzende Haltung dieser Tierart zweckmäßig sein, wenn das Gehölzaufkommen hoch ist.
Die Eignung von Rindern für die Pflege von Sandhabitaten ist noch nicht hinreichend geklärt, doch gibt es im LPK (Bd.II.4 Sandrasen) dokumentierte Fälle, in denen eine zweimal jährlich erfolgende, einwöchige Beweidung mit Jungrindern sandrasenartige Vegetationsbestände erhält (QUINGER & MEYER 1995). Zu den dort vorkommenden gefährdeten Arten gehören unter anderem Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis), Sand-Grasnelke (Armeria elongata), Männliches Knabenkraut (Orchis mascula) und Echte Mondraute (Botrychium lunaria). Auf nährstoffreicheren, sandrasenartigen Weiden dürfte eine Beweidung mit Jungrindern von Ende Mai bis Ende Juni mit zirka 2 GV/ha eine erprobenswerte Variante sein, wobei die Auswirkungen auf die Vegetation fortlaufend kontrolliert werden sollten.
Im Herbst sollte, wie im Falle der Schafbeweidung, eine kurze Nachweide erfolgen. Des Weiteren kann man sich an den Empfehlungen für die Beweidung von Kalkmagerrasen orientieren. Rinder-Standbeweidung (im untersuchten Beispiel aus dem Emsland eine Silbergrasflur auf Sand, die ab Juni mit 0,7 GV/ha beweidet wird) ermöglicht aufgrund der Bodenverwundung durch die Tiere frühe Sukzessionsstadien in den von Rindern oft aufgesuchten Bereichen zu erhalten, sodass sich hier auch konkurrenzschwache Arten halten. In Bereichen, in denen die Vegetation überwiegend durch Verbiss beeinflusst wird, werden jedoch weniger schmackhafte Gräser gefördert. Hier keimen kaum Arten der Sandrasen (KRATOCHWIL et al. 2008). Die Autoren empfehlen eine höhere Besatzdichte und ein Beweidungsmanagement, das zu einem gleichmäßigeren Fraß führt (KRATOCHWIL et al. 2009).
Pferde und in noch stärkerem Maß die besser an Trockenheit angepassten Esel eignen sich gut für die Pflege von Sandhabitaten (auch als Ergänzung zur Schafbeweidung). Die von ihnen verursachten Trittschäden sind hier erwünscht (SEIFERT et al. 2006; ZEHM et al. 2004). Esel kommen besonders gut mit dem schlechten Nahrungsangebot der Trockenlebensräume zurecht. Für Sandrasen und Sandheiden werden jährlich ab Mai oder Juni ein bis zwei Weidegänge von ein bis zwei Wochen Dauer empfohlen (Besatzdichte 1 bis 3 GV pro Hektar). Bei ruderalisierten Sandrasen ist der höhere Wert anzuraten, um einen guten Verbiss der Gräser zu erreichen. Sandheiden sollten hingegen in der Regel nur mit zirka 1 GV pro Hektar beweidet werden.
Eine Weidepflege (Entbuschung, Nachmahd dominanter Ruderalarten und invasiver Neophyten) kann sporadisch erforderlich sein. Auch auf eine mögliche Eutrophierung botanisch wertvoller Bereiche durch den Pferdemist sollte geachtet werden. Zudem muss die Bestandsentwicklung gefährdeter Arten, aber auch von ruderalen Süßgräsern und Stauden beobachtet werden. Esel verbeißen dominante Grasarten besonders gut, verschmähen jedoch einen Großteil der wertvollen Sand-Pflanzenarten (zum Beispiel die FFH-Art Silberscharte (Jurinea cyanoides), vergleiche STROH et al. 2002; ZEHM et al. 2015) und fördern diese durch die Anlage von Wälzkuhlen. Insgesamt bewirken sie einen hohen Phytomasse-Entzug (ZEHM et al. 2004). Die Autoren berichten auch von sehr positiven Erfahrungen beim Einsatz von Schweinen zur Reduktion dominanter Grasarten und zur Anlage offener Sandflächen. Jedoch lässt sich deren Einsatz in Sandökosystemen aufgrund der hohen gesetzlichen Anforderungen bei der Freilandhaltung schwer verwirklichen.
Im Gegensatz zu Systemen mit sehr kontrolliertem Beweidungsmanagement werden in den Niederlanden Dünen mit Zwergstrauch-Gebüschen und Sandrasen mit gutem Erfolg ganzjährig durch Rinder, Pferde und Wisente beweidet. Die Besatzdichte ist hier sehr gering (meist deutlich unter 0,3 GV; SIEBEL & PIEK 2002). In der Senne (Nordrhein-Westfalen) gibt es positive Erfahrungen mit einer 15 ha großen Pferde-Standweide (Mai bis Oktober, 3 bis 5 Hengste) auf Sandböden, die früher mit Schafen (Hütehaltung) beweidet wurde. Die Fläche ist (aus faunistischen Gründen) gewollt unterbeweidet (25 % Weidereste im Herbst). Durch die Pferde wurde der Altgrasbestand reduziert, Besenheide (Calluna vulgaris) vermehrte sich gut, Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) nahm ab, offene Sandstellen entstanden. Auf einem ehemaligen Wildacker halten sich typische Sandmagerrasenarten (wie die Heidenelke Dianthus deltoides). Auch die Zahl der Heuschreckenarten stieg an. Aufgrund des geringen Besatzes wurde das Blütenangebot auf der Fläche nicht reduziert, was sich positiv auf Tagfalter auswirkte. Gehölze und Brombeeren werden jedoch sporadisch mechanisch entfernt (RÜTHER & VENNE 2005; KASTNER 2008, 2014).
Vergleichbare Ergebnisse zeigen sich bei der Ganzjahresbeweidung mit Przewalski-Pferden im Naturschutzgebiet „Tennenloher Forst“ bei Erlangen (BROMISCH 2005), wobei sich hier eine zusätzliche Ziegenbeweidung bewährt (MARABINI 2014). Auch die Vegetation der Sandrasen in der Oranienbaumer Heide entwickelt sich in Richtung eines besseren Erhaltungszustandes durch ganzjährige, sehr extensive Beweidung mit Rindern und Pferden (LORENZ & TISCHEW 2015; vergleiche Kasten - Fallbeispiel: Ganzjahresstandweide mit Robustrassen in der Mittleren Oranienbaumer Heide). Die Autoren gehen davon aus, dass eine reine Sommerbeweidung mit Rindern und Pferden für den Erhalt kleinwüchsiger, konkurrenzschwacher Arten nicht ausreichend wäre und betonen die positiven Auswirkungen der Ganzjahresweide auf gefährdete Insekten- und Vogelarten.
Fallbeispiel
Beweidung von Sandökosystemen mit verschiedenen Tierarten im Kalk-Flugsandgebiet bei Darmstadt (Hessische Oberrheinebene)
(SCHWABE et al. 2004; SÜSS et al. 2011)
Die Autoren untersuchten verschiedene Sukzessionsstadien auf primär kalkreichen Sandflächen im Offenland und im Kalksand-Kiefernwald. Sie verglichen verschiedene Formen der Erstbeweidung mit Schaf-Landrassen (Skudden, Moorschnucken, Rhönschafe):
- Statisch-extensive Beweidung: 3 bis 4 ha große Koppeln, einmalige Beweidung durch zirka 130 Schafe für 10 bis 14 (selten bis 20) Tage zwischen Mai und September/Oktober in jährlich fester Reihenfolge.
- Dynamisch-extensive Beweidung: Kurzzeitige Stoßbeweidung im Spätfrühjahr bis Sommer, 400 bis 500 Schafe auf zirka 1 ha großen Koppeln für 1 bis 2 Tage; Wechsel der Koppel erfolgt nach effektivem Fraß der Nicht-Zielarten ohne festes Schema.
- Instandsetzungsbeweidung: Auf Flächen mit Problempflanzen wie dem Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) oder auf nährstoffreichen ehemaligen Äckern (Mehrfach-Beweidung mit hohem Besatz, teilweise einschließlich Winterbeweidung).
Die Effekte der „dynamisch-extensiven Beweidung“ und der „Instandsetzungsbeweidung“ waren deutlich nachweisbar in Form einer Förderung sandspezifischer Leitarten und Lebensräume. Die „statisch-extensive Beweidung“ schnitt im Untersuchungszeitraum deutlich schlechter ab. Die Autoren betonen, dass bei der Zunahme der Artenzahlen (insbesondere lebensraumtypischer, konkurrenzschwacher Arten) der regionale Arten-Pool zusammen mit der Verfügbarkeit der Diasporen eine große Rolle spielt. Eine weitere Steigerung der Beweidungs-Effektivität ließ sich durch eine ergänzende Beweidung mit Eseln (bessere Öffnung der Bodendecke und starker Verbiss dominanter Gräser; sogar deren Rhizome wurden freigescharrt und gefressen) sowie Ziegen (ergänzende oder vorausgehende Winterbeweidung zur Gehölzreduktion) erreichen. Dabei fiel auf, dass der (hier erwünschte) Wald-Kiefer (Pinus sylvestris)-Jungwuchs nicht von Eseln, jedoch von Schafen und Ziegen verbissen wurde (ZEHM et al. 2015). Insgesamt förderte die Bodenöffnung durch Beweidung jedoch in allen Fällen die Keimung der Kiefern.
Zur Reduktion dominanter Grasarten (wie Land-Reitgras) durch Schafe erwies sich eine mehrmalige Beweidung ab dem Frühjahr als entscheidend (nach Juni wurde dieses Gras kaum noch geschädigt). Von besonderer Bedeutung für einen hohen Verbiss waren zusätzliche Beweidungsgänge mit kleineren Herden (zum Beispiel einer Jährlings- oder Bockherde, je zwischen 50 und 100 Tieren), die als Vor- oder Nachbeweidung die Hauptbeweidung mit der großen Muttertierherde (400 bis 500 Tiere) ergänzten.
Bei der empfehlenswerten „dynamisch-extensiven Beweidung“ wurde bei einer Reduktion des Aufwuchses um etwa 80 % die Koppel jeweils um 1 bis 2 Knotengeflechtnetze erweitert. Dadurch ließ sich der Verbiss auf den bereits abgeweideten Flächen noch einmal leicht verstärken aber vor allem die Ernährungssituation der Tiere optimieren. Aufgrund der insgesamt schlechten Futterqualität war es wichtig, eine Mangelernährung zu verhindern und frische Flächen bereits anzubieten, ehe die Tiere „Hunger-Unruhe“ zeigen, also schon wenn sich die Tiere gesättigt zum Wiederkäuen niederlegen. Bewährt haben sich auch die kleinen Koppeln bei der „dynamisch-extensiven Beweidung“: Die Effektivität des Verbisses wird stark gesteigert, da die Futterpflanzen-Auswahl eingeschränkt ist. Auch laufen die Schafe weniger umher, sodass der Aufwuchs weniger niedergetreten und deshalb besser befressen wird. Zudem verringert sich die Gefahr der Verwurmung.
Bodensaure Magerrasen und Heiden
Im Landschaftspflegekonzept Bayern (LPK), Bd.II.3 Bodensaure Magerrasen (STEIDL & RINGLER 1996) werden die unterschiedlichen Typen bayerischer bodensaurer Magerrasen, Silikatmagerrasen und Zwergstrauchheiden, ihre Flora und Fauna sowie ihre Pflege detailliert und regionalisiert dargestellt. Bezogen auf die FFH-Lebensraumtypen betrifft dies die Typen:
- 4030 Trockene europäische Heiden
- 4060 Alpine und boreale Heiden
- 6150 Boreo-alpines Grasland auf Silikatsubstraten
- 6230 Artenreiche montane und submontane Borstgrasrasen auf Silikatböden
Als traditionelle Nutzung gelten Mahd, die extensive Beweidung und die Mähweide. Lokal spielten die Wiesenbewässerung, das Abbrennen und der Plaggenhieb (abtragen der obersten Heidebodenschicht = plaggen und im Stall als Einstreu nutzen) eine Rolle bei der Entstehung. Einige spezialisierte Arten kommen aufgrund der Bodenverwundungen durch den Viehtritt jedoch besonders auf beweideten Flächen vor (zum Beispiel Vielteilige Mondraute - Botrychium multifidum, Gewöhnliches Katzenpfötchen - Antennaria dioica, Arnika - Arnica montana und verschiedene Enziane - Gentiana spec.). Für die Pflege durch Beweidung gelten dieselben Grundsätze wie für Kalkmagerrasen, mit ergänzenden Angaben:
- Manche Ausprägungen der Borstgrasheiden sind durch ungeregelte, extensive Beweidung entstanden (hohe Anteile von Heidekraut, Ginsterarten und Beersträucher) und können durch diese Nutzung (Standweide mit geringem Besatz) erhalten beziehungsweise wiederhergestellt werden.
- Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein (LLUR 2010) gibt generell für „Trockene europäische Heiden“ (LRT 4030) und „Artenreiche montane und submontane Borstgrasrasen auf Silikatböden“ (LRT 6230) eine ganzjährige Beweidung durch Rinder und Pferde mit nur geringer Besatzdichte (weniger als 0,2 GV/ha nach SIEBEL & PIEK 2002) als geeignete Pflegeform an, wobei der Verbiss von Heidekräutern hauptsächlich im Winter erfolgt. Nach BOKDAM & GLEICHMANN (2000) ist für Calluna-Heiden jedoch zusätzlich eine mechanische Gehölzentfernung nötig. Zudem entsteht durch eine Rinderstandweide ein zyklisches Mosaik aus Heide- und Grasflächen, wobei auch mit lokaler Übernutzung und Eutrophierung gerechnet werden muss.
- Aktuelle Untersuchungsergebnisse sprechen aber dafür, dass sich (großflächige) Heiden durch Ganzjahresstandweide mit robusten Rindern und Pferden in gutem Zustand erhalten lassen, wobei die Wirkung der Beweidung auf Gehölze und überständige Vegetation im Winter besonders hoch ist. Zum Erhalt der Tiergesundheit ist besonders für Rinder der Einbezug nährstoffreicherer Teilflächen in die Ganzjahresweide sinnvoll (vergleiche Kasten: Fallbeispiel: Ganzjahresstandweide mit Robustrassen in der Mittleren Oranienbaumer Heide; LORENZ & TISCHEW 2015a).
Aubrac-Rinder auf einem bodensauren Trockenrasen in den Cevennen.
- Reine Heideflächen lassen sich vermutlich durch behirtete Schafherden am besten erhalten, wobei meist nur sehr geringe Dichten (1 bis 3 Mutterschafe/ha = 0,15 bis 0,45 GV/ha) sinnvoll sind (BURANDT & FELDMANN 1991).
- Für die Erhaltung von zwergstrauchreichen Magerrasen und Zwergstrauchheiden (Calluna-Heiden, Ginsterheiden) eignet sich eine Schafbeweidung, wobei das Abfressen der Langtriebe von Calluna vulgaris (Besenheide) gegen Ende der Vegetationsperiode kurze Jungtriebe und damit die Blüten- und Samenbildung fördert. Eine Winterbeweidung führt zu einer sehr guten Verjüngung von Heideflächen. Eine Überbeweidung muss aber vermieden werden, da sich in dem Fall Gräser zu Ungunsten der absterbenden Heidekräuter ausbreiten (BURANDT & FELDMANN 1991). Nach diesen Autoren verbeißen Schafe (Moorschnucken) auch junge Moorbirken - Betula pubescens gut, besser als Sandbirken - Betula pendula, während Faulbaum - Frangula alnus, Eiche - Quercus spec., Zitterpappel- Populus tremula sowie Himbeere - Rubus idaeus nur bei Futtermangel und Kiefern – Pinus sylvestris fast gar nicht verbissen werden. Zur Abhilfe kann die Schafherde um einige Ziegen ergänzt werden.
- Nach SEIFERT et al. (2006) können Heiden auch durch mehrwöchige Beweidung mit Pferden gepflegt werden. Sie empfehlen eine Weidedauer von sechs bis neun Wochen ab Juni (in höheren Lagen Juli oder August) mit 0,3 bis 0,9 GV/ha.
- Borstgras (Nardus stricta) wird nur in ganz jungem Zustand verbissen, muss also im Frühjahr beweidet werden, wenn die Reduktion des Aufwuchses gewünscht ist.
- Schafe meiden borstgrasreiche Flächen und müssen gegebenenfalls durch Behirtung oder Koppelung zum Fraß angehalten werden (KÖSTLER & KROGOLL 1991).
- Alpine Borstgrasweiden (Geo montani-Nardetum, Polygalo-Nardetum) sollten eher unterbeweidet werden (weniger als 1 GV/ha), sodass eine selektive Futternutzung möglich ist. Ideal ist eine Mischbeweidung (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde) auf möglichst großen Weideflächen (ab 10 ha), die (ohne Parzellierung) zwei- bis viermal jährlich erfolgt und von mindestens dreiwöchigen Ruheperioden unterbrochen ist (Details zu einzelnen Ausprägungen vergleiche STEIDL & RINGLER 1996). Bei ausreichender Futterqualität kann auf Schafe verzichtet werden. Die Rinder- oder Pferdebeweidung ist dann eine gute Alternative.
- SEIFERT et al. (2006) empfehlen beim Einsatz von Pferden auf bisher gemähten Borstgrasen einen ein- bis zweiwöchigen Weidegang im Juli mit 2 bis 5 GV/ha. Der höhere Wert gilt für produktivere (oder eutrophierte) und grasreiche Flächen. Traditionell beweidete Borstgrasrasen können auch länger, also von Juli bis September mit 0,3 bis 1,2 GV/ha (in Abhängigkeit von Produktivität der Fläche) beweidet werden. Eine gewisse Unterbeweidung wirkt sich oft positiv aus.
- Deutschginster-Heidekraut-Heide (Genisto germanici-Callunetum) und Geißklee-Heidekraut-Heide (Cytiso supini-Antennarietum) sollten kurz, aber intensiv mit Schafen und Ziegen oder Rindern beweidet werden.
- In Komplexbiotopen aus bodensauren (mineralstoffärmeren) Heiden und Kalkhutungen werden letztere von Schafen bevorzugt, sodass eine gezielte Weideführung erforderlich ist.
- Eine Mitbeweidung lichter Trockenwälder (zum Beispiel bodensaurer Eichen-Birken-Wälder oder zwergstrauchreicher Kiefernwälder) erzeugt vielfältige Übergangs- und Grenzlebensräume.
Durch Pferdestandweide gepflegte Heide in den Niederlanden.
Fallbeispiel
Ganzjahresstandweide mit Robustrassen in der Mittleren Oranienbaumer Heide
(LORENZ & OSTERLOH 2010; FELINKS et al. 2012; Lorenz & Tischew 2015a,b)
Zur Gewährleistung eines günstigen Erhaltungszustandes der FFH-Lebensraumtypen trockene, europäische Heiden (FFH-LRT 4030), Heiden auf Binnendünen (FFH-LRT 2310), Basenreiche Sandrasen (FFH-LRT 6120) und Silbergras-Pionierfluren auf Binnendünen (FFH-LRT 2330) wurde im zentralen Bereich des NATURA 2000-Gebietes „Mittlere Oranienbaumer Heide“ im Herbst 2008 eine extensive Ganzjahres-Standweide mit Robustrassen (Heckrindern, Konikpferden mit 0,15 GV/ha) eingerichtet. Die Tiere werden allenfalls im Winter (Schnee) in geringem Umfang zugefüttert. Ziel ist es, den prozentualen Anteil verschiedener FFH-Lebensraumtypen zu erhalten, ohne einseitig die Initial- und Pionierstadien zu fördern. Auch sollen langfristig ökonomisch tragfähige Nutzungs- und Pflegestrategien umgesetzt werden.
Im Zentrum des Beweidungskonzeptes steht der Erhalt einer halboffenen Weidelandschaft nach naturschutzfachlichen Maßgaben. Zu Projektbeginn bestand bei allen Lebensraumtypen ein hohes Pflegedefizit. Bisher wird die Entwicklung positiv beurteilt. Nach 2 Jahren ist eine deutliche Reduzierung der Streuauflage in den basenreichen Sandrasen, Landreitgras- und Gras-Krautfluren sowie eine Erhöhung der Strukturvielfalt in der Krautschicht zu beobachten. Die Sandrasen waren bereits im zweiten Beweidungsjahr deutlich kräuter- und blütenreicher. Konkurrenzschwache Arten wie die Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) wurden gefördert. Das Landreitgras (Calamagrostis epigejos) als typischer Vergrasungszeiger des Gebietes wurde von Rindern und Pferden gleichermaßen genutzt und überall stark reduziert. Es zeigte sich, dass Rinder mehr Heidekraut als Pferde aufnehmen, während Pferde konkurrenzstarke Gräser besser zurückdrängen.
Durch den intensiven Rinder-Verbiss der Stockausschläge der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) wird eine weitere Ausbreitung dieses invasiven Neophyten unterbunden. Eine vegetative Verjüngung des stark überalterten Heidekrauts durch Verbiss (insbesondere im Winter) und Tritt hat bereits eingesetzt. Durch das Auslegen von Mineralienlecksteinen werden die Tiere gezielt in bestimmte Bereiche gelenkt. Die Tiere nutzen auch Lebensraumtypen mit geringerer Futterqualität, insbesondere dann, wenn es im Winterhalbjahr keine größeren Unterschiede in der Qualität mehr gibt. Zugleich bewirkt die bevorzugte Nutzung der schlechter ausgeprägten Lebensraumtypen mit relativ hoher Futterqualität eine schnellere Verbesserung des Erhaltungszustands. LORENZ & TISCHEW 2015a, b gehen davon aus, dass bei der Ganzjahresbeweidung auf nährstoffarmen, trockenen Sandstandorten der optimale Tierbesatz bei etwa 0,2 GVE/ha liegt (bei starker Verbrachung oder beim Vorhandensein feuchter Teilbereiche kann er auch höher sein).
Heckrinder in der Mittleren Oranienbaumer Heide.
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Autor:
Dr. Andreas Zahn
Hermann-Löns-Straße 4
84478 Waldkraiburg
Telefon +49 8638 86117
andreas.zahn@iiv.de
Gutachter:
Dr. Andreas Zehm
Zitiervorschlag:
Zahn, A. (2014): Beweidung von trockenem, nährstoffarmem Offenland. – In: Burkart-Aicher, B. et al., Online-Handbuch "Beweidung im Naturschutz", Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), Laufen; www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/handbuchinhalt.htm.
Ansprechpartnerin an der ANL:
Dr. Bettina Burkart-Aicher
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
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