6.5 Beweidung und Management von Almen/Alpen
Diese Seite ist Teil des Online-Handbuchs "Beweidung im Naturschutz".
Die weiteren Kapitel finden Sie in der Übersicht
Inhaltsverzeichnis zu diesem umfangreichen Kapitel:
- 1. Einleitung
- 1.1 Was ist Almwirtschaft?
- 1.2 Warum sind Almen wertvoll?
- 2. Vegetation der Almweiden
- 2.1 Faktor Höhenstufe
- 2.2 Faktor Beweidung
- 2.3 Pflanzenbestände und ihr Ertrag
- 3. Was braucht das Vieh?
- 4. Standortangepasste Bewirtschaftung der Lebensräume
- 4.1 Über- und Unterbestoßung
- 4.2 Was bedeutet „standortangepasst“?
- 4.3 Weideführung
- 5. Grundlagen der Weidepflege und Revitalisierung
- 5.1 Gründe für almwirtschaftliche Maßnahmen
- 5.2 Abwägung von almwirtschaftlichen Maßnahmen
- 5.3 Bewertungsparameter
- 5.4 Richtlinien für das Wiederherstellen von verbrachten Almweiden
- 6. Problembereiche der Almen
- 6.1 Aufkommen von Zwergsträuchern
- 6.2 Aufkommen von Gebüsch und Krummholz
- 6.3 Aufkommen von Jungwald
- 6.4 Aufkommen von Unkräutern und Ungräsern
- 6.5 Bodenversauerung und Borstgrasproblematik
- 6.6 Versteinung, Vertritt und Blaiken
- 7. Literatur
1. Einleitung
1.1 Was ist Almwirtschaft?
Die Almweideflächen für das Vieh sind der Natur von unseren Vorfahren mühsam abgerungen worden. Wälder wurden unter hohem Aufwand gerodet und die natürliche Waldgrenze wurde nach unten gedrückt. Da die Almflächen für den Heimbetrieb von existenzieller Bedeutung waren, wurden sie sorgfältig bewirtschaftet und gepflegt. Seit den 1950iger-Jahren haben vor allem der Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft und die zunehmende Intensivierung der Talflächen dazu geführt, dass insbesondere auf schlecht erschlossenen Almen die notwendige Pflege vernachlässigt wurde. Zahlreiche Almen sind in der Folge verbuscht, verwaldet oder wurden überhaupt aufgelassen. Seither nimmt der Wald zu und die Beweidung konzentriert sich häufig auf strukturarme Fettweiden. Damit einher geht ein Verlust an biologischer Vielfalt, das Landschaftsbild wurde monotoner, der Erosionsschutz ist nicht mehr im ehemaligen Umfang gegeben. Die alpinen Nutztierrassen, die teilweise eine 7.000 Jahre zurückreichende Nutzungs- und Zuchtgeschichte aufweisen, zählen inzwischen überwiegend zu der Kategorie „selten“ und „gefährdet“ (JARITZ 2014, 2017). Nicht zuletzt gingen vielerorts auch das Almleben und die -kultur im ländlichen Raum verloren.
Almen sind laut landwirtschaftlicher Definition hofferne Sommerweideflächen im Gebirge (RINGLER 2010). In Bayern gibt es knapp 1.400 Almen (Stand 2008), deren Fläche rund 7 % des bayerischen und etwa 1,5 % des deutschen Hoheitsgebietes einnehmen. Almen erstrecken sich über die montane, subalpine und alpine Höhenstufe von zirka 600 m über NN (zum Beispiel Königssee) bis zirka 2.400 m über NN (zum Beispiel am Linkerskopf im Allgäu; RINGLER 2010). Dass Almen in Bayern nach wie vor ein wirtschaftlich wichtiges Standbein sind, zeigt sich am Beispiel von Oberbayern, wo die Auftriebszahl der Rinder im Sommer 2014 20.597 betrug und im Sommer 2015 auf 21.215 anstieg (KLOO 2015).
In dem vorliegenden Kapitel zum Thema „Almwirtschaft“ werden zunächst die mit einer almwirtschaftlichen Nutzung in Verbindung stehenden Vegetationseinheiten besprochen. Anschließend wird auf den Futterwert der Almweiden und -wiesen eingegangen und es wird erläutert, was unter einer standortangepassten, naturschutzorientierten Bewirtschaftung zu verstehen ist. Es werden die Problembereiche der Almweiden dargestellt und Maßnahmenvorschläge für ein standortangepasstes Weidemanagement gegeben.
1.2 Warum sind Almen wertvoll?
In Bayern sind 8,5 % der Almfläche mit Lichtweiden bedeckt. Der Anteil der Almzone in Bayern am ökologisch besonders hochwertigen Grünland beträgt je nach Landkreis zwischen 20 und 40 %, in einigen Landkreisen liegt er sogar über 90 %. Zudem liegen weit über 50 % der Gesamtfläche ökologisch wertvoller montaner bis alpiner Rasengesellschaften sowie mehr als 50 % aller alpinen Moore im Weiderechtsbereich von Almen (RINGLER 2010).
Standortangepasste Almweiden haben eine äußerst hohe Biodiversität.
Alle Fotos: Umweltbüro GmbH.
Die Almwirtschaft bewirkt durch ihre unterschiedlich genutzten Almweiden das charakteristisch strukturreiche Landschaftsmosaik der alpinen Kulturlandschaft. Vor allem die Nutzungsvielfalt und die Kleinräumigkeit führen zur Vielfalt und zu den regionalen Unterschieden der Almen. So ergibt sich durch die Almbewirtschaftung ein häufiger Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Flächen mit allen Übergangsbereichen. Dieses Nebeneinander unterschiedlich naturnaher Flächen auf engstem Raum ist aus ökologischer Sicht sehr wertvoll und Voraussetzung für eine hohe Biodiversität. So führt eine standortsgemäße „traditionelle“ Kulturlandschaft auf den Almen vor allem in der subalpinen Stufe zu einer außerordentlich hohen Lebensraum-, Struktur- und Standortvielfalt, welche wiederum eine hohe Artenvielfalt gewährleisten. Unzureichende Weidepflege und Nutzungsaufgabe sowie in einzelnen Fällen auch Überbestoßung mit falschem Nährstoffmanagement sind aktuelle Entwicklungen, die die Biodiversität gefährden. Geeignete Maßnahmen sind erforderlich, die diesen Veränderungen der Bewirtschaftung entgegenwirken.
Ohne menschliche Eingriffe und Nutzung wären die Almen unterhalb der klimatischen Waldgrenze mit Ausnahme von Sonderstandorten größtenteils von geschlossenen Wäldern bedeckt.
2. Vegetation der Almweiden
Geologie, Klima, Höhenlage, Neigung und Exposition sind Standortfaktoren, die das Erscheinungsbild der Almen prägen. Ein wesentlicher Faktor in diesem Zusammenhang stellt die Bewirtschaftung der Almen dar. Sie ist neben den Standortfaktoren mitentscheidend dafür, wie hoch die Biodiversität auf den Almen ist.
Ungedüngte, standortangepasst beweidete Almweiden können sehr artenreich sein. Betrachtet man mehrere almwirtschaftlich genutzte Biotope, so wurden auf einer Almweide in den Berchtesgadener Alpen sogar mehr als 170 Pflanzenarten gefunden (GRUBER et al. 2014). Generell sind Almen in den Kalkalpen (zum Beispiel die oberbayerischen Alpen) – unter sonst gleichen Bedingungen – artenreicher als jene über basenarmen Gesteinen (zum Beispiel die Allgäuer Flyschzone; BOHNER 2015; RINGLER 2010).
2.1 Faktor Höhenstufe
Mit zunehmender Seehöhe ändern sich viele klimatische Faktoren (die Temperatur sinkt, die Vegetationsperiode wird kürzer, der Luftdruck sinkt, die Strahlung steigt). Durch das zunehmend rauere Klima ändert sich auch die Vegetation. Je nach Vorkommen charakteristischer Pflanzengruppen spricht man von Höhenstufen:
Hochmontane Stufe: Obergrenze des Laubwaldes, nur mehr saisonal bewohnbar.
Subalpine Stufe: Sie umfasst im Wesentlichen lockere Nadelwälder und die Kampfzone des Waldes bis zur oberen Baum- und Krummholzgrenze. Die Vegetation besteht vorwiegend aus aufgelockerten Fichten- und Lärchen-Zirben-Wäldern, Grünerlengebüsch und Latschen-Krummholz.
Unteralpine Stufe: Hier dominieren Zwergstrauchheiden. Unter natürlichen Bedingungen findet man hier den geschlossenen Zwergstrauchgürtel.
Oberalpine Stufe: Diese Stufe ist durch primäre Rasengesellschaften gekennzeichnet („Urwiesen“). Die Obergrenze geschlossener Rasengesellschaften befindet sich in einer Seehöhe zwischen 2.500 und 2.800 m.
Höhenstufen am Beispiel einer Alm auf Urgestein.
2.2 Faktor Beweidung
Von entscheidender Bedeutung für die Pflanzenbestände auf den Almen ist die Beweidung. Sie nimmt auf folgende Standortsfaktoren Einfluss:
- Nährstoffversorgung: Die Versorgung der Böden mit Nährstoffen ist sehr unterschiedlich und hängt wesentlich von der Bestoßung der Einzelflächen ab. Die Ausscheidungen der Weidetiere werden größtenteils dort hinterlassen, wo die Tiere weiden. Auf den Liegeflächen tritt eine Nährstoffkonzentration und somit eine veränderte Pflanzenwelt (Lägerfluren) auf. Der Mist oder die Gülle, die in den Stallungen gesammelt wird, sollte möglichst gut verteilt werden. Artenreiche Magerweiden sollen nicht gedüngt werden.
- Basengehalt des Bodens: Der geologische Untergrund beeinflusst in Abhängigkeit von der Beweidungsintensität und des Nährstoffhaushalts das Artenspektrum. Intensiv beweidete Bereiche werden floristisch in hohem Ausmaß durch den damit verbundenen Nährstoffeintrag bestimmt. Extensiv beweidete Bereiche der Alm werden in ihrer Artenzusammensetzung hingegen wesentlich vom geologischen Untergrund geprägt.
- Lichtverhältnisse: Durch das Abweiden beziehungsweise die ständige Übernutzung werden lichtliebende Pflanzenarten bevorzugt.
Die Beweidung hat auf die Vegetation folgende Auswirkungen:
- Das Vieh fördert durch die selektive Futterauswahl bestimmte Pflanzenarten. Dadurch kommt es großflächig zur Ausbildung charakteristischer, sekundärer Weiderasen, wie zum Beispiel dem Borstgrasrasen. Durch diese selektive Auswahl der Pflanzen unterscheidet sich die Weide grundsätzlich von der Mähwiese im Tal oder den Bergmähdern auf der Alm.
- Im Nahbereich von Ställen und Viehunterständen kommt es vor allem durch die relativ hohe Nährstoffausscheidung der Tiere zur Ausbildung von Lägerfluren, wie der Alpenampferflur.
- Im Bereich der montanen bis subalpinen Stufe neigen mäßig nährstoffreiche bis nährstoffarme und eher trockene Standorte über silikatischem Untergrund generell zur Verheidung. Die Beweidung kann das Aufkommen von Zwergsträuchern und Wald nicht wesentlich aufhalten. Eine Wiederbewaldung und Verheidung kann nur durch regelmäßig durchgeführte Weidepflege und ein gutes Weidemanagement langfristig verhindert werden.
- Basenreiche Böden (Kalk, Dolomit) zeigen zumeist nur eine geringe Tendenz zur Verheidung. Jedoch neigen auch diese Flächen zur Verwaldung und zur Verbuschung, zum Beispiel mit Latschen. Zur Freihaltung der Weideflächen ist auch hier gutes Weidemanagement und Weidepflege unerlässlich.
2.3 Pflanzenbestände und ihr Ertrag
Die Ertragsmenge und die Qualität des Aufwuchses spiegeln sich in den Gewichtszunahmen beziehungsweise der Laktation der Weidetiere wider. Um die Weideflächen effizient zu nutzen und nachhaltig zu verbessern, ist das Erkennen und Bewerten der Vegetation Grundvoraussetzung.
Auf den Almen wechseln meist kleinräumig die Standortbedingungen. In Kombination mit unterschiedlichen Nutzungsformen ergibt sich ein Mosaik unterschiedlicher Pflanzenbestände. Sie bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Almwirtschaft. Je nach Nährstoffgehalt, Temperaturverhältnissen und Wasserversorgung ändern sich die Almweidetypen. Dementsprechend werden sie in Fettweiden, Magerweiden, Moore und Quellfluren sowie Waldweiden differenziert.
In der nachfolgenden Tabelle werden eine Auswahl charakteristischer Almpflanzen und ihre Verbreitung in den einzelnen Weidetypen dargestellt (vergleiche DIETL 1998; AIGNER et al. 2003).
Pflanzenart | Fettweiden | Magerweiden | Moore und Quellfluren | Waldweiden |
Wertvolle Futtergräser: | ||||
Alpen-Lieschgras (Phleum rhaeticum) | *** | * | - | - |
Alpen-Rispengras (Poa alpina) | *** | * | - | - |
Rot-Straußgras (Agrostis capillaris) | *** | * | - | - |
Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens s. str.) | ** | - | - | - |
Rot-Schwingel (Festuca rubra agg.) | *** | ** | - | - |
Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus) | ** | - | - | - |
Wertvolle Futterkräuter und Leguminosen: | ||||
Schweizer Löwenzahn (Leontodon helveticus) | - | *** | * | - |
Wiesen-Löwenzahn (Leontodon hispidus) | *** | ** | * | - |
Rot-Klee (Trifolium pratense) | *** | * | - | - |
Weiß-Klee (Trifolium repens) | *** | * | - | - |
Braun-Klee (Trifolium badium) | ** | * | - | - |
Bergwiesen-Frauenmantel (Alchemilla monticola) | *** | * | - | - |
Gold-Pippau (Crepis aurea) | *** | * | - | - |
Alpen-Mutterwurz (Ligusticum mutellina) | ** | * | - | - |
Sonstige Gräser und Kräuter: | ||||
Borstgras (Nardus stricta) | * | *** | * | ** |
Kalk-Blaugras (Sesleria varia) | * | *** | - | * |
Braun-Segge (Carex nigra) | - | - | *** | - |
Woll-Reitgras (Calamagrostis villosa) | - | - | - | *** |
Gewöhnliche Krumm-Segge (Carex curvula ssp. curvula) | - | *** | - | - |
Arnika (Arnica montana) | - | *** | - | - |
Bart-Glockenblume (Campanula barbata) | - | *** | - | - |
Glocken-Enzian (Gentiana acaulis¸G. clusii) | * | *** | - | - |
Berg-Nelkenwurz (Geum montanum) | - | *** | - | - |
Zwergsträucher: | ||||
Besenheide (Calluna vulgaris) | - | ** | - | * |
Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) | - | ** | - | *** |
Alpen-Rauschbeere (Vaccinium gaultherioides) | - | ** | - | ** |
Rost-Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) | - | ** | - | *** |
Zwerg-Wacholder (Juniperus communis ssp. alpina) | - | ** | - | * |
Weideunkräuter und -ungräser: | ||||
Weiß-Germer (Veratrum album) | * | * | - | - |
Alpen-Ampfer (Rumex alpinus) | ** | * | - | - |
Adlerfarn (Pteridium aquilinum) | * | * | - | - |
Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) | ** | - | ** | - |
Disteln (Cirsium spp., Carduus spp.) | ** | * | ** | * |
Tabelle 1: Auswahl an Kennarten von almwirtschaftlich bedeutenden Weidetypen (häufig: ***, mäßig häufig: **, selten: *, sehr selten bis fehlend: -, siehe auch AIGNER et al. 2003).
2.3.1 Fettweiden
Fettweiden und Fettwiesen werden meist intensiv genutzt und mehr oder weniger regelmäßig gedüngt. Fettweiden gedeihen auf nährstoffreichen Böden mit ausgeglichenem Wasserhaushalt. Als die wertvollsten Almweideflächen haben sie einen hohen Anteil an guten Futterpflanzen. Aus almwirtschaftlicher Sicht sollte den Fettweiden die höchste Aufmerksamkeit zuteilwerden. Regelmäßige Weidepflege beugt einer Verunkrautung vor. Der Ertrag der Alm-Fettweiden liegt zwischen 20 und 50 dt/ha. Bei idealer Nutzung werden die Fettweiden im Frühsommer, sobald das Gras eine Höhe von 10 bis 15 cm erreicht hat, abgeweidet (Fausthöhe). In einer 5- bis 7-wöchigen Ruhepause können die Gräser und Kräuter wieder nachwachsen. Nach einer Nutzungsauflassung und Extensivierung ändern sich die Pflanzenbestände insbesondere über basischem Ausgangsgestein etwas langsamer als über silikatischen Verhältnissen. Unter der natürlichen Waldgrenze neigen die Fettweiden zur Verunkrautung mit Hochstauden. Aus angrenzenden Gräben wandern Grünerlen in die Bestände ein. Von trockenen Kuppen ausgehend, verheiden die Flächen, auch der Wald dringt allmählich von den Rändern her in die Fettweiden ein. Die Ausbildung eines geschlossenen Waldes beginnt schleichend und ist nach Jahrzehnten abgeschlossen, sofern keine Beweidung erfolgt oder Pflegemaßnahmen stattfinden.
Auch Fettweiden können mitunter relativ artenreich sein.
Aus der Fülle unterschiedlicher Fettweidetypen und Mischformen werden nachfolgend drei typische und weit verbreitete Fettweiden der Almen vorgestellt:
Goldpippau-Kammgras-Weide und Rotschwingel-Straußgrasweide | Milchkrautweide | Rasenschmiele-Weiderasen | |
Kennarten | Wiesen-Kammgras Rot-Schwingel Rot-Straußgras Gold-Pippau Weiß-Klee Rot-Klee Wiesen-Löwenzahn | Alpen-Rispengras Alpen-Lieschgras Wiesen-Löwenzahn Gold-Pippau Bergwiesen-Frauenmantel | Rasenschmiele |
Ertrag und Futterqualität | |||
Nettoertrag in dt TM/ha | 20 bis 50 | 20 bis 30 | 20 bis 30 |
Qualität in MJ NEL/kg TM | 5 bis 6 | 5 bis 6 | 4,5 bis 5 |
Qualitätsertrag in MJ NEL/ha | 10.000 bis 30.000 | 10.000 bis 18.000 | 9.000 bis 15.000 |
Ökologie und almwirtschaftliche Bedeutung | |||
Ökologie | Die Bestände kommen meist auf sonnigen, ebenen bis schwach geneigten Standorten vor. Typisch sind sie für tiefer liegende Almbereiche. | Die Milchkrautweide kommt meist in geschützten Lagen und von Natur aus auf nährstoffreichen Standorten, wie am Fuß von Hängen oder in Mulden, vor. | Die Rasenschmiele-Weiderasen gedeihen auf nährstoffreichen, schweren Böden. Sie entwickeln sich meist aus Fettweiden bei fehlender Weidepflege. Ihre Vermehrung wird durch Trittschäden und stauende Nässe gefördert. |
Höhenstufe | obermontane bis subalpine Stufe | subalpine und unteralpine Stufe | montane bis subalpine Stufe |
Wasserhaushalt | frisch bis wechselfeucht | frisch bis wechselfeucht | wechselfeucht bis nass |
Nährstoffhaushalt/Basen-gehalt | nährstoffreich, basenarm bis basenreich | nährstoffreich, basenreich | nährstoffreich, basenarm bis basenreich |
Boden | mittel- bis tiefgründig | mittel- bis tiefgründig | tiefgründig |
Almwirtschaftliche Bedeutung | Intensive Nutzung als Almweide; gute Weideflächen mit reichem Ertrag und guter Futterqualität. Die Bestände können durch regelmäßige Beweidung und Düngung aus Magerweiden umgewandelt werden. | Fettweide mit guter Futterqualität; aus almwirtschaftlicher Sicht die wertvollste Pflanzengesellschaft in der subalpinen Stufe; sehr kräuterreich; entsteht durch regelmäßige Beweidung und Aufdüngung aus Magerweiden. | Ertragreiche Fettweide mit relativ schlechter Futterqualität; die Rasenschmiele wird bevorzugt in jungem Zustand vom Vieh gefressen. Die Standorte eignen sich meist gut zur Bestandsumwandlung in ertragreiche Fettweiden |
Tabelle 2: Fettweidetypen und Mischformen.
Goldpippau (Crepis aurea).
Alpenrispengras (Poa alpina).
2.3.2 Magerweiden
Magerweiden werden zwar ständig beweidet, Nährstoffe fallen aber meist nur punktuell durch abgelegte Exkremente an. Die typischen Pflanzen der Magerweiden haben geringe Ansprüche an die Wasser- und Nährstoffversorgung und sind größtenteils von geringem Futterwert. Jedoch können auch auf Magerweiden wertvolle Futterpflanzen vorkommen. Ihr Ertrag ist deutlich niedriger als jener der Fettweiden. Er liegt meist zwischen 5 und 20 dt/ha. Die Magerweiden sind jedoch von hoher almwirtschaftlicher Bedeutung, da sie zumeist den überwiegenden Flächenanteil der Lichtweiden ausmachen. Aus naturschutzfachlicher Sicht sind sie meist die arten- und strukturreichsten Flächen einer Alm und beherbergen zahlreiche geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Die größten Probleme bei Magerweiden sind die Verwaldung, die Verheidung und die Verbuschung. Nach einer Nutzungsauflassung kommt es unterhalb der Waldgrenze zu einem mehr oder weniger raschen Aufkommen der natürlichen Waldgesellschaften. Der Prozess der Wiederbewaldung wird durch ein vorerst mosaikartiges, in weiterer Folge flächendeckendes Aufkommen von Zwergsträuchern und einzelnen Bäumen eingeleitet. An nährstoffärmeren, eher trockeneren Standorten verläuft der Prozess der Verheidung meist schneller als auf nährstoffreichen und frischeren Standorten. Dementsprechend geht die Verheidung häufig von trockenen Rücken aus und greift dann auf die Mulden über. Artenarme Borstgrasrasen mit dichtem Bodenfilz können über viele Jahrzehnte stabil bleiben. Natürliche Rasenbestände in der alpinen Stufe oberhalb der potenziellen Waldgrenze verändern sich auch nach Aufgabe der Beweidung nicht maßgeblich (vergleiche EGGER & JUNGMEIER 1994).
Alpine Magerweide über Mischgestein. Diese Bestände sind besonders artenreich.
Aus den zahlreichen unterschiedlichen Magerweiden der Almen werden nachfolgend drei typische, weit verbreitete Typen herausgegriffen und kurz vorgestellt:
Borstgrasrasen | Blaugras-Horstseggenrasen | Krummseggenrasen | |
Kennarten | Borstgras Schweizer Löwenzahn Arnika Berg-Nelkenwurz Einkopf-Ferkelkraut | Kalk-Blaugras Horst-Segge Alpen-Wundklee Kalk-Glocken-Enzian | Krumm-Segge Kopfgras Zwerg-Primel Zwerg-Seifenkraut |
Ertrag und Futterqualität | |||
Nettoertrag in dt/ha TM | 5 bis 20 | 2,5 bis 15 | 1 bis 7 |
Qualität in MJ NEL/kg TM | 3,5 bis 4,5 | 4,0 bis 4,5 | 3,5 bis 4,5 |
Qualitätsertrag in MJ NEL/ha | 1.500 bis 10.000 | 1.000 bis 7.000 | 350 bis 3.000 |
Ökologie und almwirtschaftliche Bedeutung | |||
Ökologie | Die Borstgrasweiden gedeihen auf basenarmen Böden. Sie sind die häufigsten Magerweiden in der subalpinen Region über Silikat. | Der Blaugras-Horst-Seggenrasen ist die typische Magerweide über Kalk. Besonders auffallend ist die hohe Anzahl an farbenprächtigen Bergblumen. | Die Krummseggenrasen sind die typischen Rasen der alpinen Kältesteppe auf Silikat. Dort bilden sie ausgedehnte Rasen. |
Höhenstufe | montane bis untere alpine Stufe | subalpine bis untere alpine Stufe | mittlere bis obere alpine Stufe |
Wasserhaushalt | mäßig frisch bis frisch | frisch bis mäßig trocken | frisch bis staufeucht |
Nährstoffhaushalt/Basengehalt | nährstoffarm, basenarm | nährstoffarm, basenreich | nährstoffarm, basenarm |
Boden | mittel- bis tiefgründig | flachgründig | mittel- bis tiefgründig |
Almwirtschaftliche Bedeutung | Der Großteil der Almweideflächen sind Borstgrasrasen; ihre Futterqualität ist nur mäßig; die Futteraufnahme und Akzeptanz ist nur im Schossstadium mäßig gegeben, im älteren Stadium erfolgt kaum mehr eine Nutzung; Borstgrasrasen neigen zur Verheidung. Durch sachgemäße Düngung, zum Beispiel mit kompostiertem Stallmist, und entsprechende Nutzung können die Bestände verbessert werden. | Der Blaugras-Horstseggenrasen neigt kaum zur Verheidung und zur Verunkrautung. Durch sachgemäße Düngung können die Bestände etwas verbessert werden. | Extensive Nutzung als Almweiden; die Futterqualität ist schlecht. Die Bestände sind nicht verbesserungswürdig. |
Tabelle 3: Magerweidetypen.
Das Borstgras (Nardus stricta) ist die am weitesten verbreitete Art der Magerweiden auf Silikat und auch auf tiefgründigen Böden auf Kalkgesteinen, vor allem Braunlehmen, zu finden.
Die Arnika (Arnica montana) gehört neben den Enzian-Arten zu den bekanntesten Pflanzen der Magerweiden auf Almen.
2.3.3 Waldweiden
Die alte Form der Waldweide im überlieferten Begriff stellt ein Relikt aus vergangenen Jahrhunderten dar. Durch den möglichst frühen Auftrieb auf die Almen waren die Weiden bald abgegrast und die Tiere gezwungen, sich im Wald Futter zu suchen.
Unter der Auflage, dass je Weide-Großvieheinheit (GVE) etwa 15 ha Waldweide vorhanden sein müssen und die Auf- und Abtriebszeiten geregelt sind, können Nutztiere, Wald und Wildtiere von der Waldweide profitieren. Der Wald bietet für die Rinder wichtige Mineralstoffe und Bitterstoffe durch Blätter, Feinastanteile und Rinde. Die Rinder halten den Wald bis zu einem gewissen Maße sauber. Dies ermöglicht auch dem Wild, von Rindern „gepflegte“ Waldäsungsflächen (MACHATSCHEK 1997) zu nutzen. Gerade im Übergang vom Wirtschaftswald zum Almwald bieten viele Lichtungen im locker werdenden Baumbestand durch das Beweiden bessere Wildäsungsmöglichkeiten durch frisch nachtreibendes Weidefutter. Die Lichtungen werden ein „Feinkostladen mit großen Wahlmöglichkeiten“ und bieten zusätzlich ausreichend Deckung für das Wild.
In einem weiteren Punkt spricht laut MACHATSCHEK (2016) die Beweidung von Schlägerungsflächen aus forstlicher Sicht für die Stabilität der Baumbestände: Erfolgt nach einer Schlägerung während der üblichen Bodenruhephase kein Biomasseverbrauch, wie zum Beispiel durch Beweidung, so werden durch die freigesetzten Nährstoffe neue Pflanzgehölze aufgedüngt. Dies zieht einen großzelligen Holzaufbau, flach ausgebildete Wurzeln (Fichte) und damit ein erhöhtes Schneebruch- und Sturmschadenrisiko mit sich. Werden die Flächen nach dem Einschlag einige Zeit beweidet, so werden die an der Oberfläche akkumulierten Nährstoffe verbraucht und ein stabiler Wald kann sich entwickeln (vergleiche MACHATSCHEK 2016).
Zudem entstehen durch das Abweiden von Lichtungen thermisch begünstigte Ökozellen, welche die lebensnotwendige, insektenreiche Nahrung, besonders für das Auer- und Birkwild, bieten (FÜRST 1999).
Eine typische Waldweide besteht aus dichteren Waldbeständen, die von grasbedeckten Lichtungen durchsetzt sind.
Weiden im Baumverbund (mit Baumgruppen bestockte Almweiden)
“Der Sturm frisst das weiche Gras”, denn er fördert die Ausbreitung von trockenholden Pflanzen und hartgrasigem Weidefutter. Baumgruppen haben einen positiven Einfluss auf Taubildung, Niederschlag, Bodenfeuchte, Verdunstung und Windgeschwindigkeit. Dies wirkt sich günstig auf das Kleinklima und damit auch auf das Pflanzenwachstum aus. Baumgruppen und Waldstreifen sind ökologisch umso wertvoller, je höher sie über der Grenze des Wirtschaftswaldes liegen. Hier sind die Baumgruppen für den Almerfolg ebenso wichtig wie die Almweide selbst. Abholzungen sind auf diesen Standorten nicht sinnvoll und Schwendmaßnahmen verlangen nach einem ökologisch orientierten Augenmaß. Bei Rodungen sollte stets eine Überschirmung von 5 bis 10 % der Weidefläche belassen werden. Zumindest sollte jedoch alle 50 Meter eine Baumgruppe erhalten bleiben.
Auf der Weide im Baumverbund herrscht im Gegensatz zur Waldweide der Weidecharakter vor. Die Weide ist durch einzelne Baumgruppen gegliedert.
Lärchweiden
Die Lärchweide stellt eine spezielle Form der Weidenutzung mit landeskultureller Bedeutung dar. Die leicht verrottbaren Nadeln und der gemäßigte Halbschatten bewirken, dass die Lärchenweide, insbesondere auf seichtgründigen Sonnenlagen der Lichtweide, durch die Mehrfachnutzung (Holz, Weide) im Ertrag überlegen ist. Insbesondere wird das lichthungrige Borstgras an seiner Ausbreitung gehindert. Allerdings ist die Pflege der Lärchweiden aufwendig. Die Weiden müssen jährlich von herabfallenden Ästen und aufkommenden Jungbäumen gesäubert werden.
Lärchweiden haben eine nahezu geschlossene Grasnarbe. Trotz Kronenschluss dringt genügend Licht bis zum Boden durch, um lichtliebenden Gräsern und Kräutern ein gutes Wachstum zu ermöglichen.
Waldweide | Lärchweide | |
Kennarten | Fichte Lärche Zwergsträucher Voll-Reitgras | Lärche Arten der Magerweiden |
Ertrag und Futterqualität | ||
Nettoertrag in dt/ha TM | 0,5 bis 10 | 2,5 bis 12 |
Qualität in MJ NEL/kg TM | 3,5 bis 4,5 | 4,0 bis 4,5 |
Qualitätsertrag in MJ NEL/ha | 150 bis 4.500 | 1.000 bis 5.500 |
Ökologie und almwirtschaftliche Bedeutung | ||
Ökologie | Meist sind Waldweiden subalpine Lärchen-Fichtenwälder. Der Unterwuchs ist aufgrund der dichten Beschattung meist lückig oder von Zwergsträuchern bestimmt. | Lärchweiden sind Weideflächen mit lockerem Lärchenbewuchs. Sie sind als kulturelles Erbe von besonderer naturschutzfachlicher und landeskultureller Bedeutung. Der geschlossene Unterwuchs wird meist von Magerweiden, wie den Borstgrasrasen, über Silikat oder Blaugrasrasen über Kalk bestimmt. |
Höhenstufe | montane bis subalpine Stufe | montane bis subalpine Stufe |
Wasserhaushalt | mäßig frisch bis feucht | mäßig frisch bis wechselfeucht |
Nährstoffhaushalt/Basengehalt | nährstoffarm, basenarm bis basenreich | nährstoffarm, basenarm bis basenreich |
Boden | mittel- bis tiefgründig | mittel- bis tiefgründig |
Almwirtschaftliche Bedeutung | Der lückige Unterwuchs der Waldweiden entspricht kaum dem Bedarf von leistungsfähigen Rindern. Meist gedeihen nur wenige Futterpflanzen. Zusätzlich besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr für das Vieh. Auch ist das Rind im Wald nur schwer zu beaufsichtigen. | Lärchweiden sind almwirtschaftlich wertvolle Weiden. Die im Vergleich zu Fichtennadeln schnell verrottenden Lärchennadeln sorgen für eine Nährstoffversorgung des Oberbodens, der große Lichteinfall für eine geschlossene Grasnarbe. Die Bäume dienen dem Vieh als Unterstand bei Regen und als Schattenspender bei Hitze. |
Tabelle 4: Waldweidetypen.
2.3.4 Geschützte Pflanzengesellschaften
Folgende, von einer almwirtschaftlichen Nutzung abhängigen FFH-Lebensraumtypen und wertvolle Landschaftselemente sollen im Sinne der europäischen FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, AMTSBLATT DER EUROPÄISCHEN UNION 1992) und dem Bayerischem Naturschutzgesetz (BAYNATSCHG 2011) vorrangig erhalten und verbessert werden:
- FFH-Lebensraumtyp 6170 Alpine und subalpine Kalkrasen
- FFH-Lebensraumtyp 6230 Artenreiche montane Borstgrasrasen auf Silikatböden
- FFH-Lebensraumtyp 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore
- FFH-Lebensraumtyp 7230 Kalkreiche Niedermoore
- FFH-Lebensraumtyp 7110 Lebende Hochmoore
- Lärchweiden und -wiesen
- Lesesteinriegel und -mauern
- Tümpel und Feuchtflächen
- Mosaikartig verzahnte Lebensräume
Zur Beweidung von Mooren und Quellfluren siehe Kapitel „Feuchtes Offenland“, „Gewässer“, „Fließgewässer“ und „Stillgewässer“ im Online-Handbuch Beweidung.
3. Was braucht das Vieh?
Für Jungrinder muss auf einer mageren Almweide mindestens ein Hektar Futterfläche pro Alpungsperiode zur Verfügung stehen.
Kräuterreiche Magerweiden liefern zwar keine hohen Erträge, dafür aber beste Qualität.
Futterbedarf der Weidetiere
In den nachfolgenden Tabellen wird der Flächenbedarf der einzelnen Tierkategorien anhand einer Fettweide auf 1.000 bis 1.200 m über NN, einer Fettweide und einer Magerweide auf 1.400 bis 1.700 m über NN sowie einer typischen Magerweide auf einer Hochalm (zwischen 1.900 und 2.300 m über NN) dargestellt (siehe AIGNER et al. 2003; STEINWIDDER 2002; HANSER 1999a, 1999b).
Der Energiebedarf der Weidetiere ist innerhalb der Tierkategorien und der Anforderung verschieden. Er kann in Erhaltungs-, Bewegungs- und Leistungsbedarf gegliedert werden (STEINWIDDER 2002).
Erhaltungsbedarf: Der Erhaltungsbedarf ist der Bedarf an jener Energiemenge, die für eine ausgeglichene Energiebilanz des Weidetieres erforderlich ist. Er setzt sich aus dem Energiebedarf für Stoffwechselvorgänge, Futteraufnahme, Verdauungsarbeit, leichte Muskeltätigkeit und Wärmeregulation zusammen.
Bewegungsbedarf: Der Bewegungsbedarf ist die Energiemenge, die für die täglichen Aktivitäten des Weideviehs aufgebracht werden muss (Futtersuche, Anmarsch zur Tränke). Der Bewegungsbedarf hängt sehr stark von der Steilheit des Geländes und dem Futterangebot einer Fläche ab. Besonders hoch ist der Bewegungsbedarf in unwegsamem Gelände und in Waldweiden.
Leistungsbedarf: Nur wenn der erforderliche Energiebedarf gedeckt ist, können die eigentlichen Leistungen des Weideviehs (Zuwachs, Milch, Trächtigkeit) erbracht werden. Durch steigende Tageszunahmen und steigende Milchleistung, aber auch bei zunehmender Trächtigkeitsdauer erhöht sich der Leistungsbedarf der Tiere.
In Tabelle 5 sind Richtwerte des Energiebedarfs der einzelnen Tierkategorien pro Tag und pro Weideperiode dargestellt:
Energiebedarf | Milchkuh (bei 600 kg Lebend-gewicht und 10 kg Milch/Tag) | Kalbin, Jungvieh (350 bis 450 kg Lebendgewicht und 450 g Tageszunahme) | Trockenstehende Milchkuh | Pferd (rund 600 kg Lebend-gewicht) | Schaf (Mastlamm; 4 bis 40 kg Lebendgewicht, Tageszunahme von 350 g) | Milchziege (rund 55 kg Lebend-gewicht und 3 kg Milch/Tag) |
Erhaltungsbedarf | 35,5 | 27,9 | 35,5 | 42,9 | 2,7 | 5,4 |
Bewegungsbedarf | 3,6 | 4,7 | 3,6 | 2,2 | 0,1 | 0,3 |
Leistungsbedarf | 32 | 13,6 | 5 | 8,2 | ||
Gesamtbedarf pro Tag | 71,1 | 38,6 | 39,1 | 45,1 | 7,8 | 13,9 |
Gesamtbedarf bei 90 Weidetagen | 6.400 | 3.474 | 3.519 | 4.059 | 702 | 1.251 |
Tabelle 5: Energiebedarf des Weideviehs in MJ NEL/Tag (durchschnittliche Richtwerte; Quelle: STEINWIDDER 2002).
Weidetyp | Weideperiode in Tagen | Bruttoertrag (dt TM/ha) | Nettoertrag (dt TM/ha) | Futterqualität (MJ NEL/kg TM) | Qualitätsertrag (MJ NEL/ha) | Durschschn. Qualitätsertrag in der Weide-periode/Tag (MJ NEL/ha) |
Fettweide/Niederalm (1.000 und 1.200 m über NN), | 130 | 37 | 31 | 5,7 | 18.000 | 140 |
Fettweide/Mittelalm (1.400 und 1.700 m über NN) | 110 | 28 | 22 | 5,5 | 12.500 | 110 |
Magerweide/Mittelalm (1.500 und 1.700 m über NN) | 90 | 16 | 11 | 4,5 | 5.000 | 55 |
Magerweide/Hochalm (1.900 und 2.300 m über NN) | 75 | 9 | 5 | 4 | 2.000 | 30 |
Tabelle 6: Ertrag unterschiedlicher Almweiden (durchschnittliche Richtwerte; vergleiche AIGNER et al. 2003; EGGER et al. 2004).
Die Erträge der Pflanzenbestände stehen nicht nur mit der Nährstoff- und Wasserversorgung, sondern auch mit der Höhenlage in engem Zusammenhang. Mit zunehmender Seehöhe wird die Vegetationszeit kürzer und die Temperaturen geringer. Damit einhergehend sinken auch die Erträge der Almweiden.
Der Flächenbedarf der einzelnen Tierkategorien hängt von ihrem Energiebedarf ab. Je nach Qualitätsertrag und Weideverlust ändert sich der Flächenbedarf. So benötigt eine Milchkuh bei 10 kg Milchleistung pro Tag rund 1,3 ha Magerweide einer Mittelalm pro Weideperiode. Ein Jungrind kommt bei gleicher Futterqualität mit rund 0,7 ha aus und ein Schaf benötigt gar nur 0,1 ha derselben Weidefläche. Der Flächenbedarf in Tabelle 8 entspricht Durchschnittswerten über die gesamte Alpungsperiode. Bei gleichmäßigem Futterangebot über die Weideperiode und optimalem Weidemanagement trifft dieser Flächenbedarf an Reinweide je Tierkategorie zu. Ist allerdings die Almfläche von Trockenheit, extremer Kälte (Schnee) und schlechtem Weidemanagement betroffen, so steigt der Flächenbedarf an und die Tierzahlen je Hektar nehmen ab. Zudem steigt der Flächenbedarf mit zunehmendem Stein-, Wald- und Zwergstrauchanteil und mangelhaftem Weidemanagement.
Weideperiode | Weidetyp | Milchkuh (600 kg Lebendge-wicht und 10 kg Milch/Tag) | Kalbin, Jungvieh (350 bis 450 kg Lebendgewicht und 450 g Tageszunahme) | Trockenstehende Milchkuh (rund 600 kg Lebendgewicht) | Pferd (rund 600 kg Lebend-gewicht) | Schaf (Mastlamm; 4 bis 40 kg Lebendgewicht, Tageszunahme von 350 g) | Milchziege (rund 55 kg Lebendge-wicht und 3 kg Milch/Tag) |
130 Weide-tage | Fettweide/Niederalm (1.000 und 1.200 m über NN) | 0,5 | 0,3 | 0,3 | 0,3 | 0,1 | 0,1 |
110 Weide-tage | Fettweide/Mittelalm (1.400 und 1.700 m über NN) | 0,6 | 0,3 | 0,3 | 0,4 | 0,1 | 0,1 |
90 Weide-tage | Magerweide/Mittelalm (1.500 und 1.700 m über NN) | 1,3 | 0,7 | 0,7 | 0,8 | 0,1 | 0,3 |
75 Weide-tage | Magerweide/Hochalm (1.900 bis 2.300 m über NN) | 2,7 | 1,4 | 1,5 | 1,7 | 0,3 | 0,5 |
Tabelle 7: Mindestbedarf des Weideviehs auf unterschiedlichen Almweiden in Hektar bei optimalem Weidemanagement (durchschnittliche Richtwerte).
4. Standortangepasste Bewirtschaftung der Lebensräume
Eine standortangepasste Bewirtschaftung garantiert einen schonenden Umgang mit den Weideflächen, verhindert Verbrachung und Übernutzung und geht sorgsam mit naturschutzfachlich sensiblen Biotopen um. Im nachfolgenden Kapitel werden die Grundlagen einer standortangepassten Bewirtschaftung dargestellt.
4.1 Über- und Unterbestoßung
Je mehr Futter angeboten wird, desto selektiver kann das Vieh weiden. Die Folgen sind Weidereste, Verunkrautung und Verheidung. Wird jedoch permanent übernutzt, so gehen im Laufe der Jahre vor allem naturschutzfachlich wertvolle Kräuter verloren. Je nach Futterqualität und -menge kann ein Pflanzenbestand unterschiedlich stark abgeweidet und trotzdem ausgeglichen bestoßen sein. Zum Beispiel verträgt eine hochgelegene Magerweide weit weniger Vieh als eine ertragreiche Fettweide der gleichen Größe. In Tabelle 8 sind Richtwerte bezüglich der Über- und Unterbestoßung verschiedener Weidetypen angeführt (AIGNER & EGGER 2015).
Selektives Fressverhalten bewirkt Weidereste, Verunkrautung und Verheidung. Der Almbewirtschafter muss mit gezielten Maßnahmen gegensteuern.
Nutzung | Fettweide | Magerweide | Weide im Baumverbund | Verheidete Weide | Verbuschte Weide | Waldweide |
extensiv beweidet | - - | - | - | ± | ± | ± |
mäßig intensiv beweidet | - | ± | ± | ± | ± | + |
Intensiv beweidet | ± | + | + | + | + | ++ |
Vollständig abgeweidet | + | ++ | ++ | ++ | ++ | ++ |
Legende: - - : stark unterbestoßen; - : tendenziell unterbestoßen; ± : ausgeglichen bestoßen; + : leicht überbestoßen; + +: stark überbestoßen.
Tabelle 8: Über- und Unterbestoßung unterschiedlicher Weidetypen (EGGER et al. 2004).
4.2 Was bedeutet „standortangepasst“?
Um Almen nachhaltig zu bewirtschaften, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Die Grundlagen sind der Pflanzenstandort und seine Nutzungseignung. Eine angemessene Ertragsleistung setzt voraus, dass auf den Almweiden eine ökologisch angepasste Wirtschaftsweise stattfindet. Um die Almweiden langfristig in gutem Zustand zu erhalten, ist die „geordnete Weidewirtschaft“ von großer Bedeutung. Die Almweiden müssen kontinuierlich gepflegt und dem Weidepotenzial entsprechend bewirtschaftet werden. Werden die Grundsätze der geordneten Weidewirtschaft beachtet, sind umfangreiche Revitalisierungen meist nicht notwendig (vergleiche AIGNER et al. 2003; DIETL 1990; DIETL 1997).
Standortangepasst: Die Nutzung muss so erfolgen, wie es den Klima-, Boden- und Geländeverhältnissen sowie der Pflanzengesellschaft auf Dauer entspricht.
Biodiversitätsfördernd: Durch die angepasste Bewirtschaftung werden die Artenvielfalt und die Lebensräume der Pflanzen und Tiere nicht beeinträchtigt.
Eine standortangepasste und in ihrer Intensität abgestufte Almbewirtschaftung gewährleistet ein Höchstmaß an Arten- und Biotopvielfalt in der Almregion.
Bei Intensivierung können Silikat- und Kalk-Magerrasen in der montanen, subalpinen und unteralpinen Stufe durch regelmäßige Düngung und dauerhafte Nutzungsintensivierung in ertragreichere Bergfettwiesen und -weiden mit meist höherer Futterqualität umgewandelt werden. Die Pflanzenartenvielfalt nimmt dabei zum Teil dramatisch ab. Wenn diese Standorte hingegen in der montanen, subalpinen und unteralpinen Stufe nicht mehr bewirtschaftet werden, vermindert sich ebenfalls die Pflanzenartenvielfalt. Viele typische Almpflanzen, vor allem niedrigwüchsige Arten mit höherem Lichtbedarf, werden von einigen wenigen höherwüchsigen Gräsern, Farn-, Stauden- oder Holzpflanzen allmählich durch Beschattung verdrängt (siehe BOHNER 2015).
Die meist artenreichen Almweiden und -wiesen können somit nur durch eine regelmäßige Beweidung oder Mahd erhalten werden. Bei einer standortangepassten Beweidung bleiben genügend Weidereste vorhanden, sodass Gräser und Kräuter zur Samenreife gelangen können und eine hohe Biodiversität bewahrt bleibt oder entstehen kann.
Bedeutung des Auftriebszeitpunkts
Der Auftriebszeitpunkt entscheidet über Futterqualität sowie Futteraufnahme und damit auch über das Ausmaß der Weidepflege durch das Weidevieh. Rechtzeitig bestoßene Almweiden werden besser abgeweidet und daher besser gepflegt (siehe BOHNER 2015).
Nährstoffgehalt, Verdaulichkeit und Futteraufnahme hängen vom Entwicklungszustand des Pflanzenbestands ab. Zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühling und Frühsommer (während der raschwüchsigen Phase des Schossens und des Rispen- und Ährenschiebens) sind Proteingehalt und Verdaulichkeit hoch, der Anteil an schwer verdaulicher Rohfaser ist gering. Bereits zum Zeitpunkt der Blüte beginnen Proteingehalt und Verdaulichkeit zu sinken und der Rohfaseranteil nimmt zu. Deshalb bringt eine späte Nutzung der Weidebestände nicht nur geringere Erträge infolge reduzierten Nährstoffgehalts des Futters, sondern auch eine schlechtere Futteraufnahme. Dichte Altgrasfilze entstehen und das überständige Futter bleibt auf der Fläche und versauert den Standort. Eine rechtzeitige Nutzung hingegen bringt bei entsprechendem Weidebesatz und richtiger Weidedauer eine sauber verbissene Weide und nach einer Weidepause einen zweiten Aufwuchs.
Zur Weidepflege eignen sich vor allem Pferde und Jungvieh. Melk-, Mutterkühen und Kälbern sollte diese Aufgabe nicht zugedacht werden, ihnen sollten stets die besten Flächen zur Verfügung stehen. Schafe und Ziegen eignen sich zur Gehölzreduktion, überständiges Futter wird von ihnen jedoch gemieden. Vor allem Borstgras und Rasenschmiele wird weder von Schafen noch von Ziegen aufgenommen. Der Abtriebszeitpunkt hängt vom Futtervorrat der Almweiden im Frühherbst ab. Der spätsommerliche zweite Aufwuchs ist nicht nur eine Folge der Witterungsverhältnisse im Sommer, sondern auch, wie zuvor ausgeführt, eine Folge der richtigen ersten Beweidung (siehe BOHNER 2015).
Grundsätze einer standortangepassten Beweidung und Weidepflege (geordnetes Weidemanagement)
Die geordnete Weidewirtschaft („Weidemanagement“) ist die zentrale Maßnahme zur dauerhaften Aufrechterhaltung einer guten Weidequalität. Sie ist durch folgende Leitsätze gekennzeichnet (nach DIETL 1990; DIETL 1997; AIGNER et al. 2003):
Möglichst früh bestoßen: Ein an die Futterfläche angepasster Viehbesatz sollte rechtzeitig aufgetrieben werden. Bei einem frühen Auftrieb sind auch weniger bekömmliche Pflanzen, wie die Rasenschmiele oder das Borstgras, noch schmackhaft und werden vom Weidevieh aufgenommen. Der optimale Bestoßungszeitpunkt ist, wenn das Futter fausthoch steht.
Angemessene Ernährung der Weidetiere: Die besten Flächen sollten den Milchkühen vorbehalten werden. Jung- und Galtvieh weiden vorzugsweise nach den Milchkühen beziehungsweise auf den Magerweiden. Die entlegensten Flächen und steile Hänge werden mit Schafen bestoßen. Die Tiere sollten zu dankbaren Futterverwertern erzogen werden. Durch angepasste und nicht zu große Koppeln wird das Weidevieh gezwungen, auch weniger schmackhafte Futterstellen zu nutzen. Das Pferd soll nach den Rindern weiden, es frisst auch weniger schmackhafte Pflanzen, wie das Borstgras oder die Rasenschmiele.
Zeitgleiche Beweidung mit Rindern und Pferden bringt keinen Vorteil, da auch Pferde bei ausreichend Futter die besten Gräser und Kräuter bevorzugen.
Koppelwirtschaft: Umtriebsweiden liefern ein gutes Futter über die gesamte Alpungsperiode. Die Weiden werden gleichmäßig abgefressen und viele Probleme, wie Verheidung und Verunkrautung, werden hintangehalten. Durch die Koppelwirtschaft kann der Nutzungszeitpunkt optimal auf den Qualitätsertrag der Fläche abgestimmt werden.
Keine Über- oder Unternutzung: Je mehr Futter angeboten wird, desto selektiver kann das Vieh weiden. Die Folgen sind Verunkrautung und Verheidung. Wird jedoch laufend übernutzt, so gehen wertvolle Futterpflanzen verloren. Je nach Futterqualität und Menge kann ein Pflanzenbestand unterschiedlich stark abgeweidet und trotzdem ausgeglichen bestoßen sein. Zum Beispiel verträgt eine verheidete Magerweide weit weniger Vieh als eine ertragreiche Fettweide der gleichen Größe (siehe Tabelle 8).
Einzelmaßnahmen zu sinnvollen Maßnahmenpaketen kombinieren: Punktuelle Einzelmaßnahmen sind zumeist wenig erfolgversprechend. Eine nachhaltige Weideverbesserung bedarf einer Kombination von unterschiedlichen Maßnahmen.
Weidepflege muss frühzeitig und kontinuierlich durchgeführt werden: Regelmäßige und frühzeitige Weidepflege ist besser als einmalige und sehr aufwendige Revitalisierungsmaßnahmen. Die Wiederherstellung von Almflächen ist nur dann sinnvoll, wenn die Almweiden nach den Erstmaßnahmen weiterhin und fortlaufend sorgfältig gepflegt und auch entsprechend ihrem Ertragspotenzial genutzt werden.
Maßnahmen und Nutzung aufeinander abstimmen: Finden Maßnahmen zur Verbesserung der Weidequalität statt, muss die Nutzung entsprechend angepasst werden. Je höher der Qualitätsertrag einer Weide ist, umso wichtiger sind optimaler Nutzungszeitpunkt und Pflegemaßnahmen, unter Einhaltung von Ruhezeiten zur Regeneration der Pflanzendecke. Ansonsten steht den Tieren nur ein Teil des Weidepotenzials zur Verfügung (übernutzte Flächen im Wechsel mit überständigem Futter und Verunkrautung).
Berücksichtigung der Standortbedingungen: Für eine nachhaltige Verbesserung und Nutzung ist es besonders in der alpinen Höhenstufe notwendig, die speziellen Voraussetzungen und Grundlagen zu berücksichtigen.
Wechsel in der Beweidungsintensität: Im Rhythmus von mehreren Jahren sollen die einzelnen Flächen vollständig abgefressen werden, um eine Verunkrautung einzuschränken. Das heißt, das Vieh soll unter Beaufsichtigung zwei Tage länger als üblich in einer Koppel belassen werden (kurzfristige Überbeweidung). In den Jahren dazwischen soll die Beweidungsintensität so sein, dass alle wertvollen Gräser und Kräuter zur Blüte gelangen und Samen bilden können.
Vorteile der geordneten Weidewirtschaft:
- Das Vieh dient als Weidepfleger.
- Auch weniger schmackhafte Weideflächen werden abgeweidet.
- Eine Übernutzung der Weideflächen wird verhindert.
- Verheidungs- und Verwaldungstendenzen werden vermindert.
- Das Futterangebot wird optimal ausgenützt.
- Es gibt Ruhezeiten zum Nachwachsen des Futters
- Naturschutzfachlich wertvolle Gräser und Kräuter können sich vegetativ und generativ vermehren.
Weidepflege mit Tieren
- „Der beste und billigste Weidepfleger ist das Vieh“ – aber nur, wenn vernünftig gekoppelt wird.
- Gezielte Beweidung mit Ziegen oder Schafen zur Einschränkung der Verheidung und Verbuschung: Wesentlich ist dabei, relativ kleinräumig zu koppeln. Nur dadurch können signifikante Ergebnisse erzielt werden.
- Bekämpfung der Rasenschmiele (Stollwas`n) durch eine Bestoßung mit Pferden.
- Borstgrasrasen sollten möglichst früh mit Rindern oder mit Pferden bestoßen werden. Im jungen Zustand wird er vom Vieh gefressen.
- Milchkuhweiden sollten einmal im Jahr für kurze Zeit intensiv mit Jungrindern nachbeweidet werden (leichte Überbestoßung).
- Hochlandrinder nutzen „hartgrasige“ Weiden besser als heimische Rassen und können zum Teil Zwergsträucher und Besenheide zurückdrängen.
Je steiler die Weidefläche ist, desto leichter sollte das Weidevieh und desto kürzer die Bestoßungszeit sein.
4.3 Weideführung
Weideführung beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wo, wann und wie lange wie viele und welche Tiere weiden sollen. Diese Überlegungen und Umsetzung in die Praxis sind die Hauptaufgaben des Hirten. Wichtigstes Hilfsmittel dabei ist heute der Zaun. Neben der Staffelweide oder Weidestufenwirtschaft, bei der eine Alm aus Nieder-, Mittel- und Hochstaffel besteht, ist die Koppelwirtschaft mit vergleichsweise kleineren Teilflächen weit verbreitet.
4.3.1 Vergleich unterschiedlicher Weideformen
In der Praxis gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Weideformen. Die häufigsten Weideformen sind im nachfolgenden Kapitel dargestellt.
Portionsweide und Kurzrasenweide
Bei der Portionsweide wird die Weidefläche täglich um eine kleine Teilfläche vergrößert. Meist wird dabei dem Vieh innerhalb einer fest gezäunten Koppel mittels mobilen Elektrozauns ein schmaler Streifen zur Weide freigegeben. Diese intensive Bewirtschaftungsform wird meist auf produktiven Fettweiden durchgeführt um Futterverluste durch Vertritt zu minimieren. In zahlreichen Versuchen in Bayern hat sich diese Praxis jedoch auch zur Verbesserung der Artenzusammensetzung bei artenarmen und vom Vieh geschmähten Borstgrasrasen bewährt.
Portionsweide | |
Vorteile: | Nachteile: |
Das Vieh muss die Flächen gleichmäßig und intensiv abweiden | Hoher Zeitaufwand durch tägliches Zäunen |
Dem Vieh steht nur der tägliche Futterbedarf zur Verfügung | Gefahr der Überweidung und Eutrophierung durch zu knappe Portionen. Daher nicht für artenreiche Magerrasen geeignet! |
Beste Futterausnutzung | Gefahr der Trittschäden (vor allem bei Schlechtwetter und langen Rechteckflächen) |
Geringe Verunkrautung | |
Gleichmäßiges Futterangebot während der gesamten Weideperiode | |
Geregelte Ruhezeit für den Nachwuchs |
In Bayern wird die Kurzrasenweide seit mehreren Jahren erfolgreich erprobt.
Koppelwirtschaft
Koppeln sind umzäunte Teilflächen einer Alm mit einer Tränkemöglichkeit, die über eine relativ kurze Zeit (5 bis15 Tage) von einer größeren Anzahl von Weidetieren bestoßen werden und nach Umtrieb in die nächste Koppel längere Zeit unbeweidet bleiben, sodass sich auch hier der Aufwuchs regenerieren kann (siehe KERSCHBAUMER 2015). Die Koppelung dient in erster Linie der phasenweisen Erhöhung der Beweidungsdichte innerhalb einer Koppel, um selektive Unterbeweidung – das Stehenlassen von wenig geschätzten Futterpflanzen – hintanzuhalten und die Vegetation einer Teilfläche möglichst innerhalb des optimalen Nutzungszeitraums zu beweiden.
Je wüchsiger eine Fläche ist, desto mehr neigt sie zur Verunkrautung und umso wichtiger ist die Koppelwirtschaft! Mit Solarstrom und variablen Zäunen kann die Koppelwirtschaft auch auf Almflächen einfach und wirtschaftlich betrieben werden.
Nach Möglichkeit sind Koppeln vertikal übereinander anzuordnen, um die höhenabhängig unterschiedliche Entwicklung der Vegetation nutzen zu können. Die Form der Koppeln sollte in Hanglagen einem liegenden Rechteck entsprechen, da die Rinder in Querlinien weiden (Viehgangeln). Bei Längskoppeln weiden die Tiere bevorzugt die oberen Bereiche ab. Auch sind bei Längskoppeln stärkere Trittschäden gegeben als bei querverlaufenden Koppeln.
Bei der Koppelwirtschaft werden kleinere Teilflächen intensiv beweidet, danach findet ein Weidewechsel statt.
Bei der Abfolge der Koppelbeweidung sind auch die Standorteigenschaften zu berücksichtigen. Trockene Südhänge, deren Aufwuchs bald überständig wird, sind nach Möglichkeit zuerst zu beweiden, danach erst Standorte mit länger frischer Vegetation und licht bestockte Flächen – hier bleibt der Aufwuchs länger „weichgrasig“ (AIGNER et al. 2003).
Umsetzung in der Praxis
Fixzäune: Fixzäune sind an den Außengrenzen als Schutzzäune sowie zur groben Unterteilung der Alm notwendig.
Variable Zäune: Diese Zäune können problemlos umgesteckt werden. Sie eignen sich zur Unterteilung der Alm in mehrere variable Koppeln.
Bei optimaler Weideführung wird die Almweide in mehrere Koppeln untergliedert:
- Eine (zwei) Fresskoppel(n): Die Fresskoppel wird je nach Größe rund sieben bis zehn Tage beweidet.
- Eine Pflegekoppel: Hier finden nach der Beweidung Pflegemaßnahmen, wie Nachmahd oder Schlägeln beziehungsweise Mulchen, statt.
- Zwei (bis vier) Ruhekoppeln: Auf den Ruhekoppeln wächst das Futter etwa vier bis sieben Wochen nach, bevor die Flächen wieder bestoßen werden.
Koppel- beziehungsweise Umtriebsweide | |
Vorteile: | Nachteile: |
Ausreichendes Futter bis zum Ende der Alpungsperiode (geringere Weideverluste) | Hohe Kosten für die Zaunerrichtung und -erhaltung |
Bessere Futterqualität (bessere Verdaulichkeit und höherer Energiegehalt) als auf Standweiden | Einrichtung von Tränkestellen in allen Schlägen |
Gleichmäßige, intensive Beweidung aller Flächen | Insgesamt höherer Zeitaufwand, der aber durch bessere Weideerträge mehr als wettgemacht wird |
Nur geringe Verunkrautung | |
Leichtes und bequemes Zusammentreiben der Tiere | |
Geringe Trittschäden |
In der nachfolgenden Tabelle sind Beispiele für Umtriebsweiden dargestellt. Die Tabelle enthält detaillierte Weideschemen für Nieder-, Mittel- und Hochalmen. Die Werte sind Richtwerte, die Besatz- und Ruhezeiten sind an die individuellen Gegebenheiten der einzelnen Almen anzupassen.
Höhenlage | Weidetyp | Nettoerträge in kg/ha TM | Durchschnittliche Weideperiode in Tagen | Weideführung | |||||||
Koppelzahl | Bestoßzeit je Koppel in Tagen | Ruhezeit in Tagen je Umtrieb | |||||||||
1. Umtrieb | 2. Umtrieb | 3. Umtrieb | |||||||||
Niederalmen 900–1.400 m | Fettweiden: | 3.500 | 105 | 3 | 17 | 12 | 6 | 34–24–12 | |||
Magerweiden: | 2.400 | 4 | 12 | 9 | 5 | 36–27–15 | |||||
5 | 11 | 7 | 3 | 44–28–12 | |||||||
6 | 8 | 6 | 3 | 40–30–17 | |||||||
8 | 7 | 4 | 2–3 | 49–28–17 | |||||||
Mittelalmen 1.400–1.700 m | Fettweiden: | 2.600 | 90 | 3 | 20 | 10 | - | 40–20 | |||
Magerweiden: | 1.600 | 4 | 14 | 8 | - | 42–24 | |||||
5 | 12 | 6 | - | 48–24 | |||||||
6 | 10 | 5 | - | 50–25 | |||||||
Hochalmen über 1.700 m | Magerweiden | 800 | 75 | 2 | 30 | 15 | - | 30 | |||
3 | 20 | 7 | - | 40–17 | |||||||
4 | 15 | zirka 5 | - | 45–15 | |||||||
5 | 12 | zirka 5 | - | 48–24 | |||||||
Durch Abweichungen im Witterungsverlauf können sich Schwankungen in der Bestoßzeit, die als Richtwerte zu verstehen sind, von bis zu 30 % ergeben. Die Koppelgröße sollte auf die Ertragslage und die Güte der Weidenarbe abgestimmt sein. | |||||||||||
Durchschnittliche Nachwuchszeit für Almweidefutter: | |||||||||||
Juni beziehungsweise bessere Lagen: 30 Tage = 4 Wochen | Juli beziehungsweise mittlere Lagen: 40 Tage = 5 bis 6 Wochen | August beziehungsweise ungünstige Lagen: 50 Tage und mehr = 7 bis 8 Wochen |
Tabelle 9: Weideführung je nach Höhenlage, Koppelzahl und Bestoßzeit auf Almen (siehe AIGNER et al. 2003).
Staffelweide
Die Staffelweide liegt hinsichtlich der Bewirtschaftung zwischen der Koppelwirtschaft und der Bewirtschaftung als Standweide. Die Alm wird relativ großräumig in vertikale Weidestufen untergliedert. Dadurch wird die unterschiedliche jahreszeitlich bedingte Vegetationsentwicklung optimal genützt. Im Frühjahr weidet das Vieh auf der untersten Staffel, meist sind das die Gebiete um das Almzentrum. Wenn die Vegetation hier gut abgeweidet ist, wird das Vieh in die nächste Staffel getrieben. Je nach Gegebenheiten der Alm steht danach noch eine dritte Staffel, die Hochalm, zur Verfügung, wo das Vieh bis in den Spätsommer bleibt. In der Praxis ist es meist üblich, die Zäune danach zu öffnen. Die Tiere wandern dann mit einsetzendem Herbst von selbst wieder in die unterste Staffel, wo das Futter gut nachgewachsen ist und eine ideale Herbstweide bis zum Almabtrieb bietet (siehe auch KERSCHBAUMER 2015).
Staffelweide | |
Vorteile: | Nachteile: |
Geringer Aufwand für Zäune. | Schlechte Futterqualität durch überständiges Futter, wenn das Vieh zu früh in die nächste Staffel getrieben wird. |
Nur wenige Tränkestellen werden benötigt. | Bei großen Almen besteht mitunter großer Aufwand für die Behirtung des Viehs. |
Insgesamt ist der Zeitaufwand geringer als bei der Umtriebsweide. | Die Tiere müssen häufig gesucht werden. |
Im Frühjahr und Herbst weiden die Tiere im Talboden. Erst wenn Anfang Juli der Talboden gut abgeweidet ist, werden die Zäune zu den Hochlegern geöffnet.
Standweide
Bei der Standweide fehlen Unterteilungen in mehrere Abteile. Die Tiere können sich während des Almsommers auf der ganzen Alm frei bewegen. Wenn keine aktive Herdensteuerung durch Hirten erfolgt, überwiegen aus almwirtschaftlicher Sicht die Nachteile deutlich: Zu Beginn der Weideperiode herrscht Futterüberschuss, durch die so verursachte selektive Unterbeweidung verschlechtert sich im Laufe der Weideperiode die Qualität des (überständigen) Futters. Die Folge sind einerseits Verunkrautung und andererseits Übernutzung der Fettweiden.
Auf Standweiden kann das Vieh selektiv weiden. Wenig schmackhafte Gräser wie das Borstgras können sich ungehindert ausbreiten.
Standweide | |
Vorteile: | Nachteile: |
Zäune werden nur an den Almgrenzen und als Schutzzäune für das Vieh benötigt. | Selektive Beweidung aller Flächen. |
Nur wenige Tränkestellen werden benötigt. | Schlechte Futterqualität durch überständiges Futter. |
Vor allem auf kleinen Almen ohne dauernde Behirtung ist der Arbeitsaufwand bei Standweiden am geringsten. | Häufig wird ab Juli/August das Futter knapp. |
Die Flächen neigen zur Verunkrautung. | |
Hoher Vertritt und große Futterverluste durch lange Futterwege des Weideviehs. | |
Schwierige Behirtung des Viehs. |
Behirtung
Die Behirtung und das „Nachschau halten“ sind jedoch noch immer unerlässliche Arbeiten, die auf allen Almen regelmäßig durchgeführt werden müssen. Seit jeher sind die Menschen mit dem Hirtenwesen verbunden. Durch die mangelnden Arbeitskräfte auf den Almen ist die Zahl der Hirten im letzten Jahrhundert deutlich gesunken, auch haben sich die Arbeiten der Hirten deutlich geändert. War es früher vor allem die Beaufsichtigung des Viehs, die Führung zu den Weideflächen und die Weidepflege, so sind heute neben der Kontrolle des Weideviehs auch die Überprüfung und Reparatur der Zäune sowie eine fallweise Betreuung von Gästen ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit.
Almhirte bei der Beaufsichtigung des Viehs.
Nachfolgend wird ein Überblick über die unterschiedlichen Formen der Behirtung gegeben (siehe auch AIGNER et al. 2003):
Die Behirtung des Viehs als Herde
Bei dieser traditionellen Form der Behirtung wird die Herde gezielt auf die Tagesweiden geführt. Tagsüber und bei Schönwetter wird das Vieh auf die Steilflächen getrieben. Nachts lässt man die Tiere in den flachen Teilen zur Nachtweide oder stallt sie ein. Das erfordert ein hohes Maß an Routine und Arbeitseinsatz, da man am Morgen so bald wie möglich beim Vieh sein muss beziehungsweise erst am Abend, nachdem sich die zusammengetriebenen Tiere niedergelegt haben, vom Vieh gehen sollte. Diese Form der Behirtung war ursprünglich weit verbreitet. Durch den Mangel an Almpersonal wurden jedoch viele Almen auf Standweiden umgestellt. Mit den heute zur Verfügung stehenden solarbetriebenen E-Zäunen könnte auf den Almen die gezielte Beweidung jedoch wieder Einzug halten.
Die Behirtung der Rinder in Umtriebsweiden
Nach dem Abfressen einer Koppel wird das Vieh vom Hirten jeweils in die nächsthöhere Koppel getrieben, bis die obersten Weiden erreicht wurden. Gegen Herbst zieht der Hirte mit der Herde wieder talwärts und weidet den zweiten Aufwuchs ab. Falls die Borstgrasweiden entfernter und höher liegen, so sollen diese Koppeln zuerst beweidet werden.
Behirtung auf Standweiden
Auf gut überschaubaren Alpen kann das Vieh im Gelände frei laufen. Bei Durst kann es alleine zu den Tränken ziehen. Die Aufgabe des Hirten beschränkt sich auf die tägliche Kontrolle des Viehs. Bei dieser Form der Behirtung sind die Tiere in den Ruhepausen variabel und suchen sich die Weideflächen und Lagerplätze je nach Witterung und Tränkemöglichkeiten frei aus. Durch die gezielte Fütterung mit Viehsalz kann das Vieh auch auf entlegenen Weideflächen konzentriert werden.
Nachschauhalten vom Heimbetrieb
Häufig, vor allem bei reinen Galtviehhalmen, wird das Vieh vom Heimbetrieb aus, meist ein- bis zweimal pro Woche, kontrolliert. Voraussetzung ist eine gute Erschließung der Alm. Bei dieser Methode ist eine kontinuierliche Almpflege nur schwer durchführbar. Auch Verletzungen des Viehs werden unter Umständen nicht sofort erkannt.
5. Grundlagen der Weidepflege und Revitalisierung
Almflächen pflegen und erhalten ist mit hohem Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden. Da immer weniger Menschen in der Landwirtschaft tätig sind, können Almbauern und Almbäuerinnen diesen Aufgaben oft nicht nachkommen. So sind in den letzten Jahrzehnten sehr viele Almflächen verwaldet und verheidet.
Viele Almbewirtschafter sind derzeit bemüht, verwaldete, verheidete und verbuschte Almweiden wieder zu reaktivieren. Für die Umsetzung der Maßnahmen steht eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung. Zu berücksichtigen sind dabei stets Standortfaktoren wie Höhenstufe, Bodengründigkeit, Niederschlagsmenge oder Landschaftskulisse. Im Folgenden werden Entscheidungshilfen gegeben, welche Maßnahmen wo angewendet werden können, wo ihre Grenzen sind und welche alternativen Maßnahmen zum Tragen kommen könnten.
5.1 Gründe für almwirtschaftliche Maßnahmen
Almbewirtschafter verbessern und revitalisieren Almweiden, um mit der gewonnenen Futterfläche eine betriebliche Produktionsgrundlage zu sichern. Das Ausmaß der Futterfläche ist vor allem auch relevant für Ausgleichszahlungen und Alpungsprämien. Darüber hinaus orientiert sich die maximal mögliche Bestoßung einer Alm in Großvieheinheiten (GVE) direkt am Ausmaß der Futterfläche einer Alm.
Während die Motivation für die Almbewirtschafter zur Maßnahmenumsetzung in erster Linie in der Erweiterung, Sicherung und qualitativen Verbesserung von Futterflächen liegt, sind die Interessen aus naturschutzfachlicher Sicht anderen Ursprungs.
Aus naturschutzfachlicher Sicht können almwirtschaftliche Maßnahmen bei sachgemäßer Umsetzung zur Sicherung von Naturwerten, Natura 2000-Lebensräumen und Biodiversität beitragen. Im Idealfall werden durch almwirtschaftliche Maßnahmen Almweiden erhalten und verbessert und gleichzeitig Naturschutzziele erreicht, beispielsweise die Erhaltung oder Wiederherstellung von Kalkmagerrasen oder artenreichen Borstgrasrasen.
Der Einsatz von Maschinen bei almwirtschaftlichen Maßnahmen gewinnt in der Praxis derzeit an Bedeutung. Der Vorteil für den Almbewirtschafter liegt darin, dass in kurzer Zeit relativ große Flächen bearbeitet werden können und dadurch eine entscheidende Arbeitserleichterung gegeben ist. Die großflächige Bearbeitung führt jedoch häufig zu einer Nivellierung der mosaikartigen Almlandschaft mit unterschiedlichsten Lebensräumen und zur Konzentration der Beweidung auf wenige zentrale Flächen.
Vor Umsetzung jeder Maßnahme sollte stets sorgfältig abgewogen werden, welche Maßnahme zum Einsatz kommen soll und für den jeweiligen Standort am geeignetsten und langfristig am erfolgreichsten wirkt.
Auf jeder Alm sollte eine Vielzahl von Lebensräumen mit unterschiedlichen Nutzungsintensitäten Platz haben. Ein kleinräumiges Nebeneinander ist das Ziel einer standortangepassten, landschaftlich ansprechenden und naturschutzfachlich wertvollen Alm.
5.2 Abwägung von almwirtschaftlichen Maßnahmen
Prinzipiell sollten vor Umsetzung von almwirtschaftlichen Maßnahmen folgende Faktoren berücksichtigt werden:
- Warum soll die Maßnahme durchgeführt werden (Begründung des Almbewirtschafters)?
- Wie erfolgte die Auswahl der Maßnahmenfläche?
- Wie ist die Maßnahmenfläche in die Landschaft eingebettet?
- Welche Strukturen und Habitate grenzen an die Maßnahmenfläche an?
- Welche Auswirkungen auf das Naturraumgefüge sind durch die Maßnahmen zu erwarten?
- Liegt die Alm in einem Schutzgebiet, wenn ja, in welcher Schutzgebietskategorie?
- Dienen die Maßnahmen der Erfüllung der Schutzziele und sind im Sinne der Schutzgebietsverordnungen? Oder stehen die Maßnahmen womöglich sogar im Widerspruch zu den Schutzzielen?
Durch Änderungen in der Flächenbewirtschaftung und durch almwirtschaftliche Maßnahmen werden die Standorte verändert. Diese Änderungen können positive oder negative Auswirkungen auf das Tier- und Pflanzenleben haben.
5.3 Bewertungsparameter
Werden Maßnahmen gesetzt, müssen unterschiedliche Faktoren abgewogen werden sowie Art und Umfang der Maßnahmen auf den naturschutzfachlichen Wert der Fläche abgestimmt werden. Dies ist nicht immer einfach und eindeutig festzustellen. So kann zum Beispiel durch die Nutzungsfreistellung von einem Niedermoor die Eutrophierung und der Vertritt reduziert werden, andererseits können jedoch unter Umständen die Verbuschung und Verbrachung beschleunigt werden.
Die Parameter für die naturschutzfachliche Bewertung liegen auf mehreren Ebenen: Artenniveau, Lebensraumniveau, Biodiversität sowie Landschaftsbild. Folgende Parameter werden für die Bewertung herangezogen (siehe AIGNER & EGGER 2006):
Besondere Arten
- Geschützte Arten
- Seltene Arten
- Gefährdete Arten
- Sensible Arten
Besondere Lebensräume
- Geschützte Lebensräume
- Seltene Lebensräume
- Gefährdete Lebensräume
- Sensible Lebensräume
Vielfalt – Biodiversität
- Artenvielfalt
- Lebensraumvielfalt
- Strukturvielfalt
Landschaftsbild, Landschaftsschutz
- Natürlichkeit
- Vielfältigkeit
- Eigenart
- Harmonie
5.4 Richtlinien für das Wiederherstellen von verbrachten Almweiden
Vorausplanung
Jede Alm ist anders und gibt dabei Bedingungen vor, die eine spezifische Vorgehensweise beim Einsatz der möglichen Maßnahmen verlangen.
Die wichtigsten Maßnahmen zur Wiederherstellung von Almweiden sind das Entfernen von Bäumen, Schwenden von Krummholz (Grünerlen, Latschen) und von Zwergsträuchern (Wacholder, Alpenrose). Auch das Bekämpfen von dominanten Weideunkräutern (Almampfer, Adlerfarn und so weiter) stellt auf vielen Almen eine notwendige almwirtschaftliche Maßnahme dar, die auch der Erhöhung der Biodiversität dienen kann.
Generell soll nur so viel an Fläche verbessert werden, wie von den Tieren auch tatsächlich verwertet werden kann.
Schwenden
Jungbäume und einzelne Zwergsträucher sollten regelmäßig geschwendet werden. Darunter ist das periodische Entfernen von unerwünschten Jungbäumen, Gebüsch und Zwergsträuchern auf der Weidefläche zur Aufrechterhaltung des Weidebetriebes zu verstehen.
Die jungen Bäume werden möglichst tief abgeschnitten, um die Verletzungsgefahr für die Weidetiere zu vermeiden. Als Arbeitsgeräte werden Freischneider mit Dickungsmesser (Stammdurchmesser bis 3 cm) oder Sägeblatt (Stammdurchmesser bis 10 cm) verwendet. Bäume mit größerem Durchmesser werden mit der Motorsäge geschwendet. Ein senkrecht mit der Motorsäge in den Stock geschnittenes Kreuz fördert die Vermoderung des Holzes. Beim Schwenden ist auf entsprechende Schutzbekleidung zu achten.
Mosaikartige Umsetzung: Das Schwenden soll stets mosaikartig erfolgen. Das Ergebnis der Schwendarbeiten muss eine reich strukturierte, verzahnte Almlandschaft sein. Je mehr Strukturen auf einer Fläche vorhanden sind, desto mehr unterschiedliche Pflanzenarten können gedeihen. Damit steigt auch die Vielfalt an Lebensräumen für unterschiedliche Insekten, Vögel und Reptilien.
Mosaikartige Umsetzung: Ziel des Schwendens ist, ein vielfältiges Landschaftsmosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen herzustellen.
Maximierung der Grenzlinien: Die Ränder der Maßnahmenflächen sollen stets buchtig ausgestaltet sein – gerade Grenzlinien sollen vermieden werden. Strukturreiche Randbereiche mit sanften Übergängen zu den angrenzenden Lebensräumen sind ein wesentlicher Beitrag für eine hohe Biodiversität und für ein ansprechendes Landschaftsbild.
Die Übergänge zwischen Reinweiden und angrenzenden Wäldern sollen möglichst strukturreich und fließend erfolgen.
Förderung von Landschaftselementen und Feuchtflächen: Wertvolle Landschaftselemente, wie einzelne Laubgehölze, Lesesteinhäufen, landschaftsprägende Nadelbäume, Höhlen- und Kandelaberbäume, müssen belassen werden. Auf die Schonung von Ameisenhäufen und die Erhaltung der Grasnarbe in flachgründigen Bereichen ist ebenfalls zu achten. In Feuchtflächen darf kein Material abgelagert oder verbrannt werden. Besondere Aufmerksamkeit ist erforderlich, wenn Mehlbeeren oder Ebereschen vorkommen. Mehlbeeren sind durch Bastardisierung und anschließende ungeschlechtliche Fortpflanzung fähig, schnell neue Arten zu bilden. Viele dieser Arten wachsen nur in einem sehr begrenzten Bereich der Alpen, es sind Endemiten. Nähere Informationen zum Umgang mit diesen Endemiten finden sich im Merkblatt Artenschutz 35 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LFU 2010).
Lesesteinhäufen und Einzelgehölze tragen auch auf artenarmen Fettweiden zur Strukturvielfalt bei und bieten Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten (Bild: Umweltbüro GmbH).
Hangneigung: Ab einer Hangneigung von 58 bis 62 % sind spontane Lawinenabgänge möglich. Häufig sind Almweiden deutlich steiler und haben eine gefestigte, gut angewachsene Grasnarbe. Umfangreiche Revitalisierungen und die Schaffung neuer Weideflächen sollten bei dieser Hangneigung jedoch unterlassen werden.
Auf derartig steilen Hängen sollte auf almwirtschaftliche Maßnahmen verzichtet werden.
Belassen von Gebüschen und Uferbegleitvegetation: Im Nahbereich von Bachufern und Grabeneinhängen sowie Latschen-Hochmooren darf niemals geschwendet werden. Diese natürlichen, sensiblen Habitate müssen erhalten bleiben.
Hier wurden die Grünerlen umfangreich geschwendet. An den Grabeneinhängen und steilen Bereichen wurden Gehölzsäume und -gruppen belassen.
Zeitpunkt für Schwendmaßnahmen: Umfangreiche Schwendmaßnahmen sollten erst nach Ende der Brutperiode von Bodenbrütern durchgeführt werden, um Gelege von Raufußhühnern und anderen Vögeln nicht zu zerstören. Es wird empfohlen, mit Schwendmaßnahmen erst Ende Juni eines Jahres zu beginnen. Die Flächen sollen mit dem Traktor generell nur bei trockener Witterung oder bei gefrorenem Boden befahren werden. Die Grasnarbe sollte nach Möglichkeit nicht verletzt werden, Spurrillen „verheilen“ auf der Alm nur sehr langsam.
Umgang mit Schwendmaterial
Bei der Maßnahmenumsetzung muss dem Aufräumen der Fläche größtes Augenmerk gewidmet werden. Während das „Umschneiden“ der Bäume und Sträucher meist rasch erledigt ist, ist das Zusammenräumen der Fläche sehr zeitaufwendig.
Ohne Aufräumarbeiten sind Schwendmaßnahmen nicht zielführend.
Keine Deponie von Schwendmaterial auf ökologisch wertvollen Flächen: Das Schwendmaterial soll nach Möglichkeit von der Weidefläche verbracht werden. Das Schwendgut kann in Randbereichen der Fläche auf Haufen geschichtet werden, jedoch niemals auf Flächen von hohem naturschutzfachlichen Wert.
Entfernung ganzer Bäume: Beim Schwenden von Bäumen fallen sehr viele Äste und Holz an. Meist ist es sinnvoll, die Bäume samt den Ästen mit dem Traktor auf einen Weg zu ziehen und die Bäume dort aufzuhäckseln. Meterhohes Astwerk am Boden kann sonst kaum beseitigt werden, das Häckseln kann meist zumindest kostenneutral durchgeführt werden, da das Hackgut bei ausreichendem Holzanteil einer Hackschnitzelanlage zugeführt werden kann.
Verbrennen von Schwendhaufen: Beim Verbrennen von Schwendhaufen sind die gesetzlichen Bestimmungen zu beachten und einzuhalten. Diese Maßnahme liegt in der Eigenverantwortung des Almbewirtschafters beziehungsweise Almeigentümers. An Landschaftselementen und naturschutzfachlich wertvollen Flächen dürfen keine Schäden entstehen.
Beim Aufheizen von Schwendmaterial soll darauf geachtet werden, dass das Holz vollständig verbrennt. Gegebenenfalls müssen in einem zweiten Durchgang verbliebene Äste nochmals verbrannt werden.
Regeln für das Aufheizen von Schwendgut
- Die gesetzlichen Bestimmungen müssen eingehalten werden.
- Das Aufheizen von Schwendgut ist nur in Ausnahmefällen erlaubt und muss vor dem Heizen bei der zuständigen „Integrierten Leitstelle“ gemeldet werden (siehe § 2 Abs. 4 in Verbindung mit § 5 der „Verordnung über die Beseitigung von pflanzlichen Abfällen außerhalb zugelassener Beseitigungsanlagen“ (PFL-ABFV 1984) und Art. 17 Abs. 4 (1) des Waldgesetzes für Bayern (BAYWALDG 2005). Für Schwendfeuer näher als 100 m zu Waldbeständen ist eine Erlaubnis der zuständigen Forstbehörde nach Art. 17 Abs. 1 BayWaldG nötig; die Anzeige erfolgt beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
- Das Aufheizen darf nur bei geeigneter Witterung (zum Beispiel windstill, keine Trockenperiode, kein behördliches Heizverbot wegen Trockenheit) durchgeführt werden.
- Das Abbrennen der Haufen erfolgt gleichmäßiger, wenn der Haufen an mehreren Stellen gleichzeitig angezündet wird.
- Schwendhaufen sollen nicht zu groß geschichtet werden (besser mehrere kleine als wenig große Haufen).
- Das Feuer unbedingt beaufsichtigen und zum Schluss die Brandstellen eventuell mit Wasser begießen.
- Ein wertvoller Brandschutz ist ein Schneering rund um den Schwendhaufen.
- Schwendhäufen sollen vollständig verbrannt werden, dafür darf das Schwendmaterial nicht zu groß sein, gegebenenfalls müssen die Reste ein zweites Mal verbrannt werden.
- Schwendhäufen sollten im Jahr der Schwendarbeiten aufgeheizt werden. Im Folgejahr können sich Tiere (vor allem Insekten) eingenistet haben. In solchen Fällen sollten die Haufen belassen werden.
- Vor dem Aufheizen sollen größere Tiere aus dem Haufen gejagt werden, gegebenenfalls muss der Haufen aufgelockert oder umgeschichtet werden, um Tiere zu vertreiben.
Dieses Beispiel zeigt, wo Schwendhäufen nicht verbrannt werden sollen: Die Vegetation am Stein, vor allem Flechten und Moose wurden zerstört. Auch der Wacholder, der sich an den Stein schmiegte, wurde zerstört.
Hier wurde der Schwendhaufen sauber verbrannt und unmittelbar danach eingesät. In spätestens einem Jahr ist von der Bodenverwundung kaum mehr etwas zu erkennen.
6. Problembereiche der Almen
Die häufigsten Problembereiche der Almweiden sind das Aufkommen von Zwergsträuchern, Krummholz und Jungwald. Weitere Probleme stellen die Verunkrautung, die Nährstoffarmut, die Bodenversauerung sowie die Versteinung, der Vertritt und die Blaikenbildung dar. In diesem Kapitel wird auf die einzelnen Problembereiche eingegangen und es werden entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen (siehe AIGNER et al. 2003, 2010; AIGNER & EGGER 2015).
6.1 Aufkommen von Zwergsträuchern
Im Unterwuchs der Bergwälder und in den aufgelichteten Baumbeständen der Waldgrenze breitet sich unter natürlichen Bedingungen ein dichter Teppich aus Zwergsträuchern aus. Vielfach wurden durch die Almbewirtschaftung der Natur diese Flächen abgerungen und in wertvolle Almweiden umgewandelt. Bei fehlender Weidepflege holt sich die Natur diese Flächen zurück und die Flächen verheiden. Geschlossene Zwergstrauchheiden sind Schutzgut der FFH-Richtlinie (Code 4060 Alpine und boreale Heiden) und dürfen nicht geschwendet werden.
Häufige Zwergsträucher
Alpenrose (Almrausch): In unserer Berglandschaft kommen zwei Alpenrosenarten vor. Auf basischem Gestein ist es die Bewimperte Alpenrose (bewimperter Blattrand), die eher selten dominante Bestände auf Almweiden bildet. Hingegen stellt die Rostblättrige Alpenrose (rostrote Blattunterseite) häufig ein großes almwirtschaftliches Problem dar. Sie bilden über saurem Gestein oft dominante Bestände. Entscheidend für die Ausbreitung der Alpenrose ist eine ausreichende Schneebedeckung im Winter. In windgeschützten, schneereichen Lagen ist die Alpenrosenheide bis in eine Höhe von 2.200 m über NN verbreitet. Sie dringt bei mangelnder Weidepflege auf nährstoffarmen Standorten in Almweideflächen ein und ist dort nur schwer zu bekämpfen.
Die Rostrote Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) trägt auf Urgestein maßgeblich zur Verheidung bei.
Heidelbeere (Schwarzbeere) und Rauschbeere: Die Heidelbeere bevorzugt frische Standorte. Sie hat ein breites Standortspektrum. Im Unterwuchs der subalpinen Fichtenwälder kommt sie ebenso vor, wie in den Randbereichen der Gemsheidenspaliere. Als einer der wenigen Zwergsträucher wird sie vom Vieh zumindest angeknabbert. Die Heidelbeere wirft im Herbst ihr Laub ab. Dieses verrottet nur schwer und bildet im Laufe der Zeit Rohhumusauflagen, die zur Versauerung des Oberbodens führen. Im Unterschied zur Heidelbeere behält die Rauschbeere im Winter ihr Laub und ihre Frucht ist innen hell. Die typischen Standorte sind Zwergstrauchheiden in der subalpinen bis unteralpinen Höhenstufe.
Die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) wird im jungen Zustand von Schafen und Ziegen gefressen. Meist kommt sie in Kombination mit Alpenrose und Wacholder vor.
Zwerg-Wacholder: Der immergrüne Wacholder breitet sich vor allem auf flachgründigen, sonnigen, früh schneefreien Hängen aus. Er wird vom Weidevieh gemieden. Auf eine Verletzung des Holzes reagiert er empfindlich. Einmal geschwendet oder abgeschlägelt, dauert es sehr lange, bis der Wacholder wieder aufkommt. Die Frucht des Wacholders ist eine Scheinbeere, die von der Blüte bis zur Reife drei Jahre benötigt. Der Wacholder tritt meist mit anderen Zwergsträuchern eng verzahnt auf.
Der Zwerg-Wacholder (Juniperus communis ssp. nana) bildet dichte Teppiche auf sauren Almböden.
Besenheide: Die Besenheide hat ihren Verbreitungsschwerpunkt auf nährstoffarmen, eher trockenen und rohhumusreichen Standorten. Auf den Almweiden dringt sie mitunter in Borstgrasrasen ein. Sie wird vom Weidevieh gemieden und erlangt so einen Konkurrenzvorteil gegenüber den Futtergräsern und Kräutern. In der Folge verheiden die Flächen.
Die Besenheide (Calluna vulgaris) bildet auf südexponierten sauren Böden ausgedehnte Bestände. Meist kommt sie eng verzahnt mit Borstgrasrasen vor.
Maßnahmen
Schwenden: Sinnvoll ist das Schwenden der Zwergsträucher nur, wenn zwischen den Sträuchern wertvolle Futterpflanzen eingebettet sind. Alpenrosen und Heidelbeeren werden am besten mit dem Freischneider (Motorsense) entfernt. Für Kriechwacholder eignen sich am besten Astscheren oder Motorsägen, da die Äste sehr biegsam sind, und der Motorsense „ausweichen“. Auf gleichmäßigem Gelände ist das Schlägeln ebenfalls eine sehr gut geeignete Bekämpfungsmethode. Selten werden Zwergsträucher auch heute noch händisch ausgerissen.
Vor allem der Wacholder lässt sich am besten mit Astscheren entfernen, da die elastischen Äste der Motorsense ausweichen. Motorbetriebene Astscheren sind zwar in der Anschaffung teuer, erleichtern die Arbeit jedoch wesentlich.
Pferchen: Bei geringem Vorkommen (10 bis 15 %) reicht oftmals eine Düngung und eine intensive Bestoßung aus, da die Zwergsträucher der Konkurrenz der geförderten Gräser und Kräuter längerfristig nicht gewachsen sind (GABRIEL 1984).
Räumen der Flächen: Nach dem Schwenden wird das geschwendete Material auf Haufen geschichtet und sachgemäß entsorgt.
Entfernen des Rohhumus: Häufig bilden die abgestorbenen Blätter der Zwergsträucher eine dichte Schicht aus unverrottetem Material. Diese Rohhumusschicht wirkt ähnlich wachstumshemmend, wie die Beschattung durch die Gehölze selbst und muss zur Schaffung eines Weiderasens unbedingt entfernt werden. Andernfalls dauert die Begrünung sehr lange, Einsaaten gehen häufig verloren. Die Folgevegetation wird von Heidelbeeren und wenig schmackhaften Pflanzen wie Simsen oder Wachtelweizen geprägt.
Nach dem Schwenden muss der Rohhumus sauber entfernt werden, um dem Saatgut optimale Keimmöglichkeiten zu bieten.
Die Rohhumusschicht wirkt wachstumshemmend und muss vor der Begrünung unbedingt entfernt werden.
Einsaat: Nach intensiver Beweidung können kleine Bodenverwundungen und Offenstellen entstehen und sollten eingesät werden, um das Aufkommen von Unkräutern zu verhindern. Auch Brandstellen nach dem Aufheizen von Schwendhaufen müssen eingesät werden. Für die Einsaat soll ausschließlich standortangepasstes Saatgut verwendet werden. Gute Mischungen beinhalten autochthones Saatgut, welches in rauen Lagen vermehrt wird. Bevorzugt sollte stets Heudrusch (Heublumengemisch) von nahegelegenen artenreichen Bergwiesen verwendet werden.
Bodenverbessernde Begleitmaßnahmen: Nach dem Schwenden ist Düngen beziehungsweise Kalken unerlässlich, um die Bestände langfristig zu verbessern und den Umbau der Rohhumuschicht zu beschleunigen. Kalk sollte im Herbst oder im zeitigen Frühjahr ausgebracht werden. Granulat entwickelt beim Ausbringen weniger Staub als Pulver. Der pH-Wert des Bodens wird angehoben und vorhandene Nährstoffe werden pflanzenverfügbar. Ausbringungsmenge: Zirka 1.000 bis 2.000 kg Kalk (Reinnährstoff CaO)/ha, aufgeteilt auf mehrere Gaben in 2 bis 3 Jahren.
Bewässerung im Frühjahr: Eine fast in Vergessenheit geratene Methode, die auf bereits geschwendeten Flächen das Aufkommen von Zwergsträuchern unterbindet, ist das in früheren Tagen praktizierte Bewässern von Almweiden oder Mähdern. Hierzu wird im Frühjahr aus Bächen Wasser in ein offenes Grabensystem („Almwaale“) geleitet, sodass die Almweiden oder Mähder überrieselt werden. Bei richtiger Dosierung wird dabei die Wasser- und Nährstoffsituation des Bodens aufgewertet. Bei anschließend erfolgender Beweidung etablieren sich hier langfristig wertvolle Futtergräser und -kräuter. Gleichzeitig wird auf den bewässerten Flächen der erneute Aufwuchs von Zwergsträuchern gehemmt. Eine modernere zeit- und kosteneffizientere Art der Bewässerung erfolgt mit Rohrleitungen oder Schlauchsystemen; wichtig ist hierbei die Beachtung wasserrechtlicher Bestimmungen (siehe RESSI et al. 2014).
Ohne Entfernung des Rohhumus und Kalken wird die Folgevegetation auf saurem Boden von Heidelbeeren, Simsen und Drahtschmiele geprägt. Wertvolle Gräser und Kräuter können sich nicht etablieren.
Achtung!
Die Flächen müssen nach dem Schwenden umfangreich verbessert und gepflegt werden, da sonst keine Futterpflanzen aufkommen beziehungsweise die Folgevegetation wiederum aus Zwergsträuchern aufgebaut wird.
Auf Flächen mit mehr als 80 % Zwergstrauchbedeckung und massiven Rohhumusauflagen ist das großflächige Schwenden wirtschaftlich unrentabel. Wohl aber schafft das Zurückdrängen vom Rande her neue Futterflächen.
Auf sehr flachgründigen oder steilen, erosionsgefährdeten Standorten sowie auf Felskuppen soll nicht geschwendet werden. Die Zwergsträucher festigen auf solchen Standorten den Untergrund und bieten einen wirksamen Schutz gegen die Erosion.
6.2 Aufkommen von Gebüsch und Krummholz
In Lawinenstrichen und Gräben sowie auf Standorten, wo aufgrund der Kürze der Vegetationsperiode kein Wald aufkommen kann, können sich Gebüsche und Krummholzbestände etablieren. Vor allem die Grünerlen und die Latschen (selten Weiden und Birken) breiten sich, von diesen Extremstandorten ausgehend, in die Almweideflächen aus. Bei fehlender Weidepflege nehmen sie dort innerhalb weniger Jahrzehnte überhand und können nur mühsam bekämpft werden.
Häufige Krummhölzer
Grünerle: Die Grünerle kommt in niederschlagsreichen Gebieten auf feinerde- und nährstoffreichen Böden, die für den Bergwald meist zu nass oder zu lange mit Schnee bedeckt sind, auf. Sie bietet in rutschgefährdeten Gräben, an Hängen, auf Nasswiesen und entlang von Bächen Schutz vor Erosion, Muren und Lawinen. Jedoch dringt sie häufig, von diesen Standorten ausgehend, in gute Weideflächen ein und breitet sich dort rasch aus. Historisch wurde das Laub der Grünerlen in manchen Gegenden als Zufutter verwendet.
Das Schwenden von Grünerlen macht nur dann Sinn, wenn die Flächen in den Folgejahren entsprechend intensiv bestoßen werden. Empfehlenswert ist die Beweidung frisch geschwendeter Grünerlenbestände mit Schafen und Ziegen.
Alpine Steinschafe stürzen sich hungrig auf Grünerlen, dies hat für die Pflanze letale Folgen.
Die Grünerle sammelt mithilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff in den Wurzeln. Diese dienen auch als Vorratsspeicher.
Latsche: Die Latsche besiedelt flachgründige Hänge und Kuppen. Sie ist äußerst genügsam, erträgt Hitze und Trockenheit genauso wie Frost und lange Schneebedeckung. Sie hat ihren Verbreitungsschwerpunkt über Kalk und Dolomit, kommt aber auch über Silikat vor. Von Lawinenstrichen und Randlagen ausgehend, dringt sie in Weideflächen ein und bildet dort nahezu undurchdringliche Krummholzbestände.
Die Latsche bildet vorwiegend auf basischem Gestein ausgedehnte Bestände. Latschengebüsche sind prioritäres Schutzgut der FFH-Richtlinie (Code 4070* Buschvegetation mit Pinus mugo und Rhododendron hirsutum).
Maßnahmen
Bevor Latschen geschwendet werden, müssen folgende Punkte naturschutzfachlich geklärt werden:
- Ist unter den Latschen eine Grasnarbe vorhanden? Häufig sind es äußerst artenreiche Kalkmagerrasen, die durch das zunehmende Aufkommen von Latschen verdrängt werden.
- Sind es einzelne Latschenbüsche oder zusammenhängende Latschenfelder mit Weideresten? Zusammenhängende Latschenfelder dürfen nicht geschwendet werden (sie sind prioritärer Lebensraum der FFH-Richtlinie).
- Grünerlen besitzen die Fähigkeit, über Stockausschläge wieder auszutreiben. Grünerlen reichern den Boden über Knöllchenbakterien mit Stickstoff an. Aus diesem Grund sind solche Böden oft sehr nährstoffreich.
- Das Schwenden der Grünerlen (mit Motorsäge oder Freischneider) muss regelmäßig wiederholt werden, um eine neuerliche Ausbreitung durch Stockausschläge zu verhindern (alle 3 bis 5 Jahre). Auf jeden Fall sollten die Grünerlen während der Vegetationsperiode geschwendet werden, da sonst die Sträucher Nährstoffe für einen Neuaustrieb in den Wurzeln speichern (günstigste Schwendzeiten: Ende Juni bis Ende Juli).
- Geschwendete Latschen wachsen nur verzögert nach. Dichte Latschengebüsche mit Weideinseln sollten niemals gänzlich geschwendet werden. Hier sollte, von den Weideflächen ausgehend, in die Fläche einhängende Latschenäste entfernt und die Weideflächen in dieser Form vergrößert werden. Durch diese Vorgehensweise kann die Weidefläche erhalten bleiben und die Verbuschung langsam und schonend zurückgedrängt werden.
- Latschenäste kriechen oft mehrere Meter flach unter der Erde. Nach dem Schwenden ragen diese Äste aus dem Boden heraus. Erneutes Schwenden ist häufig erforderlich, um diese Äste erneut bodennah zu entfernen.
- Schwenden von Zwergsträuchern: Kommen im Unterwuchs Zwergsträucher vor, müssen diese auch geschwendet werden, um eine nachhaltige Verbesserung der Weideflächen zu erzielen.
- Räumen der Fläche: Das Schwendgut soll randlich auf Haufen gelagert oder sachgemäß entsorgt werden.
- Einsaat: Offene, vegetationsfreie Flächen müssen mit standortangepasstem Saatgut eingesät werden, am besten mit Heudrusch von angrenzenden Bergmähdern.
Achtung!
Auf steilen, erosionsgefährdeten Flächen entlang von Bächen, im Bereich von Feuchtflächen sowie auf flachgründigen Standorten und Felskuppen sollten Krummholz und Gebüsche nicht geschwendet werden.
Nur auf Krummholzbeständen, deren Unterwuchs almwirtschaftlich wertvolle Futterpflanzen bildet, ist das Schwenden wirtschaftlich sinnvoll.
Vor der Bewuchsentfernung müssen Bewilligungstatbestände geklärt werden.
Latschenäste laufen oft mehrere Meter unterirdisch. Nach dem Schwenden wandern die unterirdischen Äste oft an die Oberfläche und müssen danach nochmals geschwendet werden.
Meist ist es bei Latschen sinnvoll, nur die randlichen Äste zu entfernen und den Kern der Pflanze zu belassen. Dadurch können strukturreiche Landschaftsmosaike geschaffen werden. Die Maßnahme beschränkt sich auf Flächen, welche das Potenzial zur Futterfläche haben.
6.3 Aufkommen von Jungwald
Vor allem auf Weideflächen unterhalb der klimatischen Waldgrenze können Gehölze, wie die Fichte (Picea abies), die Lärche (Larix decidua), die Zirbe (Pinus cembra) und Rotbuche (Fagus sylvatica), zu einem zentralen Problem der Alm werden und die Weidequalität stark beeinträchtigen. Beim Schwenden von aufkommenden Gehölzen auf den Weideflächen ist vor allem das frühzeitige Setzen der Maßnahmen von Bedeutung.
Häufige Baumarten
Fichte: Einzelne große Fichten sind als Schattenspender und Unterstand bei Schnee und Regen wertvolle Elemente einer guten Almweide. Eine Verwaldung der Weideflächen sollte jedoch rechtzeitig verhindert werden. Je früher Schwendmaßnahmen gesetzt werden, desto geringer ist der Aufwand.
Fichten beschatten den Boden sehr stark und verdrängen Gräser und Kräuter.
Lärche: Lärchen sind wertvolle Elemente guter Weideflächen. Der Unterwuchs aufgelockerter Lärchweiden muss den Vergleich mit guten Reinweideflächen nicht scheuen. Lärchweiden tragen zum Strukturreichtum der Almen bei. Vor allem auf sonnseitigen Trockenhängen ist die locker bestockte Lärchweide (rund 30 % Überschirmung) der Reinweide überlegen.
Bei massivem Aufkommen junger Lärchen auf Weideflächen, sollen diese bis auf wenige Exemplare reduziert werden (zirka alle 10 bis 20 Meter einen Baum belassen).
Lärchen sind wertvolle Elemente der Almweiden.
Maßnahmen
- Schwenden: Die jungen Bäume werden möglichst tief abgeschnitten, damit die Verletzungsgefahr für die Weidetiere minimiert wird. Ein senkrecht mit der Motorsäge in den Stock geschnittenes Kreuz fördert die Vermoderung.
- Belassen einzelner Baumgruppen: Einzelne Fichten- und Lärchengruppen werden als Unterstand und wertvolles Landschaftselement belassen.
- Bei Zwergstrauchbewuchs im Untergrund ist mosaikartiges Schwenden ebenso erforderlich, um die Fläche nachhaltig zu verbessern.
- Einsaat: Offene Flächen müssen mit standortangepasstem Saatgut (zum Beispiel Mähdrusch von nahegelegenen Bergmähdern) begrünt werden.
Im Zuge der Maßnahmenplanung beziehungsweise vor Maßnahmenumsetzung muss jedenfalls mit der zuständigen Forstbehörde Kontakt aufgenommen und Bewilligungspflichten abgeklärt werden.
Junge Fichten können sich sehr rasch ausbreiten. Werden keine Maßnahmen gesetzt, geht die Weidefläche sehr rasch verloren.
Durch das Aufasten kann mehr Licht bis zum Boden gelangen. Der Baum bleibt dabei als Landschaftselement und Unterstand bestehen.
Werden die Wurzelstöcke kreuzförmig eingeschnitten, wird die Verrottung beschleunigt.
6.4 Aufkommen von Unkräutern und Ungräsern
Unkräuter kommen besonders auf nährstoffreichen, gut mit Wasser versorgten Flächen auf. Solche Standorte sind vor allem um die Almgebäude und auf Lägerfluren zu finden.
Die meisten Unkrautarten können durch eine schonende Weidenutzung (Koppelwirtschaft) oder durch regelmäßiges Mähen unter Kontrolle gehalten werden. Sind die Flächen jedoch stark verunkrautet, kann die Weide nur durch radikale Maßnahmen und konsequente Almpflege verbessert werden.
Die wichtigste Maßnahme bei jeder Verunkrautung auf Almen ist eine ausgewogene Beweidung. Ein rechtzeitiger Auftrieb im Frühjahr und eine abgestufte Beweidung, die sich an der Wüchsigkeit der Flächen orientiert, ist Basis, um Unkräutern und -gräsern keine Chance zu geben.
Haben unerwünschte Pflanzen überhandgenommen, ist die mechanische Bekämpfung schwierig und zeitaufwendig. Erfolge sind oft erst nach mehreren Jahren intensiver Bekämpfung sichtbar. Ein langfristiges vollständiges Ausmerzen ist vor allem beim Ampfer kaum möglich.
Häufige Unkräuter
Almampfer (Rumex alpinus): Der Almampfer ist ein ausdauerndes Unkraut. Die mächtige, waagrecht kriechende Wurzel dient als Speicherorgan für Nährstoffe. Damit hat der Ampfer vor allem während ungünstiger Wachstumszeiten einen Konkurrenzvorteil gegenüber Gräsern. Die Wurzel enthält eine Vielzahl von „schlafenden Augen“, die jederzeit, vor allem jedoch nach Verletzungen, austreiben können. Eine einzelne Ampferpflanze produziert bis zu 15.000 Samen/Jahr, die im Boden über Jahrzehnte keimfähig bleiben (PÖTSCH et al. 2001). Der Almampfer kommt auf Lägerfluren und besonders auf nährstoffreichen Flächen, wie sie im Nahbereich der Almhütten häufig zu finden sind, vor. Oft hat er sich durch Fehler in der Düngewirtschaft ausgebreitet. Während die Bekämpfung einzelner Almampferpflanzen verhältnismäßig einfach ist, gestaltet sich die Umwandlung reiner Ampferfluren in ertragreiche Reinweiden als äußerst zeitaufwendig und mühsam und benötigt viele Jahre.
Der Alm-Ampfer (Rumex alpinus) hat eine enorme Reproduktionsfähigkeit.
Weißer Germer (Veratrum album): Der Weiße Germer hat einen auffallenden weißen bis graugrünen Blütenstand und, im Unterschied zum Enzian, wechselständige Blätter. Er enthält Giftstoffe und ist für das Weidevieh ungenießbar. Das verschafft ihm einen Konkurrenzvorteil gegenüber den meisten anderen Arten. Der Weiße Germer gedeiht auf frischen, meist tiefgründigen Böden. Er speichert die Nährstoffe ebenso wie der Almampfer in der Wurzel und kann trotz mehrmaligem Abmähen wieder austreiben. Der Weiße Germer ist eine Giftpflanze. Das in der Germerpflanze enthaltene Gift dringt über die Haut ein. Bei der Arbeit müssen daher unbedingt Schutzhandschuhe getragen werden!
Der Weißer Germer (Veratrum album) hat im Gegensatz zum Enzian wechselständige Blätter.
Rasenschmiele (Stollwas´n): Die Rasenschmiele kommt vor allem auf nährstoffreichen, wechselfeuchten bis feuchten Flächen auf. Sie wird wegen ihren steifen, harten Halmen und scharfen Blatträndern von den Rindern gemieden. Bei extensiver Beweidung erlangt sie einen Konkurrenzvorteil gegenüber den Futterpflanzen und kann sich ungehindert ausbreiten. Auf nicht zu nassen Flächen hat die Bekämpfung der Rasenschmiele hohe Priorität, da sich diese Standorte meist sehr gut zur Umwandlung in ertragreiche Weideflächen eignen.
Die Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) ist durch ihren horstförmigen Wuchs leicht zu erkennen.
Der Adlerfarn ist eine weltweit verbreitete Pflanzenart. Er ist in tieferen Lagen auf trockenen bis feuchten, nährstoffarmen, sauren Böden zu finden. Häufig kommt er bei fehlender Weidepflege auf waldnahen Weiden vor.
Vor allem Weiden, die unterbestoßen sind oder nur im Frühjahr beweidet werden, neigen zur Verunkrautung mit dem Adlerfarn. Ebenso wie der Weiße Germer enthält auch der Adlerfarn Giftstoffe, die beim Vieh zu Fieber, Schreckhaftigkeit, Gleichgewichtstörungen, Durchfall, Blutarmut, Blutharnen und bitterem Geschmack in Milchprodukten führen können (BERGLER et al. 2001). Neben dem Adlerfarn können auch andere Farne, wie der Wurmfarn, zu einem lästigen Problem auf Almweiden werden.
Der Adlerfarn (Pteridium aquilinum) dringt von den Wäldern ausgehend in die Almweiden vor.
Disteln: Disteln kommen vor allem auf Standorten mit warmem Boden vor. Diese Plätze sind meist „Gesundungsliegeplätze“ des Viehs. Disteln, wie die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), können vor allem bei fehlender Weidepflege zu einem lästigen Unkraut auf Almen werden
Vor allem die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und die Sumpf-Distel (Cirsium palustre) stellen auf Almen mitunter lästige Unkräuter dar.
Brombeeren und sonstige Hochstauden: Auf Schlagflächen und im Nahbereich von Schwendhäufen kommt bei fehlender Weidepflege häufig ein Dickicht aus Hochstauden, Himbeeren, Brombeeren und Sträuchern auf. Meist geht diese Verunkrautung von liegengebliebenen Holzhaufen aus. Durch das verrottende Holz werden Nährstoffe freigesetzt. Unkräuter wie Brennnesseln und Brombeeren finden geeignete Wachstumsbedingungen.
Brombeeren (Rubus fruticosus agg.) können bei fehlender Weidepflege undurchdringliche Dickichte bilden.
Maßnahmen zur Unkrautbekämpfung
Die mechanische Bekämpfung ist schwierig und zeitaufwendig. Erfolge sind oft erst nach mehreren Jahren intensiver Bekämpfung sichtbar (vergleiche GINDL 2001).
Ein vollständiges „Ausrotten“ des Almampfers ist nicht möglich. Ansonsten ist maximal ein Zurückdrängen und Schwächen der Pflanzen möglich. Um den Almampfer erfolgreich zu bekämpfen, muss vor allem die Vitalität der Futtergräser und Kräuter gestärkt werden.
Eine chemische Bekämpfung ist aus ökologischen Gründen strikt abzulehnen.
Mahd vom Almampfer: Die Mahd muss unbedingt vor der Bildung von milchreifen Samen erfolgen. Das Mähgut muss bei zu spät gemähtem Ampfer unbedingt abtransportiert werden, um ein Aussamen der Pflanzen zu verhindern. Gute Erfolge werden mit einer Mahd zwischen 18. und 22. Juni erzielt (Sommersonnwende). Die Mahd muss anfangs zweimal jährlich durchgeführt werden und in der Folge über viele Jahre jährlich wiederholt werden.
Die Mahd des Almampfers muss jährlich wiederholt werden. Bei der Beispielsfläche am Bild kann der Almampfer bereits aussamen.
Das Ausstechen von Weißem Germer erfolgt mit Wurzelstechern verschiedener Bauart, das Ausdrehen der Pflanzen erfolgt händisch. Beim Ausdrehen wird nach einer Umdrehung mit einem kräftigen Ruck die Pflanze nahe der zwiebelartigen Wurzelknolle abgerissen. Der Stängel und die Wurzeln faulen in der Folge aus. Entscheidend ist, dass beim Ausreißen die weiße Stängelbasis mit abgerissen wird.
Bei Weiderundgängen sollten einzelne Germerpflanzen regelmäßig ausgerissen werden (Handschuhe nicht vergessen!).
Ausstechen vom Weißen Germer. Bei der Maßnahmenumsetzung müssen unbedingt Schutzhandschuhe getragen werden, da das Gift der Pflanze über die Haut in den Körper eindringt.
Fräsen von Ampferbeständen: Das Fräsen kann nicht empfohlen werden und wird hier nur ergänzend erwähnt. Dabei wird der Bestand mit Hilfe eines Forstmulchers vollkommen erneuert. Die Maßnahme muss bei der Ampferbekämpfung zweimal durchgeführt werden. Nach dem ersten Mal keimen unzählige junge Unkrautsamen (Sekundärverunkrautung). Dieser junge Ampferbestand muss unbedingt nochmals gefräst werden. Danach wird die Fläche eingesät. Der Aufwand des Fräsens ist sehr hoch. Die Pflegemahd in den Folgejahren bleibt auch bei dieser radikalen Maßnahme nicht erspart, da noch immer genügend Samen im Boden vorhanden sein werden. Vor Umsetzung sollte man sich überlegen, ob in den Folgejahren eine jährliche Pflegemahd durchgeführt werden kann. Wenn dies nicht gewährleistet werden kann, sollte von der Maßnahme jedenfalls abgesehen werden.
Diese Fläche wurde gefräst. Deutlich sichtbar sind die jungen Ampferpflanzen, die aus Wurzelstückchen austreiben und binnen kurzer Zeit ohne Folgemaßnahmen wieder eine dichte Almampferflur bilden werden.
Lichtentzug für Pflanzen: Bei dieser Maßnahme wird die verunkrautete Fläche mit einer dunklen Mulchfolie für mindestens 4 bis 6 Wochen abgedeckt. Danach wird die Keimung der Jungpflanzen zugelassen und nach weiteren 4 Wochen wird die Fläche nochmals abgedeckt, sodass der Aufwuchs abstirbt. Anschließend wird die Fläche eingesät. Zu beachten ist, dass diese Maßnahme nur kleinflächig umsetzbar ist und eine große Menge an Kunststofffolien anfällt. Die sachgemäße Entsorgung beziehungsweise Wiederverwertung der Folien nach der Maßnahmenumsetzung ist unbedingt zu gewährleisten (siehe AIGNER & EGGER 2015). Nach erfolgreicher Maßnahmenumsetzung muss der Aufwuchs auf verunkrauteten Flächen jährlich durch gutes Weidemanagement oder durch Pflegemahd genutzt werden, sonst nehmen Unkräuter und -gräser rasch wieder überhand. Damit die Folgevegetation aus wertvollen Futterpflanzen aufgebaut werden kann, ist bei Neueinsaat eine Mahd des jungen Aufwuchses (Schröpfen) erforderlich. Zum Schutz vor Vertritt empfiehlt sich das Auszäunen der Fläche.
Eine Pflegemahd oder das Schlägeln von Rasenschmiele, Disteln und Brombeeren ist eine wirkungsvolle Erstmaßnahme, um alte Biomasse (überständiges Futter) zu entfernen. Das Mäh- beziehungsweise Mulchmaterial sollte bei größeren Streuauflagen aus der Fläche entfernt werden. Das Schlägeln ist vor allem bei horstbildenden Pflanzen zum Beispiel der Rasenschmiele empfehlenswert. Das Schlägeln ist auch eine geeignete Maßnahme zur Weidepflege auf Flächen mit geringer Versteinung und wenig kupiertem Gelände. Schlägelgeräte können auf Traktoren, Mähtraks oder Balkenmäher aufgebaut sein. Neuerdings gibt es auch ferngesteuerte Geräte und Schreitbagger mit Schlägelaufsätzen, die sich besonders für steilere Angriffsflächen eignen.
Der Adlerfarn wird durch eine Mahd oder besser durch Schlägeln über mehrere Jahre hinweg erfolgreich bekämpft. Das Schlägeln hinterlässt ausgefranste Triebe, die besser verrotten. Der beste Zeitpunkt dafür ist, wenn sich die Wedel bereits entfaltet haben (ab Juli).
Disteln sollten jedenfalls vor der Blüte geschlägelt werden, dichte Himbeer- und Brombeergebüsche sollten zuvor als Erstmaßnahme geschwendet werden. Der Neuaustrieb der Pflanzen kann durch Schlägeln im Folgejahr reduziert werden.
Regelmäßige Weidepflege ist unerlässlich, um den Bestand auf Dauer zu verbessern und eine gute Futterqualität zu gewährleisten.
Bei diesem Gerät fungieren die Eisenketten als Schlägel. Diese sind robust und können Steinen ausweichen (Bild: Umweltbüro GmbH).
6.5 Bodenversauerung und Borstgrasproblematik
Mit zunehmender Höhenlage verlangsamt sich aufgrund der sinkenden Temperaturen der Abbau des organischen Materials. Dadurch kommt es zu einer Anreicherung von Rohhumus und zur Freisetzung von Huminsäuren. Vor allem bei nährstoff- und basenarmen Böden auf Silikat kommt es in der Folge zur Versauerung des Oberbodens. Zwergsträucher, wie die Heidelbeere oder die Alpenrose, und säureliebende Gräser, wie das Borstgras, finden auf diesen Standorten ideale Wachstumsbedingungen und tragen durch ihre schwer verrottbaren Blätter zur Bodenversauerung bei.
Borstgrasproblematik
Das Borstgras (oder der Bürstling, Nardus stricta) ist ein ausdauerndes Süßgras mit eingerollten, harten Blättern und spitzen, stechenden Ähren. Um den Horst entsteht aus den abgestorbenen Blättern der Vorjahre eine mächtige, schwer verrottbare Streudecke. In extremen Fällen beträgt die Streuschicht zum Teil 10 cm und mehr. Die Pflanzen vermehren sich mittels Rhizom oder über Samenflug. Artenreiche Borstgrasbestände sind prioritäres Schutzgut der FFH-Richtlinie (Code 6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen auf Silikatböden).
Borstgrasrasen haben eine weite ökologische Amplitude, sie kommen von der montanen Höhenstufe bis in die Alpinzone vor. Auf nährstoffreicheren, basenreicheren Standorten sind die Bestände mitunter artenreich ausgebildet und als naturschutzfachlich wertvolle Lebensräume einzustufen. Bei sehr extensiver Beweidung und nahezu basenfreien Böden bilden sich äußerst artenarme Weiden mit geringem Futterwert (DIETL & LEHMANN 2004; AIGNER et al. 2003; AIGNER et al. 2013).
Borstgras und Artenarmut
Auf silikatischen Gesteinen sind Borstgrasrasen die häufigsten und prägenden Weiderasen extensiver Almweiden (BOHNER 1998). Noch vor 100 Jahren wurden diese Bestände deutlich intensiver beweidet als heute. Durch die Behirtung der Tiere und Futterknappheit wurden die Rinder dazu gezwungen, auch die weniger schmackhaften Pflanzen zu fressen. Dadurch wurde das Borstgras trotz selektiver Beweidung hintangehalten.
Dieser artenreiche Borstgrasrasen beherbergt eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenarten. Er wird ausgewogen beweidet.
Bei Rückgang der Beweidungsintensität und fehlender Behirtung werden weniger schmackhafte Weidebereiche von den Tieren gemieden. In Folge kommt es zu Streuauflagen aus abgestorbenem Gras der Vorjahre. Diese Streuschichten werden nur langsam abgebaut, die Rohhumusbildung wird gefördert. Dies führt zu einer weiteren Senkung des pH-Wertes und in der Folge zu einer Demobilisierung der Nährstoffe. Das sind beste Konkurrenzbedingungen für das Borstgras.
Bei fehlender Nutzung versauert der Standort immer weiter. Der Bestand im Bild wird ausschließlich vom Borstgras aufgebaut. Die Streuschicht hat zum Teil mehr als 5 cm, zwischen den Borstgrashorsten befindet sich unter der Streuschicht offener Boden.
Die Artenarmut von Borstgrasrasen hat mehrere Gründe:
- Bei zu geringem Weidedruck und fehlendem Weidemanagement werden die Tiere nicht gezwungen, die gesamte Fläche abzuweiden beziehungsweise weichen auf attraktivere Pflanzenarten aus. Über negative Selektion kann sich das Borstgras ausbreiten und zur Dominanz gelangen: Alle Weidetiere, egal ob Rinder, Pferde, Schafe oder Ziegen, fressen bevorzugt schmackhafte Gräser und Kräuter. Weniger schmackhafte, giftige und scharfkantige Pflanzen werden belassen und überständig. Diese Flächen werden zunehmend unattraktiv für die Weidetiere, die überständigen, alten Gräser werden nicht gefressen. Im jungen Zustand ist das Borstgras noch weich und wird eher abgeweidet, das setzt jedoch einen entsprechend hohen Weidedruck voraus.
- Bei fehlender Beweidung bildet sich eine dichte Streuschicht. Wurde das Borstgras im Vorjahr nicht abgeweidet, bleibt eine dichte Streuschicht liegen. Im Frühjahr riecht die Weide modrig, die Tiere meiden diese Flächen. Unter der Streuschicht gelangt kaum Licht zum Boden, das Aufkommen von zarten Gräsern und Kräutern wird verhindert, das robuste Borstgras breitet sich weiter aus.
- Ein weiterer Grund für die Artenarmut ist, dass das Borstgras sehr saure und basenarme Böden erträgt (BOHNER 1994, 1998). Bei pH-Werten unter 5 stehen viele Mineralstoffe nur mehr eingeschränkt zur Verfügung, der Stickstoff im Boden kann nicht mehr mobilisiert werden. Viele Pflanzenarten können unter diesen Bedingungen nicht gedeihen. Im Extremfall entstehen äußerst artenarme Almweiden, die ausschließlich vom Borstgras geprägt werden.
- Zudem verträgt das Borstgras verdichtete Böden mit schlechter Sauerstoffversorgung sehr gut. Viele andere Arten ertragen diese Bedingungen nicht.
6.5.1 Maßnahmen
- Pflegemahd beziehungsweise Schlägeln der Bestände und Entfernung des Mähgutes: Dadurch kann frisches Futter nachwachsen und wird von Rindern gerne angenommen.
- Frühzeitiger Auftrieb: Das Borstgras wird in jungem Zustand noch eher von den Tieren abgeweidet. Bereits im Juli werden Borstgrasblätter hart und „überständig“. Sie werden dann nicht mehr gefressen.
- Hoher Nutzungsdruck auf kleiner Fläche: Die Nutzung sollte möglichst kurz und intensiv erfolgen (zum Beispiel als Portionsweide beziehungsweise Kurzrasenweide).
- Ergänzend zur standortangepassten Beweidung kann, vor allem bei mächtigen Rohhumusauflagen rund 1.000 kg Kalk pro Hektar ausgebracht werden. Diese Maßnahme macht jedoch nur in Kombination mit einem guten Weidemanagement Sinn.
Die Umsetzung von Einzelmaßnahmen ist meist wenig zielführend. Eine wohlüberlegte Kombination aus mehreren Maßnahmen (Weidemanagement und Bodenverbesserung) muss gewählt werden, um das Problem des Borstgrasrasens mittel- bis langfristig in den Griff zu bekommen.
Pferde eignen sich zur Umwandlung von artenarmen Borstgrasbeständen in artenreichere Bestände zumeist sehr gut.
6.6 Versteinung, Vertritt und Blaiken
Ein gewisser Anteil an Versteinung ist für Almweiden ebenso typisch wie kleinflächiger Vertritt. Ab einer bestimmten Hangneigung besteht vor allem bei schweren Tieren und bei feuchter Witterung die Gefahr von starkem Vertritt und Blaikenbildung in Folge von Bodenerosion.
Je steiler das Gelände – desto leichter muss das Weidevieh sein.
Versteinung
Flachgründige Weideflächen sind, besonders über Kalk und Dolomit, mitunter sehr stark versteint. Dadurch werden almwirtschaftliche Maßnahmen, wie eine Pflegemahd oder gleichmäßige Beweidung häufig erschwert oder unmöglich. Das Entsteinen ist zeitaufwendig und mühsam. Vor allem nach aufgetretenen Lawinenschäden ist das Entsteinen jedoch eine wesentliche almwirtschaftliche Maßnahme zur Aufrechterhaltung ertragreicher Almweideflächen.
Das Beispiel zeigt eine Almweide, die durch Lawinenabgänge versteint wurde.
Maßnahmen
- Händisches Entsteinen: Diese Methode schont den Boden. Die vorhandene Vegetationsdecke bleibt dabei unbeschädigt. Häufig wird ergänzend ein Traktor mit Heckschaufel zur Hilfe genommen.
- Aus den gesammelten Steinen sollen Lesesteinhaufen, Lesesteinwälle oder sonstige wertvolle Strukturen errichtet werden.
- Bei Ausläufern von Lawinenbahnen (Lawinenkegeln) empfiehlt sich die Anlage von Terrassen, um bei Folgelawinen eine erneute Verteilung der Steine zu vermeiden.
- Das Entfernen großer Felsblöcke und Lesesteinhaufen ist aus naturschutzfachlichen Gründen abzulehnen. Sie sind Lebensraum für zahlreiche wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten, erhöhen die Strukturvielfalt und tragen dadurch zur Artenvielfalt der Weideflächen bei.
- Einsaat: Offene Flächen sollen im Bedarfsfall mit standortangepasstem Saatgut (zum Beispiel Mähdrusch von umliegenden Almweiden) begrünt werden.
Das Beispiel zeigt einen versteinten Schwemmkegel vor Maßnahmenumsetzung.
Dieselbe Fläche wie in Abbildung 58, mehrere Jahre nach erfolgreichem Entsteinen. Die losen Steine wurden auf Lesesteinhäufen geworfen.
Auf steileren Hängen ist es sinnvoll, Lesesteinhäufen terrassenförmig anzulegen. Dadurch bleiben die Haufen über viele Jahrzehnte lang stabil.
Blaiken
Blaiken entstehen durch Bodenrutschungen auf nicht genutzten, steilen Almflächen oder auf Flächen mit starkem Vertritt. Kleinflächige Blaiken bilden oft die Ansatzpunkte für große Erosionen.
Maßnahmen
- Auszäunen und Einsaat zur Sanierung der Blaiken.
- Keine Überbestoßung von erosionsgefährdeten Hängen.
- Keine Bestoßung von erosionsgefährdeten Flächen bei längeren Schlechtwetterperioden.
- Steile, erosionsgefährdete Hänge sollten nur mit leichten Tieren bestoßen werden (Schafe, Jungrinder).
- Beibehaltung der Bewirtschaftung von Almweiden.
- Wiederaufnahme der Beweidung (Mahd) bei brachgefallenen Weideflächen.
- Nicht beweidbare Flächen mähen.
- Aufgetretene Almflächen sollten so rasch wie möglich mit standortangepasstem Saatgut nachgesät werden.
Bei Blaiken rutscht mit der Vegetation meist die gesamte Humusschicht bis zum Mineralboden ab.
Blaiken bleiben ohne Maßnahmen meist sehr lange Zeit vegetationslos. Eine Einsaat sollte auf jeden Fall durchgeführt werden, um eine geschlossene Grasnarbe wiederherzustellen.
Blaiken sollten sofort begrünt werden, um Unkräutern keinen offenen Boden zur Besiedelung zu überlassen und die Erosion hintanzuhalten.
Vertritt
Nassweiden und flachgründige Steilhänge sollten vor allem während feuchter Witterungsperioden nicht beweidet werden. Auf steilen Hängen steigt mit zunehmender Hangneigung die Gefahr der Bodenverwundung, da die Hufe der Weidetiere in einem steileren Winkel ansetzen und die Druckbelastung steigt. Stark bestoßene Flächen, zum Beispiel im Nahbereich von Stallgebäuden sind oft sehr stark vertreten. Die offenen Flächen bieten ein optimales Keimbett für Unkräuter (zum Beispiel Almampfer, Eisenhut, Weißer Germer).
Maßnahmen
- Einsaat mit standortangepasstem Saatgut.
- Auszäunen der Flächen während feuchter Witterungsperioden.
Vor allem Hochmoore und Übergangsmoore sind sehr trittempfindlich. Hier sollen Trittschäden durch Auszäunung auf jeden Fall verhindert werden.
Steile Hänge über Braunlehm reagieren sehr empfindlich auf Vertritt. Während feuchter Witterungsperioden sollte hier nicht beweidet werden.
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Autorin:
Mag. Dr. Susanne Aigner
eb&p Umweltbüro GmbH
Bahnhofstraße 39/2
9020 Klagenfurt/ÖSTERREICH
Telefon +43 463-516614
Mobil: +43 699-1 516614 3
Fax: +43 463-516614-9
susanne.aigner@umweltbuero.at
www.umweltbuero.atwww.umweltbuero.at
Gutachterin:
Dr. Bettina Burkart-Aicher
Zitiervorschlag:
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Ansprechpartnerin an der ANL:
Dr. Bettina Burkart-Aicher
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 2: Angewandte Forschung und Wissenstransfer
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-61
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