7.7 Beweidung mit Yaks
Diese Seite ist Teil des Online-Handbuchs "Beweidung im Naturschutz".
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Zusammenfassung
Nach den bisherigen Erfahrungen eignen sich Yaks gut zur Offenhaltung hochgelegener Almflächen in schwierigem Gelände, aber auch von Steilhängern außerhalb der Alpen. Sie gelten als kälteunempfindlich und sind genügsame Futterverwerter, wobei ihr Verbiss tiefer ist, als der von Rindern. Stehen Halter zur Verfügung, können sie, vielleicht abgesehen von reinem Feuchtgrünland, generell auf denselben Flächen eingesetzt werden wie Rinder.
Yaks in unterschiedlichen Farbschlägen.
Foto: Andreas Zahn.
Naturschutzrelevante Informationen zu Biologie, Verhalten und Nutzungsgeschichte
Die domestizierte Form des Yaks (Bos grunniens) ist ein weit verbreitetes Haustier in Zentralasien, das als Last- und Reittier sowie als Lieferant von Milch, Wolle und Fleisch verwendet wird. Die Widerristhöhe der Bullen beträgt ungefähr 130 cm, die der Kühe 115 cm. Außerhalb Asiens werden bislang nur wenig Yaks gehalten.
Yaks sind an das Leben in den Hochlagen der Gebirge (mehr als 2.000 m über NN) angepasst, das heißt an eine kurze Vegetationszeit und lange Zeiträume, in denen nur qualitativ minderwertige Nahrung zur Verfügung steht. Im Winter scharren sie im Gegensatz zu Rindern im Schnee nach Futter. Sie sind äußerst kälteunempfindlich und krankheitsresistent, gelten jedoch als wenig geeignet für eine Haltung in Tieflagen (HOSSLE 2000). Dagegen sprechen allerdings die Erfahrungen bayerischer und schweizerischer Yakzüchter, die zum Beispiel im bayerischen Alpenvorland diesbezüglich keine Probleme festgestellt haben. Yakgruppen bilden eine feste Rangordnung aus, wobei Bullen den Kühen überlegen sind (SAMBRAUS 2006).
Obwohl Yaks in der Regel ruhig und friedlich sind, scheinen sie nach Ansicht mancher Halter schreckhafter zu sein als Rinder. Nach SAMBRAUS & SPANNL-FLOR (2006) gehen Yaks mitunter ohne erkennbaren Anlass auf Menschen los. Auch größere Hunde können von Yaks angegriffen werden.
Yaks sind extrem berggängig und meistern Steigungen von bis 75 %, was zusammen mit ihrem geringen Gewicht (Kuh 250–350 kg, Bulle 300–600 kg) ihre Eignung für hängige und hochgelegene Lagen mit nur geringem Aufwuchs belegt (JAKOB 1997).
Fraßverhalten
Yaks sind genügsam und bei der Futteraufnahme wenig wählerisch. Ihr Fraßverhalten ähnelt dem extensiver Rinderrassen, doch ist das Nahrungsspektrum etwas breiter und qualitativ schlechtes Futter wird besser verwertet (KELLNER 1996).
Yaks, die im bayerischen Alpenvorland auf Extensivweiden gehalten werden, selektierten nach Angaben des Halters (KOHL, mündlich) nach dem Auftrieb zunächst ihre Futter-Nahrungspflanzen. Zunehmend fraßen sie jedoch auch anfangs gemiedene Pflanzen weitgehend ab. Ausnahmen bildeten sehr stachelige Disteln, großblättrige Ampferarten, Brennnesseln und Indisches Springkraut. Nesseln und Springkraut gingen jedoch durch den Tritt der Tiere zurück. Die Blätter vieler Gehölze werden gefressen (Ausnahme: Fichte), doch schälten die oberbayerischen Yaks bisher nicht. Jüngere Gehölze werden jedoch durch Umdrücken, Scheuern und Einsatz der Hörner geschädigt, sodass zum Beispiel Obstbäume durch Schutz der Stämme gesichert werden müssen. Dornsträucher machen Yaks wenig aus, sodass auch dichte Bestände von Rosen oder Schlehen von Yaks geöffnet und vorallem durch die Hörner geschädigt werden können. Weidreste (wie Altgras) werden im Winter gefressen. Eine Zufütterung von Heu ist nur bei hohem Schnee nötig.
Einfluss auf Vegetation und Landschaft
Ausführliche Untersuchungen für den mitteleuropäischen Raum liegen bisher nicht vor. Koppelweiden im Alpenvorland (Landkreis Mühldorf) weisen im Frühjahr einen ausgeprägten Blühaspekt auf (ZAHN, persönliche Beobachtungen). Nach mehreren Autoren können Yaks die Vegetation tiefer als Rinder verbeißen (HOSSLE 2000). Sie schädigen jedoch die Wurzeln nicht (KOHL, mündlich) und aufgrund des geringen Gewichtes entstehen auf Yakweiden im Vergleich zu Rinder- und Pferdeweiden bei gleichen Haltungsbedingungen weniger „Trittschäden“. Ansonsten dürfte der Einfluss der Yaks dem extensiv gehaltener Rinder ähneln. Allerdings fressen Yaks deutlich weniger als Rinder. Nach Schätzungen nimmt ein Yak nur etwa ein Drittel der Futtermenge eines Rindes (zum Beispiel Bayerisches Fleckvieh) auf (5 kg Heu/Tag; nach KOHL, mündlich).
Yakbulle hinter zweizügigem Elektrozaun (Vordergrund).
Einfluss auf die Fauna
Hier dürften die Angaben für Rinder weitgehend zutreffend sein.
Empfohlenes Weidemanagement
Grundsätzlich gelten die Angaben für Rinder.
Besatzdichte und Herdgröße
Pro Tier sind für die Ernährung nach SAMBRAUS & SPANNL-FLOR (2006) im Sommerhalbjahr zirka 0,4 ha Weidefläche erforderlich. Beim Einsatz zur Landschaftspflege auf mageren Flächen dürfte eine geringere Besatzstärke (etwa vergleichbar mit der kleiner Rinderrassen) ausreichen, wenn eine Unterbeweidung beabsichtigt ist.
Welche Rasse?
Zwar werden mehrere Rassen unterschieden; nach derzeitigem Kenntnisstand spielt dies beim Einsatz in der Landschaftspflege jedoch keine Rolle.
Kombination mit anderen Weidetieren
Yaks können gemeinsam mit anderen Nutztieren (Rinder, Schafe, Lamas, Pferde, Ziegen) gehalten werden. Sie verhalten sich ihnen gegenüber uninteressiert und meiden den Kontakt (HOSSLE 2000). Aufgrund ihres breiteren Nahrungsspektrums eignen sie sich zum Beispiel für die Reduktion der Weidereste nach einer Schafbeweidung. Yaks lassen sich allerdings mit Rindern kreuzen, was bei einer gemeinsamen Haltung zu beachten ist.
Zäunung
Yaks lassen sich aufgrund des dichten Fells von Stacheldraht nicht aufhalten. Gute Erfahrungen wurden mit drei Elektrodrähten und mit Knotengeflecht von 120 cm Höhe gemacht (SAMBRAUS & SPANNL-FLOR 2006). Zaunpfähle, an denen sich die Tiere scheuern können, müssen sehr gut verankert werden. Wichtige Hinweise zur Zäunung und zu Rechtsfragen der Weidesicherheit gibt das aid-Heft "Sichere Weidezäune" (Ausgabe 2010, ISBN 978-3-8308-0866-4).
Land- und betriebswirtschaftliche Aspekte, Tierschutz
Yakfleisch zeichnet sich durch Fettarmut sowie einen hohen Protein- (20–25 %) und Vitamingehalt aus. Ein weiteres wertvolles Produkt sind die Häute, die doppelt so dick sind wie beim Rind (AUFSCHLÄGER 1998). Die Milchleistung ist mit etwa vierhundert Litern im Jahr gering, aber dafür ist die Milch durch ihren hohen Fettgehalt (im Schnitt mehr als 6 %) besonders wertvoll (PAYER 2001).
Kreuzungen zwischen Yak und Rind zeichnen sich durch wesentlich höhere Milch- und Fleischleistungen aus. Das Fleisch ist zarter und saftiger als Yakfleisch (KUTTLER, 1996). Diese Hybriden gelten auch als besser geeignet für die Haltung in Tieflagen.
Yaks sind für die gleichen Krankheiten anfällig wie Hausrinder. Deshalb können auch alle für Hausrinder zugelassenen Impfstoffe beim Yak angewendet werden (SAMBRAUS & SPANNL-FLOR 2006). Da Yaks gute Futterverwerter sind, muss das Futter nicht über einen hohen Futterwert verfügen. Im Winter können Yaks mit Heu ausreichend ernährt werden. Eine Verfütterung von Kraftfutter ist nicht erforderlich, fördert bei säugenden Kühen jedoch die Milchleistung.
Yaks sollten ganzjährig auf der Weide gehalten werden. Dabei sollten nicht nur feuchte Flächen sondern auch trockene Areale (zum Beispiel Hänge) zur Verfügung stehen. Erfahrungen mit dem Einsatz in reinem Feuchtgrünland liegen nicht vor. Sie sind gut an Kälte, jedoch weniger gut an Hitze angepasst. Sie liegen gerne auf Schnee; die lange Behaarung schützt sie vor Kälte und gegen Austrocknung. Sie benötigen in jedem Fall einen Sonnenschutz, zum Beispiel eine offene Schutzhütte. Diese dient zugleich als Regenschutz, auch wenn mit den hohen Niederschlägen in Mitteleuropa bislang keine auffallenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden zu sein scheinen.
Auf der Weide muss eine Scheuermöglichkeit vorhanden sein, damit der Zaun geschont wird. Fehlen felsige Flächen auf der Weide, müssen die Klauen regelmäßig geschnitten werden (KOHL, mündlich).
Aufgrund der Aggressivität gegenüber Beutegreifern könnten sich Yaks zur Haltung auf Almen eignen, die in Gegenden mit Vorkommen großer Beutegreifer (Wolf) liegen. In Italien werden beispielsweise Yaks in Regionen mit Wolfsvorkommen ohne Probleme gehalten (KOHL, mündlich).
Yaks können, wie in den Ursprungsländern, für Trekkingtouren genutzt werden. Hierfür sollten nur Ochsen oder besonders ruhige Kühe verwendet werden. Das Training erfordert Geduld und viel Einfühlungsvermögen. Erst nach längerer Zeit sind die Tiere bereit, sich führen und reiten zu lassen oder Lasten zu transportieren. Für tierärztliche Behandlungen ist es zwingend erforderlich, die Tiere zu fixieren. Oft genügt ein einfaches Anbinden mit Halfter und Strick. Sinnvoll ist es jedoch, einen Behandlungsstand (für Rinder) anzuschaffen. Yaks unterliegen aufgrund tierseuchenrechtlicher Bestimmungen der Kennzeichnungspflicht. Für sie gelten alle veterinärrechtlich relevanten Vorschriften, zum Beispiel Tierschutzgesetz, Tierseuchengesetz, Arzneimittelgesetz und darauf beruhende Verordnungen.
Spezielle Literatur
Aufschläger, D. (1998): Tiere und Pflanzen. – www.tibetfocus.com/tibet/umwelt/yaks/.
Hossle, I. (2000): Yakhaltung. – Semesterarbeit am ETH Institut für Agrarwirtschaft: 66 S.; www.yaks.ch/deu/international/Diplomarbeit.pdf
Jakob, L. (1997): Für den Yak ist der westlichste Ausläufer des Himalaya die Rotfluh. – LID Mediendienst 1997/2321, Schweiz.
Kellner, P. (1996): Fütterung und Haltung. – In: Lensch, J., Schley, P. & Zhang, R.-Z. (Hrsg.): Der Yak (Bos grunniens) in Zentralasien, Giessener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, Berlin: 119–167.
Kuttler, S. (1996): Nutzleistung und ihre Vermarktung. – In: Lensch, J., Schley, P. & Zhang, R.-Z. (Hrsg.): Der Yak (Bos grunniens) in Zentralasien. – Giessener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, Berlin: 168–236.
Lensch, J., Schley, P. & Rong, C. Z. (1996): Der Yak (Bos grunniens) in Zentralasien. – ISBN 3-428-08443-8.
Payer, M. (Hrsg., 2001): Entwicklungsländerstudien. Teil I: Grundgegebenheiten. – Kapitel 8: Tierische Produktion, 1. Rinder, verfasst von Madel, S., Fassung vom 08.02.2001; www.payer.de/entwicklung/entw081.htm
Sambraus, H. H. (2006): Exotische Rinder: Wasserbüffel, Bison, Wisent, Zwergzebu, Yak. – Ulmer Verlag, ISBN 3800148358: 120 S.
Sambraus, H. H. & Spannl-Flor, M. (2006): Artgemäße Haltung von Yaks. – Merkblatt Nr. 103 der Deutschen Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT).
Autor:
Dr. Andreas Zahn
Hermann-Löns-Straße 4
84478 Waldkraiburg
Telefon +49 8638 86117
andreas.zahn@iiv.de
Gutachter:
Alfons Kohl
Zitiervorschlag:
Zahn, A. (2014): Beweidung mit Yaks. – In: Burkart-Aicher, B. et al., Online-Handbuch "Beweidung im Naturschutz", Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), Laufen, www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/handbuchinhalt.htm.
Ansprechpartnerin an der ANL:
Dr. Bettina Burkart-Aicher
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