7.8 Beweidung mit Wasserbüffeln
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Zusammenfassung
Büffel sind hinsichtlich der Haltung mit Rindern vergleichbar. Sie eignen sich sehr gut für die Pflege von Feuchtgebieten, wenn eine Öffnung dichter Vegetation und eine Freihaltung von Gewässern gewünscht ist. Durch die Anlage von Suhlen werden Pionierarten gefördert. Bereits geringe Besatzdichten reichen in Feuchtgebieten aus, die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten enorm zu fördern (SCHWEIGHÖFER et al. 2015).
Wasserbüffel in einem Feuchtgebiet bei Jettenbach (Landkreis Mühldorf).
Foto: Andreas Zahn.
Naturschutzrelevante Informationen zu Biologie, Verhalten und Nutzungsgeschichte
Wasserbüffel (Bubalus arnee) gehören wie Rinder (Bos spec.) zur Familie der Boviden (Hornträger). Sie wurden etwa 4.000 Jahre v. Chr. in Asien domestiziert. Wildbüffel gibt es nur noch in wenigen Regionen Asiens, verwilderte Hausbüffel kommen jedoch in vielen Ländern (unter anderem Australien und Brasilien) vor. Hausbüffel dienen weltweit als Zugtiere und Milchlieferanten, doch auch ihr Fleisch gilt als wohlschmeckend und sehr gesund (THIELE & ZEIGERT 2004), sodass die Büffelhaltung in Deutschland und der Schweiz mittlerweile eine attraktive Marktnische für Landwirte darstellt. Traditionelle Büffelhaltung existiert in Italien („Büffelmozzarella“), den östlichen Mittelmeerländern aber auch in Osteuropa. In Rumänien und Ungarn werden Büffel in Klimaregionen gehalten, die im Winter durchaus mit Deutschland vergleichbar sind (vergleiche BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Nach KRAWCZYNSKI et al. (2008) wurden sie in Deutschland sogar im Mittelalter (10. bis 12. Jahrhundert) als Haustiere gehalten. In Mitteleuropa überlebte der Wasserbüffel bis heute in der „Kleinen Ungarischen Tiefebene“. Die westlichsten Nachweise stammen aus Wien. Dort wurden Wasserbüffel als Arbeitstiere in einer Brauerei bis in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gehalten (STEINBACH 1951).
Wasserbüffel erweisen sich in Mitteleuropa als sehr robust und widerstandsfähig gegen Krankheiten und raue Witterung. Sie gelten als umgänglich (selbst die Bullen) und werden schnell futterzahm. Selbst nach der Kalbung sind die Mutterkühe selten aggressiv. Ohne regelmäßigen Kontakt zu Menschen werden Büffel jedoch scheu und Bullen unter Umständen auch aggressiv (HALKE et al. 2010).
Jungbüffel in der Suhle.
Foto: Andreas Zahn.
Ihr natürlicher Lebensraum liegt im feuchten Offenland und in lichten Wäldern. Aufgrund ihrer breiten Klauen eignen sie sich auch für sumpfiges Weideland, das für Rinder ungünstig ist.
Wasserbüffel durchstreifen das gesamte ihnen zur Verfügung stehende Gebiet, wobei der Herdenverband, geführt von einer Leitkuh, meist dicht zusammenbleibt. Da sie aufgrund ihrer geringen Zahl an Schweißdrüsen hitzeempfindlich sind, suchen sie im Sommer häufig Gewässer zur Kühlung auf (ZAHN et al. 2015). Sie liegen dann lange Zeit im Wasser. Büffel sind zudem auch gute Schwimmer. Ertrinkungsgefahr besteht aber bei tiefen Gräben ohne Ausstiegsmöglichkeit und nicht gründigen Mooren mit sogenannten Schwingrasen, weshalb diese abgezäunt werden müssen. Im Winter meiden sie das (kalte) Wasser. Büffel entwickeln ein dichtes Winterfell und vertragen problemlos Temperaturen bis -24 ° Celsius (KRAWCZYNSKI 2010). Voraussetzung für gesunde Tiere ist aber ein dreiseitiger Unterstand mit trockener Einstreumatte. Dieser wird bei nasser Kälte und starkem Wind gerne aufgesucht.
Fraßverhalten von Wasserbüffeln
Das Nahrungsspektrum der Büffel ähnelt dem von Rindern. Aufgrund einiger Unterschiede im Verdauungssystem verwerten sie jedoch Nahrung geringer Qualität und mit hohem Zellulose-Anteil besser (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008; THIELE & ZEIGERT 2004). Büffel verzehren Röhricht-Vegetation wie Schilf (Phragmites australis), Schwaden (Glyceria spec.), Schwertlilie (Iris pseudacorus) und Rohrkolben (Typha spec.) in stärkerem Umfang als Rinder und können im Winter auch mit schlechterer Nahrung wie Binsen (Juncus spec.) auskommen. Dennoch empfiehlt sich im Winter eine abwechslungsreiche Fütterung mit Heu, Grassilage und Streue. Schilf wird gerne gefressen, wenn dieses im grünen Zustand gemäht und getrocknet wurde. Die Mutterkühe geben bei guter Grundfütterung genügend Milch und die Kälber nehmen über die Milch und das Futter ausreichend Nährstoffe auf.
Beliebt sind bei Wasserbüffeln auch Mädesüß (Filipendula ulmaria) und Schlangen-Knöterich (Bistorta officinialis). Will man diese Pflanzen in ausreichender Menge als Raupennahrung für seltene Tagfalter erhalten, so ist eine sehr geringe Besatzdichte (kleiner als 0,2 GV) oder ein partielles Auszäunen solcher Hochstaudenfluren erforderlich. Nicht oder kaum gefressen werden nach ENGE (2008) zum Beispiel Igelkolben (Sparganium erectum), Kalmus (Acorus calamus), Wilde Karde (Dipsacus fullonum), Rainfarn (Tanacetum vulgare) und Schlank-Segge (Carex gracilis). Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) wird in gewissem Umfang befressen.
Blätter vieler Gehölzarten (unter anderem Fichte (Picea alba), Rotbuche (Fagus sylvatica), Schlehe (Prunus spinosa), Weißdorn (Crataegus spec.), Stiel-Eiche (Quercus robur), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Esche (Fraxinus excelsior) und Weide (Salix spec.) werden gerne gefressen. Büffel bearbeiten zudem junge Erlen und andere Gehölze intensiv mit den Köpfen, sodass die Rinde und Äste stark geschädigt werden (WIEGLEB & KRAWCZYNSKI 2010).
Wenig oder nicht gefressen werden Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina), Brombeere (Rubus fructicosus agg.), Himbeere (Rubus idaeus) und Schwarzer Holunder (Sambucus nigra). Für den Verbiss von Schwarzerle (Alnus glutinosa) liegen unterschiedliche Erfahrungen vor (KRAWCZYNSKI et al. 2008; ENGE 2008). Das Fraßverhalten beziehungsweise die Meidung bestimmter Pflanzenarten wird offensichtlich von der Gewöhnung im Jugendalter stark beeinflusst. Ähnlich wie bei Rindern werden weniger beliebte Pflanzenarten erst im Laufe des Sommers mit abnehmendem Angebot vermehrt als Nahrung angenommen.
Büffel können bei ausreichendem Besatz Gehölze zurückdrängen und das Gelände offen halten. In der Schweiz lässt man im Emmental auf Almen einige Büffel in den Rinderherden „mitlaufen“, sodass diese Almen nicht oder nur noch in geringem Umfang geschwendet (entbuscht) werden müssen.
ENGE (2008) stellte eine bevorzugte Beweidung trockener Flächen im Frühjahr beziehungsweise eine zunehmende Nutzung der nassen Flächen im Spätsommer und Herbst fest. Büffel weiden bei genügend Aufwuchs die Vegetation deutlich höher ab (bis mehr als 50 cm) als Hausrinder oder Pferde (KRAWCZYNSKI et al. 2008).
Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name | Beliebtheit | Bemerkungen |
Phragmites australis | Schilf | +++ | |
Eleocharis spec. | Sumpfsimse | +++ | |
Phalaris arundinacea | Rohrglanzgras | +++ | |
Lycopus europaeus | Europäischer Wolfstrapp | +++ | |
Lythrum salicaria | Blutweiderich | +++ | |
Cirsium spec. | Kratzdistel | ++ | |
Juncus articulatus | Glieder-Binse | ++ | |
Juncus effusus | Flatter-Binse | ++ | |
Juncus inflexus | Blaugrüne Binse | ++ | |
Carex acutiformis | Sumpf-Segge | ++ | in jungem Zustand bevorzugt |
Carex gracilis | Schlank-Segge | ++ | in jungem Zustand bevorzugt |
Carex otrubae | Hain-Segge | ++ | in jungem Zustand bevorzugt |
Glyceria maxima | Großer Wasserschwaden | ++ | |
Tanacetum vulgare | Rainfarn | ++ | |
Artemisia vulgaris | Beifuß | ++ | |
Urtica dioica | Gr. Brennessel | ++ | |
Deschampsia caespitosa | Rasen-Schmiele | + | spät im Jahr |
Iris pseudacorus | Wasserschwertlilie | + | |
Lysimachia vulgaris | Gemeiner Gilbweiderich | + | |
Malva moschata | Moschus-Malve | + | |
Lupinus polyphyllus | Vielblütige Lupine | - | |
Sparganium erectum | Igelkolben | - | |
Bidens cernua | Nickender Zweizahn | - | |
Hypericum perforatum | Johanniskraut | - | |
Valeriana officinalis | Baldrian | - | |
Rumex obtusifolium | Breitblättriger Ampfer | - | |
Rumex crispus | Krauser Ampfer | - | |
Verbascum nigrum | Schwarze Königskerze | - | trittempfindlich |
Mentha aquatica | Wasser-Minze | - |
Beliebtheit der von Büffeln gefressenen Pflanzenarten nach KRAWCZYNSKI et al. (2008);
Symbole: +++ = sehr beliebt, ++ = beliebt, + = selten gefressen, - = nicht gefressen.
Einfluss von Wasserbüffeln auf Vegetation und Landschaft
Der Einfluss entspricht in vieler Hinsicht dem von Rindern, doch grasen Büffel stärker in Feuchtflächen, Röhrichtbeständen und Flachwasserzonen. Kurzum, sie nutzen Flächen die so nass sind, dass sie von Rindern und Pferden gemieden werden. Sie werden daher eingesetzt, um dichte Vegetationsbestände in solchen Habitaten zu öffnen und um das Aufkommen dichter Vegetation an und in Gewässern zu reduzieren. Sind nur wenige Gewässer auf einer Büffelweide vorhanden, so wird deren Vegetation durch Fraß und Suhlen weitgehend zerstört, was für manche Naturschutzziele jedoch erwünscht sein kann, beispielsweise um Lebensräume für Pionierarten zu schaffen. Sind zahlreiche Gewässer vorhanden, werden diese ungleichmäßig intensiv als Suhle genutzt (ZAHN, persönliche Beobachtung). Büffel legen in nassem Gelände auch neue Suhlen an. An von Wasserbüffeln häufig aufgesuchten Ufern entstehen nach WIEGLEB & KRAWCZYNSKI (2010) oft lückige Kleinröhrichte mit Arten der annuellen Uferfluren wie Kleiner Mäuseschwanz (Myosurus minimus), Gewöhnlicher Sumpfkresse (Rorippa palustris) oder Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre). Die Autoren weisen darauf hin, dass durch die Reduktion zuvor dominanter Arten, wie bestimmter Seggen, Binsen oder Schilf, Büffel neue Standorte für konkurrenzschwächere Arten wie Borstige Moorbinse (Isolepis setacea), Grünliche Gelb-Segge (Carex demissa) oder die Grünalge (Botrydium granulatum) und den Schild-Wasserhahnenfuß (Ranunculus peltatus) schaffen.
GRESCHKE et al. (2010) konnten nie beobachten, dass Wasserbüffel Kot in die als Suhle genutzten Tümpel absetzten, was Rinder durchaus tun. Durch das Suhlen der Büffel kam es zu keiner kritischen Belastung der Gewässer.
Einfluss von Wasserbüffeln auf die Fauna
Es ist anzunehmen, dass Arten neuer, ruderaler Kleingewässer (zum Beispiel Fahrspuren, Tümpel) von einer Beweidung mit Büffeln stärker profitieren, als es beim Einsatz von Rindern oder Pferden der Fall ist. Büffel suhlen sich in kleineren Gewässern, wälzen sie aus und vergrößern sie (WIEGLEB & KRAWCZYNSKI 2010), was für Amphibien wie die Gelbbauchunke ebenso positiv sein dürfte (ZAHN et al. 2005), wie für Pionierarten unter den wassergebundenen Insekten. Doch können Suhlen bei hoher Frequentierung durch die Büffel auch übernutzt und ihre Qualität für die Fauna gemindert werden. Welches Verhältnis von Büffeln zur Anzahl beziehungsweise Größe der Gewässer anzustreben ist, muss im Einzelfall überprüft werden.
Vögel, die Insekten in Feuchtgebieten schreitend oder landend fangen, wie Störche oder Schafstelzen, nutzen Büffelweiden gerne als Nahrungshabitat (HALKE et al. 2010), ebenso Arten, die auf Schlammflächen Nahrung suchen (ENGE 2008). Aktuelle Untersuchungen belegen, dass die Artenvielfalt in Büffeldung höher ist als im Kuhdung (WIEGLEB & KRAWCZYNSKI 2010; KRAWCZYNSKI et al. 2010; REIKE & ENGE 2012).
Laichplatz der Gelbbauchunke auf einem Büffelpfad in einem Niedermoor (Jettenbach, Landkreis Mühldorf).
Foto: Andreas Zahn.
Empfohlenes Weidemanagement für Wasserbüffel
Das Weidemanagement ähnelt grundsätzlich dem von Rindern. Im Falle der Koppelhaltung ist jedoch zu beachten, dass geeignete Badegewässer auf allen Teilflächen vorhanden sind. Die starke Beanspruchung der Gewässer durch suhlende Büffel, kann je nach naturschutzfachlicher Zielsetzung problematisch sein, sodass gegebenenfalls Teilbereiche ausgezäunt werden müssen. Auch bei der Beweidung von Schilfbeständen muss kritisch geprüft werden, welches in welchem Ausmaß die Bestände aufgelichtet werden sollen. Will man langfristig Rohrsänger, Feldschwirl und Rohrschwirl, Zwergdommel und Rohrdommel sowie Rallen fördern, empfiehlt sich eine „Unterbeweidung“ mit weniger als 0,3 GV/ha/Jahr beziehungsweise eine unregelmäßige, eventuell alternierende Beweidung. Bodenbrüter, insbesondere Kiebitze, vertragen hingegen auch höhere Weidedichten. In einem Büffelfladen leben in etwa so viele Insekten, wie ein Kiebitzküken pro Tag an Nahrung braucht (KRAWCZYNSKI mündlich 2011).
Da Wasserbüffel kleinere Gräben zusammentreten und Suhlen neu anlegen, wird das beweidete Gelände zudem (wieder-)vernässt. Ufer werden abgeflacht und kleinere Fließgewässer können wieder mäandrieren oder Wiesen überrieseln. Letztendlich lässt sich je nach Anzahl der Büffel und Dauer der Beweidung die Veränderung kleiner Fließ- oder Stillgewässer steuern.
Besatzdichte und Herdgröße von Wasserbüffeln
Büffel werden gezielt zur Landschaftspflege in Feuchtgebieten eingesetzt. Die notwendige Anzahl Tiere pro Hektar variiert in Abhängigkeit vom Gewässeranteil auf der Fläche und vom Pflegeziel (wie weit sollen die Gewässer beziehungsweise Ufer geöffnet werden?). Bisher lassen sich hier keine pauschalen Ratschläge geben. Ist kein spezielles Management von Gewässern gewünscht, kann man sich hinsichtlich der Besatzstärke an der von Rinderweiden orientieren. KRAWCZYNSKI et al. (2008) gehen von einer Besatzstärke zwischen 0,2 GV/ha auf ärmeren Böden und bis zu 0,6 GV/ha auf nährstoffreichen Auenböden bei ganzjähriger Weidehaltung aus. Im Zweifelsfall ist immer eine geringere Besatzstärke ratsam, wobei man auch dann in den Wintermonaten in Deutschland die Büffel zufüttern muss. Wenn eine schnelle Reduktion der Vegetation brachgefallener Flächen erwünscht ist, kann anfangs der Besatz stärker sein.
Welche Rasse?
In Asien gibt es zahlreiche Rassen, die in unterschiedlichem Umfang für die Milch- oder Fleischerzeugung beziehungsweise als Arbeitstiere eingesetzt werden. In der Landschaftspflege werden oft „Fleischbüffel“ eingesetzt, die in der Anschaffung günstiger sind und nicht regelmäßig gemolken werden müssen. Für die Milcherzeugung werden zum Beispiel Tiere der italienischen Mittelmeerrasse oder der ursprünglich indische Murrah-Büffel verwendet. Es ist anzunehmen, dass bestimmte Büffelrassen oder lokale Schläge durchaus in ihrem Bestand bedroht sind.
Kombination mit anderen Weidetieren
Auf größeren Weideflächen sind keine Probleme bei der gemeinsamen Haltung von Büffeln mit anderen Weidetieren zu erwarten. An Futterstellen setzen sich Büffel meist gegenüber Rindern und Pferden durch. Werden die Tiere im Winter zugefüttert, kann deshalb eine getrennte Haltung erforderlich sein. Auch mit Schafen werden Büffel ohne Probleme gehalten (SAMBRAUS et al. 2006). Da Büffel sich nicht mit Rindern paaren können, ist die gemeinsame Haltung mit anderen Rinderrassen, wie zum Beispiel Galloway-Rindern oder Schottischen Hochlandrindern, möglich. In großen Beweidungsprojekten werden solche Kombinationen häufig genutzt, um die Struktur- und Artenvielfalt zu fördern (SCHWEIGHÖFER et al. 2015).
Wasserbüffel | Galloway-Rind |
Suhlt häufig ab 20 bis 25 Grad C, badet in Tümpeln und Gräben und legt neue Tümpel an | Suhlt sehr selten, meidet Tümpel und Gräben |
Sucht Wasser - Schwingrasen sind eine große Gefahr und daher auszuzäunen | Meidet extreme Nässe - Schwingrasen sind eine geringe Gefahr |
Starker Verbiss von Schilf und Seggen, Großseggen werden mit Hörnern abgetragen | Starker Verbiss von Schilf und Seggen, Großseggenbulte werden gefördert und von Schilf freigestellt |
als Unterstand dienen Gehölze - in der Regel werden aber ab 20 Grad Celsius Suhlen und Tümpel aufgesucht | als Unterstand werden ab 20 Grad Celsius Bäume aufgesucht; fördert Kraut- und Moosschicht (auch Torfmoose) |
Fördert Bodenbrüter, Rallen und Reiher | Fördert Großseggen und Moorwald |
Starke Gehölzschädigung - konsequente Offenhaltung | Geringe Gehölzschädigung - gemäßigte Offenhaltung |
(Wieder-)Vernässung, staut Gräben und legt neue Tümpel an | Keine Vernässung, meidet Wasser |
Angabe der Wirkung von Wasserbüffeln und Galloway-Rindern auf Biotope (Quelle: SCHWEIGHÖFER et al. 2015).
Zäunung von Wasserbüffeln
Es können Zaunsysteme verwendet werden, wie sie in der Rinderhaltung üblich sind. Flüsse oder andere größere Gewässer stellen für Büffel kein Hindernis dar. Wichtige Hinweise zur Zäunung und zu Rechtsfragen der Weidesicherheit gibt PRIEBE et al. (2013).
Land- und betriebswirtschaftliche Aspekte sowie Tierschutz
Büffel können zur Fleisch- und Milchproduktion genutzt werden. Die Büffelmilch ist fett- und eiweißreicher als Kuhmilch. Während Büffel mit dem Aufwuchs extensiver Flächen für die Fleischerzeugung oder für eine Milchleistung von 1.500 bis 2.500 l ausreichend ernährt werden können, ist eine Zufütterung von Kraftfutter notwendig, falls eine hohe Milchleistung (mehr als 3.500 l Milch/Kuh) erzielt werden soll (GOLZE & BERGFELD 2002).
Bei mäßiger Nahrungsqualität ähneln Büffel hinsichtlich des Fleischzuwachses Rindern. Nach THIELE & ZEIGERT (2004) schneiden sie aber deutlich besser ab als Extensiv-Rinderrassen. Bei sehr guter Futterqualität sind allerdings viele Rinderrassen Büffeln überlegen (BUNZEL-DRÜKE et al. 2008). Das Fleisch ähnelt geschmacklich Rindfleisch, ist jedoch vergleichsweise eiweißreich und fettarm. Es weist einen höheren Vitamin- und Trockensubstanzgehalt auf, aber einen niedrigeren Cholesteringehalt als Rindfleisch. Eine enorme Qualitätssteigerung des Fleisches wird durch „dry aging“, das heißt einer langen Trockenreifung von mindestens sechs Wochen erreicht. Auch das Leder der Büffel ist von hoher Qualität.
Die Büffel sind zur ganzjährigen Außenhaltung prinzipiell gut geeignet, auch starker Frost schadet ihnen nicht. Da sie jedoch als etwas empfindlicher gegenüber nasskalter Witterung gelten als Rinder, ist im Winter ein dreiseitiger Witterungsschutz mit trockenen Liegeplätzen erforderlich. Sie nutzen dann gerne Stroh- und Einstreumatten als Lager (vergleiche HALKE et al. 2010). Im Sommer ist der freie Zugang zu Gewässern zur Kühlung unbedingt erforderlich, ebenso wie schattige Unterstände.
Literatur
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Weiterführende Literatur
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Hoffmann, J., Wagner, H. G. & Krawczynski, R. (Eds.): Wasserbüffel in der Landschaftspflege. – Tagungsband, Lexxion Verlag, Berlin 2010, 48 Euro, ISBN 978-3-869 65-138-5 :196 S.; E-Mail: bestellung@lexxion.de.
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Sambraus, H. H. & Spannl-Flor, M. (2005): Artgemäße Haltung von Wasserbüffeln. – Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V., Merkblatt 102.
Autor:
Dr. Andreas Zahn
Hermann-Löns-Straße 4
84478 Waldkraiburg
Telefon +49 8638 86117
andreas.zahn@iiv.de
Gutachter:
Markus Schweighöfer
Zitiervorschlag:
Zahn, A. (2014): Beweidung mit Wasserbüffeln. – In: Burkart-Aicher, B. et al., Online-Handbuch "Beweidung im Naturschutz", Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), Laufen, www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/handbuchinhalt.htm.
Ansprechpartnerin an der ANL:
Dr. Bettina Burkart-Aicher
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 2: Angewandte Forschung und Wissenstransfer
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-61
Weitergehende Informationen
Interne Links
Externe Links
- www.golden-buffalo.de
- Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum Baden-Württemberg
- Internationaler Förderverband zum Einsatz des Wasserbüffels als Landschaftspfleger in Europa (IFWL)
- Planungsdaten für die Haltung von Wasserbüffeln
- Büffelverand Deutschland e. V.
- ANL-Projekt "Almen aktivieren"
Bildung und Forschung sind die Aufgaben der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in Laufen. Die Akademie wurde 1976 eingerichtet und gehört zum Geschäftsbereich des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.
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