Erfassung und Management seltenster Alpenfarne
Laufzeit: 2017 bis 2018
In den Bayerischen Alpen wachsen einige extrem seltene und bedrohte Farne. Um den aktuellen Zustand dieser Vorkommen zu erfassen, beauftragte das Bayerische Landesamt für Umwelt im Jahr 2016 eine Kartierung aller bekannten Wuchsorte von acht ausgewählten Arten: Brauns Schildfarn (Polystichum braunii), Virginische Mondraute (Botrychium virginianum), Sudeten-Blasenfarn (Cystopteris sudetica), Zerschlitzter Streifenfarn (Asplenium fissum), Dolomit-Streifenfarn (Asplenium seelossii), Alpen-Wimperfarn (Woodsia alpina), Zierlicher Wimperfarn (Woodsia pulchella) und Krauser Rollfarn (Cryptogramma crispa).
Alle bekannten Vorkommen in den Landkreisen Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein und Oberallgäu wurden aufgesucht, um ihren aktuellen Zustand zu beschreiben sowie Zahl und Verfassung der dort vermuteten Farne zu dokumentieren.
Die Bilanz dieser Wuchsortkartierung fällt gemischt, aber insgesamt deutlich negativ aus. Nur elf der 22 Farnbestände konnten ihre zuletzt dokumentierte Populationsgröße halten. Dagegen zeigt sich bei den übrigen elf Beständen ein zum Teil bestürzender Rückgang: Drei Vorkommen sind deutlich reduziert; acht Vorkommen von fünf Spezies konnten trotz genauester Nachsuche nicht mehr bestätigt werden und müssen somit als verschollen gelten.
Erfreuliche Neufunde
Für die einzelnen Arten ergibt sich folgendes Bild: Die beiden Streifenfarne konnten ihre Bestände insgesamt weitgehend halten; bei Asplenium fissum ist nur ein ohnehin schlecht entwickeltes Vorkommen mit wenigen Individuen auf kleiner Fläche erloschen. Dem stehen erfreulicherweise drei Neufunde bei Bad Reichenhall und Ruhpolding gegenüber, die im Rahmen dieser Kartierung gefunden wurden.
Wesentlich ungünstiger haben sich die Bestände der beiden felsenbesiedelnden Wimperfarne Woodsia alpina und Woodsia pulchella entwickelt: Die einzige Population von Woodsia alpina konnte in nahezu gleicher Ausprägung wie vor 20 Jahren gefunden werden, was von einer erstaunlichen Konstanz des Lebensraums zeugt. Von den fünf bekannten Vorkommen von Woodsia pulchella konnte nur noch eines bestätigt werden. Selbst diese letzte Population ist auf ein Drittel ihrer vormaligen Größe geschrumpft, ohne dass im Gelände Beeinträchtigungen des Wuchsortes erkennbar sind. Ebenfalls ohne erkennbare Ursache ist das einzige bekannte Vorkommen von Cryptogramma crispa in den Bayerischen Alpen erloschen. Die laufende Klimaveränderung wird als Rückgangsursache vermutet. Dagegen lassen sich einige andere Verluste auf massive Beeinträchtigungen des Standorts durch natürliche Gehölzsukzession, Vermoosung, Wildverbiss oder Felssicherungs- und Baumaßnahmen zurückführen.
Sofortiges Handeln nötig
Um eine steile Felswand nach Exemplaren des Dolomit-Streifenfarns Asplenium seelosii abzusuchen, musste sich Kartierer Karsten Horn mehrmals mit Hilfe der Bergwacht Bad Reichenhall abseilen. Der Bestand zeigte sich relativ stabil, aber bedrängt durch starke Verschattung und große Efeu-Matten, die bereits ein Drittel der Felswand einnahmen. Hier war sofortiges Handeln nötig, um einen guten Zustand des Lebensraums wiederherzustellen.
Bei den waldbewohnenden Arten fällt die Bilanz uneinheitlich aus. Der Bestand von Cystopteris sudetica erwies sich als unverändert. Von den drei Allgäuer Populationen von Polystichum braunii ist eine verschollen. Bei der zweiten fanden sich von vormals 45 erfassten Stöcken nur noch drei. Dagegen konnten im dritten Bestand – vermutlich infolge einer gründlicheren Durchforschung des Wuchsortes und angrenzender Bereiche – gegenüber ehemals 11 Stöcken im Rahmen der aktuellen Kartierung 81 Exemplare festgestellt werden.
Diese Ergebnisse zeigen die Dringlichkeit spezifisch angepasster Pflege- und Schutzmaßnahmen zum Erhalt der beschriebenen Farnarten auf, von denen einige in Deutschland nur noch an jeweils einem Fundort in den Bayerischen Alpen vorkommen. Die Ergebnisse der Kartierung mündeten in einigen Fällen direkt in Hilfsmaßnahmen.
Initiator/Träger:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
Werkvertragsnehmer:
Büro für angewandte Geobotanik und Landschaftsökologie (BaGL), Karsten Horn
Kooperationspartner:
Bergwacht Bad Reichenhall
Landratsämter Berchtesgadener Land, Garmisch und Oberallgäu
Landkreise:
Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein und Oberallgäu
Ansprechpartner:
Dr. Andreas Zehm, LfU
Andreas.Zehm@lfu.bayern.de
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