BayernNetzNatur-Projekt „Bachmuschel in der Murn“
Laufzeit: 2013 bis 2023 (abgeschlossen)
Die Bachmuschel (Unio crassus). Die Bachmuschel ist Leitart unbelasteter bis gering belasteter, naturnaher Fließgewässer und europaweit vom Aussterben bedroht. Die Muschel stellt hohe Ansprüche an Wasserqualität und Fischbestand und ist empfindlich gegenüber Sediment- und Nährstoffeinträgen aus dem Umland. Das liegt unter anderem am komplizierten Fortpflanzungszyklus der Art, deren Larven sich nur in den Kiemen bestimmter Fischarten zu Jungmuscheln entwickeln können. Da die Wirtsfische wiederum hohe Ansprüche zum Beispiel an Durchgängigkeit und Strukturreichtum des Gewässers stellen, ist die Bachmuschel eine wertvolle Indikatorart für ein intaktes und funktionierendes Ökosystem. Bachmuschelschutz ist somit Gewässerschutz. In der Murn und ihren Nebengewässern lebt eine Bachmuschel-Population. Das Projekt „Bachmuschel in der Murn“ konnte während seiner Laufzeit von 2013 bis 2023 zur Erhöhung und Verjüngung der Population beitragen.
Habitatoptimierung
Die Projektkoordination ging auf Anlieger, Kommunen, das Wasserwirtschaftsamt, die Fischereivereine, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie viele weitere Beteiligte zu, um sie dazu zu bewegen, den Lebensraum der Bachmuschel gezielt zu verbessern. Dabei geht es sowohl um extensivere Bewirtschaftung, Strukturbereicherung, Renaturierung, Gehölzpflanzung und die Durchwanderbarkeit, zum Beispiel an Wehren. Aber auch Bisame, die bei uns gebietsfremden Fraßfeinden der Muschel, wurden aktiv bejagt
Artenhilfsmaßnahmen
Da eine weitere Dezimierung des Bestands unbedingt vermieden werden musste, wurde die Population bei der Fortpflanzung unterstützt. Beispielsweise wurde der Anteil an Wirtsfischen (unter anderem Nase, Elritze und Aitel) durch Besatzmaßnahmen erhöht. In der letzten Projektphase von 2019 bis 2023 wurden insgesamt ca. 52.500 1-sömmerige Nasen nach vorheriger Infektion mit Bachmuschellarven (Glochidien) in die Murn gesetzt. Auch der lokale Fischbestand wurde mittels E-Befischung untersucht und mit Glochidien infiziert.
Im Jahr 2018 glückte dem Projektmanagement gemeinsam mit der Muschelkoordinationsstelle der TU München und dem Fischwirt Egidius Schulz die Nachzucht von Bachmuscheln in einem halbnatürlichen Verfahren – deutschlandweit zum ersten Mal!
Öffentlichkeitsarbeit
„Was man nicht kennt, kann man nicht schützen“. Frei nach diesem Motto setzt die Projektkoordination alles daran, die Bachmuschel und ihre Bedeutung für den heimischen Gewässerschutz im Bewusstsein der Bevölkerung präsent zu halten: mit Informationsveranstaltungen, Ferienprogramm, Vorträgen, Artikeln und einer eigenen Homepage:
www.landkreis-rosenheim.de/naturschutz-projekte/#tab-bachmuschel.
Erfolgskartierung
In den Jahren 2022 und 2023 wurden die Kartierungen zur Erfolgskontrolle durchgeführt. Die Ergebnisse sind als sehr positiv zu bewerten, es kam zu einer deutlichen Vergrößerung der Bachmuschelpopulation im Vergleich zu den Daten von 2011. Auch eine Verjüngung der Population konnte festgestellt werden, ebenso eine Zunahme der Verbreitung bei den kartierten Stellen. Insbesondere flussabwärts der Standorte, an denen regelmäßig ein Besatz infizierter Wirtsfische sowie E-Befischung mit Infizierung stattgefunden hat, ist eine Verbesserung zu verzeichnen. Dies lässt vermuten, dass diese Maßnahmen einen positiven Beitrag zur Stärkung und Verjüngung der Bachmuschelpopulation leisten.
Vorgehen
Das Projekt basierte auf Kooperation. Ein großes Netzwerk mit vielen Freiwilligen, Experten, Anliegern, Ämtern und Fachberatungen vermittelte – meist ohne eigenes Budget – die Schutzbedürftigkeit der Muschel und setzte aktiv Maßnahmen um.
Initiator:
Regierung von Oberbayern
Landratsamt Rosenheim
Muschelkoordinationsstelle Bayern
Träger:
Landkreis Rosenheim
Fördergeber:
Bayerischer Naturschutzfonds Bezirk Oberbayern
Werkvertragsnehmer:
Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner
Kooperationspartner:
Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (mit Landwirtschaftsschule), Muschelkoordinationsstelle der TUM, Fischereifachberatung Oberbayern, Kreisfischereivereine Wasserburg und Rosenheim, weitere Fischereiberechtigte im Projektgebiet, Wasser- und Bodenverband Halfing-Zillham „Murn I-V“, Moosgenossenschaft Söchtenau, Kommunen, Landschaftspflegeverband Rosenheim e.V.
Landkreis:
Rosenheim
Ansprechpartner:
Katharina Amelung (Landratsamt Rosenheim)
katharina.amelung@lra-rosenheim.de
Svea Senesie (Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner)
mail@la-niederloehner.de
Weitergehende Informationen
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