Ein Rettungsfloß für die Fluss-Seeschwalbe
Laufzeit: 2017 bis 2018, Verlängerung geplant
Fluss-Seeschwalben pendeln jedes Jahr zwischen zwei Welten und legen dabei bis zu 40.000 Kilometer zurück: Sie verbringen den europäischen Winter in den Tropen und den gemäßigten Breiten der Südhalbkugel. Ab Ende April kommen sie zurück, um bei uns zu brüten. Im Binnenland waren sie zum Brüten ursprünglich auf spärlich bewachsene Kiesinseln und -bänke der Flüsse angewiesen, auf denen die beige-grau-braun gesprenkelten Eier getarnt sind und nicht wegrollen. Doch solche kiesigen Bereiche sind in unseren begradigten und ausgebauten Flusstälern kaum mehr zu finden; die europaweit geschützte Art (EU-Vogelschutzrichtlinie Anhang 1) gilt in Bayern als gefährdet (Rote Liste 3).
Dennoch sind die wendigen Zugvögel mittlerweile wieder Jahr für Jahr an verschiedenen bayerischen Gewässern zu Gast. Als Ersatz für die verschwundenen natürlichen Brutplätze haben sich mit Kies bedeckte Holzflöße bewährt, die wie künstliche Inseln im freien Wasser verankert werden. Diese Nisthilfen erfüllen ihren Zweck, wie sich an der Isar und an zahlreichen Seen in Südbayern zeigt: Die dort ausgebrachten Brutflöße werden seit vielen Jahren in Folge von Brutkolonien der Fluss-Seeschwalben besetzt.
Auch im Naturschutzgebiet Vilstalsee wurden jedes Jahr Fluss-Seeschwalben gesichtet. Denn im seichten, schilfbewachsenen Uferbereich des Vilstalstausees gibt es reichlich Fischbrut und somit Nahrung für die Stoßtaucher. Mangels Nistmöglichkeiten zogen die Vögel aber zum Brüten wieder weg – bis die Gemeinde Marklkofen ein Kiesfloß für sie bauen ließ. Mit der Konzeption und Anfertigung des Spezialfloßes wurde das Planungsbüro Alex Scholz beauftragt, seine Finanzierung als Biodiversitätsprojekt durch die höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern sowie dessen Umsetzung stellte Naturschutzreferent Johannes Neuner von der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Dingofing-Landau sicher.
Zwölf Brutpaare nutzen das Floß
Das fertige Floß wurde im Mai 2017 – gerade rechtzeitig zur Brutzeit, aber nicht zu früh, damit es nicht von Lachmöwen in Beschlag genommen würde – mit vereinten Kräften des gemeindeeigenen Bauhofs sowie zahlreichen ehrenamtlichen Helfern der Wasserwacht und des LBV Dingolfing-Landau auf den See gebracht und am Grund verankert. Keine zwei Wochen später ließ sich das erste Paar Fluss-Seeschwalben dort nieder; später folgten weitere elf Paare, die zusammen 22 Jungvögel hochbrachten.
Als technisches Gewässer unterliegt der Vilstalstausee starken Wasserstandsschwankungen; überdies friert er im Winter zu. Damit das Floß von den starken Naturkräften nicht verfrachtet oder beschädigt wird, muss es jeden Herbst an Land gehievt und im Frühjahr wieder ins Wasser gelassen werden. Den Fluss-Seeschwalben macht das nichts aus, denn sie haben ihr Brutgeschäft auf dem Floß spätestens Ende August abgeschlossen.
Auch 2018 haben sich schon zwölf Brutpaare auf der künstlichen Insel niedergelassen und erfolgreich gebrütet. Damit hat sich dieser vergleichsweise einfache und kostengünstige Eingriff als äußerst erfolgreiche Unterstützung für die gefährdete Vogelart erwiesen. Nun gilt es, die junge Brutkolonie gegen Störungen zu schützen und durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit insbesondere Kitesurfer und andere Freizeitsportler konsequent von den sensiblen ufernahen Wasserflächen des Naturschutzgebiets Vilstalsee fernzuhalten.
Initiator/Träger:
Gemeinde Marklkofen
Auftragnehmer:
Planungsbüro Alex Scholz
Kooperationspartner:
LBV Dingolfing-Landau
Wasserwacht Marklkofen
Landkreis:
Dingolfing-Landau
Ansprechpartner:
Johannes Neuner, Landratsamt Dingolfing-Landau
johannes.neuner@landkreis-dingolfing-landau.de
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