Wohnrecht für Schwalben und Mauersegler
Laufzeit: ab 2017
Mauersegler, Spatzen, Mehl- und Rauchschwalben suchen seit jeher die Nähe zum Menschen. Vor allem beim Nestbau sind sie darauf angewiesen, dass wir sie als Nachbarn und Untermieter dulden. Doch wo Häuser renoviert oder umgebaut werden, bleibt für die Vögel oft kein Platz mehr: Insbesondere bei energetischen Sanierungen werden alle Nischen und Ritzen verschlossen, die als Rast- und Nistmöglichkeiten für Schwalben & Co. infrage kommen. Bestehende Nester sind an den frisch renovierten Fassaden ebenfalls unerwünscht und werden oft kurzerhand abgeschlagen.
Zwar stellt das Bundesnaturschutzgesetz (§ 44 Abs. 1) nicht nur die Vögel selbst unter Schutz, sondern auch deren Fortpflanzungs- und Ruhestätten. Wo solche Quartiere vorhanden sind, muss bei Sanierungen nicht nur auf die Vögel, sondern auch auf deren Brutplätze Rücksicht genommen werden; die Tiere selbst dürfen durch die Baumaßnahmen nicht getötet, verletzt oder vertrieben werden. Doch den wenigsten Hauseigentümern ist bewusst, dass sie sich strafbar machen, wenn sie Rast- und Brutquartiere zerstören oder verschließen. Um das zu ändern und Lösungen für ein verträgliches Miteinander von Mensch und Tier zu finden, geht die Stadt Landshut in die Offensive: Sie hat mit Unterstützung der Regierung von Niederbayern ein Biodiversitätsprojekt initiiert, um den derzeit noch relativ guten Bestand an Gebäudebrütern im Landkreis und in der Stadt zu erhalten und zu fördern. Damit will sie Eigentümer, Bauherren, Handwerker und Architekten aktiv unterstützen, geplante Baumaßnahmen im Einklang mit geltendem Artenschutzrecht auszuführen.
Basis des Schutzkonzeptes ist ein offizielles Anschreiben der unteren Naturschutzbehörden an Hauseigentümer und Hausverwaltungen. So werden diese über vorhandene Brutplätze am Haus und deren Schutzstatus informiert. Die entsprechenden Daten liefert eine flächendeckende Gebäudebrüterkarte des Landesbund für Vogelschutz (LBV): Darin sind mittlerweile mehr als 2.400 Brutplätze von Hausspatzen, Mauerseglern, Mehl- und Rauchschwalben beschrieben, die in den Jahren 2016 bis 2018 an Gebäuden im Stadtgebiet und im Landkreis Landshut kartiert wurden. Knapp die Hälfte dieser Brutplätze wird von Mauerseglern genutzt. Bei den Kartierungen kamen unterschiedliche Methoden zum Einsatz: Neben sichtbaren Nestern und Kotspuren gaben auch charakteristische Rufe von Jung- und Altvögeln sowie Flugbewegungen Hinweise auf versteckte Quartiere. Mit einer speziellen Monitoring-App für Smartphones, entwickelt vom LBV Landshut, sind alle relevanten Daten der Brutplätze punktgenau mit visuellen Darstellungen inklusive Foto mobil abrufbar. So kann vor Ort schnell auf Baumaßnahmen reagiert werden.
Kostenlose Nistkästen und Kunstnester
Hauseigentümer, die über Nester und Quartiere von Gebäudebrütern in Kenntnis gesetzt wurden und eine Baumaßnahme vorhaben, werden bereits in der Planungsphase sowie während der gesamten Bauphase fachkundig begleitet. Steht eine Sanierung an, sucht die Projektleitung gemeinsam mit den Bauherren nach technischen Möglichkeiten zum Erhalt lokalisierter Brutplätze. Wenn sich keine Lösung findet, ist der Hauseigentümer dazu verpflichtet, für jeden verlorenen Brutplatz drei Ersatzbrutplätze zu schaffen; hierbei berät ihn die Leiterin des Biodiversitätsprojektes, Susanne Rieck. Durch ein ganzjähriges Monitoring aller erfassten Brutplätze mit Hilfe der genannten App können die Behörden umgehend einschreiten, falls durch eine Baumaßnahme Gebäudebrüter beim Brüten gestört, vertrieben oder gar Nester mutwillig zerstört werden. Aufgeschlossene Hauseigentümer, die sich im Artenschutz engagieren und zusätzliche Quartiere für Gebäudebrüter schaffen wollen, erhalten kostenlos Nistkästen und Kunstnester und werden bei deren fachgerechter Montage unterstützt.
Eine wichtige Säule des Biodiversitätsprojektes zum Schutz der Gebäudebrüter ist die gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Presse und Fernsehen; dazu kommen Fachvorträge auf Messen, in denen die Schutzbedürftigkeit von Schwalben und Mauerseglern und ihrer Brutplätze thematisiert und technische Lösungen zum Erhalt ihrer Brutplätze vorgestellt werden.
Im ersten Jahr seiner Laufzeit kann das Vorhaben bereits auf beachtliche Erfolge zurückblicken: Durch entsprechende Beratungen und Umweltbaubegleitungen wurden rund 1/5 der kartierten Mauerseglerbrutplätze erhalten, die andernfalls verloren gegangen wären.
Initiator:
Regierung von Niederbayern
Träger:
Stadt Landshut und Landkreis Landshut
Werksvertragsnehmer:
Susanne Rieck, Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V., Kreisgruppe Landshut
Landkreis:
Landshut
Ansprechpartner:
Josef Gschwendtner, Stadt Landshut, josef.gschwendtner@landshut.de
Carolin Seethaler, Landratsamt Landshut, Carolin.Seethaler@landkreis-landshut.de
Julian Starzer, Landratsamt Landshut, Julian.Starzer@landkreis-landshut.de
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