Gebäudebrüter im Landkreis Lindau
Laufzeit: Ab 2019
Ziele
Mauersegler, Spatzen, Mehl- und Rauchschwalben suchen seit jeher die Nähe zum Menschen. Gerade beim Nestbau sind sie von uns abhängig. Doch wo Häuser renoviert oder umgebaut werden, bleibt für die Vögel oft kein Platz mehr: Insbesondere bei energetischen Sanierungen werden alle Nischen und Ritzen verschlossen, die als Rast- und Nistmöglichkeiten für Schwalben & Co. in Frage kommen.
Das Bundesnaturschutzgesetz (§ 44 Abs. 1) stellt nicht nur die Vögel selbst unter Schutz, sondern auch deren Fortpflanzungs- und Ruhestätten. Wenn saniert wird, müssen solche bestehenden Quartiere in zweierlei Hinsicht berücksichtigt werden: Die Vögel selbst dürfen nicht getötet, verletzt oder vertrieben werden. Aber auch die Rast- und Brutplätze dürfen durch die Baumaßnahmen nicht zerstört werden. Wird dies dennoch getan, macht man sich strafbar, was den wenigsten Hauseigentümern bewusst ist.
Um das zu ändern und um Lösungen für ein verträgliches Miteinander von Mensch und Tier zu finden, geht der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu gemeinsam mit der Stadt Lindau und der Stadt Lindenberg im Allgäu in die Offensive.
Ziel ist es, städtische und kommunale Behörden und Wohnbaugesellschaften, Kirchengemeinden, Hausbesitzer, Bauherren, Architekten und landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Lindau auf den Schutz von Gebäudebrütern aufmerksam zu machen. Ergänzend zur Aufklärungsarbeit beraten sie bei Maßnahmen im Bereich der Niststätten. Dadurch sollen die Vorkommen der Gebäudebrüter im Landkreis erhalten und aktiv gefördert werden.
Grundlage des Projektes ist ein vorangegangenes GlücksSpiralen-Projekt, bei dem der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu Brutplätze von Gebäudebrütern erfasst hat. Als Basis für das Biodiversitätsprojekt dienen daher etwa 300 aktuelle Brutplätze des Haussperlings in der Altstadt Lindau, etwa 150 besetzte Nester der Mehlschwalbe und 370 besetzte Mauersegler-Brutnischen in Lindau (Bodensee) sowie in Lindenberg im Allgäu.
Kostenlose Nistkästen und Kunstnester
Eigentümer von Häusern mit Gebäudebrüterquartieren werden bereits in der Planungsphase von Baumaßnahmen sowie während der gesamten Bauzeit fachkundig begleitet. Bei einer anstehenden Sanierung sucht die Projektleitung gemeinsam mit dem Bauherrn nach technischen Möglichkeiten zum Erhalt lokalisierter Brutplätze. Findet sich keine Lösung, ist der Hauseigentümer dazu verpflichtet, für jeden verlorenen Brutplatz drei Ersatzbrutplätze zu schaffen; hierbei beraten ihn die Leiterin des Biodiversitätsprojektes Michaela Berghofer und die Ornithologin Frau Anne Puchta.
Dem Artenschutz gegenüber aufgeschlossene Hauseigentümer, die zusätzliche Quartiere für Gebäudebrüter schaffen wollen, erhalten kostenlos Nistkästen und Kunstnester sowie Unterstützung bei der fachgerechten Montage.
Eine wichtige Säule des Biodiversitätsprojektes zum Schutz der Gebäudebrüter ist die gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Presse und Fernsehen. Zudem thematisieren Informationstafeln und -stände auf der Landesgartenschau 2021 in Lindau die Schutzbedürftigkeit von Schwalben und Mauerseglern und ihrer Brutplätze. Sie zeigen technische Lösungen, um die Brutplätze zu erhalten. Im Rahmen des Projektes wird auch die Plakette „Gebäudebrüter willkommen“ erstellt. Diese wird bei einem Festakt den besonders engagierten Hauseigentümern überreicht.
Ergebnisse/Aktueller Stand
Bereits im ersten Jahr seiner Laufzeit kann das Vorhaben auf beachtliche Erfolge zurückblicken: Durch entsprechende Beratungen und Umweltbaubegleitungen konnte ein Großteil der kartierten Niststätten erhalten werden, die andernfalls verloren gegangen wären. Auch 2020 konnte ein Großteil der verlorenen Brutplätze ersetzt werden. Lediglich für den Haussperling müssen die Maßnahmen noch nachgefasst werden. Da die Ersatzbrutplätze 2020 großteils noch nicht angenommen worden sind, herrscht in der künftigen Projektlaufzeit weiterer Optimierungsbedarf.
Flyer zu den Themen „Gebäudebrüter im Landkreis Lindau“ und „Nisthilfen für Gebäudebrüter“ wurden erstellt und an Bauträger und Behörden übermittelt.
Projektgebiet/Größe:
Das Projektgebiet umfasst die Städte Lindau (Bodensee) und Lindenberg im Allgäu sowie weitere Siedlungsgebiete im Landkreis Lindau.
Initiator:
Regierung von Schwaben
Träger:
Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu e. V.
Kooperationspartner:
Stadt Lindau
Stadt Lindenberg im Allgäu
Finanzierung/Förderung:
Als Biodiversitätsprojekt mit einem Fördersatz von 70 %, Mittelbetreuung durch die Regierung von Schwaben.
Landkreis:
Lindau
Ansprechpartner:
Regierung von Schwaben
Ricarda Rettinger
Margarete Siering
Regierung von Schwaben
Landschaftspflegeverbandes Lindau-Westallgäu e. V.
Frau Berghofer
michaela.berghofer@landkreis-lindau.de
LPV Landkreis Lindau
Weitergehende Informationen
Interne Links
Externe Links
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