Brandschutz für die letzten Gebirgsschrecken in Oberfranken
Laufzeit: 2015 bis 2018
Die Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris) stellt ungewöhnliche Ansprüche an ihren Lebensraum: Sie kommt nur auf spärlich bewachsenen und zugleich besonnten Flächen vor. Außerhalb der Alpen findet sie dies nur noch auf Felsköpfen, Blockschutthalden und Trockenrasen. Da solche Habitate in Nordbayern selten geworden sind, verschwindet auch die Gebirgsschrecke.
Zudem sind die nur 17 bis 30 Millimeter großen Insekten flugunfähig und sehr standorttreu; selbst kleine Hindernisse wie Gebüschriegel oder Schattenzonen vermögen die Vertreter der Kurzfühlerschrecken nicht zu überwinden. Wenn einer der verbliebenen Lebensräume verbuscht oder durch menschliche Aktivitäten stark gestört wird, kann das lokale Vorkommen von Podisma pedestris für immer erlöschen. Tatsächlich ist die einst häufige Art in Bayern heute stark gefährdet und gilt außerhalb der Alpen wegen ihrer wenigen isolierten Restvorkommen als vom Aussterben bedroht.
In Oberfranken kommt die Gewöhnliche Gebirgsschrecke nur noch an zwei Stellen bei Pottenstein vor: am südexponierten Hangbereich im Weihersbachtal und am Hang bei der Bergwachthütte. In den dort wachsenden Erdseggen-Trockenrasen finden neben Podisma pedestris weitere seltene Tier- und Pflanzenarten ein Refugium, namentlich die stark gefährdete Rotflügelige Schnarrschrecke sowie Kugelblumen, Küchenschellen und das Bayerische Leinblatt.
Ein von der Regierung von Oberfranken betreutes Biodiversitätsprojekt sollte Aufschluss darüber geben, wo genau die Gebirgsschrecke vorkommt und welches die wertvollsten Bereiche ihres Lebensraumes sind. Denn einer der beiden Hänge liegt inmitten des Areals, in dem alljährlich am 6. Januar das traditionelle Lichterfest stattfindet; die dann entzündeten Feuer sind für die Gebirgsschrecke eine tödliche Gefahr. Durch eine sorgfältige Kartierung konnten insbesondere jene Stellen ausfindig gemacht werden, an denen die Gebirgsschrecke bevorzugt ihre Eier im Boden ablegt.
Insgesamt konnten 13 Eiablagestellen erfasst und durch Pflöcke im Gelände markiert werden; im Umkreis von drei Metern um diese Eingrenzung dürfen künftig keine Feuer mehr gemacht werden. Um das Überleben der letzten Gebirgsschrecken zu sichern, sollen die besiedelten Flächen durch regelmäßige Entbuschung und jährliche Schafbeweidung offengehalten werden. Zudem sollen Einheimische und Besucher für den Schutz der Gebirgsschrecke sensibilisiert werden. Diesem Zweck dient eine im Juni 2018 errichtete Schautafel.
Initiator/Träger:
Regierung von Oberfranken
Werkvertragsnehmer:
Dr. Andreas Hemp & Diplom-Biologin Claudia Hemp
Kooperationspartner:
Bergwacht Pottenstein
Stadt Pottenstein
Landschaftspflegeverband Fränkische Schweiz – Rotmaintal e.V.
Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst
Landkreis:
Bayreuth (Stadt Pottenstein)
Ansprechpartner:
Gerhard Bergner
Regierung von Oberfranken
Weitergehende Informationen
Interne Links
Externe Links
Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
Mehr über die Biodiversität