Insektenvielfalt an Bambergs blühenden Straßenrändern
Laufzeit: 2019 bis 2021
Straßen sind lebensfeindliche Strukturen in der Landschaft. Doch ihre Ränder bergen oft ein ungeahntes Potenzial für die Artenvielfalt. Mittels extensiver Pflege wandeln sich artenarme Rasenflächen zu bunten Blühstreifen, an denen sich Tiere und Menschen erfreuen.
Die Sandterrassen und Dünen Bambergs wurden in den vergangenen Jahrhunderten stark zurückgedrängt. Doch Magerrasen auf Sand zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Bereits im Jahr 1999 initiierten deshalb das Umweltamt und das Garten- und Friedhofsamt der Stadt Bamberg ein ökologisches Grünflächenmanagement wertvoller Straßenränder. Alljährlich werden seitdem Pflanzenarten untersucht und die Pflege kontinuierlich angepasst. Im Jahr 1999 wurden in einer ersten Bestandsaufnahme 320 Arten gefunden. Bis zum Jahr 2020 stieg die Anzahl der bislang gefundenen Arten auf 470 an. Die Entwicklung von Straßenrändern zu artenreichen Korridoren leistet heute einen unabdingbaren Beitrag bei der Vernetzung isolierter Lieferbiotope im Regnitztal und ist Teil der Sandachse Franken.
Mit einem Biodiversitätsprojekt unterstützt seit 2019 die Regierung von Oberfranken die Bemühungen der Stadt Bamberg. Das Projekt wird vom Bayerischen Umweltministerium gefördert. Durch eine Kartierung von Insektengruppen im Jahr 2019, Führungen, Vorträge und Publikationen soll die Pflege von Straßenrändern für Insekten optimiert und Behörden, Bürger:innen und Unternehmen für die vielen Vorteile naturnaher Pflege begeistert werden.
Insektengruppen profitieren unterschiedlich stark
Von 73 in Bayern lebenden Heuschreckenarten fanden sich an Bambergs blühenden Straßenrändern 21 – fast ein Drittel! 75 Wildbienenarten konnten nachgewiesen werden, immerhin rund 15 % der in Bayern lebenden Arten. 18 hiervon gelten als gefährdet. Mit nur 12 Arten war die Artenvielfalt der Schmetterlinge am geringsten. Sie konzentrierten sich auf weniger befahrene Straßen mit breiten Rändern und angrenzenden Böschungen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass flugaktive Insekten abhängig von ihrer Flügelgröße vom Windsog des Verkehrs gestört werden könnten und die straßennahen Bereiche in unterschiedlichem Ausmaß frequentieren.
Durch die Anpassung der Straßenrandpflege soll die Insektenvielfalt in den kommenden Jahren gesteigert werden. Eine maximal zweischürige Mahd, ein jährlich wechselnder Mahdzeitpunkt, das abschnittsweise Belassen von Vegetation im Winter und der Abtransport des Mahdgutes sind wichtige Aspekte dieser Strategie. Auch eine behutsame Pflege von Flächen in unmittelbarer Nähe stellt einen wichtigen Schlüssel zum Erfolg dar.
Praxis-Leitfaden für Kommunen
Im Zuge des bayerischen Volksbegehrens Artenvielfalt und des nationalen Aktionsprogramms Insektenschutz sind Behörden auf allen Ebenen dazu angehalten, der ökologischen Aufwertung von Straßenbegleitgrün ein erhöhtes Gewicht einzuräumen. Um die hierfür notwendigen Transformationsprozesse zu erleichtern, werden die langjährigen Praxis-Erfahrungen der Stadt Bamberg im Zuge des Biodiversitätsprojektes als Best Practice-Leitfaden aufbereitet und ab Sommer 2021 interessierten Kommunen zur Verfügung gestellt.
Initiatoren:
Klima- und Umweltamt Stadt Bamberg
Träger:
Regierung von Oberfranken
Förderung durch:
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Werkvertragsnehmer:
Martin Bücker (Dipl.-Biologe), Kreativagentur hauer+dörfler
Kooperationspartner:
Stadt Bamberg (Klima- und Umweltamt, Garten- und Friedhofsamt, Staatliches Bauamt)
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Naturforschende Gesellschaft Bamberg
BUND Naturschutz Kreisgruppe Bamberg
Landkreis:
Bamberg
Ansprechpartner:
Simon Bauer
simon.bauer@reg-ofr.bayern.de
Regierung von Oberfranken
Weitergehende Informationen
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Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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