Kuhställe als Jagdhabitate von Fledermäusen
Laufzeit: ab 2017
Unsere heimischen Fledermäuse ernähren sich überwiegend von Insekten und Spinnen, die sie im freien Flug vor allem über Gewässern, im Wald, an Waldrändern, Feldgehölzen, Hecken oder Obstwiesen erbeuten oder fliegend von Blättern, dem Boden und Wänden ablesen. Einige dieser Flugkünstler gehen auch in Kuhställen auf Fliegenjagd, darunter zwei sehr seltene Arten: die Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) und die Brandtfledermaus (Myotis brandtii). Dass Kuhställe und Misthaufen als Jagdgebiete genutzt werden, hatten bereits Telemetriestudien in Südbaden und im Landkreis Rosenheim nahegelegt. Jetzt sollte der Frage nachgegangen werden, ob sich Wimperfledermäuse auch in weiteren Kuhställen, womöglich außerhalb des momentan bekannten Verbreitungsgebiets, nachweisen lassen. Als eine verhältnismäßig einfach zu praktizierende Nachweismethode bot sich der Einsatz von Batcordern an. Diese Geräte zeichnen die Echoortungsrufe jagender Fledermäuse auf. 2017 wurden zunächst in 14 Kuhställen westlich und nördlich des Chiemsees in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein Batcorder eingesetzt. In sämtlichen untersuchten Ställen ließen sich damit Aktivitäten von mindestens zwei bis drei Fledermausarten feststellen; in acht Ställen konnten Wimperfledermäuse per Lautanalyse nachgewiesen werden.
Ermutigt von diesen Erfolgen wurde das Projekt 2018 auf ganz Bayern ausgeweitet, um die Bedeutung von Ställen als Jagdhabitate verschiedener Fledermausarten näher einzuschätzen. Insbesondere sollte der Einfluss unterschiedlicher Bewirtschaftungs-, Haltungs- und Bauweisen auf die Jagdaktivität untersucht werden. 2018 wurden insgesamt 70 Kuhställe in allen Regierungsbezirken jeweils zwei Nächte lang mit einem Batcorder oder einem Minibatcorder der Firma ecoObs beprobt. Geleitet wurde die Aktion durch Eva Kriner und Anika Lustig von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz; tatkräftige Unterstützung leisteten Melissa Haunstetter, die ihre Bachelorarbeit an der LMU diesem Thema widmete, sowie eine Vielzahl ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer und nicht zuletzt zahlreiche überaus kooperative Landwirte.
Durch die Auswahl der Ställe sollte ein möglichst breites Spektrum an Bewirtschaftungsformen, Typen und Bauweisen abgedeckt werden; beprobt wurden Ställe in ökologisch und konventionell bewirtschafteten Betrieben ebenso wie Laufställe oder solche mit Anbindehaltung.
Die Analyse der aufgezeichneten Rufe ist noch nicht abgeschlossen. Erste Ergebnisse lassen jedoch den Schluss zu, dass mindestens sieben Fledermausarten regelmäßig in Kuhställen auf die Jagd gehen: Anhand ihrer Rufe ließen sich bisher Fransen- und Wimperfledermaus und Bartfledermäuse aus der Gattung Myotis sowie die Zwerg- und Rauhautfledermaus (Pipistrellus pipistrellus und nathusii) identifizieren. Mittels ergänzender Netzfänge konnten von den Bartfledermäusen sowohl Brandt- als auch Kleine Bartfledermaus (Myotis brandtii und mystacinus) und darüber hinaus das Braune Langohr (Plecotus auritus) nachgewiesen werden. Insbesondere die intensive Jagdaktivität der Zwergfledermäuse in Ställen ist ein unerwartetes Ergebnis der Studie.
Initiator:
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
Träger:
Werkvertragsnehmer:
Anika Lustig, Brigitte Meiswinkel, Eva Kriner, Dr. Doris Gohle, Dr. Michaela Gerges
Koordinationsstellen für Fledermausschutz Südbayern und Nordbayern
Kooperationspartner:
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in ganz Bayern
Landwirte und Tierhalter in ganz Bayern
Landkreise:
Zahlreiche Landkreise in ganz Bayern
Ansprechpartner:
Anika Lustig, Koordinationsstelle für Fledermausschutz
Weitergehende Informationen
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