Ein Linienbiotop am Main-Donau-Kanal verbindet Lebensräume
Laufzeit: ab 2010
Es begann mit einem Stück Damm im Bereich der Schleuse Eibach am Nürnberger Hafen. Weil dort Kreuzottern leben und sich auf der besonnten Böschung ebenso gerne aufhalten wie die zahlreichen Spaziergänger, Jogger, Radfahrer oder Hundebesitzer, kamen sich Tier und Mensch dort näher als gewünscht. Gleichzeitig muss dort das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Nürnberg die Vorgaben zum Artenschutz erfüllen und die Dammsicherheit gewährleisten. Die Situation drohte zu eskalieren: Unbekannte hatten schon sieben Kreuzottern erschlagen und damit der auf höchstens 70 Individuen geschätzten Population erhebliche Verluste zugefügt.
Ein Biodiversitätsprojekt brachte die Lösung des verfahrenen Konflikts. Seit 2010 Jahren arbeiten Behörden und Verbände im Projekt „Landgang“ gemeinsam daran, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Entlang der Wasserstraße wurden Lebensräume für die heimische Fauna und Flora geschaffen und erhalten. In den Sonnenwiesen, Gehölzinseln und Strauchriegeln am Uferdamm hält sich nun eine stabile Population der Kreuzotter. Streuobstwiesen und Sandmagerrasen bieten Rückzugsgebiete für eine Vielzahl seltener Blütenpflanzen, Insekten, Reptilien und Vögel. Die Wege entlang dieser abwechslungsreichen Landschaft werden von erholungssuchenden Anwohnern und Urlaubern genutzt. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Nürnberg (WSA) und die Regierung von Mittelfranken pflegen und erweitern die Flächen gemeinsam mit den Staatsforsten, lokalen Landschaftspflegeverbänden, dem Landesbund für Vogelschutz und weiteren Partnern.
250 Biotope säumen den Kanal
Leitgedanke des Biotopverbunds ist ein Pflegekonzept, das die naturschutzfachlichen Ziele und die Vorgaben zur Wahrung der Dammsicherheit verbindet. So werden etwa die Magerrasen auf den Dämmen gemäht statt gemulcht, die Mahdtermine abgesprochen und das Mahdgut entfernt. Heute, acht Jahre nach dem ersten Runden Tisch zum Schutz der Kreuzotter, umfasst die Kulisse neben Dammbereichen mehr als 250 Biotope, darunter Wiesen, Hecken, Streuobstbestände und Feuchtbereiche. Zu den Highlights zählen neben wertvollen Magerrasen auf dem Damm besonders artenreiche Wiesen im südlichen Bereich, die das vom Aussterben bedrohte Wanzen-Knabenkraut Anacamptis coriophora und ein weiteres Dutzend Orchideen beheimaten. Auch die Vogelwelt profitiert von den neuen Lebensräumen: So leben nun im Bereich der Schleuse Eibach 40 bis 50 Prozent mehr Garten-, Dorn- und Klappergrasmücken.
Der Biotopverbund soll in den nächsten Jahren laufend ausgeweitet werden. Dazu hat die Regierung von Mittelfranken ein Gutachten erstellen lassen, wo es wertvolle Flächen gibt und was man damit machen könnte. Jetzt gilt es, die Eigentümer zum Mitmachen zu gewinnen. Bei deren Beratung wird die Naturschutzbehörde von den Landschaftspflegeverbänden Mittelfranken, Nürnberg und Schwabach tatkräftig unterstützt. Gewinner dieser fruchtbaren Zusammenarbeit sind nicht nur bedrohte Tiere und Pflanzen: Die Gemeinden, die sich am „Landgang“ beteiligen, schaffen damit attraktive Ausflugsziele für ihre Einwohner und Touristen.
Initiator/Träger:
Regierung von Mittelfranken
Werkvertragsnehmer:
LPV Mittelfranken
Kooperationspartner:
Bayerische Staatsforsten (Forstbetrieb Nürnberg)
Fachbüro zur Bestandserfassung und Konzepterstellung
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V.
Landschaftspflegeverbände Nürnberg, Schwabach und Mittelfranken
N-Ergie
Stadt Nürnberg
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Nürnberg
Landkreis:
Nürnberg
Ansprechpartner:
Dr. Stefan Böger
Regierung von Mittelfranken
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Was ist biologische Vielfalt?
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