Schutz für den Schwarzen Grubenlaufkäfer
Feuchte und sumpfige Waldgebiete sind der Lebensraum des Schwarzen Grubenlaufkäfers (Carabus nodulosus). Faszinierend an dem bis zu 3 cm großen Käfer ist, dass er sich, obwohl er landlebend ist, weitgehend von Wassertieren wie Wasserschnecken, Krebsen, Insekten und Amphibienlarven ernährt. Man findet ihn in strukturreichen Sumpfwäldern und Quellsümpfen sowie an Quellrinnsalen, die in der Landschaft selten geworden sind. Sein Winterquartier findet er beispielsweise im oder unter Totholz.
Über die Hälfte der deutschlandweiten Vorkommen sind in Niederbayern
Im Bereich der Leitenwälder von Donau, Isar und Vils sowie im Ilz-Einzugsgebiet kann man den Schwarzen Grubenlaufkäfer finden. In Niederbayern befinden sich mehr als die Hälfte der deutschlandweit aktuell bekannten Vorkommen dieses seltenen Laufkäfers. Daher hat Niederbayern eine besonders hohe Verantwortung dafür, die Art in Deutschland zu schützen und zu fördern.
Zielsetzung des Biodiversitätsprojektes war es, die bekannten und oft empfindlichen Lebensräume des Grubenlaufkäfers zu erhalten, dauerhaft zu sichern und durch Landschaftspflege gegebenenfalls zu optimieren.
Im Rahmen der Erhebungen wurden insgesamt 301 Flächen auf Vorkommen der Art untersucht. Dabei gingen die beauftragten Entomologen so vor: 2009 suchten sie zunächst alle 22 Fundstellen auf, an denen die Art zuletzt nachgewiesen worden war. Außerdem inspizierten sie weitere aus der Literatur, von Sammlungsmaterial, ASK-Daten sowie bisher unpublizierte Fundstellen auf, an denen sie selbst in der Vergangenheit Grubenlaufkäfer beobachtet hatten. An allen Stellen wurden die entsprechenden Lebensräume georeferenziert. Sodann begann die Suche nach neuen Fundstellen – sowohl in unmittelbarer Umgebung der bekannten Vorkommen, als auch stichprobenhaft in bisher unbelegten Naturräumen.
Im Laufe der Arbeiten zeigte sich, dass die Möglichkeiten einer Vorauswahl von potenziellen Lebensräumen auf der Basis von Kartenmaterial begrenzt sind. Viele der aktuell bekannten Vorkommen liegen an sehr kleinen Quellhorizonten, Sickerwasseraustritten und Quellrinnsalen, die selbst in topografischen Karten oft nicht verzeichnet sind. Auch im Gelände lassen sich die häufig wenig augenfälligen Strukturen im dichten Wald oft nur aus wenigen Metern Entfernung erkennen. Es bewährte sich, vielversprechende Gebiete mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu durchforschen, um Verdachtsflächen direkt vor Ort zu identifizieren.
Erfreuliche Ergebnisse
Über alle Untersuchungsjahre konnte die Art an 75 Fundstellen – das entspricht einem Viertel der abgesuchten Verdachtsflächen – nachgewiesen werden. Diese Fundstellen können 44 Populationen oder Populationssystemen zugeordnet werden. Nur etwa 20 dieser Fundorte waren schon vor der Untersuchung aus der Literatur oder anderen Quellen bekannt, wobei die Ortsangaben teils recht weiträumig und ungenau waren. Die übrigen mehr als 50 Fundorte sind durch das Biodiversitätsprojekt erstmals als Lebensräume des Grubenlaufkäfers entdeckt worden. Für Überraschung sorgte die Erkenntnis, dass offenbar nur sehr wenige historisch belegte Vorkommen heute erloschen sind; unwiederbringlich zerstört zeigten sich nur zwei ehemalige Nachweisstellen.
Sehr erfreulich ist die Entdeckung einiger großer Bestände. Hervorzuheben sind eine Population in den teils naturnahen Hangwäldern der Isarleiten, ein Populationssystem über rund 20 Fluss-Kilometer im Ilz-Tal sowie größere Vorkommen bei Passau und Vilshofen. Die Vielzahl neu entdeckter Vorkommen macht deutlich, dass zumindest in Niederbayern wahrscheinlich weder die Bestände noch die Areale in den letzten 100 Jahren drastisch geschrumpft sind. Dennoch: das Areal von Carabus nodulosus in Niederbayern ist heute kleinräumig und stark zerrissen und beheimatet überwiegend nur kleine, einem hohen Aussterberisiko ausgesetzte Populationen.
Lebensräume sichern
Basierend auf den Kartierungsergebnissen bemühte sich der zuständige Naturschutzreferent an der Regierung von Niederbayern, Robert Hofmann, um die Sicherung und Optimierung wertvoller Habitate. Es gelang ihm, mit Mitteln aus speziellen Biodiversitäts-Förderprogrammen der Bayerischen Staatsregierung sechs Grundstücke mit einer Fläche von insgesamt 3,3 Hektar anzukaufen. Bei einem weiteren, 2 Hektar großen Grundstück konnte er statt des Grundstückserwerbs eine dingliche Sicherung vereinbaren, die die Unversehrtheit der Lebensräume für die bedrohte Käferart gewährleistet. Darüber hinaus wurden und werden die Grundeigentümer über bekannte Vorkommen des Grubenlaufkäfers informiert, damit sie unbeabsichtigte Beeinträchtigungen der Lebensräume vermeiden. Diesem Zweck dient auch ein von der Regierung von Niederbayern herausgegebener Flyer, der sich mit Hintergrundinformationen, Richtlinien und Tipps vor allem an private Waldbesitzer richtet. Heute scheint die Art besonders gegen Eingriffe aus dem Bereich der Forst- und Wasserwirtschaft empfindlich. Empfehlungen zu ihrem Schutz umfassen vor allem die Sicherung und kleinräumige Wiederherstellung von Lebensräumen und Vernetzungskorridoren.
Initiator/Träger:
Regierung von Niederbayern
Werkvertragsnehmer:
Michael Franzen (Zoologische Staatssammlung München) und Wolfgang Lorenz (FaunaPlan)
Kooperationspartner/beteiligte Dritte:
Bayerische Staatsforsten - Forstbetrieb Neureichenau
Bayerischer Naturschutzfonds
Bund Naturschutz in Bayern e. V.
Gemeinden
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V.
Landkreise
Landschaftspflegeverbände
Wasserwirtschaftsämter
Landkreise:
Dingolfing-Landau, Freyung-Grafenau, Landshut, Landshut (Stadt), Passau, Passau Stadt, Rottal-Inn
Ansprechpartner:
Robert Hofmann
Regierung von Niederbayern
Weitergehende Informationen
Interne Links
- Zur Übersicht der Projekte im Rahmen der bayerischen Biodiversitätsstrategie
- Zum Artikel "Schwarzer Grubenlaufkäfer" von M. Franzen & W. Lorenz in ANLiegen Natur Heft 40/2
Externe Links
Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
Mehr über die Biodiversität