Naturschutz und Fischerei in einem Boot
Laufzeit: 2013 bis 2018
Naturschutz und Fischerei gehen Hand in Hand am Wullenstettener Baggersee. Das südlich von Neu-Ulm gelegene, fast 40 ha große Areal ist durch den Abbau von Kies entstanden. Dieser ist inzwischen abgeschlossen und das Grundstück fällt an die Stadt Senden zurück. Das Fischereirecht wurde dem örtlichen Fischereiverein übertragen, der wiederum See und Ufer gemeinsam mit der Kreisgruppe Neu-Ulm des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) im Sinne des Naturschutzes erhalten und gestalten will. Unterstützung kommt auch von der Stadt Senden, deren Stadtrat einstimmig beschlossen hat, den einstigen Baggersee möglichst naturnah zu gestalten.
Schutz des Lebensraums durch abgestimmte Gestaltung
Um die während des Abbaus und schon im Zuge der Renaturierung entstandenen Lebensräume langfristig zu erhalten, werden Uferstrukturen und -abschnitte gesichert und, wo nötig, neu gestaltet, entbuscht oder durch die Schaffung von Rohböden aufgewertet. Profitieren werden gefährdete Arten, wie Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), Zwergdommel (Ixobrychus minutus) Zauneidechse (Lacerta agilis), Kreuzkröte (Bufo calamita), Laubfrosch (Hyla arborea) und verschiedene Insekten. Zudem haben Fischer ihre Zugänge zum See und die Angelzeiten auf die Zeiten der Vogelbrut oder -mauser abgestimmt. Für das Angeln vom Boot aus werden in beiderseitigem Einvernehmen Abstände zu Schilfufern und Brutflößen mit Flussseeschwalben (Sterna hirundo) festgelegt. Im Wasser eingebrachte Bäume und altwasserähnliche Randgräben schaffen neue Lebensräume für Jungfische und verschiedenste Wasserorganismen.
Besucherlenkung und Information
In den letzten Jahren sind an den Baggersee-Ufern Grillplätze mit entsprechendem Müllaufkommen entstanden. In der Umgebung wird wild und unkontrolliert geparkt. Dies wird auch in der Stadt Senden kritisch gesehen, da im Grundwasserstrom unterhalb des Sees Trinkwasserbrunnen liegen.
Ziel der Aktivitäten war es, das Gelände so zu gestalten, dass der Freizeitverkehr zukünftig gelenkt und auf wenige, störungsarme Stellen am Gewässer konzentriert wird. Außerdem wurden Info-Tafeln aufgestellt, ein Fischerei-und-Natur-Lehrpfad und ein Aussichtsturm sind geplant. Das schafft einerseits Ruhezonen für Tier- und Pflanzenarten und andererseits sanfte Erholungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger. Diese Maßnahmen haben auch bereits Wirkung gezeigt.
Durch Faltblätter, Presse-Artikel, Info-Veranstaltungen und Freiwillige einer „Seepatrouille“ wird die Bevölkerung vor Ort über die Projektinhalte und den wertvollen Lebensraum informiert.
Was hat sich weiter getan?
Die LBV-Kreisgruppe Neu-Ulm führt zusammen mit dem Fischereiverein Illertal-Senden nach und nach die geplanten Arbeiten aus. So werden beispielsweise zusätzliche Flachwasserbereiche und kleine Tümpel neu angelegt und bestehende Gräben vertieft. Noch offen ist, wie die durch die Trockenheit verursachten Probleme gelöst werden können. Denn dadurch fiel der geplante Wechselfeucht- und Flachwasserbereich im Südwesten des Sees schon das zweite Jahr hintereinander die meiste Zeit trocken, sodass Schilfflächen regelmäßig durch Bade- und Partygäste gestört wurden.
Initiator:
Regierung von Schwaben
Träger:
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Neu-Ulm
Kooperationspartner/beauftragte Dritte:
Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM)
Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben
Gerlenhofener Arbeitskreis Umweltschutz e.V. (G.A.U.)
Landratsamt Neu-Ulm
Stadt Senden
Landkreis:
Neu-Ulm
Ansprechpartner:
Wieland Feuerabendt, Regierung von Schwaben
Weitergehende Informationen
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