Alte Obstsorten im oberbayerischen Alpenvorland
In den sechs Landkreisen entlang der Alpenkette werden seit 2015 im Auftrag der Regierung von Oberbayern seltene Apfel- und Birnensorten gesucht. Es wird vermutet, dass sich aufgrund der besonderen klimatischen Situation am Alpenrand mit kurzen Vegetationsperioden, hohen Niederschlägen und späten Frösten ein besonderes Sortenspektrum etabliert hat. Bei den bisherigen Kartierungen wurden rund 250 Bäume entdeckt, deren Früchte selbst von namhaften Pomologen nicht bestimmt werden konnten. Oft gibt es nur noch einzelne, stark vergreiste Bäume einer Sorte. Jedes Unwetterereignis lässt fürchten, dass eine vergessene oder nur mehr lokal bekannte Sorte unwiederbringlich verloren geht. Im Rahmen eines fünfjährigen Biodiversitätsprojektes sollen diese „vergessenen“ Sorten nachgezogen, in Sortenerhaltungs- und Schaugärten gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Mithilfe der Gentechnik den unbekannten Sorten auf der Spur
Zunächst aber sollen die „vergessenen“ Sorten weiter untersucht werden. Möglicherweise lassen sich die Früchte doch noch einer bekannten Sorte zuweisen. Hierzu werden zusätzlich zur klassischen Pomologie auch Genanalysen vorgenommen. Die aus Blattproben gewonnenen DNA-Fingerprints werden mit den Daten der Deutschen und Schweizerischen Gendatenbanken Obst verglichen.
Sorten, die sich im Rahmen der genetischen Untersuchung weiterhin als unbekannt oder als besonders selten erweisen, werden in Hochstamm und Spindelbaum nachgezogen und in zwei Erhaltungsgärten gesichert. In allen sechs teilnehmenden Landkreisen sollen darüber hinaus Schaugärten entstehen.
Verkosten – selektieren – vermehren
Für die unbekannten Sorten werden erste Sortenbeschreibungen erstellt und es wird mithilfe von Verwertungsversuchen der Frage nachgegangen, für welche Verwendung (zum Beispiel Edelbrand, Most, Cidre, Dörrobst) sie besonders geeignet sind. Dies ist vor allem bei Sorten relevant, die als Tafel- oder Saftobst auf den ersten Bissen nicht geeignet erscheinen. Diejenigen Sorten, die noch heute für die Verwertung interessant sind, sollen in größerem Umfang vermehrt und mit Hilfe der Landschaftspflegeverbände und der Kreisverbände für Gartenkultur und Landespflege wieder in den Streuobstwiesen verbreitet werden.
Begleitende Öffentlichkeitsarbeit
Wie auch andere Sortenerhaltungsprojekte zeigen, geht neben den Sorten selbst auch das Wissen um den extensiven Streuobstanbau im Allgemeinen und um die Sorten und ihre Verwertungsmöglichkeiten im Speziellen verloren. Deshalb sollen mit Vorträgen, Sortenausstellungen, Veredelungskursen, Pomologiekursen und später Führungen in den Sortenerhaltungsgärten Interessierte für das Thema Sortenvielfalt sensibilisiert werden und die „vergessenen“ Sorten wieder bekannt gemacht werden.
Initiator:
Regierung von Oberbayern
Träger:
Landkreise Rosenheim, Traunstein, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau, Trägerverein Biosphärenregion Berchtesgadener Land e. V., Bezirksverband Oberbayern für Gartenkultur und Landespflege.
Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds und den Bezirk Oberbayern.
Projektbearbeiter:
Projektmanagerin Eva Bichler-Öttl
Pomologe Georg Loferer
Kooperationspartner:
Kreisfachberatungen der Landratsämter Berchtesgadener Land, Rosenheim, Traunstein, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau
Kreisverbände für Gartenkultur und Landespflege und Landschaftspflegeverbände und Gartenbauvereine der oben genannten Landkreise
Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG)
Südostbayerischen Kleinbrennerverband
Hochschule Weihenstephan
Baumschulen
Baumeigentümer
Landkreise:
Berchtesgadener Land, Rosenheim, Traunstein, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau
Ansprechpartner:
Andrea Burmester (Regierung von Oberbayern)
Andrea.Burmester@reg-ob.bayern.de
Projektmanagerin Eva Bichler-Öttl
eva.bichler-oettl@lra-rosenheim.de
Weitergehende Informationen
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