Wie steht es um die Auer-, Birk- und Schneehühner in den bayerischen Alpen?
Laufzeit: ab 2015
Bayerns Rauhfußhühner sind einem anhaltenden Rückgang ihrer Lebensräume ausgesetzt. Neben der natürlichen Fragmentierung zwischen Bergstöcken bewirken vor allem menschliche Einflüsse eine zunehmende Verinselung der verbliebenen Habitate. Dazu zählen insbesondere Änderungen in der Forstwirtschaft, Aufgabe oder Intensivierung von Almwirtschaft und Waldweide, Infrastrukturmaßnahmen sowie erhöhte Freizeitnutzung und nicht zuletzt der fortschreitende Klimawandel. Die Staatliche Vogelschutzwarte am Bayerischen Landesamt für Umwelt untersucht im Rahmen zweier Biodiversitätsprojekte die Bestände der vier bayerischen Rauhfußhühner – Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn und Alpenschneehuhn –, um die neuen Erkenntnisse bei einer künftigen Einstufung in die Rote Liste und zur Entwicklung künftiger Artenhilfsprogramme zu nutzen.
Federn und Kot geben Hinweise auf die seltenen Vögel
Seit Ende 2017 erheben Experten des Landesbund für Vogelschutz im Auftrag des LfU in drei Modellgebieten im Werdenfelser Land, im Mangfallgebirge und in den Allgäuer Alpen die Bestände von Birkhuhn und Alpenschneehuhn. Dazu gehen sie das Gelände entlang eines Rasters ab und suchen an definierten Erfassungspunkten nach indirekten Nachweisen in Form von Federn und Kot. Ihr Vorhandensein oder Fehlen wird zusammen mit weiteren Parametern wie Wuchshöhe, Deckung und Heterogenität der Vegetation dokumentiert. Zusammen mit aus anderen Quellen abrufbaren Landschafts- und Landnutzungsdaten wie dem Waldanteil, der Form der Almbewirtschaftung oder dem Ausmaß der touristischen Nutzung werden diese Daten in ein Lebensraummodell eingespeist, das die Bewertung der Schnee- und Birkhuhn-Reviere unterstützen und Vorschläge zur Verbesserung der Sommer- und Winterlebensräume generieren soll.
Auch die Situation des Alpenschneehuhns, von dem bislang nur wenige Daten vorliegen, soll durch Bestandserfassungen näher untersucht werden; es kommt in zwei der drei Modellgebiete – in der Karwendelgrube und am Nebelhorn – vor. Dabei werden insbesondere die Auswirkungen des Klimawandels erforscht, der eine Verschiebung der Baumgrenze in höhere Lagen und damit eine Verkleinerung der Lebensräume des Alpenschneehuhns zur Folge hat. Um die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit zu gewinnen und für die Erhebungen zu nutzen, wird bayernweit über das Projekt informiert und zur Mitarbeit an einem Citizien science-Projekt aufgerufen. Hierzu hat der LBV Broschüren über die beiden Arten Birkhuhn und Alpenschneehuhn erstellt, die über die LBV-Bezirksgeschäftsstelle Schwaben bezogen werden können. Außerdem wurde ein Info-Folder mit Meldemöglichkeit auf der Homepage des LBV eingerichtet. Weiter wurden Informationsschreiben an Grundbesitzer sowie all jene Personen und Institutionen versandt, die vom Projekt und den anstehenden Erfassungen betroffen sind: Berufsjäger, Forstbetriebsleiter, Hegeringleiter, Alm- und Alpwirtschaftliche Vereine. Auch die Projektdurchführung selbst erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Kontaktpersonen an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), den regionalen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) und anderen Fachbehörden.
Grenzübergreifende Forschung
Die Bestandserhebungen werden durch populationsgenetische Untersuchungen ergänzt. Dazu werden in den drei Modellgebieten sowie an weiteren bekannten Rauhfußhuhn-Habitaten in den Brandenberger Alpen, im Ammer-, Wetterstein-, Mangfall- und Estergebirge Federn und Kothaufen gesammelt. Die molekularbiologische Analyse dieser Proben, welche Aufschluss über Art und Geschlecht der Vögel zulässt sowie einzelne Individuen unterscheiden kann, erfolgt durch ein Team von Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftlern der Universität Innsbruck. Entsprechende Analysen werden bereits seit 2011 durch die Tiroler Landesregierung im Rahmen des Raufußhühner-Monitorings Tirol finanziert; seit 2015 besteht eine Kooperation mit dem LfU. Durch den Abgleich der genetischen Daten aus Funden in beiden Ländern soll die grenzübergreifende Vernetzung der tirolerisch-bayerischen Metapopulationen von Auer- und Birkhuhn und ihre Bedeutung für den Erhalt der genetischen Vielfalt dieser Raufußhuhn-Arten in Bayern erforscht werden.
Diese länderübergreifende Zusammenarbeit eröffnet die Möglichkeit, Gebiete mit prioritärem Handlungsbedarf zum Schutz der Raufußhühner zu identifizieren und künftig gemeinsame Managementpläne zu entwickeln.
Initiator:
Bayerisches Landesamt für Umweltschutz
Träger:
Staatliche Vogelschutzwarte am Bayerischen Landesamt für Umweltschutz (LfU)
Werkvertragsnehmer:
Landesbund für Vogelschutz Bayern (LBV)
Kooperationspartner:
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)
Bayerische Staatsforsten
regionale Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF)
Regierung von Oberbayern und Schwaben
Universität Innsbruck
Landkreise:
Ostallgäu, Oberallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz, Miesbach, Rosenheim, Traunstein, Berchtesgadener Land
Ansprechpartner:
Stefan Kluth, Dr. Tobias Ludwig (LfU)
Weitergehende Informationen
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Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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