Schwarzstorch-Schutz im Allgäu: heimlicher Juwel des Waldes
Der besonders geschützte Schwarzstorch (Ciconia nigra) hat in den letzten Jahren in Bayern sein Areal ausgeweitet. Die Vorkommen in den drei Allgäuer Landkreisen in Schwaben (Ostallgäu, Unterallgäu und Oberallgäu) stellen das Kernvorkommen des Schwarzstorches in Südwest Bayern dar. Diese Bestandszunahme erfordert eine intensive Betreuung der Horstbereiche und Brutreviere, wenn man den Bestand erhalten und fördern will.
Bereits seit mehreren Jahren kümmern sich ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), Bezirksgeschäftsstelle Schwaben, in einem Artenhilfsprogramm um den Schwarzstorchschutz im Allgäu.
Anmerkung: Alle Fotos sind mit naturschutz- und artenschutzrechtlicher Genehmigung entstanden.
Warum der Schwarzstorch gefährdet ist
Die Brut des Schwarzstorchs ist sehr störungsempfindlich. Sie ist gefährdet, wenn die Strukturen an Brutplätzen und Nahrungsflächen deutlich verändert werden, zum Beispiel wenn Horstbäume freigestellt oder Feuchtflächen entwässert werden. Aber auch Störungen in unmittelbarer Nestnähe (Ende Februar bis August), etwa durch starken Wandertourismus, können ein Problem für die Brut sein. Zunehmende Kalamitäten bei Nadelbäumen und -wäldern führen immer öfter zu Holzentnahmen zur Brutzeit und machen es nötig, die Horste des Schwarzstorches zu schützen und die Waldbesitzer zu beraten.
Gleichzeitig nimmt die Freizeitnutzung in den Wäldern und Wiesen der Schwarzstorch-Kernlebensräumen kontinuierlich zu. Drohnenflüge, Paragliding, Mountainbiking, Geocaching und andere Freizeitaktivitäten können zum Abbruch der Brut führen. Dies erfordert einen hohen Betreuungsaufwand, um gute Lösungen für Freinutzung und Artenschutz zu finden.
Bestand erfassen und Lebensraum verbessern
Neben der Brutbestandskartierung durch Synchronerfassungen, soll im Projekt vor allem der Lebensraum verbessert werden. Um die Horste langfristig zu erhalten, werden diese zum Teil stabilisiert. In relevanten Nahrungs- und Waldlebensräumen sollen Waldwiesen, Lichtungen, Bäche, bewaldete Bachschluchten und wasserführende Gräben gezielt aufgelichtet oder optimiert werden. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Krumbach unterstützt das Projekt und berät Waldbesitzer sowie Wald- und Weiderechtler zu Fördermöglichkeiten.
Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, strukturreiche, standorttypische, stabile und klimatolerante Mischwälder mit Alters- und Zerfallsphasen sowie insbesondere die Lebensraumeignung für den Schwarzstorch zu erhalten und zu fördern.
Das Konzept soll daher vorrangig durch Maßnahmen im Vertragsnaturschutzprogramm Wald umgesetzt werden. Besonders geeignet ist der Nutzungsverzicht (Maßnahme 2.3.1). Die Maßnahme zielt auf "Schlucht- und Hangmischwälder, Moorwälder, gewässerbeeinflusste Feuchtwälder und Erlenbruchwälder, Bestände im Umgriff von Horststandorten besonders störungsempfindlicher Vogelarten", auch außerhalb von Natura 2000-Gebieten.
Die Mitarbeiter des Landesbund für Vogelschutz (LBV) erfassen die Reviernutzung der Schwarzstörche mittels Wildtierkameras. Zusätzlich werden im Rahmen eines deutschlandweiten wissenschaftlichen Monitorings auch Jungvögel in den drei Allgäuer Landkreisen beringt, womit eine Individualerkennung möglich ist.
Aktueller Stand
Im Jahr 2020 werden die Checkpoints sondiert, von welchen die besten Beobachtungsplätze zur Ermittlung der Reviere bestehen. Gleichzeitig werden Wildtierkameras gekauft und die Erhebungen sowie Maßnahmen in den Folgejahren vorbereitet.
Projektgebiet/Größe
Das Projektgebiet umfasst die Kernbereiche der Schwarzstorchpopulation im Allgäu und der Natura 2000-Gebiete zwischen Memmingen, Kaufbeuren und Kempten.
Laufzeit:
2020 bis 2022
Initiator:
Regierung von Schwaben
Träger:
Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V., Bezirksgeschäftsstelle Schwaben (LBV)
Finanzierung/Förderung
Die Projektfinanzierung erfolgt als Kostenübernahme und Mittelbetreuung durch die Regierung von Schwaben.
Projektbearbeiter:
Brigitte Kraft, Leiterin LBV Bezirksgeschäftsstelle Schwaben,
brigitte.kraft@lbv.de,
Tel.: 08331-96677-12,
Fax: 08331-96677-29
Harald Farkaschovsky, Leiter der Arbeitsgruppe Schwarzstorch im Allgäu
des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e. V.,
farkaschovsky@kabelmail.de
Landkreise:
Unterallgäu, Ostallgäu, Oberallgäu
Ansprechpartnerin:
Margarete Siering, Regierung von Schwaben, Sachgebiet 51 – Naturschutz,
margarete.siering@reg-schw.bayern.de
Tel.: 0821/327-2224
Fax: 0821/327-12224
Regierung von Schwaben
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