Lebende Extreme auf blauem Fels – Das Serpentinit-Projekt in Nordost-Oberfranken
Laufzeit: 25.02.2021 bis 31.12.2022
Ein seltenes Gestein hat sein Vorkommen in Nordostoberfranken – der Serpentinit. Wie ein Gürtel zieht er sich durch den Landkreis Hof: Vom FFH- und Naturschutzgebiet „Woja- und Haidleite“ bis hin zum Haidberg bei Zell (FFH-Gebiet „Serpentinitstandorte südwestlich Zell“) – und weiter westlich hin zum Peterleinstein in den Landkreis Kulmbach (FFH-Gebiet „Landschaftsbestandteil Peterleinstein“). Dazwischen finden sich kleinere Serpentinitflächen, die häufig als Biotop kartiert sind.
Die Serpentinitfelsfluren und Geröllhalden beherbergen eine besondere Vegetation. Grund dafür ist der natürliche Schwermetallgehalt des Gesteins, unter anderem mit Nickel und Chrom. Spezielle Pflanzen haben sich an diese Standorte angepasst und gedeihen teilweise sogar ausschließlich dort. In schattigen und luftfeuchten Felsspalten fühlt sich der stark gefährdete Braungrüne Streifenfarn wohl. Etwas mehr Licht und Trockenheit verträgt der Serpentin-Streifenfarn (Asplenium cuneifolium). Eine Art, die weltweit ausschließlich auf der „Woja- und Haidleite“ vorkommt, ist die Serpentin-Grasnelke (Armeria maritima subs. serpentini).




Die Hauptvorkommen der Serpentinflora in Oberfranken befinden sich schwerpunktmäßig im Landkreis Hof. Um der herausragenden Verantwortung für deren Schutz und Erhalt gerecht zu werden, wurde dieses Biodiversitätsprojekt ins Leben gerufen. Ziel ist es, die offenen Felsstandorte mit deren charakteristischen Pflanzenzusammensetzung zu erhalten und wiederherzustellen. Daneben dient das Projekt der Umsetzung der FFH-Managementpläne.
Um Details zum Arteninventar, Zustand und Pflegebedarf dieser Flächen festzustellen, werden im Laufe des Projekts Werkverträge an Fachbüros vergeben.
Refugien für seltene Falterarten
Mit dem Rotbraunen Wiesenvögelchen (C. glycerion), dem Braunen Feuerfalter (L. tityrus) und dem Violetten Feuerfalter (L. alciphron), wurden gleich drei stark gefährdete Tagfalterarten nachgewiesen. Vorschläge, wie deren Standorte verbessert werden können, werden noch erarbeitet.
Den Beeinträchtigungen kurz- und langfristig entgegenwirken
Nährstoffeinträge – auch aus der Luft – führen zu starker Konkurrenz durch dichte Moospolster, Gräser und Gebüsch. Diese überwuchern die Felsen und Farne. Auch der Klimawandel verändert und gefährdet die Serpentinitstandorte zum Teil massiv. So haben wir festgestellt, dass es an vielen Stellen nötig ist, Totholz und Moosauflagen zu entfernen, um neuen Lebensraum für die seltenen Farne zu schaffen.
Wir wollen langfristige Pflegerhythmen festlegen, um so die Flächen auch in Zukunft zu erhalten. Daneben soll die Bevölkerung durch Öffentlichkeitsarbeit über diesen wertvollen Naturschatz in der Region informiert werden. Dies geschieht unter anderem durch Führungen, Informationsmaterial und Schilder an ausgewählten Flächen.
Initiator/zuständige Regierung:
Regierung von Oberfranken
Träger:
Landschaftspflegeverband Landkreis und Stadt Hof e. V.
Isabel Kaske (M. Sc.)isabel.kaske@landkreis-hof.de
+49 9281 57 319
Werkvertragsnehmer:
Agentur und Naturschutzbüro Blachnik, Nürnberg (Serpentinit-Flora)
Büro Geyer & Dolek, Wörthsee (Tag- und Nachtfalter)
Kooperationspartner
Alle Gemeinden des Projektgebiets, Bayerische Staatsforsten
Landkreise:
Hof und Kulmbach
Ansprechpartner:
Gerhard BergnerRegierung von Oberfranken
Weitergehende Informationen
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Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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