Waldwirtschaftspläne mit integrierten Naturschutzkonzepten für Auerhuhn- und Haselhuhngebiete im schwäbischen Ammergebirge
Laufzeit: 2015 bis 2021
Wie es dazu kam
Im Jahr 2015 war die Gelegenheit günstig: Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren und die Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung von Schwaben zogen an einem Strang. Sie beauftragten gemeinsam mit einer Waldkörperschaft und der Gemeinde Halblech neue Waldbewirtschaftungspläne, in die ein Naturschutzkonzept integriert werden sollte. Inzwischen haben sich noch die Gemeinde Schwangau und Pfronten sowie örtliche Rechtlergemeinschaften, die die Waldkörperschaften und Rechtlerverbände umfassen, zu demselben Schritt entschlossen.
Zur gemeinsamen Durchführung der staatlichen Maßnahme hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren und die Regierung von Schwaben öffentlich-rechtliche Verträge abgeschlossen.
Projektgebiete/Größe
Die inzwischen drei Projektgebiete liegen in den Gemeinden Halblech, Pfronten und Schwangau im Landkreis Ostallgäu. Sie reichen von der Kalkalpinen Zone im Süden mit der höchsten Erhebung von zirka 2.000 m ü. NN bis an den Nordbereich der Flyschzone auf zirka 900 m ü. NN. Die Projektgebiete umfassen insgesamt etwa 12.000 ha und befinden sich überwiegend in Privatbesitz, wobei der größte Teil von Rechtlerverbänden bewirtschaftet wird.
Buching-Trauchgau: etwa 7.322 ha
Pfronten: etwa 3.020 ha
Schwangau: etwa 1.100 ha
Folgende Schutzgebiete liegen in den Projektgebieten: Vogelschutzgebiet „8330-471 - Ammergebirge mit Kienberg und Schwarzenberg sowie Falkenstein“, Naturschutzgebiet „Aggenstein“, FFH-Gebiete „8429-303 Kienberg mit Magerrasen im Tal der Steinacher Achen“, „8429-304 Aggenstein“ und „8430-303 Falkenstein, Alatsee, Faulenbacher- und Lechtal“.
Ziele
Aus Sicht des Naturschutzes sind unter anderem die einheimischen Spechte und Eulen sowie die Raufußhühner die wertgebenden Arten in den Gebieten. Das Auerhuhnvorkommen (Tetrao urogallus) im schwäbischen Ammergebirge ist bayernweit sowohl qualitativ als auch flächenmäßig von hoher Bedeutung. Da die Bestände des Auerhuhns deutschlandweit im Rückgang begriffen sind gilt es daher, die noch vorhandenen Populationen zu sichern beziehungsweise zu fördern.
Die forstliche Seite strebt im Rahmen der Bergwaldoffensive den schrittweisen Umbau der Wälder in einen klimatoleranten Bergmischwald, der teilweise als Schutzwald fungiert, sowie eine geregelte Nutzung der Wälder an.
Im Laufe mehrerer Gespräche zwischen Waldbesitzern, Forst und Naturschutz wurden gemeinsame Ziele erarbeitet:
- Einen strukturreichen, standorttypischen, stabilen und klimatoleranten, totholz- und tannenreichen Bergmischwald mit Alters- und Zerfallsphasen erhalten und fördern. Leitarten dafür sind die heimischen Spechte und Eulenarten.
- Die Lebensraumeignung für Auer- und Haselhuhn (Tetrao urogallus und Bonasa bonasia) erhalten und verbessern.
Waldwirtschaftspläne als Instrument
Im Rahmen der drei Projekte werden Waldwirtschaftspläne mit integrierten Naturschutzkonzepten erstellt. Diese ermöglichen die Bewirtschaftung in einem abgestimmten Raum-Zeit-Mosaik, indem sie forstliche und naturschutzfachliche Aspekte vereinen und allen Beteiligten Planungssicherheit für die nächsten 20 Jahre geben. Die Projekte leisten dabei auch einen wesentlichen Beitrag, um die Natura 2000-Managementpläne zu verwirklichen.
Das Vertragsnaturschutzprogramm Wald und der Bayerische Naturschutzfonds liefern die finanziellen Förderungen, wenn die Bewirtschafter flächenweise auf die Nutzung verzichten, Biotopbäume erhalten, Totholz in den Wäldern belassen oder eine lichte Waldstruktur für die Raufußhühner schaffen.
In Zusammenarbeit mit Kommunen und Privatwaldbesitzern können die forst- und naturschutzfachlichen Maßnahmen – etwa für die beiden Waldhuhnarten Auer- und Haselhuhn – langfristig (20 Jahre) geplant werden. Auch Beeinträchtigungen für besonders sensible Arten und Gebiete durch Freizeitaktivitäten werden erfasst und naturverträgliche Alternativen gefunden.
Initiator:
Regierung von Schwaben
Kooperationspartner:
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren
Finanzierung/Förderung
Finanzierung des Waldwirtschaftsteils durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren
Finanzierung des Naturschutzkonzeptes durch die Regierung von Schwaben
Landkreis:
Ostallgäu
Ansprechpartner:
Margarete Siering, Regierung von Schwaben, Sachgebiet 51 – Naturschutz,
margarete.siering@reg-schw.bayern.de
Tel.: 0821/327-2224
Fax: 0821/327-12224
Regierung von Schwaben
Nina Oestreich, Klaus Lamatsch
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren
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