Wasserbüffel schaffen Vielfalt im Hafenlohrtal
Laufzeit: seit 2009
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren so gut wie alle Spessarttäler von durchgängigen Wässerwiesen mit komplexen Grabensystemen durchzogen. Als diese aufwendigen Nutzungen eingestellt wurden, versumpften und verbuschten viele Talabschnitte oder wurden mit schnellwüchsigen Fichten aufgeforstet. Diese tiefgreifenden Eingriffe in die Kulturlandschaft hatten negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt, den Biotopverbund und das Landschaftsbild.
2008 besann man sich auf eine Kehrtwende. Im Rahmen eines Biotopverbundprojektes wurden rund 13 Hektar Talaue im Hafenlohrtal entbuscht; die dortigen Fichtenbestände konnten – nach Entschädigungszahlungen an den Waldbesitzer – gerodet werden. Um die teilweise sehr sumpfigen Flächen dauerhaft offenzuhalten, waren Spezialisten gefragt. Gewöhnliche Weidetiere oder gar Maschinen würden nach Einschätzung aller Beteiligten im Hafenlohrtal kaum zurechtkommen. Seit 2009 beweiden Wasserbüffel die Projektflächen. Als ursprüngliche Bewohner von Sumpf- und Auenlandschaften schaffen sie einen besonders struktur- und artenreichen Lebensraum; zusätzlich liefern sie schmackhaftes Bio-Fleisch, das sich großer Nachfrage erfreut. Die Beweidung wird durch das Vertragsnaturschutzprogramm gefördert und naturschutzfachlich betreut. Aufgrund seines großen Erfolges wurde das Projekt mit finanzieller Förderung durch den Landkreis Main-Spessart sowie durch mehrere Stiftungen und Naturschutzverbände mittlerweile um zwei Weideflächen erweitert. 2015 wurde das Projekt im Rahmen der Bayerischen Wiesenmeisterschaft ausgezeichnet, 2018 folgte eine Prämierung durch die UN-Dekade Biologische Vielfalt.
Neuer Lebensraum für Amphibien und Tagfalter
Wasserbüffel gestalten ihren Lebensraum sehr aktiv. Sie schälen die Rinde von Weichhölzern wie Weiden und fressen sogar harte Sauergräser, die von klassischen Weidetieren verschmäht werden. Außerdem legen sie Suhlen und Trittsiegel an, die sich mit natürlichen Feuchtstellen zu einem Kleingewässernetz verbinden. Begleituntersuchungen zeigen, dass der botanische Artenreichtum nach fünf Beweidungsjahren um 13 Prozent gestiegen ist; auf einzelnen Untersuchungsflächen betrug der Zuwachs im Schnitt sogar 45 Prozent. In den Tümpeln haben sich Pionier-Arten wie Südlicher Blaupfeil, Kleine Pechlibelle und Sumpfquendel angesiedelt. Grasfrosch und Fadenmolch zeigen positive Bestandsentwicklungen. Seit Beweidungsbeginn wurden mit Dunklem Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Großem Feuerfalter, Biber und Fischotter vier neue Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie nachgewiesen. Fast 50 Vogelarten nutzen die Weidefläche als Brut- und Jagdgebiet; einige verwenden zum Bau ihrer Nester sogar Büffelhaare.
Naturschutz, der begeistert
Die Kombination aus urig anmutenden Nutztieren und einer Weide mit Wildnischarakter macht das Projektgebiet für viele Besucher zu einem attraktiven Ausflugsziel von überregionaler Bedeutung. Auf regelmäßigen Weideführungen mit dem Gebietsbetreuer können die Besucher hautnah in den Lebensraum Talaue eintauchen und erfahren dabei wichtige Zusammenhänge zwischen der landwirtschaftlichen Nutzung von Kulturlandschaften und ihrer Biodiversität.
Initiator:
Regierung von Unterfranken
Träger:
Naturpark Spessart e.V. und Schäferei Tausch GbR
Kooperationspartner:
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forschten (AELF) Karlstadt
Bund für Umwelt und Naturschutz in Bayern – BUND e.V.
Fürstlich-Löwenstein´sches Forstamt Einsiedel
Kurt-Lange-Stiftung
Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV)
Regierung von Unterfranken
Sparkassenstiftungen
WWF
Landkreis:
Main-Spessart
Ansprechpartner:
Christian Salomon, Regierung von Unterfranken
Weitergehende Informationen
Interne Links
Externe Links
Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
Mehr über die Biodiversität