Wiesenknopfameisenbläulinge im Landkreis Forchheim – Notbremse vor dem Aussterben
Laufzeit: 2021 bis 2022 (mit Option auf Verlängerung)
Die beiden Schmetterlinge Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling zählen zu den streng geschützten Tierarten Europas (FFH-Richtlinie, Anhang II und IV). Sie sind auf wechselfeuchten und mageren Wiesen mit Vorkommen des Großen Wiesenknopfes sowie ihrer Wirtsameisen zu Hause. Ihr komplizierter Lebenszyklus kann über eine zweischürige Mahd unterstützt werden, wobei die erste Mahd Anfang Juni, die zweite ab Mitte September stattfinden sollte (VNP H26). Insbesondere wenn Gehölze und Wiesen gut verzahnt sind, begünstigt das Vorkommen der Wirts-Ameisen. Längere Brachezeiten, Mulchen und Düngen wirken sich negativ aus.


Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling steht in Bayern auf der Vorwarnliste. Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling wurde als stark gefährdet eingestuft und ist in vielen ehemals besiedelten Gebieten Bayerns bereits verschwunden. Eine Notbremse vor dem Aussterben ist überfällig, denn die Habitate der Falter werden durch die Intensivierung der Landwirtschaft und Urbanisierung immer seltener. In Oberfranken kommen beide Arten zwar noch vor, insbesondere beim Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling gibt es aber nur noch wenige aktuelle Nachweise. Um die oberfränkischen Population zu erhalten und zu kräftigen, initiierten die Regierung von Oberfranken, der Landschaftspflegeverband und die untere Naturschutzbehörde Forchheim und der BUND Naturschutz ein Biodiversitätsprojekt im Landkreis Forchheim, wo bis heute wichtige Vorkommen beider Arten nachgewiesen werden können. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit Naturschutzakteuren sowie Bewirtschaftern und Bewirtschafterinnen und Gemeinden gestaltet.
Im Jahr 2021 wurden der Bestand erfasst und VNP-Maßnahmen vereinbart. Auf 61 Flächen wurden zirka 183 ha Grünland an je 2 bis 3 Terminen kartiert. Dabei wurden 576 Individuen des Dunklen und 10 des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings erfasst. Über 67 % aller registrierten Falter befanden sich auf einer einzelnen Fläche im Gemeindegebiet von Neunkirchen am Brand. Die Fläche umfasst gerade einmal 5,2 % der gesamten begutachteten Fläche. Viele der Nachweise wurden in der Nähe von Saumpositionen und Straßenböschungen, Weg- und Grabenrändern gemacht. An den meisten ehemaligen Fundorten waren keine Zielorganismen mehr vorhanden oder deren Vorkommen hatten sich verkleinert. Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling steht den Ergebnissen zufolge im Landkreis kurz vor dem Aussterben.
Im Jahr 2022 soll das Monitoring fortgeführt werden, da die erfassten Bestandszahlen von Jahr zu Jahr abhängig von der Witterung stark variieren können. Zusätzlich wird die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnerschaften ausgebaut: So sollen Pflegekonzepte umgesetzt, Webseiten erstellt sowie Umweltbildung, Info-Tage und Pressearbeit organisiert werden. Um das Potenzial von Flächen als Lebensraum besser abschätzen zu können, wird eine Circuit-Analyse durchgeführt. Mit Hilfe dieser statistischen Methode können Korridore mit möglichst geringen Raumwiderständen für die Ausbreitung der Falter in der Landschaft identifiziert und eine fachliche Grundlage für zukünftige Vernetzungskonzepte geschaffen werden. Darüber hinaus wird in Bachelor- und Masterarbeiten erforscht, welchen Einfluss Boden- und Landschaftsparameter auf die Wirtsameisen und Falter ausüben. So soll das Projekt einen wichtigen Beitrag leisten, um bestehende Vorkommen zu fördern, neue Lebensräume zu schaffen und Populationen zu vernetzen. Organisiert und betreut werden die vielfältigen Maßnahmen durch den Projektmanager und Schmetterlingsexperten Mirko Wölfling.
Initiator/zuständige Regierung:
Regierung von Oberfranken
Träger:
Landschaftspflegeverband Forchheim
Werkvertragsnehmer:
Bio-advice
Förderung durch:
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Kooperationspartner
BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim und Ortsgruppen
Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen
diverse Gemeinden
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Universität Wien
Universität Frankfurt
Landkreis:
Forchheim
Ansprechpartner:
Simon Bauer, Biodiversitätsbeauftragter Regierung von OberfrankenSimon.Bauer@reg-ofr.bayern.de
+49 921 604-1442
Weitergehende Informationen
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Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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