Artenhilfsprogramm Wiesenweihe (Circus pygargus) – Sicherung von Brutstandorten der Wiesenweihe im Nördlinger Ries
Laufzeit: Fortlaufend seit dem Jahr 1998
Projektgebiet/Größe
Kernbereiche der Wiesenweihe im Nördlinger Ries mit den landwirtschaftlich geprägten Bereichen im Ries und in den Natura 2000-Gebieten SPA-Gebiet „Nördlinger Ries und Wörnitztal“ und FFH-Gebiet „Pfäfflinger Wiesen und Riedgraben bei Laub“
Ziele
Der Schutz der Wiesenweihe fußt auf der engen Zusammenarbeit von Behörden, Ornithologen und Landwirten. Diese Zusammenarbeit ist im Nördlinger Ries besonders intensiv, denn hier wird der Schutz der Wiesenweihe von zahlreichen Landwirten sehr geschätzt und engagiert betrieben. Das langjährige und umfangreiche Engagement von Herrn Bauer als ehrenamtlicher Wiesenweihen-Schützer ist unter den örtlichen Landwirten bekannt und respektiert. Das ist die Basis für den großen Erfolg des Schutzprojektes im Nördlinger Ries.
Die Wiesenweihe brütet in Bayern fast ausschließlich auf Getreideackerflächen. Da jedoch rund zwei Drittel der Bruten erst nach der Ernte flügge sind, ist es von zentraler Bedeutung die Horste vor zu früher Mahd zu schützen.
Hierzu wird jede einzelne Brut ausfindig gemacht. Um die Revierpaare und später die Bruten aufzuspüren, werden fortlaufend – schon ab dem Eintreffen der Wiesenweihen aus dem Winterquartier – die Feldwege der bereits bekannten Brutregionen abgefahren. Die Erfahrung zeigt, je früher die Horste lokalisiert werden, desto besser ist der Schutz, denn durch Mahd und Lagerbildung des Getreides kann es bereits früh im Jahr zu Brutverlusten kommen.
Wie auch im übrigen Bayern nutzen die Verantwortlichen im Nördlinger Ries die sogenannte „Restflächenmethode“: Sobald sicher ist, dass eine Wiesenweihe auf einer bestimmten Fläche brütet, informieren sie den wirtschaftenden Landwirt und bitten ihn, eine Restfläche bei der Ernte auszusparen.
Diese 50 x 50 m großen Restflächen werden kurz vor der Ernte mit Stangen markiert. Die Landwirte erhalten eine Zahlung für den entgangenen Ertrag und den Mehraufwand aus Naturschutzmitteln des Freistaates Bayern.
Die Restflächen-Methode und der Wiesenweihen-Schutz haben sich sehr bewährt
Im Nördlinger Ries werden die Bruten in den Restflächen zum Teil zusätzlich durch Elektrozäune (sogenannte Euronetze) vor Bodenprädatoren geschützt.
Eine Besonderheit des Wiesenweihen-Schutzes im Nördlinger Ries ist der Einsatz ferngesteuerter Fluggeräte (Kopter). Herr Bauer verwendet bereits seit 2012 die Fluggeräte, um die Lage der Nester zu erfassen und die Bruten zu kontrollieren. Seit 2015 nutzt er ein Modell, das zusätzlich mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist. Ziel des Koptereinsatzes ist es, keine menschlichen Spuren zum Nest zu legen, die von Prädatoren genutzt werden könnten.
Über die Wärmebildkamera findet er die Standorte aller Bruten zügig in den Getreide-Beständen. Es ist kaum mehr notwendig den Horststandort zu begehen. Die Nester kontrolliert er aus der Luft.
Im Rahmen eines Projektes in Unterfranken wurde untersucht, wie sich der Kopter-Einsatz auf die Wiesenweihe und andere Feldvogelarten auswirkt (SADER 2013, PÜRCKHAUER 2016). Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kopter im Wiesenweihen-Schutz bedenkenlos eingesetzt werden können.
Ergebnisse/aktueller Stand
Zitat aus dem Jahresbericht 2019 zum Artenhilfsprogramm Wiesenweihe (Circus pygargus) in Bayern des Bayerischen Landesamts für Umwelt (www.lfu.bayern.de/natur/artenhilfsprojekte_voegel/wiesenweihe/index.htm):
Die Brutsaison 2019 im Nördlinger Ries war durch die gute Nahrungsverfügbarkeit geprägt. Der örtliche Wiesenweihen-Schützer konnte schon Ende April Balzflüge der Männchen beobachten. Die Anzahl an Brutpaaren lag mit 29 im Jahr 2019 deutlich über der des letzten Jahres (20 Brutpaare).
Im Jahr 2020 erfolgte ein Rekordjahr mit 42 Bruten, wovon etwa 28 Nester betreut werden konnten.
Im Jahr 2019 flogen 84 Jungvögel aus 22 erfolgreichen Bruten aus. So viele Jungvögel wie noch nie seit Beginn des Artenhilfsprogramms im Nördlinger Ries (2018: 52 Jungvögel, 15 erfolgreiche Brutpaare). Somit konnte der bisherige Rekord aus dem Jahr 2012 um 18 flügge Jungvögel übertroffen werden.
Diese außerordentlichen Ergebnisse spiegeln sich auch in der Fortpflanzungsrate mit 2,9 flüggen Jungvögeln je Brutpaar, dem Bruterfolg mit 3,82 flüggen Jungvögeln je erfolgreichem Brutpaar und einer Bruterfolgsrate von 76 % wider.
Zum Vergleich die durchschnittlichen Werte seit 2000: Die Fortpflanzungsrate liegt hier bei 2,04, der Bruterfolg bei 3,3 und die Bruterfolgsrate bei 62 %.
Initiator/Träger:
Regierung von Schwaben
Kooperationspartner:
Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Donau-Ries
Gebietsbetreuung:
Ehrenamtlicher Einsatz durch Herrn Konrad Bauer
Landkreis:
Donau-Ries
Ansprechpartnerin:
Margarete Siering
Regierung von Schwaben
Weitergehende Informationen
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