Was ist Biodiversität?
Als Biodiversität - auch Biologische Vielfalt genannt - wird die Vielfalt der Ökosysteme, die Vielfalt der Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten beschrieben. Biodiversität umfasst drei Ebenen zunehmender Komplexität:
- die genetische Vielfalt
- die Artenvielfalt
- die Vielfalt der Lebensgemeinschaften (Ökosysteme)
Ebenen der Vielfalt
Genetische Vielfalt: Individuen und Populationen
Grundlage aller Lebensformen sind die im Genom – also der Gesamtheit aller genetischen Informationen – festgelegten Eigenschaften von Organismen. Das Genom unterscheidet sich zwischen verschiedenen Arten, Sorten und Rassen, aber auch zwischen Individuen. Hinzuzählen kann man sogar die Teile des Genoms, die in der Regel nicht an der Produktion von Proteinen beteiligt sind, sondern sozusagen als „stille Reserve“ im Genom versteckt sind.
Gruppen von Organismen ganz unterschiedlicher Regionen unterscheiden sich häufig im Genom, zählen aber gegebenenfalls zu einer Art. Die Unterschiede sind oft besonders groß, wenn weite Strecken zwischen den Endpunkten einer wenig mobilen Art liegen oder sich ein ursprünglich gemeinsamer Lebensbereich in sich unabhängig weiterentwickelnde Teilpopulationen getrennt hat. Dies kann unter Umständen auch dazu führen, dass aus Populationen über die Zeit neue Arten entstehen.
Arten- und Sortenvielfalt
Als Art gilt grob gesprochen eine Gruppe von Lebewesen, die eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden und sich durch gemeinsame Merkmale identifizieren lassen. Daher kann die Sortenvielfalt – also beispielsweise die Diversität unterschiedlicher Obstorten – auch zu diesem Punkt zugeordnet werden, da auch sie sich durch fest definierte Merkmale von anderen Sorten unterscheiden lassen, auch wenn sie Teile einer größeren gemeinsamen Fortpflanzungsgemeinschaft sind. Bei Pflanzen verwischen sich die Artgrenzen teilweise durch spezielle Fortpflanzungsmechanismen und verschiedene Sippen sind Teil eines gemeinsamen Gesamtpools von Genen, zwischen denen in historischen Zeiträumen immer wieder Austauschprozesse stattfinden.
Zeitweilige Rekombinationsmöglichkeiten von unterschiedlichen Genausstattungen können teilweise schnell zu neuen Sippen führen, die oft gar nicht leicht als eigenständig zu erkennen sind.
Wissenschaftliche Sammlung von Bockkäfern in einem Museum, die zu einer Art gehören aber gegebenenfalls eine unterschiedliche genetische Ausstattung haben.
Foto: piclease/Martin Kreuels
Ökosystemvielfalt
Die aus genetischer Vielfalt entstehende Artenfülle besiedelt in wechselnder Zusammensetzung und Individuenhäufigkeit sehr unterschiedliche Regionen und macht sie zu belebten Ökosystemen. Innerhalb der Ökosysteme sind zahlreiche Arten, Prozesse des Stoffaustausches, Energieströme und zeitliche Abläufe miteinander verwoben, wodurch zusätzliche Effekte zu beobachten sind, die in keinem der Einzelteile allein auftreten. Letztlich beeinflussen sich alle Ökosysteme auf der Erde gegenseitig. Gleichzeitig prägen sie die Lebensmöglichkeiten des Menschen.
Biodiversität als Überlebensgrundlage für Menschen
Die heutige Biologische Vielfalt hat sich im Laufe der Erdgeschichte entwickelt. Sie hat zu artenreichen und hochkomplexen Ökosystemen in den Weltmeeren und auf den Kontinenten geführt. Für den Menschen ist die Biodiversität ein Garant für Lebensqualität und eine der wichtigsten Lebens- und Überlebensgrundlagen. Wir profitieren und leben von Biodiversität und sind ein Teil davon. Neben direktem wirtschaftlichem Nutzen (durch beispielsweise vielfältige Produkte) ist die Vielfalt wichtig beispielsweise als Ressource für zukünftige Züchtungen oder als weicher Standortfaktor für die Wirtschaft durch Naherholung und Tourismus.
Gefahren durch Artensterben
Mit dem Aussterben von Arten gibt es Verschiebungen oder auch Ausfälle in den Funktionen innerhalb von Ökoystemen. Es ist nicht vorhersehbar, ob das Verschwinden einer Art große oder kleine Veränderungen bewirken würde und wie stark die Konsequenzen für das gesamte System sind. Ein umfassender und intensiver Schutz der gesamten Biologischen Vielfalt ist daher ein Gebot im Sinne einer Vorsorgemaßnahme für eine intakte und lebenswerte Umwelt. Er ist zugleich eine Verpflichtung gegenüber unseren Nachfolgegenerationen.
Schutz der Vielfalt
Es gibt viele Gründe, die Vielfalt der Erde zu schützen, denn die Vielfalt der Natur ist die Grundlage für alles Leben und für globale wirtschaftliche Entwicklung. Pflanzen für die Grundnahrungsmittelproduktion, wie Weizen oder Reis, können durch Ungeziefer oder eine Krankheit bedroht werden. Ein historisches Beispiel ist die Kartoffelfäule in Irland des 19. Jahrhunderts. Wie groß die Bedrohung des Rückgangs der Biologischen Vielfalt ist, kann man derzeit in den USA beobachten. Dort sterben viele Bienenvölker. Bienen bestäuben über 90 Obst- und Gemüsesorten. Ein Aussterben der Bienen bringt die Lebensmittelversorgung der Menschen in Gefahr.
Wesentliche Gründe für den Schutz der Vielfalt sind:
- Ethische Gründe
- Nutzen für Ernährung und als Rohstoffe
- Nutzen der genetischen Vielfalt
- Ökosystemdienstleistungen
- Potential für Anpassung der Umwelt an Veränderungen
- Nachbilden etablierter Mechanismen (beispielsweise Bionik)
- Erholung und Wohlbefinden des Menschen
Vielfalt schützt Leben
Die Vielfalt der Natur ist Vorbild für technische Innovationen und trägt zum Klimaschutz bei. Über 40 Prozent des weltweiten Handelsvolumens basieren auf der Nutzung der natürlichen Lebensgrundlagen und damit der biologischen Vielfalt. Zahlreiche Erfindungen sind der Natur abgeschaut (Bionik), zahlreiche artenreiche Lebensräume sind wichtige Speicher für klimarelevante Gase und medizineischer Nutzen wird aus zahllosen Pflanzenarten gezogen. So werden rund 20.000 Pflanzenarten weltweit für Arzneien verwendet.
Lebensräume wie beispielsweise Wälder bieten unverzichtbare Ökosystemleistungen, wie Klima-, Hochwasser-, Erosions-, Lawinen- oder Lärmschutz. Sie schützen Menschen und sichern zugleich den Lebensunterhalt durch wirtschaftliche Nutzung.
Aktionsprogramm Bayerische Artenvielfalt
Bayern ist sich seiner Verantwortung für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst. Deshalb hat die Staatsregierung im Doppelhaushalt 2013/2014 jährlich etwa eine Millionen Euro für das "Aktionsprogramm Bayerische Artenvielfalt" eingestellt. Das neue Aktionsprogramm dient dem "Schutz der Arten- und Sortenvielfalt" und setzt damit die Bayerische Biodiversitätsstrategie um. Mehr
Mehr Wissen zu Biologischer Vielfalt
Veröffentlichungen zur Biologischen Vielfalt sind zahlreich, so dass an der Stelle nur mit ausgewählten Links zu wesentlichen Angeboten weitergeleitet werden soll. Weitere Informationen bekommen Sie unter:
UmweltWissen: Einführung in die Biologische Vielfalt – Biodiversität (LfU)
Informationen zur Biologischen Vielfalt des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU)
Informationen zur Biologischen Vielfalt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland
Zeitschrift des Forum Biodiversität Schweiz
Ansprechpartner an der ANL:
Dr. Bernhard Hoiß
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Fachbereich 2: Angewandte Forschung und Wissenstransfer
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-53
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Was ist biologische Vielfalt?
Biologische Vielfalt (Biodiversität) lebt auf vielen Ebenen: Die unterschiedliche genetische Ausstattung bestimmt die Vielfalt der Arten, die zusammen eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedeln.
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