Gewässer ingenieurbiologisch sichern und ökologisch aufwerten
Pressemitteilung
Nr. 23/18
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege organisiert Lehrbaustelle
Aus ganz Bayern kamen Mitarbeitende der Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung, von Planungsbüros und von Umweltverbänden zu einer Lehrbaustelle für Gewässerrenaturierung und Lebendverbau an den Waldhauser Bach (Gemeinde Schnaitsee, Landkreis Traunstein).
Gewässerexpertin Stefanie Riehl von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) plante den Praxiskurs gemeinsam mit der Gemeinde Schnaitsee und mit Unterstützung des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein.
Kursleiter Georg Hermannsdorfer freute sich, seine jahrzehntelange Erfahrung an rund dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitergeben zu können. Die Frage, was man sich unter „Lebendverbau am Gewässer“ vorstellen soll, beantwortete er so: „Es werden nur natürliche Materialien wie Weidenruten, Äste, Kokosmatten, Gehölzpflanzen und Weidensteckhölzer verwendet. Am Waldhauser Bach ist das Ziel, die Ufer zu sichern und gleichzeitig den Gewässergrund sowie die Ufer strukturreich zu gestalten, so dass Fischunterstände und Lebensräume für Wasserinsekten entstehen. Zugleich werden die Ufer damit vor Erosion durch Hochwasser geschützt.“ Wo genügend Raum zur Verfügung steht, ließen sich ingenieurbiologische Bauweisen auch dazu verwenden, eigendynamische Gewässerentwicklungen zu initiieren.
Tatkräftig machten sich alle ans Werk und flochten Weidenruten um vorher an der Uferlinie eingeschlagene Holzpfosten. Zusätzlich wurden Weidensteckhölzer in die Böschung geschlagen und heimische, standortgerechte Gehölze gepflanzt. Die langfristige Sicherung wird von den Gehölzwurzeln übernommen. Der sich entwickelnde Gehölzsaum beschattet außerdem das Gewässer und verbessert so die Wasserqualität. „Erlen und Weiden sind besonders wertvoll“, erläuterte der Referent, „da sie mit ihren ins Wasser hineinreichenden Wurzeln den Böschungsfuß stabilisieren. Außerdem bieten ihre Wurzelteppiche Fischnährtieren einen idealen Lebensraum.“ Wo die Kraft des Wassers besonders groß ist, kamen sogenannte Kokossenkwalzen zum Einsatz. Dafür wickelten die Teilnehmer Äste und Kieselsteine in Kokosmatten, die der versierte Baggerfahrer passgenau am Böschungsfuß ablegte. Die Böschung dahinter wurde mit Weidenspreitlagen, einer Art Teppich aus Weidenästen- und Weidensteckhölzern, gesichert. Generell sollten Ufergehölzstreifen an Bächen möglichst zehn Meter breit sein, um ihre Funktionen langfristig und optimal erfüllen zu können.
Die Vorteile von naturnahen Gewässerrändern erläutert Hermannsdorfer so: „Gewässer mit begleitenden Gehölzstreifen dienen als Habitate und Wanderachsen für viele Tier- und Pflanzenarten. Dazu kommt, dass ein turnusmäßiger Gehölzschnitt im Abstand von 5-10 Jahren als nachwachsender Rohstoff genutzt und damit einen Beitrag zur dezentralen Energieversorgung im ländlichen Raum leisten kann“.
Bürgermeister Thomas Schmidinger machte sich vor Ort ein Bild und dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz zur Sicherung und Aufwertung des Waldhauser Baches.
Ihre Ansprechpartnerin:
Stefanie Riehl, ANL, Telefon +49 8682 8963-51, Stefanie.Riehl@anl.bayern.de
Herzliche Grüße
Ihre
Evelin Köstler
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Evelin Köstler, Dipl.-Biologin
Leiterin Fachbereich 2 – Landschaftsentwicklung und Umweltplanung
Öffentlichkeitsarbeit und Projektleitung LIFE living Natura 2000
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
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83410 Laufen
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Bild: © Stefanie Riehl, ANL, Ingenieurbiologische Maßnahmen am Gewässer
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