Teures Schmetterlingssterben
Pressemitteilung
Nr. 09/14
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Butterfly Conservation Europe (BCE), trafen sich Schmetterlingsexperten aus 34 europäischen Ländern vom 1. bis zum 3. Dezember 2014 in Laufen. Gastgeber war die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL).
Die BCE hat es sich zur Aufgabe gemacht, europaweit den Artenschwund der Schmetterlinge aufzuhalten. Diesem Ziel hat sich auch die Europäische Union in ihrem Projekt „Biodiversity 2020“ verschrieben. Das geht nur, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Den Niedergang der bunten „Sommervögel“ hat auch wirtschaftliche Auswirkungen. Schmetterlinge sind neben den verschiedenen Bienenarten, wichtige Bestäuber von Nutzpflanzen.
Die Organisatoren der Konferenz, Dr. Christian Stettmer von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) und Dr. Martin Warren, von der englischen Sektion der BCE, betonen, dass Schmetterlingsschutz ein Garant für nachhaltigen Ressourcenschutz ist. „Tagfalter sind hervorragende Indikatorarten für den Zustand unserer Umwelt“. Leider zeigen Kartierungen und Monitoringprojekte in ganz Europa einen immer stärkeren Rückgang an Tagfalterarten.
Während der dreitägigen Veranstaltung herrschte ein reger Austausch der über fünfzig Experten. Es ging um die Aktualisierung der Roten Listen, Managementmaßnahmen für vom Aussterben bedrohte Arten, gezielten Einsatz der begrenzten Finanzmittel und um Öffentlichkeitsarbeit. In über 40 Fachvorträgen wurden alle Aspekte der aktuellen Forschung und Studien aus ganz Europa vorgestellt. Positive Signale kommen vor allem aus Ländern mit geringer Bevölkerungsdichte. Die Vertreterin Estlands, Anu Tiitsaar: „Bei uns sind die Bestände der allermeisten Falterarten konstant oder steigen sogar leicht an.“ Auch Serghiy Popov aus der Ukraine sieht derzeit nur wenig Probleme bei der Artenvielfalt in seiner Heimat.
Sorgen bereiten die Schmetterlinge vor allem in den Ländern Europas, die in der Wirtschaft oder der Bevölkerungsdichte an der Spitze stehen. In Deutschland und den Niederlanden werden noch vor einem Jahrzehnt relativ häufige Arten, immer seltener. Vor allem die intensive landwirtschaftliche Nutzung hat einen massiven Rückgang der Tagfalter zur Folge. Schätzungen zufolge werden allein auf deutschen Äckern und Wiesen jedes Jahr über 300 Millionen Tonnen Gülle ausgebracht. In Osteuropa verschwinden Schutzgebiete weil sie im Zuge von Tourismusprojekten wie Skigebiete und Hotelanlagen zubaut werden. Eine bemerkenswerte Aktion auf die Zerstörung eines Falterschutzgebiets durch den Bau eines Wellnesshotels hinzuweisen, organisierte die Künstlerin Cecylia Malik in Polen. Für die „Blue Butterfly Collective“ wurden blaue Schmetterlingsflügel produziert, die sich hunderte von Menschen auf den Rücken schnallten, um öffentlich für den Schutz der Schmetterlinge in Polen zu demonstrieren.
Selbst die Pausen während der Fachtagung wurden intensiv für Diskussionen genutzt: Welche Auswirkungen haben Genmais und Herbizide auf Schmetterlinge? Wie kann man Naturschutz und Naturnutzung am besten unter einen Hut bringen? Wie finanziert man den Kauf von Flächen, wie finanziert man Pflegemaßnahmen?
Letztlich hat die Konferenz aber auch gezeigt, dass selbst Arten die kurz vor dem Aussterben stehen durch Flächenschutz und Flächenpflege erhalten werden können. Den Beweis hat ein großes EU-finanziertes LIFE – Projekt in den Niederlanden erbracht. Zwei Bläulingsarten konnten durch dieses Projekt gerettet werden. Prof. Miguel Muguira von der Universität Madrid fasst zum Abschluss der Tagung zusammen: „Es ist ermutigend zu sehen, was europaweit an Anstrengungen zum Schutz unserer Schmetterlinge unternommen wird. Wir müssen allen Europäern die Wichtigkeit unserer Aufgabe bewusst machen. Ohne Schmetterlinge und Bienen werden das nicht zuletzt wirtschaftliche Einbußen im Bereich des Land- und Gartenbaus sein. Es geht nicht nur um Schmetterlinge, sondern um die Sicherung funktionierender Ökosysteme und ihrer Artenvielfalt.“
Kontakt zur Pressestelle
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