Das Aussterben von Tagfalterarten nimmt weiter zu
Pressemitteilung
Nr. 4/07
Naturschutzexperten aus einunddreißig europäischen Ländern drängen auf Maßnahmen, den dramatischen Rückgang von Tagfalterarten in ganz Europa aufzuhalten. Vom 29. bis 31 Oktober fand an der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege eine Konferenz der Butterfly Conservation Europe (BCE) statt. Organisiert wurde diese Konferenz von der ANL mit zusätzlicher finanzieller Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Mit Teilnehmern aus 31 europäischen Ländern sowie Referenten der europäischen Kommission und der Internationalen Vereinigung zum Schutz der Natur und der natürlichen Ressourcen (IUCN) war es eine der bisher wichtigsten internationalen Konferenzen zum Thema „Schutz und Erhalt der Schmetterlinge und ihrer Biodiversität in Europa“.
Bei diesem Gipfeltreffen kommen europäische Tagfalterexperten zu einem alarmierenden Ergebnis: In einigen Ländern Europas sind bereits bis zu zehn Tagfalterarten ausgestorben. Weiterhin wurde ein Verdacht zur traurigen Gewissheit: Als erste europäische Tagfalterart ist der Madeira–Kohlweißling für immer verloren gegangen. Wenig Ermutigendes gibt es auch aus Bulgarien zu berichten. So werden an der bulgarischen Schwarzmeerküste europaweit bedeutsame “Hot Spots” der Schmetterlings-Biodiversität durch den Bau von Golfplätzen oder Hotelanlagen rücksichtslos zerstört. Die Intensivierung der Landwirtschaft in vielen europäischen Ländern ist ein weiteres Hauptproblem, dem viele Schmetterlingsarten zum Opfer fallen.
Während der Tagung an der ANL einigten sich alle beteiligten Experten, bei der EU auf ein stärkeres Engagement im europäischen Schmetterlingsschutz zu drängen. Um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen werden sie sich der erst kürzlich gegründeten Dachorganisation „Butterfly Conservation Europe (BCE)“ anschließen. Die BCE wird Maßnahmen und Projekte europaweit koordinieren.
Die Zeit drängt, auch in Deutschland. In der europäischen „Hitliste“ der Länder mit den größten Verlusten und Rückgängen an Tagfalterarten steht nach Luxembourg, Belgien und den Niederlanden Deutschland bereits an vierter Stelle, knapp gefolgt von der Slowakei und Lettland. Dieser Trend macht auch vor Bayern nicht halt. Vor wenigen Jahren ist im Oberpfälzer Jura das letzte deutsche Vorkommen des Regensburger Gelblings ausgestorben.
Der Organisator der Konferenz, Dr. Christian Stettmer von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) unterstreicht, dass Schmetterlingsschutz ein Garant für nachhaltigen Ressourcenschutz ist. „Tagfalter sind hervorragende Indikatorarten für den Zustand unserer Umwelt“. Leider zeigen Kartierungen und Monitoringprojekte in ganz Europa einen immer stärkeren Rückgang an Tagfalterarten. Sie belegen die fortschreitende Verarmung unserer Lebensräume und Landschaftskulissen durch Intensivierung in der Land- und Forstwirtschaft, sowie den Flächenverbrauch durch Verkehr, Industrie, Siedlungen und Tourismuseinrichtungen.
Neu ist, dass die Krise nicht nur dicht besiedelte und hoch industrialisierte Länder betrifft. Auch Länder wie die Türkei oder die Ukraine trifft bereits der Artenschwund in vollem Umfang. Als ein Ergebnis der Konferenz werden die Wissenschaftler jetzt verstärkt darauf drängen, die Tagfalterforschung weiter zu intensivieren und Handlungsempfehlungen für den Erhalt von Schmetterlingsarten und ihrer Lebensräume zu entwickeln. Weiterhin sollen über ganz Europa verteilt, besonders wertvolle Gebiete, sogenannte „Prime Butterfly Areas“ unter besonderen Schutz gestellt werden. Ein wichtiges Anliegen der Wissenschaftler ist es darüber hinaus, die Rolle der Tagfalter als wichtige Bioindikatoren stärker heraus zu stellen.
Diese Tatsache betont auch das Forschungsteam der ANL: “Aktuelle Untersuchungen indizieren, dass die ungewöhnlichen Wetterverläufe der letzten Jahre bereits Auswirkungen auf die Bestände einheimischer Schmetterlingsarten haben könnten“. Wir sollten die Zeichen der Zeit ernst nehmen, damit auch uns nachfolgende Generationen sich noch an den bunten Sommervögeln freuen können.
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