Hilfe! Wir sind vom Aussterben bedroht!
Pressemitteilung
Nr. 22/09
Aber nur keine Angst, damit sind nicht wir Menschen gemeint, sondern vielmehr unsere liebsten Freunde; und zwar die Tiere. Genauer gesagt die „alten Tiere“. Klingt ein bisschen komisch und sie werden jetzt denken, das gehört zum Leben dazu, dass man stirbt wenn man alt ist. Da haben sie recht. Aber die Tiere um die es hier geht sind nicht alt im Sinne des Alters aber trotzdem auf dem Wege auszusterben.
Die Rede ist von den „Alten Nutztierrassen“, Rassen, die früher für die Landwirtschaft unerlässlich waren, heutzutage aber kaum noch gezüchtet werden. Der Grund dafür liegt in der zunehmenden Modernisierung der Landwirtschaft. Heute sieht man fast nur noch Einheitsvieh auf den Weiden, Hochleistungskühe oder Hochleistungsschafe. Aber es gibt noch andere Arten, die wir von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) auf unserem persönlichen Wunschzettel zum diesjährigen Weihnachtsfest haben. Denn, dass die Berggorillas oder der Eisbär vom Aussterben bedroht sind, weiß jeder. Aber Haustiere und Nutztiere? Brauchen wir wirklich Initiativen um alte und gefährdete Nutztierrassen zu retten? Die Antwort lautet: „Leider ja!“ Denn, auch vor unserer Haustüre sind Tiere vom Aussterben bedroht. Tiere, die kaum noch jemand kennt. Oder haben Sie schon einmal etwas von einem Mangalitza Schwein, dem Zackelschaf oder der Blobe Ziege gehört?
In den verschiedenen Regionen Deutschlands wurde über Jahrhunderte eine Vielzahl unterschiedlicher Nutztierrassen gezüchtet. Diese passten sich hervorragend an ihre Umgebung an, kamen mit besonderen Klimabedingungen oder anderen Besonderheiten gut zurecht. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Zuge der Modernisierung der Landwirtschaft, ging das Interesse an diesen alten Rassen verloren.
Heute weiß man, dass damit ein wichtiges genetisches Potential mit Eigenschaften wie Robustheit, Langlebigkeit, Genügsamkeit, Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten unwiederbringlich verloren ging und immer noch verloren geht. Zudem sind die alten Rassen, welche über Jahrhunderte unsere Vorfahren begleiteten, ein schützenswertes Kulturgut, vergleichbar mit Baudenkmälern oder Kunstwerken. Als das jedoch erkannt wurde, war es vielerorts leider schon zu spät! Genau aus diesem Grund hat es sich eine Handvoll Landwirte zur Aufgabe gemacht, alte Nutztierrassen zu erhalten.
Momentan stabilisieren sich die Alten Nutztierrassen wieder etwas. Das kommt aber nur dadurch zustande, dass Privatpersonen und Hobbytierhalter sich dieser Rassen angenommen haben. Um sie aber langfristig zu erhalten, müssen sie wieder in die Landwirtschaft eingegliedert werden. Nur wenn sie als Nutztierrassen genutzt werden, werden sie auf Dauer überleben.
Aber genau hier ergeben sich die Probleme und genau hier fängt unsere zukünftige Arbeit zur Erhaltung alter und bedrohter Nutztierrassen an. Die alte Rassevielfalt ist größtenteils aus der Landwirtschaft verschwunden. Die Landwirtschaft in Deutschland, wird kaum bereit sein sich durch die Umstellung auf weniger wirtschaftliche Rassen noch weiter ins finanzielle Abseits zu stellen. Wie kann jeder von uns helfen, Mangalitza Schwein, Blobe Ziege und all die anderen vor dem Aussterben zu bewahren? Wenn es einen Markt für alte Nutztierrassen gibt, dann ist ihr Überleben gesichert. Somit muss es eine unserer dringendsten Aufgaben sein, einen Markt zu schaffen. Und hier ist natürlich auch der Verbraucher gefragt. Es muss klar sein, dass Nahrungsmittel auch Lebens-Mittel sein sollten und, dass diese ihren reellen Preis haben müssen. Dass aber auch der Genuss dabei nicht zu kurz kommt, kann mit den meist langsamer wachsenden alten Rassen leicht bewiesen werden; und wer schon einmal das Fleisch eines Pinzgauer Rindes probiert hat, der weiß wovon ich spreche.
Denn statt des in wenigen Wochen produzierten geschmacksarmen Fleisches aus der konventionellen Tierproduktion wächst das Fleisch der alten Nutztierrassen langsamer und ist damit, mit der geeigneten Fütterung und Haltung, auch intensiver im Geschmack. So trägt der Genuss von Fleisch alter Rassen dazu bei, sie zu erhalten.
In diesem Sinne, eine besinnliche Vorweihnachtszeit und guten Appetit!
Fabian Kouba, Praktikant an der ANL
Wenn sie mehr Informationen über das Thema der alten Nutztierrassen wünschen, so gibt es im Internet unter folgendem Link ein großes Angebot dazu www.archepedia.at.
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