Nährstoff- und Wassermanagement - Herausforderung für unsere Gesellschaft
Pressemitteilung
Nr. 15/08
Vom 29. bis zum 30. September 2015 führte die Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in Laufen einen Kurzlehrgang „Nachhaltige Landschaftsplanung: Nährstoff- und Wassermanagement“ durch.
Der Lehrgang hatte zum Ziel, die landschaftlichen Prozesse zu beleuchten, die hinsichtlich eines nachhaltigen Nährstoffmanagements zu berücksichtigen sind. Zum anderen sollte gezeigt werden, wie die Nährstoffe reduziert werden können. Ein Dilemma der heutigen Zeit: Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff sind lebensnotwendig für alle Pflanzen, auch für diejenigen, die unsere Nahrungsrundlage bilden. Ein „zu viel“ der Nährstoffe und der falsche Umgang mit ihnen, führen aber auch zu großen Problemen: Nitratbelastungen des Grundwassers, Nährstoffüberbelastung von Oberflächengewässern, bis hin zur Algenblüte und Nährstoffanreicherungen in sensiblen Ökosystemen wie Mooren oder Streuwiesenlandschaften. Ein nachhaltiges Nährstoffmanagement kann also als drängendes Naturschutz-Thema unserer Zeit bezeichnet werden.
Ein tragende Rolle in der Veranstaltung spielte die Initiative „boden:ständig“ des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Ziel, so Norbert Bäuml vom Amt für ländliche Entwicklung und Koordinator von „boden: ständig“, ist es, die Nährstoffeinträge aus punktuellen und diffusen Quellen in das Grund- und Oberflächenwasser zu reduzieren. Weiterhin soll der Bodenabtrag von landwirtschaftlichen Flächen reduziert werden, um das Schutzgut Boden nachhaltig zu sichern. Zum anderen sollen die Gewässer vor dem Eintrag nährstoffreicher Sedimente geschützt werden. Durch Maßnahmen, die das Wasser in der Landschaft zurückhalten, soll die Gefahr von Hochwasserspitzen gebannt werden. Um diese Ziele zu erreichen, agiert „boden:ständig“ auf drei thematischen Feldern. Auf den Produktionsflächen soll durch qualifizierte Beratung Stoffaustrag und Abfluss reduziert werden. Parallel werden Pufferstrukturen in der Landschaft angelegt, meist Feuchtgebiete unterschiedlicher Ausprägung. Durch gezielte Entwicklungsmaßnahmen im Gewässer selbst, sollen Gewässerbelastungen reduziert und Abflussspitzen gekappt werden.
ANL-Mitarbeiter Hannes Krauss referierte unter dem Titel „Ein neues Landschaftsverständnis als Grundlage für Land-Gewässer-Bewirtschaftungskonzepte“ über entscheidende Prozesse und Wirkgefüge von Natur und Landschaft. Dieses Wissen ist die Basis für ein nachhaltiges Nährstoffmanagement. Er legte dar, dass jeder Stofftransport immer an die Wasserflüsse in der Landschaft gekoppelt ist. Folglich muss der gesamte Wasserkreislauf betrachtet werden, um die Stoffströme zu verstehen und zu korrigieren. Eine zentrale Strategie muss zum Ziel haben, das Wasser in der Fläche zu halten, um übermäßige Stoffausträge zu vermeiden. Weiterhin wäre es wichtig, Nährstoffe durch intelligentes Management wieder in den Kreislauf der Landbewirtschaftung einzubringen.
Stefan Radlmair von der Regierung Niederbayern beleuchtete das Thema aus der Sicht einer Höheren Naturschutzbehörde. Im Fokus seiner Ausführungen stand die in Niederbayern örtlich starke Bodenerosion. Diese verursacht Nährstoff- und Sedimenteinträge in naturschutzfachlich wertvolle Flächen. Problematisch sind auch die Einträge in Fließ- und Stillgewässer, da hier sowohl Gewässergüte als auch Einzelarten und Lebensgemeinschaften beeinträchtigt werden. Dies ist, so Radlmair, deshalb kritisch zu sehen, weil durch die Stoffeinträge oft nicht der, gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderte gute ökologische Zustand des Gewässers erreicht wird.
Der Ingenieur-Ökologe Anton Lenz zeigte dann, wie die fachlichen Grundlagen konkret in die Praxis umgesetzt werden können. Er legte dar, dass der Abgrenzung des Planungsgebiets eine entscheidende Rolle zufällt. In einem ersten Schritt muss das Gewässernetz und dessen Stofftransportpfade in der Landschaft identifiziert werden. Besonders zu berücksichtigen sind dabei die diffusen Stoffeinträge. Auf dieser Grundlage kann ein Bestands- und Bewertungsplan erarbeitet werden, der die Basis für eine konkrete Maßnahmenumsetzung darstellt. Anschließend gab Lenz einen Überblick über Maßnahmentypen, die als Nährstoff-Fangsysteme in der Landschaft eingerichtet werden können. Dazu gehören begrünte Abflussmulden, Feuchtflächen zum Wasserrückhalt und zur Sedimentation, aber auch die Wiederherstellung von Rückhalte-Raum an Bächen.
In seinem Beitrag „Bewirtschaftungsmaßnahmen auf der Fläche zum Nährstoffmanagement“ lenkte der Landwirtschaftsmeister und Fachwirt für Naturschutz Franz Knogler den Blick auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen. Durch gezielte Beratung der Landwirte zu angepassten Bewirtschaftungsmethoden, wie zum Beispiel Mais-Direktsaat, Mulchansaat oder die pfluglose Bodenbearbeitung, könnten Stoffausträge aus der Fläche deutlich reduziert werden. Knogler betonte, wie wichtig dabei der offene Dialog mit den Landwirten sei.
Abgerundet wurde der erste Tag durch einen Beitrag von Rainer Blaschke, dem Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Rottal-Inn. Er legte dar, dass auch die Landschaftspflegeverbände wichtiger Kooperationspartner sein können, wenn es darum geht, eine nachhaltige Stoff- und Wasserhaushaltung in der Landschaft umzusetzen. Am konkreten Beispiel zeigte Blaschke, wie der Landschaftspflegeverband die Umsetzung von integrierten Hochwasser- und Rückhaltekonzepten unterstützen kann. Besonders die Strukturen, Netzwerke und die langjährigen praktischen Erfahrungen eines Landschaftspflegeverbandes sind wertvolle Instrumente, um Maßnahmen zielgerichtet umzusetzen.
Am zweiten Tag fand eine Exkursion an den Waginger See statt, um dort bereits umgesetzte Maßnahmen zum Nährstoffrückhalt zu besichtigen und zu diskutieren. Als erstes wurde ein Sickerbecken in Ebing angesteuert. Dieses fängt das nährstoffbelastete Wasser aus einem etwa 12 ha großen Einzugsgebiet auf und hält sowohl den gelösten als auch den partikulären Phosphor langfristig zurück. Dann gingen die Teilnehmer zu einer sogenannten Sickerstrecke. Hierbei handelt es sich um eine Abfolge von größeren und kleineren Feuchtmulden, die den gelösten Phosphor, der aus einem großflächigen Drainagesystem stammt, zurückhalten. Abschließend besichtigte die Gruppe ein Rückhaltebecken bei Schneidergröben, das vor allem den partikulären Phosphor auffängt und so verhindert, dass dieser im See landet.
Der Lehrgang fand in einer angeregten Abschlussrunde ein konstruktives Ende. Eine zentrale Erkenntnis und zugleich Forderung ist, dass es zukünftig ein stärkeres Miteinander von Naturschutz, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft geben muss, weil die Probleme nur gemeinsam und ressortübergreifend gelöst werden können. Letztendlich geht es um nicht mehr und nicht weniger als den Erhalt unserer Lebensgrundlagen.
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