Fachtagung: Landschaftspflege in Bayern: Ökologische Pflege kommunaler Grünflächen
Pressemitteilung
Nr. 15/07
Grünflächen sind Räume für Erholung und Entspannung, wodurch sie die Lebensqualität in Siedlungsgebieten bereichern und verbessern. Viele kommunale Grünflächen wie Brachflächen, Straßenrandbereiche, Saum- und Zwickelflächen in Baugebieten oder Grünflächen in Ortschaften sind allerdings nicht nutzungsorientiert. Eine naturnahe Pflege solcher Grünflächen schafft die Voraussetzung zur Entwicklung wertvoller Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Im Idealfall bilden sie ein Netz aus Biotopstrukturen, das den ganzen Siedlungsraum durchzieht. Für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität auf diesen Flächen spielt jedoch die Art und Weise der Pflege und des Maschineneinsatzes nach tier- und pflanzenökologischen Kriterien eine Schlüsselrolle.
Vor diesem Hintergrund waren Praxisbeispiele und übertragbare Lösungsansätze aus verschiedenen Kommunen Thema der Fachtagung der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) und der Bayerischen Landschaftspflegeverbände (LPV). 85 Teilnehmer von Kommunen, Naturschutzverbänden, Planungsbüros und Landschaftspflegeverbänden waren dafür nach Altötting gekommen. Mehr als 89% unserer Kultur- und Wildpflanzenarten werden von Insekten bestäubt. Die negative Entwicklung unserer Kulturlandschaften durch die Intensivierung der Landwirtschaft haben die Lebensbedingungen Blüten bestäubender Insekten jedoch drastisch verschlechtert. Das Biodiversitätsprojekt "Blühendes Passauer Land" des Landkreises Passau, in dem auffällig viele Wildbienenarten nachgewiesen wurden, verfolgt das Ziel, mehr Blühflächen im öffentlichen Raum zu schaffen und den Landkreis bienenfreundlicher zu machen. Dazu erläuterte Franz Elender (Geschäftsführer LPV Passau e.V.) in seinem Vortrag verschiedene Pflegehinweise und hob insbesondere die Bedeutung der Straßenränder als wichtige Vernetzungslinien für Pflanzen und Tiere einerseits, sowie optischen Blickfang andererseits hervor. Er betonte dabei in Bezug auf die Neuanlage bzw. Erhöhung artenreicher Flächen neben dem richtigen Mahdzeitpunkt die Wichtigkeit der Verwendung von lokalem Saatgut mit der Voraussetzung geeignete Spenderflächen zur Verfügung zu haben. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Projektziele seien außerdem eine gute Zusammenarbeit mit den Bauhöfen und Kommunen sowie Informationsmaßnahmen zur Akzeptanzschaffung in der Bevölkerung nötig.
Um den artenreichen Zustand solcher Flächen dauerhaft erhalten zu können, ist eine Entnahme des Mähguts nötig. Eine Möglichkeit der Verwertung von Biomasse aus Pflegemaßnahmen stellte Christof Thoss vom Deutschen Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL) im Rahmen des Landschafts-Energie-Projekts MULLE vor. Da sich nicht jedes Pflanzenmaterial gleichermaßen für die energetische Verwertung in Biogasanlagen eignet, ist es wichtig zwischen den verschiedenen Biotoptypen zu differenzieren, um einen optimalen Biogasertrag zu erhalten. Grundsätzlich ist Grünschnitt jedoch ein energiereicher Rohstoff, sodass sich neben der Kosteneinsparung in der Landschaftspflege auch ein nachhaltiger und naturverträglicher Weg der Energieversorgung ergibt, auch wenn die Nutzung des Grünschnittes in landwirtschaftlichen Biogasanlagen durch die Vorgaben des Abfallrechtes derzeit noch erschwert wird.
Zum Thema Lebensraum Siedlung – Biodiversität und Biotopvernetzung auf Gemeindeflächen gab Sabine Finster vom LPV Altötting e.V. eine Anleitung zur naturschutzfachlich optimalen Pflege mit vielen Praxisbeispielen aus den Gemeinden Altötting, Emmerting und Burghausen. Wie eine ökologische Pflege von kommunalen Grünflächen in der Praxis aussieht, erläuterte Reinhard Klett vom LPV Altötting bei der Exkursion nach Emmerting. Verschiedene Methoden konnten kennengelernt und über deren Einsatz und Grenzen mit Fachleuten diskutiert werden. Laut Evelin Köstler (ANL) zeigt das große Interesse an der Veranstaltung die Wichtigkeit und Aktualität der Thematik, weshalb bereits geplant ist, eine weitere Veranstaltung zu diesem Thema in Nordbayern durchzuführen.
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