ANL-Symposium "STADT LEBENs RAUM" - Unsere Städte müssen grüner werden!
Pressemitteilung
Nr. 22/11
Wie lassen sich Biodiversitätsschutz, Klimawandel und Lebensqualität in der Stadtentwicklung umsetzen? Moderiert von Volker Angres diskutierten am 21. Juni 2022 exzellente Referentinnen und Referenten aus Politik, Ökologie, Architektur und Stadtplanung bei einem Symposium der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) im Schloss Nymphenburg in München. An der zentralen Veranstaltung des Jahresschwerpunktes STADT LEBENs RAUM nahmen live und online über 250 Interessierte teil.
ANL-Direktor Dieter Pasch hob in seiner Einführung die Bedeutung der Stadtökologie hervor. Stadtökologische Aspekte von Anfang an in der Planung zu berücksichtigen, sei besonders wichtig. Eine Aufgabe für viele Disziplinen und Akteure.
Das übergeordnete Ziel aus Sicht der Cities Unit des UN Environment Programme fasste Sharon Gil so zusammen: „Wenn wir unsere Städte dazu bringen, mit der Natur zusammenzuarbeiten, können wir die dreifache Krise – Verlust der biologischen Vielfalt, Klimawandel und Umweltverschmutzung – zum Wohle der Menschen und des Planeten bewältigen“. Deswegen wird sie sich dafür einsetzen, „dass die Diskussion über Investitionen in die Natur auch bei den diesjährigen G7-Gesprächen unter deutscher Führung stattfindet“.
Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber sprach sich gegen Pilotprojekte aus: „Dazu haben wir keine Zeit mehr. Wir müssen das, was wir schon haben, jetzt endlich in Serie bringen.“ Dabei hat der Minister als gelernter Architekt vor allem klimafreundliches Bauen im Sinn. „Wir unterstützen die Wohnungsbaugesellschaften der Kommunen beim Thema Grüne Fassade und Grünes Dach. Mit der Initiative Stadt.Klima.Natur schaffen wir Impulse für die Klimaanpassung, in dem wir die grün-blaue Infrastruktur stärken. Wir haben in Bayern einen Blühpakt ausgerufen. Damit statten wir die Kommunen mit Starterkitts zur Begrünung aus und beraten die Bauhöfe bei der Umsetzung“.
Während es beim klimafreundlichen Bauen umsetzungsreife Lösungen gibt, ist das von den Professoren Dr. Wolfgang Weisser (TU München) und Dr. Thomas Hauck (TU Wien) gemeinsam entwickelte Konzept „Animal Aided Design“ bei Architekten und Planern noch weitgehend unbekannt – weckte aber großes Interesse. „80 Prozent aller Wildtiere einer Region, können auch in der Stadt vorkommen, wenn ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden“, so Professor Weisser. „Animal Aided Design“ ist eine Praxishilfe zur Integration der Ansprüche von Stadt-Tierarten in die Planung. Neue Ansätze präsentierte auch Professor Ferdinand Ludwig (TU München), der als Baubotaniker Gebäude und Pflanzen miteinander verschmelzen und so der Trennung von Stadt und Natur entgegenwirken will.
Innovative Lösungen für diverse urbane Planungsaufgaben stellte in einem Parforceritt Sven Thorissen vom renommierten niederländischen Planungsbüro MVRD vor. Die Palette reichte von urban farming, über die temporäre Umnutzung von Parkplätzen zu grünen Sommeroasen bis hin zu stadtplanerischen Großprojekten wie das Projekt „Skywalk“ in Seoul, eine zur urbanen grünen Fußgängerverbindung umfunktionierten Autobahnbrücke.
Stadtbaurätin Elisabeth Merk von der Stadt München holte das Publikum auf den Boden der Realität zurück. Sie forderte die Politik auf, Entscheidungen zu treffen und nicht unnötig zu verzögern. Vor allem gelte es, das Baugesetzbuch so anzupassen, dass Klimaschutzbelange in Planungsverfahren ein noch stärkeres Gewicht haben. Gleichzeitig sei insbesondere der Bestand an Grünflächen, Wohngebieten und Gewerbegebieten in den Blick zu nehmen und aufzuwerten.
Ein vorbildhaftes Beispiel kommt aus Hamburg. Malte Siegert vom NABU Hamburg, berichtete über die Erfolge der Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“. In einem Vertrag mit der Stadt sind konkrete Ziele zum Schutz von Grünflächen und deren Qualität festgelegt. Durch verbindliches Monitoring wird sichergestellt, dass die Ziele tatsächlich erreicht werden.
Uneins war sich die Diskussionsrunde in der Frage, welche Bedeutung Pilotprojekte und kleine Initiativen haben. Sven Thorissen brach eine Lanze für kreative Aktionen vor Ort. Sie könnten zeigen, was machbar ist. In Bayern jedenfalls gibt es sehr viele Projekte, die vorbildlich Klima- und Naturschutz in der Stadt umsetzen. Hierzu hat die ANL eine Überblick-Studie erstellt. Sie wurde von der Projektleiterin Celina Stanley vorgestellt. Stellvertretend für viele andere präsentierten sich zwei Initiativen im Foyer des Hubertussaals: „Green City“ aus München und „Die Summer“ aus Bayreuth.
Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig: Die Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur durch eine ökologisch orientierte, integrale Stadtplanung unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger lösen. Es braucht eine Stadtplanung für besseres Klima und eine lebendige Stadtnatur sofort und in allen unseren Städten.
Weitere Informationen unter: www.anl.bayern.de/projekte/stadt_lebens_raum
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte gerne an Stefanie Riehl, die das Symposium geleitet hat:
Stefanie.riehl@anl.bayern.de, +49 8682 8963-51
Herzliche Grüße
Ihre
Evelin Köstler
_______________________
Evelin Köstler, Dipl.-Biologin
Leiterin Fachbereich 2 – Landschaftsentwicklung und Umweltplanung
Öffentlichkeitsarbeit und Projektleitung LIFE living Natura 2000
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Telefon +49 8682 8963-26
Telefax +49 8682 8963-16
evelin.koestler@anl.bayern.de
www.anl.bayern.de
Bild:
The Green Dip Munich – Die Vision: der Münchner Marienplatz taucht ein ins Stadtgrün
Bildautor: Antonio Luca Coco, MVRDV
Kontakt zur Pressestelle
Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)
Seethalerstraße 6
83410 Laufen
Ansprechpartner
Dr. Katharina Stöckl-Bauer
Telefon: +49 8682 8963-63
Stefanie Riehl
Telefon: +49 8682 8963-51
Johanna Schnellinger
Telefon: +49 8682 8963-62