Station 1
"Menschen im Moor - Literatur"
1):
Abschrift: Original im Pfarrarchiv Petting, Kopie nicht möglich, 1.7.2005, Seite1
Akte 005/2, Langhans/Demel
Seelsorgeberichte der Pfarrei Petting von Pfarrer Pfaffinger: Auszüge
1938
Seelsorgerisch wenig erfreulich ist die Anwesenheit eines Arbeitsdienstlagers im Schönramer Filz. Die Einrichtung eines regelmäßigen Sonntagsgottesdienstes hat sich trotz mehrfacher Versuche... nicht ermöglichen lassen. Nur Theologen kommen soweit möglich zum Gottesdienst und Sakramentempfang.
1939
Oberfeldmeister RAD-Lager ausgetreten.
1940
Er ( Anm.: Benefiziat Schiessl) hat sich bereit erklärt, jeden zweiten Sonntag zu binieren, um den in der Nähe Schönrams untergebrachten polnischen Gefangenen wenigstens alle zwei Wochen Gelegenheit zur Erfüllung ihrer Sonntagspflicht zu bieten.
In Petting findet jeden Sonn- und Feiertag eine eigene Spätmesse für die polnischen freiwilligen Landarbeiter statt, die leider nur zur Hälfte von den hier beschäftigten polnischen Landarbeitern besucht wird.
1941
Für die polnischen freiwilligen Landarbeiter wurde in früheren Jahren durch Bination immer ein eigener Spätgottesdienst abgehalten. Der Besuch desselben ging .... zurück, so dass davon abgesehen wurde. Ca. die Hälfte der hiesigen poln. Landarbeiter erfüllt, mit stillschweigender Duldung der Gemeindebehörden, beim Pfarrgottesdienst ihre Sonntagspflicht.
Aus dem gleichen Grund ist die jeden 2. Sonntag in Schönram stattfindende Binationsmesse
für die polnischen und später französischen Gefangenen zum Wegfall gekommen.
1942
... „vor dem zersetzenden Geist der Zeit bewahrt“....
1943-------
1944
Bei 1260 Einwohnern 100 ausländische Arbeitskräfte und ebenso viele Evakuierte.
In dem früheren Arbeitsdienstlager Schönram wurde ein Krankenlager für ausländische Arbeitnehmer mit ca. 130 Insassen, größtenteils Polen und Ukrainer, errichtet.
Die dort untergebrachten Kranken müssen in der Mehrzahl als unheilbar betrachtet werden und leiden hauptsächlich an Tuberkulose. Bis jetzt wurde bei nahezu allen Todesfällen kirchliche Beerdigung gewünscht. In einem Raum des Lagers wurde monatlich einmal eine heilige Messe abgehalten.
Im allgemeinen wird dies von Seiten der Kranken dankbar entgegengenommen, nur in ein Paar Fällen wurde der priesterliche Beistand von Ukrainern (Bolschewiken) abgelehnt.
Seelsorgeberichte Ausschnitte Fortsetzung Seite 2
1945
Besatzung in Petting seit Mai ca. 50 bis 100 Negersoldaten.
(Anmerkung E.L.:Einmarsch Petting Amerikaner 4.5.1945 ca.9:00 Uhr)
.....
das Krankenlager Schönram, wo seit Oktober 1943 ca. 130 ausländische, an schwerer und offener Tbc leidende Arbeiter, in der Mehrzahl Polen und Ukrainer, untergebracht waren, hat sich bei Kriegsende aufgelöst.
Aber bereits mehrere Monate vorher war mir durch gehäßige Denunziationen örtlicher Parteigenossen die Ausübung von Seelsorge an den Kranken, welche fast alle eine priesterliche Betreuung dankbar begrüßt hatten, verboten worden.
Der Lagerleiter hatte mir in entgegenkommender Weise sogar die monatliche Abhaltung einer heiligen Messe in einem Lager-Raum gestattet. Ich musste mich auch darüber bei der Gestapo verantworten.
Beerdigungen (incl. Schönram) 50, im Vorjahr 21
1946
Das Barackenlager Schönram, das bis Kriegsende der Unterbringung Tbc-kranker Ostarbeiter diente, ist jetzt Flüchtlingslager......
1947
Für das Flüchtlingslager Schönram geplante Schule wurde errichtet.
Nach schon ausgearbeiteten Plänen soll in Schönram eine staatl. Torf-Veredelungswerk gegründet werden. Schon jetzt sind zahlreiche Baracken errichtet worden; durch dieses Projekt würden nicht nur die Insassen des Flüchtlingslagers, die bereits voll beschäftigt sind, sesshaft, sondern noch zahlreiche weitere Arbeiterfamilien würden neu angesiedelt.
Wenn dieser Plan mit Hilfe der nötigen staatl. Zuschüsse wirklich realisiert werden sollte....
ist eine größere Kirche in Schönram nötig.
1948
Der Ausbau eines staatlichen Torfveredelungswerkes in Schönram wird wohl nicht durchgeführt werden, da das Unternehmen keine Rentabilität verspricht.
1949
Im Barackenlager Schönramer Filz sind 55 Flüchtlingsfamilien untergebracht. Durch die Stilllegung des dortigen Torfveredelungswerkes, das bald nach der Währungsreform bankrott gemacht hat, wurden sämtliche Familien arbeitslos. Nur ein kleiner Teil davon konnte in der französischen Zone Aufnahme finden. Man glaubt jedoch, dass im nächsten Frühjahr die ganze übrige Belegschaft und ihre Familien in die französische Zone wird übersiedeln können.. Noch 25 Kinder in Lagerschule.
...Innenrenovation der Pfarrkirche, Entfernung der bemalten Glasfenster, 3 neue Glocken angeschafft.
1950
Lagerschule in Schönram aufgelöst. Die schulpflichtigen Kinder der noch im Lager verbleibenden Familien besuchen z.T. Petting, z.T. Leobendorf.
1951
Weitere Abwanderung von Flüchtlingen in die französische Zone (Bergbau).
1952
Das vor ein paar Jahren groß aufgezogene Torfveredelungswerk hat Pleite gemacht, die vielen Baracken im Schönramer Filz wurden bis auf zwei abgebrochen und deren Insassen anderweitig untergebracht. Oder sind zum größten Teil abgewandert .
2):
Auszüge aus dem Pfarrarchiv Juli 2005 Elisabeth Langhans
Zeitungsausschnitt ohne Angabe der Zeitung
Kriegsende in Laufen
Am 4. Mai 1945 um 12.30 Einmarsch der Amerikaner in Laufen-Lebenau.
Ein Transport von KZ-Häftlingen aus Buchenwald und Regensburg hatte nicht mehr weitergeleitet werden können.Dreizehn (Juden, Belgier, Franzosen, Polen, Russen) wurden teils von der SS erschossen, teils brachen sie tot zusammen (Strapazen, Misshandlungen).
An sie erinnert das Ehrenmal in Laufen.
Für Hunderte internierter Engländer und Amerikaner brachte der 4.5.45 die Befreiung.
Zeitungsausschnitt:
In dem jetzigen Flüchtlingslager Schönram befand sich während des Krieges die sogenannte
Krankenstation eines Ausländerlagers, in der unglaubliche Zustände geherrscht haben müssen.
Noch in den Monaten Februar – Mai 1945 sind dort etwa 80 Franzosen, Griechen, Polen und
Russen an Tbc gestorben. Sie wurden behelfsmäßig in einem angrenzenden Waldgrundstück bestattet. Diese Gräber, die teilweise unter einem Kieshaufen verborgen liegen, wurden nunmehr durch den Flüchtlingskommisar Lakner aus Laufen wiederaufgefunden.
Sie sind noch durch Kreuze mit Inschriften gekennzeichnet, im Übrigen aber stark verwahrlost. Der Flüchtlingskommisar hat sich daher mit dem Landrat von Laufen in Verbindung gesetzt , damit dieser Behelfsfriedhof hergerichtet und in einen würdigen Zustand gebracht werden kann. Er war der Bevölkerung in dieser Gegend so gut wie unbekannt und wäre wohl
völlig in Vergessenheit geraten, wenn man ihn nicht jetzt wiederentdeckt hätte.
3):
Das Todeslager im Schönramer Filz Original im Pfarrarchiv
Nachtrag bzw. Berichtigung von Michael Pfaffinger am 17.Mai 1947 (Brief an Südostkurier)
„Das derzeitige Flüchtlingslager Schönram diente noch in den ersten Kriegsjahren als Kaserne
für den RAD und wurde ab 1944 zur Unterbringung von Tbc-kranken ausländischen Arbeitern, größtenteils Ukrainer und Polen, aber auch Angehörigen von anderen Nationen verwendet.“
Anm.: Weiter wie im Pettinger Gemeindeblatt von K. Pötzl zitiert:
„Ich hatte im Speisesaal der Patienten jeden Monat sogar das heilige Messopfer zelebriert und
alle verstorbenen Lagerinsassen wurden einzeln und in einem Holzsarg (i.N. und Auftrag des
Pfarramts von Herrn H. Benef. Joh. Schiessl) kirchlich ins Grab gesegnet und für sie im Lager ein stiller Gottesdienst gehalten. Später hat Herr Seidler (Anm.: Lagerleiter) sogar einem polnischen, internierten Ordenspriester aus Laufen die Abhaltung eines monatlichen Gottesdienstes im Lage gestattet, bis uns dann infolge gemeiner Denunziation jede pastorale Funktion von Seiten der Gestapo unter Androhung schwerster Strafen verboten wurde.
Die Gesamtzahl aller im Lager Verstorbenen wird sich ungefähr auf 50 belaufen, bei einer
durchschnittlichen Belegschaft von 150 Patienten bis Ende März 45. Bis zum genannten Verbot der Gestapo, wurden 41 Todesfälle in den pfarramtlichen Sterbematrikelbüchern registriert, in den Büchern des Standesamtes 49 Fälle. (Letzter Eintrag vom 30.4.1945).
Vor allem liegt mir daran, die Darstellung von den angeblich „unglaublichen Zuständen im
Todeslager Schönram zu berichtigen, im Interesse des um das Lager hoch verdienten Herrn
Seidler, der... ein Opfer... und seither selber an Tbc erkrankt darniederliegt und zur Ehrenrettung des deutschen Volkes.
(Literatur 1-3: Demel)
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Das mit der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen (ALP) erarbeitete Aktionshandbuch Tiere Live wurde im April 2014 von der Jury der UN-Dekade Biologische Vielfalt als Beitrag zur UN-Dekade ausgezeichnet, das vorbildlich dazu beiträgt die biologischen Vielfalt zu erhalten und zu vermitteln. Mehr
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