25 Jahre Natura 2000 aus Sicht der Landwirtschaft
Martin Erhardsberger
25 Jahre Natura 2000 aus Sicht der Landwirtschaft
Der Bayerische Bauernverband (BBV) unterstützt den kooperativen Natur- und Umweltschutz intensiv. Gerade die sehr erfreuliche Entwicklung des bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms auf rund 84.000 Hektar Umsetzungsfläche bestätigt, dass dieser Weg erfolgreich ist. Ziel von Natura 2000 ist es, die Vielfalt der Arten und Lebensräume unserer Kulturlandschaften zu erhalten. Dies kann nur gelingen, wenn Eigentümer und Bewirtschafter der Flächen als die entscheidenden Partner bei der Umsetzung von Natura 2000 frühzeitig eingebunden und deren Anliegen ernst genommen werden.
Der bayerische Weg der Kooperation und partnerschaftlichen Einbindung sowie der in der bayerischen Biodiversitätsstrategie verankerte Ansatz »Schützen durch nachhaltiges Nutzen« tragen dem Rechnung. Dennoch gilt es, gemeinsam noch zahlreiche Hürden zu nehmen, um die Umsetzung von Natura 2000 auch in den kommenden 25 Jahren erfolgreich voranzubringen.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 39/2 (2017): 4 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 3,4 MB).
Erwartungsgemäß sieht der BBV das Ganze kritisch-negativ. Teilweise hat er tatsächlich Recht, denn die dubiosen Zusagen früherer Umweltminister (die damals von allen ihren Fachbehörden gewarnt wurden) waren weder haltbar noch EU-rechtskomform. Aber leider stilisiert der Artikel Einzelfälle incl. überzogener Forderungen hoch; in der überwiegenden Mehrheit arrangiert man sich.
Was aber vom Bauernverband völlig ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass die hochgelobte „bayerische Kulturlandschaft“ einerseits auch aus massiver, nicht nachhaltiger Naturzerstörung entstanden ist (Stichwort Moorentwässerung), andererseits in jüngster Zeit Gewinnmaxmimierung und Effizienzsteigerung bei vielen Landwirten (und Beratern) über allem stehen. Oft auch stehen müssen, denn – und da hat der BBV auch Recht – es wird zu wenig gezahlt für ökologisches Wirtschaften und biodiversitäre Rücksichtnahme. Oder anders gesagt: Der Gesellschaft – und der Politikmehrheit in Bayern – ist der Geldbeutel näher als der Erhalt der Schöpfung. Mensch langfristig eingeschlossen, Stichwort Klimawandel. Insofern ist das etwas, wo man den BBV unterstützen muss: Gebt unseren Landwirten mehr Geld für Agrarumweltmaßnahmen. Aber zwackt das bitte vom großen großen Topf ab, den Alle ‚einfach so‘ bekommen, ohne ökologische Gegenleistung und oft mit kontraproduktiven Resultaten. Stichworte hier: Verlagerung der Mittel von der 1. in die 2. Säule.
Letztes Stichwort: „Greening“. Das sollte endlich so ausgestaltet werden, dass es seinen Namen auch inhaltlich zurecht trägt. Auch eine „NATURA 2000-Prämie“ ist immer noch möglich, in Kombination oder separat. Sie scheiterte aber bisher immer am Widerstand des Bauernverbands. Fehlt leider im Artikel. Schade eigentlich …