Hans Jürgen Böhmer: Beim nächsten Wald wird alles anders
(Wolfram Adelmann) Dieses Buch liest man von der ersten bis zur letzten Seite mit zunehmender Begeisterung. Inhaltlich ist es brillant und seine Fülle lässt sich nicht zusammenfassen. Die Leitfrage ist: Sterben unsere Wälder – schon „wieder“? Die Antwort ist eine wissenschaftliche Reise durch die Waldforschung und -beobachtungen und ein klarer Appell an die Sachlichkeit. Das gelingt dem Autor durchweg, trotz seiner leichten, fast anekdotische Erzählweise über Fakten, Studien und Beobachtungen.
Die Geschwindigkeit des rezenten Klimawandels ist menschengemacht und Wälder spiegeln dies wider. Wir verändern unsere Welt permanent, allen voran unsere Nutzung. Nichts ist monokausal in der Natur. Das lokale Absterben von Wäldern ist ein immer wiederkehrendes Phänomen, und hier gelingt dem Autoren etwas Besonderes: Der Blick in die verschiedensten Orte der Welt mit scheinbar gleichen Beobachtungen, jedoch unterschiedlichsten Gründen.
Hier zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden, ist essenziell und braucht vor allem im Wald Geduld. Daher ist sein Kapitel „Alzheimerisierung der Wissenschaft“ ein Weckruf: Unsere schnelllebige Zeit hat eine ultra-schnelllebige Wissenschaft hervorgebracht, die scheinbar nicht mehr in der Lage ist, auf altes und regionales Wissen aufzubauen, eine Materie tief zu durchdringen und erst danach Rückschlüsse zu ziehen. Damit ist es ein Buch nicht nur für alle Waldfreunde, sondern für alle Wissens- und Wissenschaftsbegeisterten.
Nur eines ist absolut sicher: Beim nächsten Wald wird – wieder – alles anders.
Hans Jürgen Böhmer (2021): Beim nächsten Wald wird alles anders – Das Ökosystem verstehen. – Gebunden, Hirzel Verlag, ISBN 978-3-7776-2922-3: 208 S.; 24 Euro.