Fakten zu Bienen und Bestäubung
(Andreas Zehm) Das Faktenblatt der Schweizer Akademien der Wissenschaften zeigt die Bedeutung von Wildbienen für die Bestäubung auf und fasst mit einer Checkliste die wesentlichen Maßnahmen zusammen, wie die Bestäubung sichergestellt werden kann. Besonders wertvoll am Faktenblatt ist, dass jede der allgemeinverständlichen Feststellungen durch mindestens eines der 146 Literaturzitate hinterlegt ist und so jeder Aspekt einzeln vertieft werden kann.
Dass viele Pflanzen, eine produktive Landwirtschaft, die gesunde Ernährung und eine vielfältige Natur auf Bestäubung essentiell angewiesen sind, ist eigentlich inzwischen Allgemeinwissen. Doch wenn selbst die fortschrittliche Schweiz resümiert, dass heutige Maßnahmen zwar partiell wirksam, aber nicht ausreichend sind, um die bestäubenden Insekten und ihre Leistungen langfristig zu erhalten, gibt dies zu denken. Umso mehr, als der ökonomische Nutzen belegt und inzwischen beziffert werden kann, wie das einleitende Kapitel wiedergibt (Beispiel: 2002 summierte sich der Erntewert für Obst und Beeren auf rund 271 Millionen Franken).
Zwar weist die Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch eine hohe Honigbienen-Völkerdichte auf, doch auch hier werden Rekordverluste von Völkern, wie von Ende Sommer 2011 bis Frühling 2012 von fast 50 %, registriert und ein Aussterben wildlebender Honigbienenvölker durch die eingeschleppte Varroa-Milbe konstatiert. Wissenschaftlich belegt, listet das Faktenblatt folgende Ursachen für die Rückgänge von Wild- und Honigbienen auf:
- Rückgang von Blütenvielfalt und -menge und damit ein ungenügend kontinuierliches Blüten- und daraus resultierend Nahrungsangebot
- Schwächung durch Parasiten (vor allem Varroa destructor) und Krankheiten
- Geringe genetische Diversität und fehlende Vitalität
- Verlust von Kleinstrukturen und Lebensräumen, die für die Fortpflanzung benötigt werden
Wirksam und relativ einfach umsetzbar ist, die Bestäuber beispielsweise durch ökologische Ausgleichsflächen zu fördern, wobei auch kleinere Flächen mit einem vielfältigen Blütenangebot effektiv sind. Blühende Wildpflanzen auf Ackerflächen haben positive Effekte auf die Bestäuber und fördern wiederum die Bestäubung der Kulturpflanzen. Allerdings heben die Wissenschaftler im Folgenden hervor, dass, um die Vielfalt der Bestäuber zu erhalten und ihre Leistungen für die landwirtschaftliche Produktion und die Ökosysteme langfristig zu sichern, aber weitergehende Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dabei sollten aus ihrer Sicht Wildbestäuber und Honigbienen möglichst gemeinsam gefördert werden, denn ihre Rückgänge haben zum Teil dieselben Ursachen. Eine große Vielfalt an Lebensräumen, ein vielfältiges, hohes und kontinuierliches Blütenangebot von Frühjahr bis Herbst, ein hohes Angebot an Kleinstrukturen sowie ein zurückhaltender Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Dünger sind wichtig für Bestäuber.
Ergänzung:
Aktuell hat das Forschungsinstiitut für biologischen Landbau ein ähnliches Faktenblatt herausgegeben, das zusätzlich den aktuellen Erkenntnisstand zur Wirkung des biologischen Landbaus darstellt und Förder- und Schutzmaßnahmen auflistet.
Mehr:
AKADEMIEN DER WISSENSCHAFTEN SCHWEIZ (2014): Bienen und andere Bestäuber: Bedeutung für Landwirtschaft und Biodiversität. – Swiss Academies Factsheets 9(1): 9 Seiten.
www.biodiversity.ch/d/publications/position_papers
PFIFFNER, L. und MÜLLER, A. (2014): Wildbienen und Bestäubung. – Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Faktenblatt, 8 Seiten.
www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1633-wildbienen.pdf.
Zitiervorschlag: Zehm, A. (2014): Fakten zu Bienen und Bestäubung. – ANLiegen Natur 36/1, S. 11; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/bienen-und-bestaeubung/.