Blühflächen helfen, die biologische Vielfalt der Agrarlandschaft zu erhalten
(Christian Wagner) Blühflächen sind Ackerflächen, die mit artenreichem Saatgut eingesät wurden und in der Regel fünf Jahre lang nicht bewirtschaftet werden. Bis 2010 wurden in Bayern zirka 20.000 im Durchschnitt einen Hektar große Blühflächen angelegt. Die Maßnahme wird durch das Kulturlandschaftsprogramm gefördert. Umfangreiche, jetzt veröffentlichte Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft haben gezeigt, dass Blühflächen in Bayern aus faunistischer Sicht eine Erfolgsgeschichte sind.
Blühflächen erhöhen Artenreichtum oder/und Individuenzahl aller untersuchten Tiergruppen. Wesentliche Ergebnisse des Vergleichs zu Ackerflächen waren, dass sie eine höhere Biomasse und Häufigkeit von Regenwürmern haben, einen höheren Artenreichtum und eine höhere Individuenzahl von Insekten und Spinnentieren aufweisen sowie mehr brütende und überwinternde Vögel beherbergen. Auch für Feldhamster (Cricetus cricetus), Feldhasen (Lepus europaeus) und Rehwild (Capreolus capreolus) konnte der positive Effekt von Blühflächen nachgewiesen werden.
Außerdem wirken Blühflächen in die sie umgebende Landschaft hinein. Insekten und Spinnentiere sind in blühflächennahen Äckern häufiger und artenreicher vertreten als in blühflächenfernen Äckern. Fasane und Feldhasen zeigen in Landschaften mit Blühflächen erhöhte Individuenzahlen als in Landschaften ohne Blühflächen. Außerdem nimmt zum Beispiel in Niederbayern mit zunehmender Anzahl an Blühflächen auch die Niederwilddichte zu.
Keinen Effekt haben Blühflächen auf gefährdete Insektenarten und Vögeln der offenen Feldflur, wie Feldlerche (Alauda arvensis) und Schafstelze (Motacilla flava).
In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Charakteristika einer optimalen Blühfläche zusammengefasst. Blühflächen sollten mit artenreichem Saatgut angelegt werden, groß sein, mehrjährig ohne Pflege stehen und in der intensiv genutzten Agrarlandschaft liegen.
Merkmal | Optimale Ausprägung | Erläuterungen |
---|---|---|
Saatgut | Artenreich, Kräuter, keine Gräser | Schwebfliegen (und andere Bestäuber) profitieren vom reichhaltigen Blütenangebot |
Größe | Je größer, desto besser; Flächen sind besser als Streifen | Auf der Bodenoberfläche lebende Arthropoden, Niederwild und Vögel nehmen mit Blühflächengröße zu; die optimale Größe ist abhängig von betrachteter Tierart |
Standzeit | 5 bis 7 Jahre (Blühflächen haben ein „Verfallsdatum“) | Regenwürmer sind nach zwei Jahren Bodenruhe häufiger; alte Blühflächen sind allgemein tierartenreicher als junge Blühflächen |
Pflege | Keine Pflege; über den Winter alte Strukturen belassen | Ansprüche von Vögeln und Niederwild (und Insekten); alte Strukturen zur Nahrungssuche und als Deckung, wichtig auch im Winter |
Lage | In intensiver Agrarlandschaft | In strukturarmen Landschaften haben Blühflächen einen größeren Effekt als in komplexen Landschaften auf Niederwild, Vögel und Bestäuber |
Tabellenbeschriftung: Übersicht der wichtigsten Charakteristika einer optimalen Blühfläche.
Mehr:
WAGNER, C., BACHL-STAUDINGER, M., BAUMHOLZER, S., BURMEISTER, J., FISCHER, C., KARL, N., KÖPPL, A., VOLZ, H., WALTER, R., WIELAND, P. (2014): Faunistische Evaluierung von Blühflächen. – Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) 1/2014, 1 bis 150.
www.lfl.bayern.de/publikationen/schriftenreihe/059344/ .
Zitiervorschlag: Wagner, C. (2014): Blühflächen helfen, die biologische Vielfalt der Agrarlandschaft zu erhalten. – ANLiegen Natur 36/1, S. 12; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/bluhflachen-fuer-biologische-vielfalt/.