Die Bockkäfer Mitteleuropas
(Heinz Bußler) Im Gegensatz zu anderen Käferfamilien gelten die Bockkäfer als relativ gut erforscht. In der nunmehr schon dritten, stark überarbeiteten und erweiterten zweibändigen Auflage wurde eine umfangreiche Datenmenge zur Systematik, Morphologie, Biologie und Faunistik mitteleuropäischer Bockkäfer sowie zu ihren Beziehungen zum Menschen zusammengetragen und aktualisiert. Der erste Band beinhaltet Bestimmungstabellen für Unterfamilien, ausgewählte Gattungen und Arten sowie einen dichotomischen Bestimmungsschlüssel für alle Imagines. Überflüssig erscheinen für die Bestimmung Verbreitungshinweise für Bundesländer, da diese auch in einer Übersichtstabelle zusammengefasst sind und sich bei den Einzelbeschreibungen im zweiten Band wiederholen. Bei den Beschreibungen der einzelnen Arten werden im zweiten Band die in Deutschland vorkommenden Arten besonders berücksichtigt. Nachweise liegen für 202 heimische und eingeschleppte Arten vor, wobei etliche Meldungen zweifelhaft sind oder weit zurückliegen.
Hervorzuheben ist die ausgezeichnete Bildqualität des gesamten Werks. Fast ausschließlich wurden Lebendfotos verwendet, die auch wichtige Bestimmungsmerkmale erkennen lassen. In der Zusammenschau von Bildern und Bestimmungsschlüsseln kann auch von „Einsteigern“ ein großer Teil der Arten bestimmt werden. Voraussetzung für den Gebrauch des Schlüssels ist jedoch eine entsprechende optische Ausrüstung. Im Gelände am lebenden Objekt dürfte eine erfolgreiche Bestimmung nur ausnahmsweise möglich sein. Da alle Bockkäferarten, mit Ausnahme weniger „schädlicher“ Arten, nach Bundesartenschutzverordnung besonders oder streng geschützt sind, bleibt eine absolut sichere Bestimmung in vielen Fällen nur mit naturschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigungen möglich.
Um den Überblick über die sich ständig verändernde Nomenklatur behalten zu können, werden bei den gültigen wissenschaftlichen Namen auch die Synonyme angeführt. Durchaus kritisch sehen die Autoren die Forderung von Naturschutzverwaltungen, für alle Arten auch einen deutschen Namen zu vergeben. In Pflichterfüllung erfolgte dies darüber hinaus sogar für einige Gattungen. Abgesehen von den wenigen etablierten deutschen Namen werden sich diese Kunstprodukte allerdings kaum jemals durchsetzen und führen nur zu einer weiteren „babylonischen“ Namensverwirrung.
Aus meiner Sicht ist dies ein hervorragendes Werk, sowohl für Experten wie auch für den Naturbeobachter. Es eignet sich für die Bestimmung vieler, aber nicht aller Arten, auch im Gelände. Leider wurde es in zwei Bänden aufgelegt, was die Handhabung erschwert, da die Bestimmungsschlüssel im ersten Band, die meisten Fotos und das Register sich aber im zweiten Band befinden.
Mehr:
Bernhard Klausnitzer, Ulrich Klausnitzer, Ekkehard Wachmann & Zdenek Hromadko (2016): Die Bockkäfer Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 499 3., vollst. überarb. u. stark erw. 3. Aufl. in 2 Bänden: 696 Seiten, ISBN Gesamtausgabe: 978-3-89432-474-2, 79,95 Euro; www.neuebrehm.de/buecher/733-die-bockkaefer-mitteleuropas-gesamtausgabe.
Zitiervorschlag: Bußler, H. (2016): Die Bockkäfer Mitteleuropas. – ANLiegen Natur 38/1; www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/meldungen/wordpress/bockkaefer/.